Du möchtest dich lieber nicht in unbekannte Gefilde vorwagen. Der Weg zur großen Insel ist lang und du weißt nicht, wie viel Zeit dir bleibt, bevor die Flut einsetzt.
Da ist es dir lieber, den bekannten Weg zurück zur ersten Insel zu nehmen.
Du stapfst los, über feuchten, festen Sand, dessen Oberfläche von Wellen gezeichnet ist. Hier und da liegen dunkle Algenstreifen. In den tiefsten Stellen dümpeln einige Seen, die vom Ozean zurückgeblieben sind. Doch die meisten Wasser sind, ebenso wie die Haie, spurlos verschwunden.
Statt dich umständlich über den höchsten Dünenkamm zu kämpfen, wo der trockene Sand unter jedem Schritt nachgibt und das Vorwärtskommen erschwert, wählst du den direkten Weg auf dem festeren Untergrund. Du kommst du voran, jedenfalls bis zu der Stelle, wo der Sand unvermittelt unter deinem Fuß nachgibt und du bis zum Knie einsackst.
Du bist noch mitten in der Bewegung und stürzt nach vorne. Der Grund schluckt auch deine Arme gierig bis zum Ellbogen. Als du dich aufzurichten versuchst, versackt auch dein freies Bein im Sumpf.
Was zur Hölle ist hier los? Du windest dich, aber wann immer du Gewicht auf ein Bein verlagerst, um das andere anzuheben, versinkt dieses tiefer im Boden, als du dich befreien kannst. Kaltes Wasser brennt sich in deine Haut und lähmt deine Waden. Du bibberst. Bereits bis zur Mitte der Oberschenkel steckst du im Sand.
Offenbar ist der Boden hier aufgeweicht und der Sand von Wasser durchsetzt, sodass sich Treibsand gebildet hat. Du versuchst, dich zu beruhigen und zu überlegen. Die Kälte wird immer beißender. Schon jetzt zitterst du unkontrolliert.
Was sollst du jetzt nur tun?
Spätestens, als die ersten Wellen über die dich umringenden Sandhänge schwappen, steigt deine Panik. Du windest dich im verzweifelten Versuch, dich zu befreien. Mit der Zeit bist du bis zur Hüfte eingesunken. Während Wasser um deinen Bauch, dann um deine Brust spült, verschlingt dich der Boden wie ein hungriger Wurm. Die Sonne steigt langsam, sodass du sehen kannst, wie der Ozean zurückerobert, was ihm die Ebbe genommen hat.
Schließlich musst du den Hals strecken, um noch atmen zu können. Deine Füße fühlst du bereits nicht mehr. Du weißt gar nicht, welcher Druck von den Wassermassen und welcher von dem dich umschließenden Sand stammt. Auch deine Resignation schnürt dir zusehends die Kehle zu. Ertrinken. Du wirst ertrinken. Du hast nicht einmal eine Möglichkeit, deinen Tod irgendwie zu beschleunigend und dir damit den Kampf um Atem zu ersparen, der nun unweigerlich folgt. Mehrmals bist du so lange unter Wasser, dass du Salzwasser einatmest. Doch dann durchbricht dein Kopf doch wieder die Wasseroberfläche und du saugst die Luft hustend und spuckend ein. Deine Position befindet sich dicht unter den Wellen, sodass du immer wieder Luft schnappen kannst. Erst gegen Mittag erlahmen deine Kräfte und der letzte Rest deiner Überlebensinstinkte zieht sich zurück, gestattet es dir, sanft gewiegt von den Wogen in Schwärze zu sinken, ohne noch um das Leben zu kämpfen.
Du bist tot.
- Essen (14/100)
- Trinken (2/100)
- Gesundheit 0/100)
- Schlaf (87/100)
- Mental (3/100)
Überlebt: 4/5 Kapitel
Erkenntnis: Der kürzeste Weg ist nicht immer der beste …
Tot? Das passt mir aber gerade nicht!