Du folgst dem fernen Pfahl des Strommasts wie eine Motte dem Licht. Strom bedeutet Zivilisation! Du kannst nicht anders, als dir eine Stadt voller Leben auszumalen. Mit gut gefüllten Kühlschränken, Heizungen, warmem Wasser aus dem Hahn, mit Fernsehern, Computern, Telefonen … Doch du ahnst, dass deine Hoffnungen enttäuscht werden. Selbst wenn du wider Erwarten eine vollständige Zivilisation am Ende deiner Reise findest, sind das vielleicht alles Kannibalen. Oder Echsenmenschen. Oder es sind zwar normale Menschen, aber die Telefone lassen dich trotzdem nicht zuhause anrufen.
Ob man dich dort vermisst? Wie viel Zeit ist überhaupt verstrichen? Du hast nicht die geringste Möglichkeit, das herauszufinden.
Den ersten Strommast erreichst du ziemlich schnell. Dann bieten sich dir zwei Richtungen. Die eine Seite des Kabels kommt ungefähr aus der Richtung, aus der auch du kommst, also folgst du einer Reihe von Strompfählen in die andere Richtung, mitten durch den Wald, in dem sich kein Windhauch rührt und kein Vogel singt. Das ganze Land wirkt wie ausgestorben, bis auf die Pflanzen, die du aber nicht so recht als Lebewesen mitzählen willst. Du siehst und hörst nicht einmal Insekten, geschweige denn etwas größeres. Ein unheimliches Gefühl.
Deshalb bist du auch ziemlich erleichtert, als du schließlich das Ende des Strompfads erreichst. Hier erhebt sich eine kleine Holzhütte neben einem Bachlauf, der in einen größeren See mündet. Du klopfst zunächst an die Tür und rufst: „Hallo?“, allerdings meldet sich niemand. Stattdessen schwingt die Tür knarzend auf. Sie war nicht verschlossen!
Drinnen findest du ein gemütliches, staubiges Wohnzimmer, eine kleine Küche, oben ein Dachgeschoss mit einer bezogenen Matratze und Decken. Alles wirkt, als wäre es erst kürzlich verlassen worden – allerdings funktioniert der Wasserhahn nicht und du hörst und siehst niemanden. Da du es nicht länger aushältst, siehst du in den Kühlschrank und die Küchenstauräume. Hier nimmst du dir etwas Brot und Käse und machst dir eine kleine Mahlzeit, ehe du dich nach draußen auf die Veranda wagst. Du setzt dich auf die Bank dort, isst dein Brot und wartest darauf, dass jemand auftaucht.
Die Zeit verstreicht und schließlich wird dein Durst so groß, dass du wieder aufstehst. Es hat keinen Zweck – offenbar wohnt hier niemand mehr. Vielleicht ist derjenige ebenso plötzlich verschwunden wie alle Tiere.
Du siehst dich im Haus nochmal um, doch dort gibt es kein Wasser, außer einige algenverseuchte Rückstände in den Blumentöpfen. Also bleiben dir …
- … der See. Kapitel 838:
[https://belletristica.com/de/chapters/231123/edit]
- … der Fluss. Kapitel 841:
[https://belletristica.com/de/chapters/231126/edit]
Ehe du losgehst, ist es Zeit für die übliche Kontrolle:
- Essen (25/100)
- Trinken (8/100)
- Gesundheit (9/100)
- Schlaf (6/100)
- Mental (75/100)
Das Brot hat dich gut gesättigt, doch besonders gut fühlst du dich noch lange nicht.