Du hast keine Zeit mehr zu verlieren, wenn du nicht mitten im Ozean verdursten willst! Angespannt keuchend beobachtest du das Wasser und die grauen Rückenflossen, die seine Oberfläche durchschneiden. Du schätzt die Strecke, die vor dir liegt, auf wenige Meter ein. Vielleicht zehn, bis das Wasser wieder so flach ist, dass dort kein Hai schwimmen kann.
Zehn Meter. Das müsstest du schaffen können, bevor dich die Haie einholen. Aber vielleicht kannst du mit einer kleinen Ablenkung arbeiten …
Du reißt ein Stück Stoff von deinem Oberteil ab. Nur ein dünner Streifen, den du nicht weiter vermissen wirst. Den Stoff wickelst du um die Bisswunde an deinem Knöchel und tränkst ihn mit deinem Blut. Dann knüllst du das Stoffstück zusammen, holst aus und wirfst es mit aller Kraft hinter dich.
Zuerst geschieht nichts. Dann wittern die großen Raubfische offenbar das Blut und erste Haie drehen ab, um die neue Quelle zu untersuchen. Sobald die größten der Rückenflossen sich von dir abwenden, duckst du dich zum Sprung.
Jetzt oder nie – los!
Du springst nach vorne und kraulst durch die Fluten. Wasser spritzt in die Höhe. Du hörst nichts außer dem lauten Platschen, das deine Bewegungen hervorrufen. Du fixierst die Stelle, wo der Boden sich wieder zur Wasseroberfläche erhebt. Verflucht, kommt er überhaupt näher? Nein … doch! Du streckst die Arme weiter nach vorne, als könntest du das sichere Land ergreifen und zu dir ziehen. Deine Fingerspitzen streichen über Sand. Noch zwei Schwimmzüge … einer …
Und dann bohren sich spitze Zähne in dein Bein.
Du schreist auf, so überrascht, dass du nicht daran denkst, den Kopf über den Wellen zu halten. Wasser schwappt in deinen Mund, aber das ist dein geringstes Problem. Ein brutaler Ruck reißt dich an der Wade nach hinten. Du spürst, wie die sägeartigen Zähne an deinem Fleisch zerren und die Wunde vertiefen.
Blind, weil dir Salzwasser in die Augen läuft, drehst du dich, um nach dem Hai zu schlagen, als ein weiteres Gebiss deinen Arm packt. Beide Haie schütteln dich mit wilden Bewegungen. Ihre Leiber donnern neben dir im Wasser. Dein Körper wird durch die entgegengesetzten Kräfte erst gestreckt, dann gestaucht. Du beißt dir auf die Zunge, stößt mit dem Kopf gegen eine peitschende Rückenflosse, verlierst die Orientierung. Deine Wade gibt dem Druck nach und das Gebiss entschwindet, gibt brennendem Schmerz Raum, als Salz in der Wunde prickelt. Dein Bein fühlt sich leichter an. Zu leicht.
Jetzt packen dich kleinere Zähne. Etwas stößt schmerzhaft in deinen Rücken und presst die Luft aus deinen Lunge, aber noch bevor du ertrinken kannst, spürst du, wie sich eine dämmrige Schwärze über deine Sinne legt, als dein Herz panisch Blut in den Ozean pumpt und deine Adern sich leeren …
Du bist tot.
Dein Überlebensmenü blickt wie spöttisch in der Schwärze.
- Essen (13/100)
- Trinken (1/100)
- Gesundheit (0/100)
- Schlaf (79/100)
- Mental (34/100)
Überlebt: 4 Kapitel
Erkenntnis: Immerhin nicht verdurstet!