Der Abstieg ist fast noch anstrengender als der Aufstieg. Immer wieder musst du anhalten und einen besonders steilen Hang umrunden. Als du endlich unten bist, hast du beinahe die Orientierung verloren. Entschlossen schlägst du dich trotzdem in das Unterholz und arbeitest dich dorthin vor, wo du die fernen Berge erblickt hast.
Fremdartige Vögel kreischen im Geäst über dir. Die Sonne blitzt durch die im Wind bebenden Blätter und beleuchtet bunte Kelchblüten an den Stämmen, blühende Büsche, Trauben merkwürdiger Beeren, die du lieber nicht probieren willst, solange du nicht wirklich hungrig bist. Überall raschelt und tapst es unter Büschen und Wurzeln. Du sieht jedoch kaum etwas von diesen vielen Tieren, da die meisten zu schnell die Flucht ergreifen, wenn sie dich bemerken. In den höheren Ästen siehst du manchmal schlafende, grüne Schlangen, und auf den Stämmen sitzen bunte Fröschchen. Die Vögel haben die merkwürdigsten Federkleider. Der gesamte Wald pulsiert vor Leben.
Die großen, roten Blüten haben Wasser in ihrem Kelch gesammelt. Sobald du das bemerkst hast, beginnst du, zu ihnen hinaufzuklettern und die kostbaren Schlucke zu ergattern. Es ist nur wenig Wasser pro Blüte, aber es gibt so viele von ihnen, dass du dich gut sättigen kannst. Als du in einer dieser Blüten jedoch winzige und grellbunte Frösche bemerkst, vergeht dir recht abrupt der Appetit. Die Frösche sind sicherlich giftig. Und selbst, wenn nicht, möchtest du eigentlich keine Amphibien mittrinken.
Nach längerer Wanderung bemerkst du, dass sich der Wald vor dir unvermittelt öffnet. Du wirst langsamer, als du vor dir eine größere Lichtung bemerkst. Die großen Bäume wurden hier alle abgeholzt, und obwohl viele kleinere Pflanzen wachsen, ist der Platz dennoch gut zu überblicken. Doch am interessantesten sind definitiv die Hütten, die sich überall erheben! Es sind kleine, gebogene Häuser, ein bisschen zeltartig. Offenbar werden sie von einem Halbbogen in der Mitte aufrecht gehalten, vielleicht ein gerundeter Ast, wie ein Bogen. Auf beiden Seiten sind die Wände, die aus bunt bemaltem Leder bestehen, mit Steinen beschwert, sodass sie sich aufspannen. An einer Seite gibt es eine runde Öffnung, durch die man in die kleinen Zelte kriechen könnte. Du hältst dich am Waldrand und umrundest die Lichtung, bis du an das Ufer eines breiten, schlammigen Flusses kommst, der quer über die Lichtung fließt, doch du siehst keine Menschen.
Mehrere bunte Totempfähle und verschiedene verstreute Werkzeuge zeugen davon, dass das Dorf zu irgendeinem Zeitpunkt bewohnt war. Du kannst nicht genau bestimmen, ob es noch immer bewohnt ist. Auf einem Gestell trocknen Häute und viele der freien Kochstellen wirken frisch. Andererseits ist die Lichtung stark überwuchert – dann wiederum mag es eine Eigenart der ‚zivilisierten‘ Stadtmenschen sein, dass sie jeden Grashalm in ihrer Umgebung bis auf den letzten Millimeter niederstutzen müssen und die Menschen hier leben mehr im Einklang mit der Natur.
Vorsichtig machst du ein paar Schritte vor. Das Dorf erstreckt sich über eine Fläche von fast einem halben Quadratkilometer und grenzt an einer Seite an den Fluss, wo Netze, Speere und Körbe liegen. Du könntest einfach leise am Wasser entlang weiterlaufen und würdest nach einer kurzen Strecke wieder im Wald sein. Aber vielleicht kannst du mit den Menschen hier reden! Sie werden womöglich nicht deine Sprache sprechen, aber du kannst dich mit Zeichnungen, Gesten oder anders verständlich machen. Vielleicht können sie dir helfen! Entweder mit Nahrung oder mit Wissen.
Aber würden die Leute dir freundlich gesinnt sein? Du bist immer noch in Phantasma – hier könnten ebenso gut Kannibalen leben! Vielleicht wäre es besser, wenn sie dich nicht bemerken.
Du überlegst und …
- … folgst dem Fluss am Dorf vorbei. Kapitel 795:
[https://belletristica.com/de/chapters/203024/edit]
- … machst auf dich aufmerksam, falls hier jemand lebt. Kapitel 798:
[https://belletristica.com/de/chapters/203027/edit]
- … bleibst unauffällig, falls hier jemand lebt. Kapitel 802:
[https://belletristica.com/de/chapters/203031/edit]
Bevor du eine Entscheidung triffst, kontrollierst du deine Lebenszeichen.
- Essen (34/100)
- Trinken (81/100)
- Gesundheit (61/100)
- Schlaf (68/100)
- Mental (90/100)
Die Blüten mit Wasser, die du unterwegs gefunden hast, haben deinen Durst gelindert. Alles andere befindet sich auf einem langsamen, aber deutlichen Kurs gen Minus. Deine Werte beim Essen gefallen dir ganz und gar nicht. Mit dem Rest kannst du vorerst leben.
Du siehst zum Dorf und entscheidest dich für den nächsten Schritt.