ABSCHNITT 2: Die verfluchte Insel
Die Sonne erhebt sich langsam am Horizont und offenbart dir die Insel vor dir. Deine eben erst gestiegene Hoffnung sinkt, als du kein Anzeichen menschlicher Siedlungen erkennen kannst. Die große Insel ist ebenso verlassen wie das Archipel, dem du entkommen bist.
Zudem hängt dichter Nebel über den Palmen und versperrt dir die Sicht in die Ferne. Du hoffst einfach, dass er sich im Laufe des Tages noch verziehen wird. Doch so lange kannst du nicht warten. Du bist noch immer hungrig und durstig. Von der Not getrieben betrittst du die dichte Vegetation.
Nach wenigen Schritten wird das Rauschen des Ozeans gedämpft. Die dichten Baumkronen lassen kaum Sonnenlicht durch und zwischen den Stämmen ist es so kühl, dass du unwillkürlich zitterst.
Langsamer gehst du weiter. Dein Blick schweift über die Stämme und du versuchst, dir deinen Weg zu merken, sodass du wieder zurück zum Strand finden kannst.
Dann siehst du allerdings etwas anderes: Einen Baum mit großen, roten Früchten. Du beschleunigst hoffnungsvoll deine Schritte, bis du unter dem Stamm ankommst. Es ist ein kleinerer Baum, seine Früchte sind jedoch groß wie zwei Fäuste, und leicht oval. Unschlüssig pflückst du eine und schnupperst daran. Ob sie wohl essbar sind? Als dir der fruchtige Geruch einer Mango entgegenschlägst, lässt du alle Vorsicht fahren. Du drückst die Frucht, bis die weiche Schale aufplatzt und du das goldene Fruchtfleisch vom Kern ziehen kann. Klebriger, süßer Saft läuft über deine Hände bis zum Ellbogen und verschmiert dein Gesicht, als du gierig und vollkommen selbstvergessen isst. Noch drei weitere reife Mangos hängen am Baum. Erst, nachdem du sie gegessen hast, hältst du einen Moment inne und atmest durch.
Du bist endlich nicht mehr hungrig. Stattdessen ist dir ein bisschen schlecht und aus irgendeinem Grund fühlst du dich durstiger als vorher. Süßer Mangosaft war wohl in deiner Situation nicht ideal.
Du erhebst dich langsam und streichst über deine Arme, wo sich die Haut unter dem Saft bereits unangenehm spannt. Jetzt wünschst du dir, langsamer vorgegangen zu sein.
Langsam gehst du weiter und siehst dich dabei weiterhin wachsam um. Es dauert nicht lange und eine neue Verlockung offenbart sich dir – diesmal das Plätschern von Wasser. Du folgst dem Geräusch durch einiges Gestrüpp und findest einen kleinen Bach in einem steinigen, von Moos eroberten Bett.
Diesmal zögerst du länger. Du weißt nicht, wie sicher das Wasser ist. Es scheint Süßwasser zu sein, aber es ist wahrscheinlich voller Bakterien. Hättest du bloß etwas zum Abkochen!
Dein Durst macht dir allerdings klar, dass du nicht wählerisch sein kannst. Also kniest du dich an Wasser und schöpfst mit den hohlen Händen etwas der Flüssigkeit. Kritisch beäugst du das Wasser, ehe du vorsichtig schlürfst – und schon ist es wieder um deine Selbstbeherrschung geschehen und du hängst förmlich den Kopf in die Fluten, um deinen Durst zu stillen. Dann wäscht du den Mangosaft von deinen Armen und deinem Gesicht, ehe du noch einige weitere Schlucke Wasser nimmst.
Als du dich diesmal erhebst, fühlst du dich kugelrund. Das war definitiv ein bisschen viel auf einmal. Aber die Hitze auf dem Inselarchipel hat dich fast um den Verstand gebracht. Jetzt fühlst du, wie du etwas aus dem Tunnelblick ausbrichst und dich wieder stärker auf deine Umgebung konzentrieren kannst.
Inzwischen ist der Tag angebrochen, doch unter den Bäumen herrscht noch immer Zwielicht und auch der Nebel hat sich noch nicht verzogen. Im Wald ist es merkwürdig still. Du hörst das Rascheln der Blätter, doch nur vereinzelte, klagende Vogelrufe. Eine dumpfe, drückende Schwüle hat die Kälte der Nacht abgelöst und das Atmen fällt dir langsam schwer.
Du willst zum Strand zurückkehren, in der Hoffnung, dass die Luft dort frischer ist. Nach ein paar Schritten hältst du allerdings an.
Aus welcher Richtung kamst du noch gleich? Unsicher drehst du dich im Kreis, läufst ein Stück in diese, dann in die andere Richtung. Hinter deinen Schläfen pocht ein unangenehmer Schmerz.
Schließlich musst du resigniert erkennen, dass du den Weg zurück nicht mehr findest. Auch den Bachlauf hast du bei deiner Suche bereits verloren. Der Wald ist so dicht, dass er Geräusche einsperrt und du nicht sehr weit sehen kannst. Vielleicht sind also Bach und Strand ganz in der Nähe, aber du würdest es nicht wissen!
Du versuchst, dich zu beruhigen. Panik bringt dich jetzt auch nicht mehr weiter. Du musst dir was überlegen, damit du nicht weiter im Kreis herumläufst.
Du …
- … suchst nach Moos, um die Himmelsrichtung zu bestimmen. Kapitel 797:
[https://belletristica.com/de/chapters/203026/edit]
- … läufst bergan. Kapitel 801:
[https://belletristica.com/de/chapters/203030/edit]
Nervös siehst du auf deine Vitalwerte. Doch du schöpfst Hoffnung:
- Essen (47/100)
- Trinken (96/100)
- Gesundheit (62/100)
- Schlaf (77/100)
- Mental (92/100)
Die Mangos und das Wasser haben dir geholfen. Allerdings hat deine Gesundheit ziemlich gelitten. Ob das am Wasser liegt oder einfach an der Schwüle kannst du nicht genau bestimmen. Deine restlichen Werte sehen aber vorerst in Ordnung aus, was dich aufatmen lässt. Du bist nicht mehr in unmittelbarer Gefahr und kannst etwas Zeit darauf verwenden, nach Vorräten oder einer rettenden Siedlung zu suchen.