Oh Mann.
Die Gegend hier ist wirklich heruntergekommen mittlerweile.
Früher war das hier ein ganz normaler Stadtteil.
Nun ja, nicht ganz. Das „Brookviertel“ hatte noch nie den besten Ruf. Gerüchteweise gab es rätselhafte Morde oder Leute, die einfach verschwanden.
Vermutlich gab es diese tatsächlich, aber auch nicht mehr als anderswo. Früher jedenfalls war mir alles ganz normal vorgekommen.
Aber nun?
Etliche Häuser wirken heruntergekommen und verlassen. An mehreren Häusern finde ich Werbetafeln mit „Zu verkaufen“.
Das hier hat sich wirklich nicht gut entwickelt in den letzten Jahren. Und ich sehe schwarz, was den Laden betrifft.
Suchend blicke ich mich um. Finde ich diese Gasse überhaupt noch? Gut, dass es heutzutage Handys mit integriertem Navi gibt. So leitet es mich durch das Wirrwarr von Straßen, bis ich mich schließlich vor einem alten Gebäude wiederfinde.
Erleichtert, endlich am Ziel zu sein, steige ich aus meinem Auto.
Meine Stimmung bekommt jedoch rasch einen Dämpfer. Ja, ich stehe vor dem richtigen Haus. Das erkenne ich am verwitterten Schriftzug.
Nur sieht es nicht gerade so aus, als werde das Geschäft noch betrieben. Kein Licht darin, stattdessen ein leeres Schaufenster.
Neben der Tür sehe ich einen altertümlichen Klingelklopf.
Viel Hoffnung habe ich ja nicht, aber da ich nun schon mal da bin, kann ich es ja zumindest versuchen.
Also drücke ich und lausche. Der schrille Ton dieser furchtbaren Klingel ist bis nach draußen zu hören.
Ich warte.
Und warte.
Zweiter Versuch.
Wieder warten.
Nichts passiert.
Ich werde mir dann wohl doch etwas anderes einfallen lassen müssen.
Seufzend möchte ich mich wieder meinem Wagen zuwenden, als ich nun doch ein Geräusch im Innern des Hauses höre. Schlurfende Schritte und ein lautes Poltern.
Die Geräusche werden lauter, nähern sich der Türe. Langsam, mit einem lauten Quietschen, öffnet sie sich.
Im Dunklen fällt es mir schwer, etwas zu erkennen und ich kneife die Augen zusammen.
Es handelt sich augenscheinlich um einen Mann, das meine ich zu erkennen.
Und bestätigt sich, als nun ein langgezogenes „Ja?“ aus seinem Mund kommt.
Mehr sagt er nicht.
Eine seltsame Stimme hat er. Irgendwie heiser. Ich bin mir aber nicht sicher, da es bei diesem einen Wort bleibt.
„Verzeihen Sie bitte die Störung,“, beginne ich zögernd, „aber das hier ist doch Kutters Kostümverleih? Gibt es diesen Laden noch?“
Der Mann antwortet nicht. Stattdessen meine ich, zwei finstere Augen zu erkennen, die mich misstrauisch anstarren.
Dieses Schweigen ist mir unbehaglich, also räuspere ich mich. „Ich bin hier doch richtig, oder?“
Immer noch keine Antwort. Der Typ bewegt sich immer noch nicht, sondern steht wie eine Salzsäule.
Das wird mir hier zusehends unheimlicher.
„Wie es aussieht, bin ich hier falsch. Nichts für ungut und entschuldigen Sie bitte die Störung. Auf Wiedersehen.“, bringe ich hastig hervor.
Ich schaue lieber, dass ich wegkomme. Mit dem Kerl stimmt etwas nicht. Und ich bin hier allein, in einer gottverlassenen Gegend.
Schon habe ich mich umgedreht, als er endlich wieder anfängt zu reden.
Mit einer Stimme, die seltsam rau und dunkel klingt. Weiter spricht er ungewöhnlich langsam und leicht undeutlich, als sei er das Sprechen nicht gewöhnt: „Den Laden hier gibt es noch. Was suchen Sie?“