Ich nicke meinen Männern zu. »Bisher ist alles perfekt gelaufen«, stelle ich fest. »Besser hätte es nicht laufen können«
»Das stimmt«, stimmt mir einer meiner Männer zu. Auch wenn es eine Frau ist. Aber das ist nicht so wichtig.
»Dieses Mädchen handelt exakt so, wie ich mir gedacht hätte. Sie ist verdammt gut. Hätte niemals gedacht, dass sie es so gut macht. Dabei ist sie eher zufällig in meinen Plan gestolpert und hat diesen voran gebracht«
»Du solltest diesem Mädchen danken«, schlägt ein Mann vor.
Sie sind manchmal so dumm....aber immerhin machen sie was ich von ihnen möchte. Perfekte Sklaven.
»Soll ich jetzt einfach zu ihr marschieren und Danke sagen?«, frage ich nach.
»So habe ich mir es gedacht«, antwortet er.
Ich schüttel den Kopf. »Weißt du...du darfst dich später gerne in meinem Namen bei ihr bedanken. Noch nicht jetzt, sondern später. Sobald das Dynamit bereit ist. Dann gehst du runter und darfst dich bei ihr persönlich bedanken. Jedoch müssen wir zuerst das andere Mädchen und den Bruder des Mädchens loswerden. Ich weiß auch schon wie«
»Vielen Dank für diese Ehre«, bedankt er sich. »Also, wenn das Dynamit bereit ist, gehe ich nach unten und richte ihr unseren Dank aus. Und dann?«
»Dann trinkst du mir ihr noch einen Tee oder sowas. Ihr unterhaltet euch nett. Und du schaust dich ein bisschen in der Umgebung um, solange bis das alles explodiert. Schließlich muss das noch jemand sehen, bevor es komplett kaputt ist«
»Und dann komme ich wieder zu euch und berichte von meinen Abenteuern«
»Ja, dann kommst du wieder hoch. Bis dahin werden wir aber schon wieder raus sein. Über der Erde. Du wirst es schon alleine hinbekommen«. Du wirst es schon schaffen zu sterben, füge ich in Gedanken hinzu.
Er nickt. »Das werde ich hinbekommen. Sag mir einfach, wann ich zu ihr runtergehen darfst«
»Noch ist es viel zu früh. Und es sind zu viele. Das andere Mädchen und der Bruder nerven. Zuerst werden wir die beiden los. Alles nacheinander«
»So machen wir es«, stimmt er mir zu.
Das passiert, wenn man in die natürliche Auslese eingreift. Aber ich werde in eh nicht mehr brauchen. Mit ihm kann ich nichts anfangen. Er ist zu dumm. Mehr als stumpfe Befehle befolgen kann er nicht. Ich kann einigen meiner Männer ansehen, dass sie versuchen ein lachen zu unterdrücken. Aber auch sie sind nicht schlau. Schlauer und doch dumm.
Immerhin Befehle verstehen können sie. Und hinterfragen nichts.
Es sind die perfekten Helfer.
»Weiter geht´s«, meine ich zu meinen Männern. Ich gehe vor und sie alle folgen mir.
»Was müssen wir als nächstes tun?«, fragt mich einer. Ich kenne nicht einmal ihre Namen. Wofür auch? Es ist mir völlig egal, wie sie heißen. Namen stören nur. Kann sich eh niemand merken.
»Wie bereits gesagt. Dort sind zwei zu viele. Das Mädchen muss bleiben. Er muss erst recht bleiben, dass sollte auch euch klar sein. Die anderen beiden hingegen...«
»Was willst du mit ihnen machen? Von Steinen begraben lassen?«
Ich blicke ihn an und nicke. »Tatsächlich. Aber nun genug gequakt, wir müssen rechtzeitig da sein«
Ich marschiere los, alle anderen hinter mir her. Diese Tunnel sind ziemlich merkwürdig. Sie leuchten von alleine. Wie soll das funktionieren? So viele merkwürdige Dinge. Durch meinen Traum kenne ich den perfekten Ort. Genau da will ich jetzt hin.
Endlich sind wir angekommen. Wir stehen an einem Felsvorsprung, vor uns nichts. Ich gehe bis zum Rand uns kann schon ihre Stimmen hören. Die beiden sind direkt unter uns. Sie stehen auf einem anderen Felsvorsprung. Genau wie im Traum.
Ich gehe zurück und nicke meinen Männern zu. »So wie abgesprochen. Dort der große Fels. Rollt ihn einfach über die Kante«
»Aber der ist riesig!«, erwidert eine Frau.
»Ihr seid genug Leute. Das werdet ihr wohl schaffen oder nicht?«
»Natürlich«, kommt die erwartete Antwort. Sie tun immer was ich ihnen sage.
Gemeinsam rollen sie den riesigen Felsbrocken bis zum Rand. Doch es knackt und der obere Felsvorsprung bricht ab. Gemeinsam mit dem ganzen Geröll stürzen ein paar meiner Männer in den Abgrund. Doch dank des ganzen Lärms hört man nicht einmal ihre Schreie.
Ein paar weniger. Wird schon nicht auffallen. Es läuft so gut, da ist es doch völlig egal. Sie waren halt nicht schlau genug, um zu wissen, dass der Felsvorsprung dieses Gewicht nicht tragen kann. Nicht schade drum. Sind noch genug andere da. Natürliche Auslese. Die dummen müssen sterben und den schlauen, starken Platz zu machen. Das ist einfach so. Doch der Mensch hat viel zu sehr in die Natur eingegriffen. Manchmal hat die Natur auch was gutes.
Meine Männer versammeln sich und warten auf weitere Anweisungen von mir. »Nun sollten die beiden dort unten verschüttet sein«, während ich spreche gehe ein paar Schritte bis zum Abgrund. Tatsächlich ist auch unter mir der Felsvorsprung verschwunden, wie ich es mir gedacht habe.
Die anderen beiden laufen nun in ihr Dorf. Wir folgen ihnen«
»Und dann?«, fragt eine Frau.
»Dann platzieren wir das Dynamit an guten Stellen. Das Dorf muss völlig vernichtet sein. Wir verschwinden wieder nach oben und das Dynamit wird explodieren. Das alles hier, wird vernichtet sein. Wir werden sie alle vernichten!«
»Aber vorher werde ich mich bei ihr bedanken«, meint der dumme Mann von eben, doch ich er wird von allen ignoriert. Zumindest glaube ich, dass er es ist. Ist ja nicht so wichtig.
»WIR WERDEN SIE VERNICHTEN«, wiederholen sie stattdessen gemeinsam.
»Dann mal los«, befehle ich.
Wir marschieren los. Immer und immer wieder. Wir halten immer einen gewissen Abstand, machen Pause, wenn sie auch Pause machen. Zeit vergeht, langsam schwinden unsere Vorräte. Wie können sie so lange wandern? Obwohl wir sie niemals sehen, weiß ich immer wo sie gerade sind. Ich habe davon oft genug geträumt.
Niemand weiß, wie viel Zeit nun schon vergangen ist. Manchmal passieren merkwürdige Dinge. Einmal unterhielten sie sich mit etwas, dass aussah, wie ein viel zu großer Tausendfüßer. Das Wesen fraß sich durch die Wand und sie folgten dem Weg. Zumindest wusste ich aus meinen Traum, dass es in genau diesem Moment passiert ist. Und wir fanden kurz darauf den Tunnel, durch den sich das Wesen gefressen hat. Sie marschieren immer weiter. Länger als es mir in den Träumen vorkam.
Meine Männer werden schon ganz ungeduldig, doch endlich sind sie in ihrem Dorf angekommen. Zielstrebig laufen sie auf ein bestimmtes Gebäude zu und verschwinden in diesem.
Ich marschiere weiter, durch verschiedene Tunnel, bis ich oberhalb des Dorfes den perfekten Ort finde. Von hier oben kann ich das Dorf beobachten, ohne das mich jemand sieht.
»Ihr sorgt dafür, dass an wichtigen Orten Dynamit ist. Alles muss einstürzen, doch das Dynamit sollte nicht zuvor gefunden werden«, befehle ich meinen Männern. »Ihr wisst Bescheid. Fernzünder habe ich. Es sollen alle Ladungen explodieren, nichts soll übrig bleiben. Also macht keine Fehler und lasst euch nicht entdecken. Am Anfang habt ihr Ruhe, es wird aber bald ziemlich voll hier. Bis dahin solltet ihr aus dem kritischen Bereich raus sein. Ansonsten...euer Pech. Verstanden?«
»Verstanden«, wiederholen sie im Chor und verschwinden in alle Richtungen.
Von hier oben kann ich auf das Dorf herunter blicken, doch nichts passiert. Schauen, essen, schlafen. Warten.
Irgendwann kehren die ersten Männer zurück. Sie haben bereits ihr gesamtes Dynamit verteilt. Zusammen starren wir auf die Stadt und warten.
Auf einmal sehe ich, wie unzählige Menschen vor dem Haus stehen. Jetzt geht es endlich los. Hoffentlich ist keiner meiner Männer noch da unten.
Zuerst schleppen sie einen alten Mann aus dem Haus, dann das Mädchen. Beide in die gleiche Richtung. Und zum Schluss den Jungen. Vor ihm scheinen sie Angst zu haben. Sie halten einen gewissen Abstand. Wenn sie schon vor ihm Angst haben, was machen sie dann erst bei uns?
Vorsichtig nähern sie sich ihm, doch er wehrt sich nicht. Ihn bringen sie in eine andere Richtung. In die Richtung des Gefängnisses. Wenn man das überhaupt Gefängnis nennen kann.
Nach einiger Zeit kommt das Mädchen und geht vorsichtig hinter dem Trupp mit dem Jungen hinterher. Das ist aber anders, als in den Träumen. Nie ist es exakt genauso, wie ich es träume. Manche Details sind anders, weil ich niemals exakt genauso handel wie in meinen Träumen.
Ich schaue ihr weiter zu, wie sie versucht unauffällig zu folgen. Selbst meine Männer haben das besser gemacht, die konnte ich von hier aus nicht sehen.
»Sind alle wieder da?«, frage ich, doch es ist mir egal.
Keiner antwortet mir, denn es weiß niemand. Wie erwartet. Wie soll auch jemand den Überblick behalten?
»Ich stelle den Zeitzünder ein«, erkläre ich. »Und dann können wir wieder nach oben. Stärkt euch also, es wird nochmal anstrengend. Ich plane absichtlich nur wenig Zeit ein, bedeutet also: Wer trödelt stirbt«
»Wir werden nicht trödeln«, ertönt eine Stimme.
»Wo ist eigentlich der, der sich bei ihr bedanken wollte?«, frage ich in die Masse und hole den Fernzünder aus meiner Tasche.
Niemand reagiert. »Also entweder es ist ihm jetzt peinlich oder er ist nicht mehr da. Ist mir egal. War ja sein Wunsch«
Ich drehe den Schüssel herum und drücke tief auf den Knopf. Nun werfe ich den Zünder wieder in meine Tasche und laufe los. Los Richtung Sonne. Hier unten kann man ja nicht leben. Kein Wunder, dass die alle so geworden sind. Da muss man ja verrückt werden. Da können sie froh sein, dass ich sie von ihrem Elend erlöse.