Ein gelehriger Schüler:
Keuchend und mit Seitenstichen erreichte Max das Ende der Treppen und stieß die Tür zum Dach auf.
Der Kampf war bereits in vollem Gange, obwohl er wie wild gerannt war, kaum dass er gesehen hatte, wie Ifrit in ihrer Tigergestalt auf das Dach des Hauses geklettert war.
Schüsse krachten. Ein Feuerstoß – ob nun von Ifrit oder Elaine konnte er nicht sagen – zischte dicht neben seinem Ohr vorbei. Max ging neben der Tür in Deckung und versuchte, einen Überblick zu bekommen.
Vier Wächter waren noch übrig, dazu kamen Mo und Kassie. Drei der Wächter hatten Ifrit in einen heftigen Kampf verwickelt. Das waren Elaine Leave, Elizabeth Leave und Samstag Asparagin, enge Vertraute von Anna van Helsing, wie Max sehr wohl wusste. Elaine kämpfte mit Phönixfeuer, das Ifrits Drachenfeuer neutralisierte und somit ihre Freunde Elizabeth und Sam vor Verbrennungen bewahrte. Diese beiden wiederum beschossen Ifrit aus Pistolen, die bei Sam wie Regenschirme aussahen, und hielten sich wachsam außer Reichweite von Ifrits Krallen, rollend und springend wie bei einer komplizierten Tanzchoreografie.
Die vierte Wächterin, Xeri Mauskat, hatte ihren lächerlichen Zauberstab gezückt und sich vor Kassandra und Mortimer aufgebaut wie eine Glucke. Als ein Feuerstoß direkt vor Xeri zu Funken zerfiel, erkannte Mo einen unsichtbaren Schutzschild, den die Magierin aufgebaut hatte. Kassie und Mo verfolgten den Kampf mit offenen Mündern. Vielleicht hatten sie noch niemals ein Team von Wächtern in voller Aktion gesehen, selbst Max war beeindruckt. Elizabeth, Elaine und Sam bewegten sich in verwirrenden, schnellen Mustern, ohne jemals zusammenzustoßen, als wüssten sie jederzeit genau, wo sich die anderen beiden befanden. Sie tauchten unter den Armen der anderen hindurch, wenn einer nachlud, so konnte der andere immer Feuerschutz geben, sie tänzelten in vollendeter Harmonie umeinander.
Ifrit wirkte frustriert und genervt. Max lächelte in sich hinein, während er zusah, wie Ifrit die drei Wächter zu treffen versuchte. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, prallten ihre Pranken von Elaines Schutzschild ab, der im richtigen Moment verstärkt worden war.
Nun, drei Gegner für Ifrit und drei für Max, das war nur gerecht. Er zog den Dolch hervor, den Ifrit ihm zu Beginn der Tour geschenkt hatte – einen schönen Dolch, dessen Griff aus einem Knochen geschnitzt war, die Schneide dagegen war aus schwarzem Meteoritenstein.
Max duckte sich hinter eine Satellitenschüssel und huschte von Deckung zu Deckung auf das Trio zu, das dem Kampf nur zusah. Er sammelte die Kraft um sich, um mit Metall und Glas zuschlagen zu können – doch im letzten Moment drehte Xeri sich um und ihre braunen Augen weiteten sich.
Seinen ungezielten Schlag mit purer Magie konnte sie mit dem Schild abblocken, der jedoch zerbrach. Xeri stieß Kassie und Mo zur Seite, die noch nicht einmal etwas mitbekommen hatten, bis jetzt, und stürmte auf Max zu.
Er machte eine elegante Drehung an dem Mädchen vorbei, packte sie am Handgelenk und zog sie nach vorne, aus dem Gleichgewicht.
Während sie fiel, hob er das Messer in der Faust über den Kopf und riss es dann Klinge voran nach unten, direkt in Xeris Rücken.
Sie stieß einen Schrei aus. Max stach wieder zu, präzise, genau zwischen die Rippen. Er arbeitete sich ihren Rücken hinauf zum Nacken und auf der anderen Seite der Wirbelsäule wieder herunter. Xeris Schreie erstickten in einem Gurgeln. Ifrit würde sehr stolz auf ihn sein.
Max erhob sich, um seiner Meisterin ein wenig unter die Pfoten zu greifen und wenigstens einen der drei Wächter zu besiegen. Er packte das blutige Messer und schritt auf Sam zu, der ihn nun wirklich lange genug genervt hatte.