Freunde und Feinde:
Sie sah, wie Max sich aufrichtete. Die Pistolen lagen plötzlich wie von selbst in ihrer Hand.
Dann ein Schuss.
Max starrte sie an. Drehte sich um und starrte sie einfach an. Dann fiel er nach hinten. Kippte vom Dach. War verschwunden. Sie sah seine Augen vor sich. Das Erstaunen, die Frage. Sah ihn wieder fallen. Sah die leere Dachkante. Und sah wieder, wie Max fiel, stürzte.
Vom Dach fiel, mit zerschossenem Herzen.
"Kassie!"
Jemand fasste ihre Schultern, als sie stolperte. Sie konnte das Gesicht nicht erkennen, Max' aufgerissene Augen waren im Weg.
Max, den sie hatten retten wollen. Ihr Mitbewohner Max. Max, der Xeri erstochen hatte, so seelenruhig wie ein Metzger, der Fleisch zerlegt.
"Kassie!", jemand ohrfeigte sie. Dann hörte sie Mo brüllen.
"Scheiße, Kassie, wach auf!"
Ein Tiger brüllte. Andere Schreie erklangen.
Alle weit fort, alle überflüssig, unwichtig.
Die Waffen fielen ihr aus den Händen. Sie stürzte selbst, fiel ewig tief.
Sie fiel wirklich, der Wind sauste an ihr vorbei. Dann ein Ruck, ein Arm um ihre Taille. Jemand hielt sie.
"Kassie!"
"Mo ...", stammelte sie. Ihre Wangen waren von Tränen nass. "Mo, ich habe ihn getötet."
"Steh auf, Kassie. Steh auf, wir müssen fliehen."
Max' Augen, voller Staunen, voller Schmerz. Max fiel, war fort, fiel, in endloser Wiederholung, als wäre der Moment in der Zeit eingefroren.
Die Waffen in ihrer Hand fühlten sich schwer an, heiß, sie verbrannte sich.
Nein, ihre Hände waren leer. Keine Waffen, nichts.
Jemand zerrte sie mit sich, mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen.
"Kassie, lauf! Lauf!", drängte Mo.
Später ... sie musste die Trauer auf Später verschieben. Die Angst, die Verzweiflung, den Schock, dafür musste sie später Zeit finden.
Kassie rannte.
Mo war an ihrer Seite, aber ansonsten waren sie allein.