Inside the Fire:
Die Schmerzen waren unerträglich.
Für eine Ewigkeit bestand seine ganze Welt allein aus Schmerzen, glühend heißes Brennen, das über seine gemarterten Arme und Schultern floss wie Lava.
Blinzelnd schlug Blaze die Augen auf und sah nichts als bewegtes Grau, Rauchschwaden eines Feuers, das rings um ihn brannte. Seine Füße hingen in warmer, jedoch nicht heißer Luft. Die Arme waren ihm über dem Kopf an eine Stange gebunden, die Seile schnitten tief in seine Haut und der unbequeme Winkel brachte seinen Rücken zum Pochen.
Blaze sah sich um, doch sein Sichtfeld wurde durch den Rauch und seine eng an den Wangen hängenden Armen eingeschränkt. Er erkannte jedoch eine dunkle Metallleiste, von der grobe Seile oder Taue hingen, die seine Arme umwanden wie Schlangen.
Er stöhnte und wackelte mit den Füßen, in der Hoffnung, auf Widerstand zu stoßen, den er irgendwie nutzen konnte, um seine verhärteten Muskeln in den Armen zu lockern. Sein Nacken brannte.
„Oh, du bist wach“, sagte eine Stimme dicht bei ihm.
Blaze ließ den Kopf in den Nacken hängen, um an seinem Arm vorbei sehen zu können. Er zuckte zusammen, was nur neuerliche Schmerzwellen hervorrief. „Asmodai!“
Der schwarzhaarige Dämon baumelte neben ihm, auf die gleiche Weise gefesselt. Er schenkte Blaze ein müdes Lächeln, das für Blaze' Geschmack viel zu kameradschaftlich wirkte. Er starrte den Dämon sprachlos an.
„Naja, ist auch nicht mein Traumort, um aufzuwachen.“ Asmodai zuckte mit den Schultern und verzog dann vor Schmerz das Gesicht. „Ich hasse es jetzt schon.“
„Wo … bin ich?“, fragte Blaze. Asmodai benahm sich ganz wie einer, der die gleiche Tortur durchleben musste, ein Leidensbruder, doch Blaze traute der Sache kein Stück. Er versuchte sich zu erinnern, wo er zuletzt gewesen war – verschwommene Erinnerungen an das Asylum tauchten auf.
„Du bist tot und das hier ist die Hölle.“ Asmodais Bericht deckte sich mit Blaze' eigenen Vermutungen. Wieder sah er sich um, doch der Rauch war so dicht, dass er nicht einmal seine Knie sehen konnte.
„Wieso bist du auch hier?“, stammelte er.
„Weil mich die Wölfe auch erwischt haben.“ Asmodai seufzte wieder. „Dummer Anfängerfehler. Iffy hatte schon Recht, als sie mich vor ihnen gewarnt hat.“
„Du hast den Wolfsfluch auf dich genommen?!“, rief Blaze aus.
„Ich hatte keine Wahl. Sie haben deine Freunde verfolgt und hätten die Tour viel zu früh beendet. Immerhin hatten wir noch drei weitere Hotels aufwendig designt! Dass ich auch hier landen, war allerdings nicht geplant.“
„Wo sind Kassie und Mo?“, fragte Blaze, als seine Freunde erwähnt wurden.
Asmodai zuckte erneut mit den Schultern und schien es wieder zu bereuen. „Ifrit hat sie vermutlich inzwischen getötet. Ich weiß es nicht.“
Blaze senkte den Blick. Er wünschte, er könnte irgendetwas tun, um seinen Teamkollegen zu helfen. Die pochenden Schmerzen in seinen Armen und seinem Rücken wurden nicht schwächer, sondern nahmen im Gegenteil immer mehr zu. Blaze stöhnte durch die zusammengepressten Zähne hindurch.
„Ja“, auch Asmodai verzog das Gesicht. „Ich glaube, der Balken vibriert, deswegen können wir uns nicht an den Schmerz gewöhnen.“
Blaze hob den Blick: „Vibriert?“
Ein dunklerer Schatten schob sich durch den Rauch über ihm. Blaze riss die Augen auf und hielt den Atem an, als der Schatten anhielt. Asmodai betrachtete den Schatten interessiert.
Etwas schob sich zu Blaze herunter, eine Klaue, die mühelos seinen Körper umfasste.
„Nein! Lass mich los!“, brüllte Blaze und warf den Oberkörper hin und her, dass seine nutzlosen Beine sinnlos schlackerten. Gerade, als er erkannte, dass die Klaue aus Metall war, wurde er losgelassen. Doch er fiel nicht wieder zurück in die Seile, sondern tiefer und landete auf einem harten, heißen Boden.
Die Seile waren durchgeschnitten.
Seine Arme brannten noch stärker, doch Blaze streifte die Seile trotzdem von seinen wundgescheuerten Handgelenken. Er sah nach oben und hörte ein Knirschen, als sich der Schatten auf den Boden senkte. Ängstlich robbte er nach hinten, die Hitze des Bodens biss in seine Handgelenke.
Dann erkannte er das Metallwesen, das vor ihm erschien, diesen Panzer auf Rädern: Es war der Enthinderer.
Der modifizierte Rollstuhl ließ sich vor Blaze nieder und schien ihn anzusehen, obwohl keine Augen zu sehen waren. Blaze setzte sich aufrecht hin und streckte zitternd eine Hand aus.
Der Rollstuhl rollte ein Stück nach vorne und Blaze' Hand schmiegte sich an das erstaunlich kühle Metall.
„Du … hast mich gerettet“, flüsterte er.
Die Scheinwerfer zu beiden Seiten senkten sich kurz nach unten und dann wieder geradeaus.
„Du verstehst mich?“, fragte Blaze.
Wieder nickte der Enthinderer. Dann erschien der metallene Greifarm wieder, griff Blaze vorsichtig im Nacken und hob ihn in die Luft, um ihn sanft auf der Sitzfläche niederzulassen.
Der Steuerknüppel fuhr zwischen seinen Beinen nach oben. Bewundernd strich Blaze über das Metall seines Hilfsmittels.
Dann hob er den Blick nach oben. Zwei schwarze Schuhe baumelten vor ihm aus dem Rauch.
Blaze zögerte und seufzte.
„Hey, mein Freund“, wandte er sich an den Enthinderer. „Könntest du den anderen Typen auch von der Decke pflücken? Bitte?“
Der Greifarm surrte nach oben und packte offenbar Asmodais Hüfte. Die Füße zappelten und von oben erklang wütendes Gebrüll: „Lass mich auf der Stelle los! Ich bin ein Halbdämon!“
„Lass ihn nicht los“, befahl Blaze mit einem Lächeln. „Setz ihn vor mir auf den Boden.“
Der Enthinderer gehorchte. Es war ein seltsames Gefühl, dass die Maschine sich von selbst bewegte. Blaze hoffte nur, dass der Enthinderer so gehorsam bleiben würde und sich nicht noch gegen ihn wenden würde. Vielleicht hatte er auch zu viele Sci-Fi-Horrorfilme gesehen.
Asmodai fiel auf den Boden vor ihn und richtete sich sofort auf. „Du lebst noch?!“
Blaze tätschelte die Seite des Enthinderers. „Ja. Und jetzt können wir auch einen Ausweg suchen.“
Asmodai stand auf und massierte sich seine Arme. „Es gibt keinen, da bin ich mir sicher. Aber einen Versuch ist es wert.“