In luftiger Höhe:
Der Wind fuhr pfeifend und rau über die Spitze des Daches und hätte die schwere Tür, gegen die Kassie sich lehnte, beinahe wieder zugedrückt.
Mit einigem Kraftaufwand stemmte sie die Metalltür auf und stolperte in einen tosenden Sturm hinein. Die Luft schmeckte bitter und metallisch.
"Es ist irgendein Gift in der Luft!", brüllte Elizabeth über das Heulen des Windes.
Elaine, die eben aus der Tür trat, legte die Unterarme vor dem Körper über Kreuz und eine Art runde Kugel breitete sich von ihren Armen aus um die ganze Gruppe aus.
Innen war es still, nur das leise Knistern von Feuer war zu hören. Die Ränder der Kugel verdichteten sich in orangen Flammen, die keinen Blick auf die Außenwelt mehr zuließen.
"Radioaktivität", sagte Sam nach einem Blick auf seinen Sender.
"Die Strahlung kann ich nicht abhalten", ergänzte Elaine, die die Arme sinken ließ. "Wir sollten diesen Ort so schnell wie möglich verlassen."
"Bindet euch etwas über die Gesichter", Elizabeth verteilte aus ihrem Rucksack einige Stofffetzen und brachte dann plötzlich einen roten Inline-Skater mit Herbstlaubmuster, zwei Knieschoner und einen Ellbogenschoner zum Vorschein. "Kassie?"
Kassandra trat vor und nahm den Skater entgegen. Es war ihre Größe.
"Hier ist der andere Schuh", sagte Sam und reichte ihn ihr. "Deine restlichen Schoner hatte leider Piek."
Kassie betrachtete schweigend die beiden Rollschuhe. "Das ist ..."
"Deine neue Ausrüstung." Sam nickte ihr zu. "Zieh sie an!"
Perplex setzte sich Kassie und zog die Skater an, die fast perfekt passten. Ungeschickt stand sie auf und vollführte im Inneren der Feuerkugel einige vorsichtige Schritte. Wie schon damals in der Sporthalle - war das wirklich erst wenige Tage her? - erinnerte sie sich noch gut an die notwendigen Bewegungen. Ihre Sicherheit kam schnell zurück.
"Mortimer." Elaine zog aus ihrem Rucksack ein Skateboard, das in der Mitte zusammengeklappt war. Sie reichte es Mo, der das Board entklappte.
"Damit solltet ihr beweglicher werden", sagte Sam. "Andy hat sie für euch gemacht. Er hatte auch noch einige Modifikationen für den Enthinderer ...", seufzend sah er auf den Boden. "Die hatte er noch bei sich. Aber ich denke nicht, dass wir sie brauchen."
"Die sind wunderschön", hauchte Kassie, die eine weitere Drehung machte. "Sie fühlen sich an wie ein zweites Paar Füße."
"Dann sind die hier noch nützlich für dein zweites Paar Hände!" Elaine reichte ihr jeweils drei neue Magazine für ihre Pistolen. "Und Mo? Wir haben im Wunderland ein paar Sachen gefunden. Zwei waren leider zerrissen, aber der hier steckte zwischen zwei Glassäulen."
Sie reichte ihm einen von den länglichen Seilhaken, die er im Kampf gegen Diabetes und die Armee der Herzkönigin verloren hatte. Mo presste das Ding an seine Brust. "Danke!"
"Gut." Sam stand auf und rollte mit den Schultern. "Jetzt fehlt nur noch Andys letztes Geschenk."
Elizabeth zog ein schmales Brett auf ihrer Tasche, vielleicht zwanzig Zentimeter breit und einen halben Meter lang. Sie legte das Brett auf den Boden, während Elaine den Schutz auflöste und der Sturm immer lauter tobte.
Elizabeth schob das Brett mit der langen Seite an die Dachkante und stieß es an.
Das Brett wuchs plötzlich in die Breite, klammerte sich mit winzigen Metallbeinen am Dachrand fest und streckte sich bis zum nächsten Dach, als unzählige Segmente, die übereinander geschoben worden waren, sich nun entfalteten.
Kassie starrte das Brett mit offenem Mund an, als die schmale Brücke schließlich stand.
"Mo, wenn du den Seilwerfer auf dieser Höher verankern könntest", Sam zeigte mit der Hand seine Hüfthöhe an, "dann können wir ihn als Geländer nutzen."
"Wow", stammelte Mortimer, der leicht schief stand und sich die verletzte Seite hielt. "Wow."