Inhalt: Das Buch erzählt die Geschichte der Familie Buendia über mehrere Generationen.
Eindruck/Gedanken:
So einfach der Inhaltssatz auch klingt, so verschachtelt ist die Geschichte in Wirklichkeit, sodass der Satz es im Kern trifft und doch wieder nicht – zumindest spiegelt er nicht im Geringsten den fantastischen Erzählstil Márquez‘ wider. Das zeigt sich schon in dem beeindruckenden ersten Satz: „Viele Jahre später sollte Oberst Aureliano Buendia sich vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Tag erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das Eis kennen zu lernen.“ Damit ist schon ein Aspekt offenkundig, der sich durch den ganzen Roman ziehen wird: Es gibt keine klare Zeit-Linie, es verschwimmt alles miteinander und durch wiederkehrende Motive und Namen (für unterschiedliche Figuren) – was das Buch stellenweise etwas kompliziert und verwirrend macht und alles andere als seichte Lektüre, was man bei einem Nobelpreisträger aber auch erwarten können sollte -, scheint die Zeit bisweilen im Kreis zu verlaufen. Es gibt keine klaren Abgrenzungen, die Generationen gehen ineinander über und laufen parallel, die Erzählung entwickelt sich einfach. Ein wiederkehrendes Motiv, das sich durch den ganzen Roman als Nebenstrang zieht, ist Krieg. Die Widersinnigkeiten und Härten des Krieges werden immer wieder angerissen, insbesondere aber die Leere des Krieges. Márquez‘ Beschreibungen der Umgebung sind dagegen intensiv und oft wunderschön. Die Geschichte hat zugleich auch etwas Mythenhaftes, was daran erinnert, dass Márquez als Vertreter des Magischen Realismus gilt: Immer wieder schiebt sich eine zweite Welt, eine Welt des Fantastischen, in die Erzählrealität.