Inhalt: Solschenizyn beschreibt einen gewöhnlichen Tag im russischen Gefangenenlager während der Stalin-Diktatur.
Eindruck/Gedanken:
Die Lebendigkeit und Authentizität der Schilderungen beruhen nicht zuletzt auf eigenen Erfahrungen des Autors, der selbst einige Zeit in russischen Gefangenlagern verbrachte. Doch das Buch ist keine Verdichtung von Grausamkeiten, sondern schildert einen „normalen“ Lagertag, einen beinahe glücklichen für die Hauptfigur Iwan. Doch gerade dieses „Gewöhnliche“ prägt einen eindringlichen Blick in das Lagerleben: von der Bedeutungslosigkeit der Zeit und der Sorgen außerhalb. Von der Bedeutung von Essen. Von dem beißenden Frost bei -27 °C, den niemand verstehen könne, der im Warmen sitze. Das Lager ist zum einzigen Zuhause geworden, das von Bedeutung ist und die Arbeitsbrigade zur Familie. Damit einher geht allerdings keine Romantisierung, der Autor beschreibt auch deutlich die Feindschaft und Missgunst, aber eben auch Freundlichkeiten unter den Häftlingen. Es sind insbesondere die Charaktere, die so überzeugend sind und den Einblick in den Lageralltag zur lebendigen Erfahrung machen, die Bitternis und Schmerz, aber auch Hoffnung vermitteln. Vergangenheit und Zukunft sind bedeutungslos in diesem Roman und dem Lageralltag, dessen schwierige Wahrheit hier erfassbar scheint.