Inhalt: Die Hauptfigur Paula begibt sich nach dem Tod ihres kleinen Bruders mit einem schrulligen, alten Herrn auf eine Reise.
Eindruck/Gedanken:
Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben mit der Anrede eines Dus, das sich als Paulas kleiner Bruder Tim entpuppt, um den sie sehr trauert. Ein zentrales Thema des Buches ist also die Trauer – als Schmerz für den Beweis der Liebe. Die Autorin zeigt Trauer von ihrer unschönen, so gar nicht romantischen Seite, hat keine Scheu oder Scham. Zugleich sind die Beschreibungen bisweilen wunderschön: „Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war.“ (S. 9) Der titelgebende Marianengraben – passend zu Tims Begeisterung für die Tiefsee – ist ein Symbol für den Verlust (und die Kapitelzahlen sind Meter unter Wasser). Leben und Tod hängen in diesem Roman eng zusammen, die Autorin beschreibt, wie sie zueinander gehören – mit einer tollen Ausdrucksweise/Stil, unglaublichen ausdrucksvollen Sätzen, gemischt mit tollen Figuren, wie einem neurotischen Hund, dem Huhn Lutz und dem kauzigen Helmut, mit dem sie die Sprache der Trauer verbindet und der Bruder, der in Erinnerungen mit originellen Ideen auftaucht und ein interessantes Kind ist. Dazu kommt eine Menge Humor und Sarkasmus in humorvollen Szenen wie dem Einbruch auf dem Friedhof und einer gemächlichen Polizeiverfolgung, womit das Buch auch oft zum Lachen oder Schmunzeln bringt. Insgesamt ein berührendes Buch und beeindruckend geschrieben.