Nach ein paar langen Wochen des Übens und der schier endlosen Qualen die ich durchleiden musste um überhaupt erst bis hierhin zu kommen, saßen wir alle in der Lobby und warteten auf die Ergebnisse der Aufnahmeprüfungen. Naja.....zumindest meine Ergebnisse waren noch nicht veröffentlicht worden. Alle anderen, ja sogar Tomoe, hatten bestanden. Und diese Verrückte aufgetakelte, wie hieß sie noch gleich, hatte mir schon eine Nachricht zukommen lassen, das sie mit 100% bestanden hatte. Vom Gefühl her war die Prüfung für mich eher, mittelmäßig und hat sich in den letzten Stunden etwas zu sehr gezogen. Alle anderen waren heilfroh, dass sie bestanden hatten. Ich hingegen war nur froh, das es endlich vorbei war und ich mich wieder auf andere Dinge konzentrieren konnte. Die große Enthüllung der Ergebnisse zog sich aber an besagten Morgen nochmals in unbeschreibliche Längen, weil sich die Mädels vom Ryokan nicht darüber einig waren, wer den Umschlag nun öffnen sollte. Tomoe und ich saßen müde und gelangweilt auf dem Sofa. Zwar fanden wir das ganze Theater was die Mädels veranstalteten unterhaltsam, waren aber zu faul um uns zu freuen.
„Da hat uns Mutter ja in einen großartigen Urlaub geschickt.“, maulte ich.
„Wem sagst du das?“, erwiderte Tomoe,“Aber eines muss man Naru und den anderen lassen. Sie sind sehr unterhaltsam wenn sie sich untereinander uneinig sind. Dabei dachte ich das sie sich nur um Keitaro so streiten würden.“
„Ach, das war kein Scherz von dir?“, fragte ich überrascht.
„Nein, nein. Das war schon ernst gemeint.“, erklärte sie, “Haruka hat erzählt, das sie sich alle im vergangenen Jahr um Keitaro praktisch bekämpft hätten. Alle wollten sie ihn um sich haben. Wobei Shinobu, Naru und Kanako diejenigen waren, die mit ihm die meiste Zeit verbracht haben. Später haben sich Keitaro und Naru ausgesprochen und wurden ein Paar. Das fanden die anderen zwar gut, aber danach ließen sie die beiden keine ruhige Minute mehr.“
„Und dabei sind das alles Menschen.“, murmelte ich, “Was habe ich alles in den vergangenen acht Jahren nur verpasst?“
„Einiges. Aber ist dir denn gar nichts aufgefallen, seid wir hier angekommen sind?“
„Du wirst es mir sicher gleich erzählen.“, sagte ich.
„Ach komm! Hast du nicht bemerkt, dass sich alle Mädels, natürlich bis auf Naru, mehr um dich kümmern, statt um Keitaro? Motoko mag zwar auch noch etwas distanziert zu dir zu sein aber, früher oder später wird sie sich ein Bein ausreißen um dir bei irgendwas zu helfen.“
„Ich hab keine Ahnung, wovon du eigentlich redest.“, gähnte ich.
„Na gut, ignoriere einfach weiterhin die Tatsachen. Aber wenn es deswegen irgendwann ernst wird, komm nicht angekrochen und bitte mich um Hilfe.“, jetzt war sie leicht eingeschnappt.
Da mir Tomoe bis dato immer noch ein absolutes Rätsel war, schreckte ich hoch, als sich Kitsune aus der Menge befreien konnte um mir voller Stolz den Umschlag zu präsentieren.
„Na dann wollen wir mal sehen, wie unser Sorgenkind abgeschnitten hat!“, rief sie begeistert.
Su und Shinobu gaben uns sogar einen Trommelwirbel, während Kitsune den Umschlag aufriss. Wir alle hielten die Luft an, als sie das Papier herausholte und entfaltete. Egal was auch kommen würde, ich musste es akzeptieren. Gleichzeitig hoffe ich auch, das ich mir diesen ganzen Stress nicht noch einmal antun musste. Ein Glück war Mutter wieder in Shinjuku. Ansonsten hätte sie ein Riesentheather um die ganze Sache gemacht.
Einige Wochen zuvor............
Da sich die nächsten Wochen für mich, zu einer reinen Folter entwickeln würden, versuche ich die kommenden Ereignisse so gekonnt wie möglich umschreiben, um euch genug Wissen mit zu geben. „Aber genau das wollt ihr doch auch oder?! Genau das wollt ihr doch! Ihr wollt mich leiden sehen, gebt es zu!“
Es gab da leider nur ein großes Problem. Da ich viele Jahre lang im Kryoschlaf, oder was wir den Mädels erzählt haben, im Koma gelegen habe, musste ich sehr viel Stoff in kürzester Zeit nachholen. Zu diesem Zweck, wollte Tomoe mich zu erst einmal vorbereiten und ging mit mir, in ihr Zimmer. Was alle natürlich dazu veranlasste uns unauffällig zu folgen, aber das wusste Tomoe bereits. Sie schloss die Türe ab und setzte sich mit mir auf den Boden.
„Hast du dir mal die Themen durchgelesen die in dieser Aufnahmeprüfung abgefragt werden?!“, fluchte ich und lass mir noch mal alles durch, “Wie sollen wir das bitte schaffen?!“
„Jetzt beruhige dich erst mal du Brüllaffe!“, fluchte Tomoe und gab mir eine Kopfnuss, “Wir wissen doch mittlerweile beide, wie schnell du schwere Dinge lernst.“
„Und wie? Tomoe, ich.....habe immer noch große Zweifel ob das überhaupt notwendig ist das ich auf diese Uni gehe!“
„Ja glaubst du ich weiß das nicht? Aber wenn du dich etwas mehr anstrengst, können wir das schaffen. Nur dafür musst du erst mal deinen Grips anstrengen.“
Sie stand auf und ging zu einem Radio, was auf ihrer Kommode stand. Sie legte eine CD ins Laufwerk und spielte den achten Track ab.
„Was soll das werden?“, fragte ich vorsichtig.
„Erklär ich dir.“, sie schrieb etwas auf einen Zettel und nickte dann zur Wand.
„Sobald der Song läuft, reden wir Klartext.“, stand da geschrieben.
„Na gut.“, nickte ich, “Was ist das für eine Musik? Welche Band ist das?“
Als der Song anfing, drehte sie die Lautstärke voll auf.
„The more I fight, the more I work,
the more I dig into the dirt......“
„Ich glaube die Band nennt sich Starset.“, rief sie, “Aber das ist jetzt unwichtig. Ich will, das du deine Persönlichkeit etwas auffrischst.“
„Und wie soll ich das anstellen?!“, fragte ich, “Das ist gar nicht so einfach verstehst du!“
„Gut, dann habe ich mich schlecht ausgedrückt! Du musst wissen, ich habe mich mal mit Senkou etwas genauer unterhalten! Über deine Akte!“
„Was?!“, fluchte ich, “Und das erzählst du mir jetzt?! Und du hattest nicht mal vor mir das bei deiner Ankunft zu sagen. Sehe ich das richtig?!“
„Es war mir klar das du so ausrastest, aber hör mir erst mal zu! Er hat mir erzählt, was mit deinen Persönlichkeiten los ist! Du hast ins gesamt vier davon. Und eine, müsstest du für diese Prüfung beanspruchen!“
„Mag ja schön und gut sein, aber die kommt nicht einfach so zum Vorschein! Und habe ich das richtig verstanden? Du willst meine zerstörte Psyche beeinflussen, damit ich diese Aufnahmeprüfung schaffe?!“
Die Mädels auf der anderen Seite der Türe, versuchten gerade vergeblich irgendetwas von unserem Gespräch mit zu bekommen.
„Worüber reden die beiden?“, fragte Kanako.
„Oh, ich bin mir nicht so sicher ob sie nur miteinander reden!“, grinste Kitsune,“Ich kenne diese Methode zu gut.“
„Welche Methode denn?“, fragte Su neugierig.
„Na hör mal! Sie sind alleine in einem Raum, sie haben die Musik bis zum Anschlag aufgedreht. Als ob die nur miteinander reden.“, erwiderte Kitsune.
„Glaubst du wirklich?“, warf Naru ein, “Also ich finde du überinterpretierst da ein wenig.“
„Da hat sie vollkommen recht, Kitsune. Zwischen den beiden wird absolut nichts passieren. Das war mir schon von Anfang an klar.“, meldete sich Motoko zu Wort.
Alle sahen sie verwundert an.
„Woher willst du denn das wissen, Motoko?“, fragte Shinobu und legte ein Ohr an die Türe.
„Man mag es mir nicht ansehen, aber ich kenne mich schon mit so etwas aus. Die beiden, lieben sich nicht.“, sagte sie trocken, “Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen und beide wären zu stur um irgendeinen Schritt zu tun. Außerdem habt ihr doch gehört was Tomoe mal gesagt hat. Ihr Interesse an Männern, ist fast vollständig verschwunden. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit die beiden sich irgendetwas trauen.“
„ANTI-GRAVITY!“
Tomoe schüttelte jedoch den Kopf und spielte den nächsten Track ab.
„Nicht nur für die Prüfung! Sondern auch für die Vorbereitung die wir jetzt in den zwei Wochen leisten müssen! Die Prüfung wird zwei Tage lang dauern. Ich bin mir nicht sicher ob du wirklich alles bis ins kleinste Detail richtig beantworten musst, aber nur so können wir dich effektiv vorbereiten!“
Ich lies den Kopf hängen und seufzte schwer.
„Mayday! Mayday!
The ship is slowly sinking
They think I'm crazy but they don't know the feeling“
„Wie stellst du dir das vor?!“, fragte ich leicht abwesend, denn irgendwie, hatte mich diese Band ein wenig in ihren Bann gezogen.
„Nun ja, Senkou sagte das du dich in diese bestimmte Seite von dir, hineinversetzen musst. Und das geht nun mal am besten in dem du meditierst. Und ob dich das schmerzt, interessiert mich nicht, aber du musst dich an Dinge erinnern, die diese Seite in dir ausgelöst haben. Es muss doch irgendeinen Augenblick in deinem Leben gegeben haben, nach dem du, wie ausgewechselt warst. Und damit meine ich jetzt nicht diese wilde, blutrünstige Bestie die alles auseinander reißt, weil sie gerade Lust dazu hat. Ich rede hier von etwas, was den menschlichen Verstand, bei weitem übersteigt.“
Während der Song sich steigerte, versuchte ich einen klaren Kopf zu bekommen.
„Take me high and I'll sing
you make everything okay
We are one in the same
you take all of the pain away“
„Und du bist dir sicher, das dass die beste Idee dafür ist?“, schluckte ich, “Was wenn dabei etwas schief geht und......alles außer Kontrolle gerät?“
Sie nickte nur stumm und sah mich aus ernsten Augen an.
„Es ist der einzige Weg den wir haben. Andererseits müsstest du die nächsten zwei Wochen, jeden Tag durch lernen und deinen Schlaf müssten wir auf ein absolutes Minimum verkürzen. Aber da das kontraproduktiv wäre, müssen wir es so versuchen. Auch wenn es riskant ist.“
Ich nickte und seufzte schwer.
„My demons!“
„Dann legen wir mal los. Auf deine Verantwortung!“, sagte ich mit ernster Mine.
Die Tage die darauf folgten, sollten sich als bisher größte Hürde herausstellen. Tomoe hatte mir freundlicher Weise, auch wenn ich das von ihr nicht gewohnt war, ihr Radio mit samt der CD überlassen, damit ich sie zum meditieren benutzen konnte. Und ich war mir nicht so wirklich sicher ob Tomoes Idee wirklich Früchte tragen würde, aber das sollten wir erst sehr viel später herausfinden.