Am nächsten Morgen, riss mich Yu früh aus dem Bett, weil sie so schnell wie möglich ein Eis haben wollte. Ich versprach ihr los zu gehen, wenn ich die Kameras, die mit meinem Laptop verbunden waren, gescheckt hatte. Ich machte mir einen Kaffee, schnappte mir ein paar Reste von gestern und setzte mich an den kleinen klapprigen Tisch. Viele Wochen und Monate hatte ich jetzt schon diese Observation am laufen und hoffentlich, würde ich diesmal vernünftige Ergebnisse erhalten. Wenn nicht, würde sich das nicht so gut in meiner Akte machen.
Der Laptop fuhr hoch, ich öffnete das Programm für die Kameras und schlürfte meinen Kaffee. Ich hatte Kameras an jedem Winkel der Gegend befestigt. Überall dort wo dieser Rayo am häufigsten auftauchen könnte. Und ein paar mal lag ich sogar goldrichtig. Doch die verwertbaren Ergebnisse, die für meine Nachforschungen immens wichtig waren, enttäuschten mich mal wieder. Jedes einzelne Video sah ich mir mehrere male an und mit jedem mal wurde ich wütender. Dann schloss ich nach und nach wieder alle Fenster und beim letzten Fenster, wo Rayo mit einem dieser Mädchen diese merkwürdige Kuppel baute, brach es aus mir heraus.
„Scheiße!“, schrie ich und hämmerte auf den Tisch, sodass meine Kaffeetasse hinunter fiel und zerbrach,“Das kann doch alles nicht wahr sein! Was muss ich denn noch alles machen, damit er mal einen kleinen Fehler begeht?!“
Ich raufte mir vor lauter Frust die Haare und stützte mich mit den Ellbogen auf dem Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben.
„Hast du wieder nichts brauchbares bekommen?“, fragte Yu besorgt.
„Nein!“, knurrte ich,“Dieser Kerl ist nicht zu fassen! Ich biete mein gesamtes Arsenal auf um ihn zu beobachten und ihn anzustacheln und dennoch, funktioniert absolut nichts! Es ist so, als ob er wüsste wo die Kameras sind und spielt absichtlich den Idioten! Er verstellt sich und kommt damit auch noch durch!“
Yu legte mir eine Hand auf die Schulter und reichte mir eines meiner Trinkpäckchen.
„Beruhige dich. Ich weis, dass es nicht leicht für dich ist und dass du wütend darüber bist, aber jetzt alles kurz und klein zu schlagen, bringt jetzt auch nichts.“
Ich schniefte und nahm das Trinkpäckchen.
„Danke.“, schmollte ich,“Entschuldige bitte, ich bin so ein Trampeltier. Ich glaube es wäre besser, wenn wir jetzt losgehen. Vielleicht ist ein Eis jetzt genau das richtige.“
Kurz darauf zogen wir uns an und suchten eine Eisdiele auf, die hier in der Nähe war. Ich bestellte für uns einen großen Eisbecher mit Schokolade und Vanille. Yu wollte unbedingt noch Minze dabei haben.
„Wozu das denn bitte?“, fragte ich ungläubig,“Wehe du willst es am Ende nicht mehr!“
„Nein, nein!“, versicherte sie mir,“Schokolade und Vanille ist schon alleine lecker. Aber mit Minze schmeckt es noch besser! Na los, probier mal!“
Wir setzten uns an einen Tisch mit Sonnenschirm und nahmen unseren ersten Bissen. Yu schwebte natürlich sofort auf Wolke 7. Ich hingegen zuckte nur die Schultern und aß weiter, konnte es aber nicht genießen.
„Was soll ich als nächstes versuchen?“, fragte ich,“Die Kameras kann ich eigentlich wieder abhängen. Und ihn eigenhändig observieren ist zu anstrengend.“
„Ich könnte ja versuchen.......“, begann Yu, doch ich unterbrach sie.
„Nein, das lässt du bleiben. Ist zwar nett von dir, aber deine Hilfe bringt mir nichts.“, sie stocherte im Eis herum,“Tse.....dieser Rayo. Hoffentlich lässt er Tomoe in Ruhe.“
„Entschuldige bitte.“, sagte jemand vom Tisch gegenüber,“Ich habe gerade unfreiwillig dein Selbstgespräch belauscht.“
Yu und ich sahen uns an.
„Wer ist das?“, flüsterte sie.
„Keine Ahnung.“, erwiderte ich,“Und wenn es so wäre?“
Er setzte sich zu uns und stellte seinen Eisbecher neben unseren. Er trug eine dunkle Jacke, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Und nur seine gelblichen Augen konnte ich so gerade noch erkennen.
„Ich bitte nochmals um Entschuldigung.“, sagte er.
„Und wer bist du bitte? Was willst du von mir? Ich habe gerade echt andere Probleme als eine neugierige Nase, die sich in meine Pläne einmischt!“
„Ganz ruhig, ich bin nicht hier um dich auszubremsen. Sondern um dir ein Angebot zu machen.“
Yu sah mich leicht verängstigt an und rückte näher zu mir.
„Langsam, Casanova.“, sagte ich ruhig,“Wer bist du?“
Er winkte die Frage ab und aß seinen Eisbecher weiter.
„Mein Name ist unwichtig. Ich bin nur jemand, der deine Sorgen teilt.“, er räusperte sich,“Ich habe zufällig belauscht, wie du dich über einen gewissen, Rayo geärgert hast. Ist es nicht so?“
Ich schob unseren Eisbecher zu Yu und sah mich vorsichtig um.
„Was, hast du bitte mit Rayo zu schaffen?“, fragte ich vorsichtig.
Er hob eine Hand und kramte in seiner inneren Jackentasche. Dann legte er mir ein Foto von Tomoe vor die Nase und verschränkte die Hände.
„Ich weis, dass du dir große Sorgen um sie machst. Das tue ich ebenso.“
Ich ballte die Faust und ein leises Knarzen war vom Tisch zu hören.
„Vorsicht.“, knurrte ich,“Pass gut auf was du über sie sagst. Ein falsches Wort und ich kehre dein Inneres nach außen. Glaub mir, das geht ganz schnell.“
„Deine Sorge um Tomoe Darakaija ehrt dich. Aber keine Sorge, ich will ihr nicht schaden. Im Gegenteil. Ich bin an ihr interessiert und dieser Rayo, steht mir dabei nur im Weg.“
Mein Auge zuckte.
„Da du mir gerade nicht zugehört hast, wiederhole ich es noch mal für dich: Pass auf, was du über sie sagst. Solche kranken Typen wie du einer bist, finde ich zum kotzen.“
„Und wieder einmal, muss ich dir sagen, dass ich nicht vorhabe ihr zu schaden.“, wiederholte er,“Ich schlage dir einen Deal vor. Ich rate dir, ihn anzunehmen, wenn du Erfolg haben willst.“
Ich neigte den Kopf.
„Wie war noch mal dein Name?“, fragte ich wieder.
„Es ist doch wirklich ganz einfach.“, er holte sich ein Glas Limo und kam wieder zurück,“Wir beide verfolgen das gleiche Ziel. Diesen Rayo aus dem Weg zu räumen. Es mag sein, dass du alleine schon gute Arbeit geleistet hast, aber lange wird das nicht mehr gut laufen.“
Ich seufzte und massierte mir die Schläfen.
„Selbst wenn ich den Deal eingehen würde, was könnte ein - und bitte verzeih meine Ausdrucksweise, kranker Stalker wie du, schon großartig an meiner Situation ändern?“
„Vielleicht gar nichts. Aber, vielleicht auch alles. Die Schwierigkeit ist es ja lediglich, ihn auffliegen zu lassen. Jedoch würde ich vorschlagen, ihn erst einmal von Tomoe zu trennen. Ihn isolieren.“
Yu zupfte an meinen Ärmel und wurde etwas nervös.
„Sag ihm dass er weggehen soll. Er macht mir Angst!“
Doch wir ignorierten sie.
„Und was genau, schlägst du vor? Was, ist dein genialer Plan, wie man diesen gehörnten Bastard aus seiner Komfortzone raus lockt?“
„Die beste Gelegenheit das zu bewerkstelligen, ist das Sportfest, was in im Juli stattfinden wird. Der perfekte Augenblick ihn von Tomoe zu trennen und auszuschalten.“, er hielt mir eine Hand hin.
Jetzt, wurde ich wieder etwas misstrauisch und verschränkte die Arme.
„Woher weißt du vom Sportfest?“, fragte ich.
Er zuckte die Schultern.
„Ich beobachte Tomoe schon seit geraumer Zeit.“
„Wie lange genau? Ich warne dich, wehe wenn du sie.....“
„Lange genug.“, sagte er knapp,“Aber noch mal: Ihr will ich nicht schaden. Also was sagst du, meine Teure?“
Während Yu versuchte mich irgendwie zu erreichen und vehement mit den Kopf schüttelte.
Ich nahm mir wieder mein Trinkpäckchen, zog kurz am Strohhalm und schlug dann mit ihm ein.
„Erzähl mir mehr.“, sagte ich mit kalten Lächeln.
Und dann, begann er mir seinen Plan bis ins kleinste Detail zu verraten. Somit, war eine Allianz zwischen uns entstanden.