Am 3. Juli war es dann endlich soweit. Als wir alle bei der Todai ankamen, herrschte ein buntes Treiben. Alle Studenten trugen ihre Sportsachen, überall hingen Wimpel und es wurde sich hier und da aufgewärmt, gedehnt und gestreckt. Rikako war zum Beispiel gerade dabei, einige Studenten mit Liegestützen und Sit-ups zu drillen. Darunter mussten auch Shirai und Haitani leiden.
„Und 1, 2, 3, 4, weiter machen Rekrut, ich will dich schwitzen sehen!“, raunte sie.
„Aber wir geben doch schon unser Bestes!“, jammerten die beiden.
„Das reicht mir aber noch nicht! Weiter machen!“
Wir ignorierten sie erst mal und stießen dann zu Goro und Lee. Die bereiteten sich ebenfalls vor. Mit ihrem altbekannten Elan versteht sich.
„Unglaublich, dass sich alle so verrückt machen, nur um Sport zu treiben.“, sagte ich.
„An deiner Stelle würd ich das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“, erwiderte Tomoe,“Aber egal. Legen wir los! Die Disziplinen fangen gleich an!“
Verwirrt starrte ich sie an.
„Wie? Ich dachte es gibt nur das große Rennen.“, merkte ich an.
„Hast du dir den Flyer überhaupt richtig durchgelesen?“, fragte Motoko.
„Oder hast du nur auf deinen Preis geschielt?“, lachte Kitsune.
„Man hätte mich ja auch aufklären können.“, maulte ich.
„Dann frag beim nächsten mal nach, du Holzkopf!“, sagte Naru.
Wir trennten uns, um uns umzuziehen. Und wenige Minuten später, trafen wir uns wieder bei Goro und Lee.
„Seid ihr alle gut drauf?!“, feuerte uns Goro an.
Wir sahen uns an und stimmten dann mit ein.
„Aber sowas von!“, riefen wir und hoben die Faust.
Viel Zeit zum Plaudern hatten wir jedoch nicht. Eine ältere Studentin, begab sich auf das Podest was hier stand und tippte gegen das Mikrofon.
„Herzlich willkommen, zu unserem neuesten Sportfest!“, sagte sie,“Es war ein langer Weg bis hierhin. Das Jahr war bisher fordernd und dennoch haben wir durchgehalten! Doch lasst uns nicht lange um den heißen Brei reden! Fangen wir an!“
Es knallte ein paar mal und Konfetti wurde durch die Luft gewirbelt. Danach mussten wir uns in Gruppen verteilen und Teams zusammen stellen. Wir vom Ryokan, konnten unser Team so lassen, wie es nun mal war. Und wenige Augenblicke danach, kamen auch schon die ersten Disziplinen, die es zu bewältigen galt. Zu diesem Zweck, stellten sich nun Rikako und Goro auf das Podest.
„Alle hergehört!“, brüllte Rikako, ohne dabei das Mikrofon benutzen zu müssen,“Jetzt will ich euch rennen sehen! Beginnen wir also ganz seicht, mit dem 500 Meter lauf!“
Insgesamt zehn sollten daran teilnehmen. Wir, mussten also darum knobeln, wer das übernehmen sollte. Und nach wenigen Überlegungen, wurde mir diese Aufgabe zu Teil. Tomoe, wollte sich die Kraft zum Laufen noch für den Marathon am Ende des Festes aufsparen. Im Grunde, war es egal wie viele der Disziplinen wir gewannen. Der Marathon, war die große Hürde die es zu überwinden galt, denn nur dort gab es Preise. Bei den „normalen“ Disziplinen, gab es nur Lob. „Und die Schmach des Versagens der anderen, die unseren Staub schlucken durften!“ Aber ich schweife schon wieder viel zu weit ab, entschuldigt bitte.
Auch Isshina gab sich keine Blöße und setzte für dieses kleine Rennen, erst mal aus. Nagaoda ebenso. Zwar wollte Isshinas Halbbruder........oder...Cousin, was auch immer er nun war, gar nicht erst beim Sportfest mit machen, aber ich hatte so das dumpfe Gefühl, das Isshina ihn zu ein paar Disziplinen überreden konnte, bei denen er nicht rennen musste.
Also begab ich mich zu den neun anderen Teilnehmern, schlug vorher noch mal mit Nagaoda ein und wurde sogleich von Keitaro und den anderen angefeuert. „Ein großartiges Gefühl! Wenn doch nur alle Menschen mich so hinnehmen würden....“ Eine große Herausforderung waren die anderen jedoch nicht. Ich hielt mich also an unseren Plan und lies mich erst einmal zurückfallen, nur um dann bei den letzten Metern, noch mal ordentlich aufzuholen und die anderen perplex abzuhängen. Und danach, ging es auch schon weiter. Diesmal nahm Goro das Mikrofon an sich.
„Als nächstes steht das „Dreibeinige Rennen“ an!“, rief er,“Sucht euch einen Partner und begebt euch auf die Startpositionen! Na los!“
Ähnlich wie bei der ersten Disziplin, hielt sich Tomoe zurück. Auch wenn sie anfangs hin und her gerissen war, mit mir einen Versuch zu wagen. Kitsune bot sich zwar an, doch Naru hatte einen Einwand.
„Wir alle sparen unsere Kräfte etwas ein.“, sagte sie, als wir uns im Kreis aufstellten,“Soweit ich weis, gibt es noch das Tauziehen! Da müssen wir alle bei der Sache sein!“
„Ist es dann nicht aber egal, wer von uns mitmacht?“, fragte ich.
„Eigentlich schon. Aber nicht jeder hat so viel Kraft wie ihr beide.“, kam es von Mutsumi und wies auf mich und Tomoe.
„Schaffst du das denn mit deiner Hand?“, fragte Shinobu besorgt, als sie sich Tomoes Verband ansah.
„Uns wird schon was einfallen.“, nickte meine Mitbewohnerin.
„Dann melde ich mich fürs Dreibein-Rennen!“, sagte Keitaro entschlossen.
Dem stimmten wir alle zu. Rasch, banden Keitaro und ich unsere Fußknöchel aneinander und stellten uns mit den anderen auf.
Als der Startschuss fiel, hatte ich ganz vergessen, mich ein wenig zurück zu halten. Die ersten paar Schritte, konnte Keitaro so gerade noch mithalten. Nur um ein paar Sekunden später, von mir mühelos mitgeschleift zu werden. Ich hörte weder sein Jammern noch seine fruchtlosen Versuche zu mir durchzudringen. Und als wir........äh.....ich meine ich,.....oder doch wir, an der Zielgeraden standen und die anderen ohne Probleme abgehängt hatten, merkte ich was los war.
„Oh nein!“, rief ich entsetzt und versuchte den vermeintlich bewusstlosen Keitaro wieder aufzuwecken,“Scheiße, scheiße, scheiße! Wach auf, wach auf verdammt!“
„Haben.......haben wir.....gewonnen?“, stammelte Keitaro benommen.
„Ja wir.....habens geschafft. Bitte entschuldige, ich hab nicht mitgedacht, das du.....“, versuchte ich mich zu entschuldigen.
„Großmutter bist du das? Vor mir dreht sich alles.....“
Hastig, nahm ich Keitaro auf meinen Rücken und brachte ihn zu den anderen. Und von Naru bekam ich erst mal Schelte.
„Was hast du angestellt?!“, fluchte sie und schüttelte mich durch,“Du Trampeltier!“
„Tut mir ja leid!“
„Jetzt komm mal wieder runter.“, verteidigte mich Tomoe,“Dann setzt Keitaro beim Tauziehen eben aus. Kein Grund zur Aufregung.“
Die nächsten Disziplinen kamen rasch und ohne viel Pause dazwischen. Als nächstes, stand das Tauziehen an, was wir vom Ryokan, locker für uns entscheiden konnten, wobei Tomoe sogar ohne lange zu zögern meine Hilfe annahm. Danach, kam der Handstand. Zumindest glaubte ich, dass es darum ging. Hier mussten wir alle jedoch ran. Keitaro mit Naru, Tomoe und Mutsumi, Su mit Shinobu. Motoko, Kitsune und ich wechselten uns ab. Wobei ich noch einen Schritt weiter ging.
„Was machst du denn da?“, fragte Kitsune belustigt und verwirrt zugleich.
„Hm? Ich lauf auf meinen Händen, was sonst.“, erklärte ich.
„Ja aber.....wieso?“, fragte Shinobu.
„Ging es denn nicht darum?“
„Nein, du Holzkopf!“, sagte Tomoe,“Du sollst nur auf einen Händen stehen! Nicht laufen!“
Während alle anderen verwirrt waren und der Rest mir dennoch applaudierte, ging es auch schon, zur letzten Disziplin.
„Also gut, ihr habt euch alle wacker geschlagen!“, rief Goro,“Jetzt kommt noch der Staffellauf, bevor es danach zum Marathon geht, wo alles entschieden wird!“
Diese Disziplin, war denkbar einfach. Vier Leute aus einem Team, mussten sich in bestimmten Abständen auf einer Strecke hinstellen und abwarten, bis sie einen Stab in die Hand bekamen, nur um mit dem dann weiter zu laufen. Motoko, Kitsune, Naru und ich, stellten uns der Herausforderung. Ich, belegte dabei den zweiten Platz. Mit Motoko ging es dann los, was anfangs etwas schlauchte, aber als Kitsune den Stab bekam, waren wir nicht mehr zu schlagen. Naru, die als letzte laufen musste, hüllte alles in eine Staubwolke. Am Ende war es jedoch ein hartes Kopf an Kopf rennen, mit einer Studentin, die sich ebenfalls wie wir, dieses Jahr eingeschrieben hatte.
Das Ende war gekommen. Nun, stand Rikako wieder auf dem Podest.
„Meine Lieben, das wars erst mal!“, rief sie, “Jetzt, machen wir etwa eine halbe Stunde pause, bevor es dann zum Marathon geht! Ruht euch aus, stärkt euch und all diejenigen die sich für das letzte große Rennen eingetragen haben, treffen sich bitte beim dritten Läuten, vor den Eingang der Todai! Dort wird euch noch mal genau erklärt, worauf ihr achten müsst. Bis später!“
Als ihre Ansprache endete, trafen wir uns alle am Rand des Sportplatzes. Isshina und Nagaoda kamen dazu.
„Seid ihr bereit?“, fragte Tomoe,“Rayo? Korukawa?“
„Bereit.“, nickten wir.
„Gut. Ich will.....das wir unser Bestes geben.“, sagte meine Mitbewohnerin.
„Du kannst dich darauf verlassen, das ich alles geben werde, Darakaija.“, sagte Isshina und verneigte sich.
„Ihr schafft das, ganz bestimmt!“, sagte Su.
Wir nickten. Und nach einer halben Stunde, begaben wir uns zum Eingang der Todai. Der Marathon, konnte beginnen.