Natürlich lernte ich auch mit den anderen zusammen. Da wir alle, einschließlich Tomoe die selben Kurse belegen wollten, hatten wir in kürzester Zeit eine Lerngruppe gegründet. Das hatte mir Shinobu zumindest erklärt. Während den Pausen, fragten mich die Mädels die unterschiedlichsten Sachen.
Die erste Hälfte der Prüfung bestand aus Geographie, Geschichte, Ethik, Politik, Japanische Literatur und Fremdsprachen. Deutsch, Koreanisch, Englisch, Französisch und Chinesisch. Und die Fremdsprachen, sollten sich als besonders schwer herausstelen
Am ersten Wochenende, konnte ich längere Pausen machen und etwas ausspannen. Was Su zum Beispiel dazu veranlasste, mich für eine ihrer neusten technischen Spielereien zu missbrauchen. Dazu hatte sie Shinobu herbestellt. Wir saßen beide auf den Fußboden mit jeweils einen Buzzer in der Hand. Su las uns ein paar Fragen vor, die dann wiederum überwiegend von mir beantwortet werden sollten. Außerdem musste ich dazu mein Gesicht von ihrer komischen Gerätschaft scannen lassen.
„Dann wollen wir mal sehen, wie gut du in der Woche aufgepasst hast Rayo!“, grinste Su.
„Ich weiß zwar nicht was das großartig bringen soll, aber von mir aus kanns losgehen.“, sagte ich gelangweilt.
„Du musst etwas Geduld haben.“, versicherte mir Shinobu lächelnd, “Su hat schon viele tolle Sachen gebaut. Die......mehr oder weniger für etwas Aufregung gesorgt haben.“
„Mehr oder weniger, was soll denn das heißen?“, fragte ich misstrauisch, “Su, was wird das hier?“
„Die erste Frage: Wie lang ist die chinesische Mauer und wann wurde sie gebaut?“, las sie vor.
Ich drückte auf den Buzzer.
„Darf ich einwerfen, das dass gerade zwei Fragen auf einmal waren?“, sagte ich.
„Leider falsch!“, rief Su.
Plötzlich prasselte eine Salve von Schaumstoffpfeilen auf mich ein.
„Sag mal spinnst du, was soll das denn?!“, fluchte ich und musste einen Pfeil aus meiner Nase ziehen.
„Du musst auf alles vorbereitet sein, Rayo.“, sagte Su und nahm sich die nächste Frage.
„Als ob so etwas während der Prüfung passiert.“, brummte ich und bekam die nächste Salve ab, “Lass das!“
„Tut mir leid, aber so sind nun mal die Regeln.“, erklärte Su.
„Welche Regeln?! Du hast sie doch noch gar nicht aufgezählt!“
Wieder drückte Su auf einen Knopf und erneut, wurde ich von Pfeilen beschossen.
„Widerworte! Du kriegst noch mal 5 Minuspunkte!“, rief sie.
„Jetzt reichts, das ist mir zu blöd!“, knurrte ich und stapfte wieder nach draußen, als die nächste Salve mir in den Rücken feuerte, “Hör auf damit!“
Verwirrt starrte Shinobu sie an und legte den Buzzer weg, während Su nur breit grinste und die Kanone nachlud.
„Wolltest du ihm wirklich damit helfen?“, fragte sie.
„Ich habe nie gesagt das ich ihm helfen würde. Es macht einfach zu viel Spaß ihn zu ärgern!“, lachte Su, “Hier guck mal!“
Auch Shinobu blieb von den Pfeilen nicht verschont und suchte gleich nach mir das Weite.
„Hör auf damit, lass das sein!“, rief sie und rannte davon.
„Was haben die beiden denn?“, sagte Su und zuckte die Schultern, “Machts nichts. Dann nimm ich beim nächsten mal Wasserbomben!“
In der zweiten Woche, waren Physik, Chemie, Biologie und Mathematik an der Reihe.
Erstgenanntes, veranlasste mich dazu, mit Tomoe darüber zu sprechen, ob Senkou nicht herkommen und mich unterrichten könnte. Doch davon, wollte meine Mitbewohnerin nichts wissen.
„Das kannst du gleich wieder vergessen.“, konterte sie und trocknete sich mit dem Handtuch ab.
Im übrigen stieg sie gerade aus der Badewanne, während ich vor der Türe stand und wartete das sie fertig wurde um Senkou doch noch anzurufen. Wo ich war? Ja, vor der Türe, aber.......mit ihr im Bad. Natürlich mit dem Gesicht zur Türe. Ein Glück wussten Naru und die anderen nichts davon. Wer weiß was passiert wäre, wenn sie mich so gesehen hätten.
„Aber Tomoe, er hat mir auch geholfen, als ich nicht wusste wer ich bin und woher ich überhaupt komme. Und.......“
„Und er wollte dich umbringen, weil du angeblich zu einer Bedrohung hättest werden können. Vergiss nicht, er hat dich mit einer Waffe bedroht.“, fasste sie zusammen und warf mir ihr Handtuch über den Kopf.
„Sagte die Katana schwingende Wahnsinnige, die mich mit selbigen vierteilen wollte.“, sagte ich kleinlaut.
„Halt die Klappe, oder willst du noch eine Breitseite mit meinem Katana haben?! Das lässt sich ganz einfach arrangieren!“, fauchte sie und schubste mich auf den Flur.
Ein ähnliches Drama, ereignete sich bei Mathematik. Keitaros Freunde kamen sogar zu Besuch um zu üben, so hatten sie es zumindest gesagt. Aber in Wirklichkeit wollten sie heimlich mit Tomoe flirten, obwohl die den beiden Hampelmännern doch eigentlich klar gemacht hat, das sie kein Interesse hat. Und das, rieb sie den beiden noch mal deutlich unter die Nase und Kanako, half ihr dabei. Während ich dabei war zu verzweifeln und bei den sogenannten Quadratischen Gleichungen in Bedrängnis kam.
„Müssen wir das wirklich machen?“, schmollte ich, “In mir bauen sich gewisse Aggressionen auf was Zahlen betrifft.“
„Immer weiter machen. Wir haben nur noch diese Woche Zeit.“, sagte Kanako hinter mir.
Haitani beugte sich zu mir rüber und starrte dann verwirrt auf mein Blatt Papier.
„Wie bist du denn da drauf gekommen?“, fragte er.
„Woher soll ich das wissen, ich rechne einfach so vor mich hin.“, erwiderte ich.
„Glaubst du denn das du die Aufnahmeprüfung schaffst?“, warf Shirai ein.
„Keine Ahnung.“, sagte ich und überdachte noch mal mein Ergebnis und radierte es weg, “Das liegt mir einfach nicht.“
„Bist du denn mit den anderen Sachen besser zurecht gekommen?“, fragte Keitaro.
„Mal mehr , mal weniger.“, sagte ich abwesend und schielte zu Haitani und Shirai rüber.
Ich meinte zu hören, wie Tomoes Name bei ihnen fiel. Vor lauter Frust vergaß ich einmal die Regeln und zog einen meiner Vektoren hervor und bewegte ihn langsam auf einen der beiden zu, wobei ich mich nicht entscheiden konnte, wer zu erst dran glauben sollte. Doch Tomoe schien das bemerkt zu haben, wie auch immer das gehen mochte. Also warf sie mir ein zerknülltes Papier an den Kopf. Sie machte mir sehr deutlich, das sie mich im Auge behielt.
„Ruhig bleiben.“, flüsterte sie.
Um die ganze Sache mit den beiden und ihr Interesse an Tomoe endgültig aus der Welt zu schaffen, bat meine Mitbewohnerin mich darum, mich mit den beiden auszusprechen.
„Ach komm schon, muss ich das wirklich.“, sagte ich genervt.
„Wenn du noch mal was scharfes essen willst, dann ja.“, antwortete Tomoe,“Geh schon.“
„Kann ich sie nicht irgendwohin verschleppen wo sie keiner vermisst und....“
„Nein, das lässt du bleiben. Dein letzter Kampf mit Katsubou hat dir wohl das Hirn vernebelt.“
„Ach, bei dem waren doch schon alle Gehirndrüsen vereitert.“, knirschte ich.
„Jetzt geh. Und bitte, verliere nicht die Fassung. Du weißt was ich dir gesagt habe.“
„Ja ja, lass gut sein.“, winkte ich ab.
Als ich fünf Minuten später wieder zurück kam ging es mir besser denn je. Die beiden Charmebolzen waren vor mir auf die Knie gefallen und haben mich angebettelt, das ich ihnen meinen Segen gebe, Tomoe mürbe zu machen und zu bearbeiten, um ihr Interesse an Männern wieder anzukurbeln. Das konnte ich noch irgendwie verkraften, zumindest dann als sie mir versicherten, nichts dummes mit ihr anzustellen. Die Stimmung kippte allerdings, als sie versuchten mit mir herumzualbern und anmerkten, das ich Tomoe nur so beschützen würde, weil ich selber an sie ran wollte. Danach, herrschte Stille. Ich ging also an Motoko vorbei die neben der Tür stand und auf mich wartete. Sie lächelte nur und schlug mit mir ein, was mich noch mehr zufrieden stellte. „Zwei Fliegen mit einer Klappe!“
„Sieh an, du hast dich mit den beiden gut verstanden, nehme ich an?“, fragte Tomoe, ohne von ihren Aufgaben aufzusehen.
„Da kannst du Gift drauf nehmen. Ich habe mich noch nie so frei gefühlt!“, rief ich ihr zu, als ich nach draußen ging.
„Wie ist es denn gelaufen?“, fragte Tomoe weiter.
„Hab den beiden auf die Fresse gehauen!“, lachte ich.
Schwer seufzend runzelte Tomoe die Stirn und schenkte sich Eistee nach. Muzumi, Keitaro und Kitsune starrten sie mit offenen Mündern an.
„Was ist?“, fragte Tomoe verwundert.
„Hat er den beiden wirklich.....“, stammelte Keitaro.
„Ich weiß schon, ich weiß, er sollte das eigentlich nicht machen, aber sein wir doch mal ehrlich: Die beiden wollten eben nicht hören.“
Shinobu, Naru und Kanako saßen an einen anderen Tisch und sahen sich an.
„Da hatte Motoko doch ein bisschen Unrecht.“, sagte Kanako.
„Bei was?“, fragte Naru.
„Ich glaube sie meint, das Rayo und Tomoe nichts füreinander übrig hätten.“, erwiderte Shinobu.
„Meinst du das, weil er die beiden verprügelt hat?“, fragte Naru weiter, “Also ich weiß nicht. Vielleicht ist er doch eher der......kaltschnäuzige Grobian, der immer etwas schwer von Begriff ist.“
„Nein das glaube ich nicht.“, warf Shinobu ein,“Ja.....es stimmt, es ist falsch das er sie verprügelt hat aber......hat er das nicht gemacht um die beiden von Tomoe fernzuhalten? Zeigt das nicht schon dass da etwas mehr dahinter steckt?“
Naru schüttelte den Kopf und arbeitete weiter an ihren Aufgaben.
„Möglich wärs. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob Rayo überhaupt in der Lage ist, jemanden ernsthaft zu lieben.“
Bei Chemie wiederholte sich das erste Drama und steigerte sich ins unermessliche. Zu erst konnte ich Tomoe so gerade noch dazu überreden, Rin'ne herkommen zu lassen, damit er mir sein Fachgebiet etwas näher bringen könnte, ähnlich wie Senkou. Bis ich zu dem Punkt kam, als es um Rin'ne's Charakter ging. Irgendwie konnte nur Tomoe das Problem dabei sehen.
„Ist das wirklich dein Ernst?“, sagte sie und gab mir eine Kopfnuss, während ich versuchte mir einzuprägen, wie man die sechs Edelgase nannte.
„Ich verstehe überhaupt nicht wo das Problem ist. Rin'ne hat nie versucht mich umzubringen und außerdem hat er Nana sicher nach Hause gebracht nachdem ich sie........vergiss den letzten Teil wieder.“
Wieder gab sie mir eine Kopfnuss, aber härter als die letzte.
„Wie hast du die Sache mit Haitani und Shirai noch mal geregelt? Klär mich noch mal auf.“, fragte sie und tippte mir dauernd mit dem Griff ihres Katanas gegen die Stirn, “Ach ja richtig, du hast die beiden nach Strich und Faden vermöbelt!“
Ich schlug ihr Katana beiseite und legte Chemie weg.
„Weil sie mich provoziert hatten.“, versuchte ich ihr zu erklären.
„Oh ja natürlich. Du wolltest nur wieder den Beschütze raushängen lassen. Aber......sehen wir doch mal genauer hin: Was war noch mal Rin'nes beste Charaktereigenschaft? Genau, er ist ein Charmebolzen aller oberster Güte!“
„Ja und ?“, fragte ich.
„Ich glaubs nicht. Du bist ein Heuchler! Bei anderen erkennst du sofort ihre Fehler, aber bei deinen Landsleuten nicht?!“, fluchte sie.
„Er würde es sich eben nicht wagen sich an dich ran zu machen.“, gähnte ich, “Dafür hat er viel zu großen Respekt vor mir.“
„Ja, weil du dich mit Psycho-Spielchen hast einlullen lassen von dieser Irren, wie hieß sie noch? Egal. Rin'ne wird nicht herkommen. Nachher gibt es noch einen Revierkampf zwischen euch beiden.“
„Und was soll das schon wieder heißen?“
„Glaub mir, du verstehst es schon.