Am Abend kamen wir wieder zurück und kaum waren wir eingetreten, trennten sich unsere Wege. Während Kaede und Tomoe ein Bad in den heißen Quellen nehmen wollten, suchte ich lieber die Dusche auf. Das war ja noch ganz angenehm, doch als ich wieder aus dem Bad kam, wartete auch schon Su hinter der nächsten Ecke auf mich. Und sie schien nicht sonderlich gut gelaunt zu sein.
„Ähm.....was eh?“, stammelte ich.
Sie blitze mich mit einem hämischen Lächeln an und in den Händen hielt sie eine Art Fernbedienung.
„Mach dich bereit für meine Rache, Rayo!“, rief sie und drückte den obersten Knopf.
Hinter ihr, erschienen ein Haufen ähm......Schildkröten.........warum auch immer. Und alle waren sie silbrig und offenbar metallisch. Gut ein Dutzend schwebten jetzt um sie herum.
„Su, was soll das werden?“, fragte ich misstrauisch und ging einen Schritt zurück.
„Das ist die Rache des Mecha-Tama-Geschwaders! Raketen abfeuern!“
Mir entfuhr ein verdruckstes Kichern.
„Bitte, als ob diese kleinen Blechbüchsen wirklich........“
Sie drückte den nächsten Knopf und sofort, öffneten die kleinen Schrotthaufen ihren Panzer. Nur um im nächsten Moment, tatsächlich mit Raketen auf mich los gingen.
„Attacke!“, rief sie und jagte mir mit den Dingenr hinter her.
„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?!“, fluchte ich und suchte das Weite,“Du bist ja nicht mehr ganz dicht!“
„Das hast du nun davon, dass du mich nicht mit genommen hast! Raketen-Salve 1, Feuer frei!“
Als ich um eine Ecke bog, schossen die ersten Raketen hinter mir her und trafen mich auch mit Wucht, sodass ich gegen eine Wand flog. Mir standen die Haare zu Berge und aus meinen Mund qualmte es.
„Au....“, winselte ich.
„Na, bereit für Salve Nummer 2?“, grinste sie und legte den Finger schon auf den Knopf.
„Verdammt noch mal Su, lass das!“
Glücklicher Weise kam Keitaro vorbei und wunderte sich was los war.
„Sag mal Su, was macht ihr beide da eigentlich?“, fragte er.
„Schaff sie mir vom Hals!“, rief ich, “Die ist doch völlig plem plem!“
„Also gut, Salve Nummer 2 ist im Anflug!“, rief Su und drückte den Knopf erneut.
Anders als bei der ersten, hüllte uns diese Salve jedoch in dichten Rauch ein. Ich konnte mich davon schleichen, während Keitaro benebelt liegen blieb.
„Bloß weg hier! Jetzt hab ich aber langsam wirklich genug!“, zischte ich und rannte davon.
Su kam aus der Rauchwolke heraus und hatte eine Gasmaske auf.
„Ach Mist, jetzt ist er mir entwischt.“, jammerte sie.
„Su, wir müssen uns dringend mal unterhalten!“, rief Keitaro vom Boden her, “So kann das nicht weiter gehen!“
Als ich auf dem Korridor zu meinem Zimmer entlang kam, hörte ein maunzen. Eine Katze, saß direkt vor meiner Zimmertüre und blockierte den Durchgang. Sie hatte ein schwarzes Fell und seltsam große Ohren. Am Schwanz trug sie ein kleines Glöckchen.
„Seltsam, wo kommt denn die Katze auf einmal her?“, murmelte ich und versuchte irgendwie an ihr vorbei zu kommen.
Ich versuchte sie weg zu scheuchen. Sie aber tänzelte um meine Beine herum und schnurrte. Seufzend, lies ich es über mich ergehen und schob sie mit dem Fuß beiseite.
„Ein Glück, war ich noch nie ein so großer Katzenfreund.......“
Ich schob meine Türe auf und tat meinen ersten Schritt hinein.
„Miau......dann hat sich Kanako doch nicht geirrt, was dich angeht.....“
„Ja ja, ich weiß, der erste Eindruck ist wichtig und außerdem.........Sekunde!“, hastig drehte ich mich zu ihr um und starrte sie mit großen Augen an, “Ähm....ehehe....nein, so ein Unsinn......Katzen können nicht sprechen. Ich glaube Kaedes Schlag war wohl etwas zu heftig.....“
Wieder drehte ich mich um, doch erneut, hörte ich diese Stimme.
„Wenn du nur wüsstest, was alles sprechen kann, du alter Griesgram. Außerdem kannst du froh sein, das du überhaupt sprechen kannst.“
Jetzt war ich wie erstarrt und mit nacktem Entsetzen, starrte ich sie an.
„Was zum......ei-ei-eine Katze.....die mit mir spricht! Komm schon, das kann doch wohl nur ein Albtraum sein!“, ich wurde leicht hysterisch, “Zwick mich mal jemand, ich glaub ich träume!“
Doch die Katze grinste mich nur an und tat einen Schritt auf mich zu.
„Buh!“
„Whoa!“
Ich fiel rücklings in mein Zimmer und kroch rückwärts vor ihr davon, während sie auf mich zu kam.
„Na, überrascht?“, sagte sie und setzte sich vor mich hin, “Du müsstest mal dein Gesicht sehen.“
„Was ist das denn?! Ist das irgend so eine kranke Bauchredner-Nummer?! Sowas gibt’s doch überhaupt nicht!“
„Glaub was du willst. Ich bin nur eine kleine Katze die sprechen kann. Und das sogar noch besser als du.“
Mir stellten sich die Nackenhaare auf und sofort, versuchte ich ihr zu entkommen. Dabei beobachtete sie mich mit großem Vergnügen.
„Ich muss sofort raus hier und Tomoe davon erzählen! Das ist einfach zu krass!“
Schnellen Schrittes, ging ich davon und lies sie in meinem Zimmer zurück.
„Kanako wird sich bestimmt freuen.“, sagte sie und verschwand dann auf dem Flur.
Später, saßen alle Mädels in den heißen Quellen und ließen sich durch nichts stören. Als ich Tomoe von dieser sprechenden Katze erzählt hatte, wollte sie mir kein Wort glauben und sagte, dass es nur Kanakos Katze wäre. Dummer weise saß sie dabei schon bei den Quellen und Kanako hatte mir mit einer unglaublichen Präzision, einen Holzeimer an den Kopf geworfen, sodass ich jetzt noch ein blaues Auge hatte. Also saß ich oben auf dem Dach und beobachtete sie alle von dort aus. Aber nicht um zu spannen, oder sonst etwas verwerfliches zu tun. Ich wollte nur sicher gehen, dass Kaede sich nicht dazu hinreißen lässt, irgendetwas dummes zu tun.
Ich fragte mich, wie es Kanako geschafft hatte, ihre Katze zum sprechen zu bringen. Ist sie eine Bauchrednerin? War das ein Zaubertrick? Oder hat mir meine Fantasie nur einen Streich gespielt?
Wenig später beehrte mich Keitaro mit seiner Anwesenheit. Er hatte ebenfalls ein Bad genommen. Allerdings hatte er dabei in einer Holzwanne auf seinem Balkon gesessen. Er schritt mit Kimono und zwei reichlich bedeckten Tellern zu mir.
„Hier steckst du also.“, sagte er und setzte sich neben mich, “Ich hatte schon gedacht, du wärst wieder abgehauen.“
„So etwas passiert mir nur einmal im Jahr.“, brummte ich und achtete auf jede von Kaedes Bewegungen.
„Ich hab von deiner Begegnung mit Kanakos Katze gehört.“, lachte er, “Bist du dir wirklich sicher, dass sie gesprochen hat? Oder hat dich Su nur zu hart erwischt mit ihrer Rache?“
Ich schüttelte den Kopf und beäugte die Teller.
„Nein, sie hat gesprochen, ich weiß es! Wenn du willst, beweise ich es dir!“, ich nickte zu den Tellern, “Was ist das?“
„Unser Abendessen.“, antwortete er und reichte mir meine Portion, “Bunte Nudeln frittiert und extra scharf.“
Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich nahm den Teller dankend an.
„Ich hoffe Su wurde dabei beobachtet, wie sie mein Essen zubereitet hat!“, sagte ich misstrauisch und stocherte mit meinen Stäbchen in den Nudeln herum.
„Keine Sorge. Shinobu hat es vorhin gemacht. Aber sag mal, woher hast du eigentlich dieses blaue Auge?“
„Ach......Motoko hat nur die Beherrschung verloren, das ist alles.“, sagte ich Schultern zuckend, “Ich wollte Tomoe nur von der Katze erzählen. Und plötzlich trifft mich dieser verdammte Eimer! Und ich fürchte, dass Kaede mir einen Zahn ausgeschlagen hat!“
Ich zeigte ihm meine Zähne, doch er schüttelte den Kopf.
„Unsinn, da fehlt kein Zahn! Und abgebrochen ist auch nichts!“, beruhigte er mich, “Aber........da du gerade von Kaede sprichst. Irgendwie, scheint ihr nicht wirklich miteinander auszukommen.“
Ich blickte wieder nach unten und seufzte schwer.
„So könnte man es nennen. Aber es ist nicht so, dass wir uns hassen. Wir haben eben unsere Differenzen. Kaede würde es damit begründen, dass gerade gute Bekannte, schnell lästig werden.“
Keitaro überlegte und aß munter weiter, während ich jedoch kaum einen Bissen hinunter bekam.
„Weißt du, ich glaube ich könnte eine Lösung für dein Problem haben.“, sagte er.
Ich stieß nur ein dumpfes „Pff“ aus und schüttelte den Kopf.
„Ja genau.........du hast eine Lösung für eines von meinen Problemen! Also entweder bist du unglaublich naiv oder aber, du bluffst nur und versuchst nur mich in falsche Hoffnung zu wiegen, damit ich mich besser fühle.“
„Jetzt warte es doch erst mal ab. Da ich der Hausverwalter bin, könnte ich Kaede einfach bitten wieder zu gehen. Nur wenn sie Ärger macht. Du musst es nur sagen.“
In meinen Kopf spielte sich gerade ein grausiges Szenario ab, kaum hatte er den Mund wieder geschlossen. Keitaro, wie er ernsthaft vor Kaede stand und sie darum bat, wieder zu verschwinden, nur damit ich mich weniger unwohl fühlte. Und Kaede selbst, die sich das anhörte und ihn dann kurzer Hand,......nun ja.....ab da blendete meine Psyche aus. Ein Schauer lief mir über den Rücken bei den Gedanken.
„Nein. Lass das lieber mal sein.“, winkte ich ab, “Nachher gibt es nur wieder Ärger und dass, lässt sie dann vermutlich an mir aus.“
„Dann soll sie also weiterhin hier bleiben?“
„Ja doch. Sie muss sich erst mal damit abfinden, dass sie mich jetzt jeden Tag zu Gesicht bekommt.“, erklärte ich.
„Seid ihr beide, eigentlich irgendwie miteinander verwandt oder wart ihr beide mal ein Paar?“
Ich verschluckte mich an meinem nächsten Bissen und ich hätte schwören können, dass ich kleine Flammen ausspuckte.
„Wie bitte?! Ich und Kaede.......ein Paar?!“, krächzte ich und rang nach Luft.
„Ich meine, irgendwoher muss doch diese Spannung zwischen euch herkommen.“, sagte er und klopfte mir auf den Rücken.
Irgendwie spürte ich Kaedes Blick der sich auf mir niederlegte und das machte mir Angst.
„Ja natürlich, ich und die große Kaede ein Paar! Also entweder hat dir das heiße Bad das Hirn aufgeweicht oder deine Brille sitzt zu eng!“, jetzt war ich mir ganz sicher das Kaede uns beobachtete, denn ich fürchtete, dass das Stechen in meiner Brust von einem ihrer Vektoren kam.
„Schon gut, wenn du damit zurecht kommst, lasse ich dich damit in Ruhe.“
„Danke. Nicht dafür, dass du es sein lässt. Ich bedanke mich dafür, dass du zumindest versuchst hast, mir zu helfen. Aber das kann keiner so richtig.“
„Hey, wozu hat man denn Freunde?“
Er klopfte mir auf die Schulter und schenkte mir ein Lächeln.
„Hm......Freunde.“, wiederholte ich, “Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so etwas gehabt zu haben.“
Er knuffte mir gegen den Arm.
„Ach komm, jeder hat doch mindestens einen!“
„Aber ich nicht.“, ich lies den Kopf hängen, “Niemand wollte was mit mir zu tun haben. Sogar Mutters Freundin Hikari ist für mich nicht mehr, als eine weit entfernte Tante. Und obwohl ich......meist immer alleine war, habe ich mich durchgebissen.“
Ich spürte wie in mir die Traurigkeit hochkam und die Tatsache, dass ich immer noch alleine war machte es nicht einfacher.
„Das ist es auch was uns deine Mutter erzählt hat. Du bist so unglaublich stark geblieben und wo andere versagt hätten, hast du einfach weiter gemacht. Und dafür kann man dich schon bewundern. Weißt du, als ich damals hierher kam, ging alles so furchtbar schnell. Zu erst dachte ich, dass Naru das Mädchen war, was ich damals mein Versprechen gegeben habe. Dann war es doch Muzumi,......es war ein einziges durcheinander. Dann tauchte auch noch Kanako auf und plötzlich war sie diejenige der ich mein Versprechen gab.“
„Und was ist mit Shirai und Haitani?“, fragte ich betrübt.
„Ja, die beiden kann man schon als, meine Freunde bezeichnen. Apropos, wie hast du es geschafft, die beiden so übel zu zurichten? Ich meine, sie waren immerhin zu zweit!“
Ich zuckte die Schultern und würgte den Rest von meinem Essen herunter.
„Das dachte ich Anfangs auch. Aber wie sich herausgestellt hat, sind die beiden echte Waschlappen.“
Mit nervösen Grinsen sah er mich an und stellte seinen Teller weg.
„Vielleicht sollten wir die beiden mal aufsuchen um dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Aber lass uns erst mal das Thema hier abhaken. Ich sehe schon, wie sehr dich das Gespräch anstrengt.“
Er hielt mir eine Faust hin.
„Was soll das denn?“, fragte ich.
„Naja, ich möchte mich mit dir anfreunden. Nur wenn du das willst.“
Langsam verstand ich überhaupt nichts mehr.
„Machst du das jetzt aus Mitleid, oder machst du dich über mich lustig?“, fragte ich und schmollte.
„Unsinn.“, sagte er Kopf schüttelnd, “Naru hat mir erzählt, wie entspannt du auf der Feier bei der Todai warst. Vor allem wie du sie beim Flummi fischen gedemütigt hast!“
„Wieso gedemütigt? Sie ist ausgerutscht und reingefallen!“, entgegnete ich und pfiff leise vor mich hin.
„Das glaub ich dir aufs Wort!“, lachte er, “Na los. Schlag ein. Ich wollte das zu erst machen und dann unsere Freundschaft mit dem Essen besiegeln. Aber ich glaub ich habs etwas versiebt.“
„Und du versuchst nicht mich hinters Licht zu führen, weil Su sich immer noch an mir rächen will?“, ich blickte auf mein Essen, “Su hat doch sicher Abführmittel da rein gemischt oder?!“
„Jetzt red nicht so einen Unsinn. Na komm.“
Ich lies mir das noch mal durch den Kopf gehen, dachte über jedes erdenkliche Szenario nach, doch keines davon wollte einen Sinn ergeben. Also ballte ich meine Faust und schlug dann mit ihm ein. Jedoch wollte mir das einfach noch nicht so richtig in den Kopf. Ich betrachtete meine Faust, spreizte sie und ballte sie wieder.
„Hab ich jetzt irgendwelche Superkräfte?“, fragte ich und meinte es Ernst, “Hab ich jetzt andauernd Pech?“
„Was? Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, fragte er und seine Brille rutschte ihm von der Nase.
„Na hör mal, wir haben gerade unsere Fäuste aneinander gestupst! Ich kenne sowas noch nicht! Ist sowas unter Freunden normal?! Du musst mir auch erklären was hier passiert!“
Er fiel nach hinten zu Boden und war nun noch verwirrter als zuvor.
„Jetzt bin ich wirklich sprachlos!“
„Und ich erst!“, sagte ich, schlang mein Essen runter und ging wieder nach unten in mein Zimmer.
Keitaro blieb noch alleine zurück und rückte sich seine Brille zurecht.
„Ob er es wirklich begriffen hat, dass wir jetzt Freunde sind? Irgendwie glaube ich, dass das schwieriger wird, als ich gedacht hab!“