Währenddessen hatte Mutter sich eine verrückte Idee in den Kopf gesetzt. Nachdem sie erfahren hatte, was beim Schwimmkurs vorgefallen war, wollte sie der Dozentin einen Besuch abstatten und sie zurecht stutzen. Und somit, schleifte sie Hikari einmal quer durch ganz Shinjuku, um die Wohnung zu finden.
„Shiori, findest du nicht, dass du wieder mal ein wenig überreagierst?“, fragte Hikari
„Selbst wenn.“, brummte Mutter,“Sie hat es gewagt, meinen kleinen Prinzen zu vernachlässigen und dann auch noch absaufen zu lassen! Und bei so was verstehe ich überhaupt keinen Spaß!“
„Das zweifle ich ja nicht an!“, versuchte Hikari sie zu besänftigen,“Aber findest du nicht, dass du einen Gang runter schalten solltest? Es ist ja nicht wirklich etwas passiert, so wie Tomoe gesagt hat!“
„Jetzt warte erst mal ab, bis wir da sind. Du tust ja gerade so, als würde ich diese Frau umbringen wollen!“
„Ach, tue ich das?!“, fluchte Ikari,“Vor einer halben Stunde hast du dir das als Mantra immer wieder vorgesprochen: „Ich werde sie umbringen, ich werde sie umbringen, ich werde diese unfähige Schnepfe umbringen!“
Mutter stoppte vor besagter Haustüre und winkte das gelassen ab.
„Was du da wieder rein interpretierst.“
„Ja natürlich, ich spinne nur mal wieder und du bist bei klarem Verstand.“, äffte Hikari sie nach,“Aber, kommt dir der Name der Dozentin nicht irgendwie bekannt vor?“
„Bekannt, warum?“, fragte Mutter und drückte auf die Klingel.
„Moment, ich komme schon!“, rief Rikako.
„Ich mein ja nur.“, sprach Hikari weiter,“Irgendwas gefällt mir bei der Sache nicht.“
„Krieg dich wieder ein. Tomoe sagte selbst, dass diese eingebildete Zicke ein jämmerliches Weichei ist.“
„Von jämmerlich war aber nie die Rede, Shiori!“, ermahnte Hikari sie im strengen Ton.
Die Türe öffnete sich und beide standen starr. Jetzt, stand Rikako direkt vor ihnen. Sie trug eine kurze Hose mit Tarnfarben, kaute auf einem Mikadostäbchen herum.
„Kann ich ihnen helfen?“, fragte sie verwirrt.
„Guten Tag eh.....“, sagte Hikari nervös,“Fuyuko mein Name. Wir sind hier um mit ihnen über diese eine Sache beim Schwimmkurs zu reden.“
„Oh nein.....“, stöhnte Rikako auf,“Ich wusste es! Sie haben Beschwerde eingereicht und wollen das ich gefeuert werde! Ohhh nein......und dabei hab ich den Job doch noch gar nicht so lange. Irgendwie hab ich geahnt das mir dieser Akumaru-Knirps Schwierigkeiten macht....“
„Merken sie sich ihre Worte gut.“, sagte Mutter mit dunkler Mine,“Das ist immer noch mein kleiner Prinz über den sie da herziehen.“
„Und wer sind sie?“, fragte Rikako verzweifelt.
„Shiori Akumaru!“, sagte Mutter und schnaufte,“Und diesen Namen, können sie sich ebenfalls merken.......“
„Moment – Shiori Akumaru?“, wiederholte Rikako,“Drittes Semester?“
„Wie bitte?“, fragte Mutter.
„Ja, erkennst du mich nicht mehr?! Rikako Sakai! Wir beide haben uns während des Chemiekurses kennengelernt!“
Mutter schien immer noch nicht ganz zu begreifen, wer da eigentlich vor ihr stand. Entweder hatte Rikako sie nun ausgekontert und ihr eigentliches Vorhaben vereitelt, oder aber Mutter hatte sie tatsächlich völlig vergessen.
„Tut mir leid, aber da klingelt nichts bei mir.“, sagte Mutter etwas perplex und neigte den Kopf zur Seite.“
„Ach Blödsinn! Jetzt komm endlich rein und lass uns da weiter quatschen! Na los!“
Sie zerrte Mutter rein und knallte Hikari die Türe vor der Nase zu.
„Natürlich, das Mauerblümchen wird aus Prinzip vergessen, schon verstanden.“, meckerte sie.
Doch Mutter riss noch einmal die Türe auf und zog sie hinein.
Inzwischen mussten wir uns mehrfach zurückfallen lassen. Die anderen hatten den gesamten Garten unter ihrer Kontrolle gebracht und Isshina war immer noch nicht aufzufinden. Ich hatte schon einen Treffer an der Schulter einstecken müssen. Tomoe hingegen war noch relativ sauber. Höchstens ihre Füße waren mit Farbe vollgeschmiert.
Nun standen wir hinter einen kleinen Wall, die Farbkugeln flogen uns um die Ohren und gelegentlich versuchte Tomoe ein paar Schüsse abzufeuern, musste sich aber rasch wieder ducken, noch ehe sie den Abzug betätigen konnte.
„Verflucht!“, knurrte sie,“Das nimmt ja gar kein Ende!“
„Frag erst mal mich.“, erwiderte ich und deutete auf meine Schulter,“Ich wette mit dir, selbst mit Schutzausrüstung, hab ich da jetzt'n blauen Fleck!“
„Das ist nun mal das Risiko beim Paintball.“, sagte Tomoe,“Vielleicht hätten wir doch lieber zwei gleichgroße Teams bilden sollen.“
„Unsinn, das schaffen wir auch so. Außerdem, macht es mir auch irgendwo Spaß.“
„Ehrlich?“, fragte sie und atmete erleichtert aus,“Ich weis das sag ich nicht oft, aber ich bin beruhigt dass du das so siehst.“
„Natürlich, könnten unsere Chancen etwas besser stehen.“, sagte ich Achsel zuckend.
„Recht hast du. Aber lass mal sehen.“, sie blickte kurz über unseren Wall,“Ok, deine Kuppel können wir vergessen. Da haben wir zu wenig Fläche zum ausweichen.“
„Und was sollen wir sonst tun?“ fragte ich angespannt, als eine Farbkugel knapp an meinem Ohr vorbei schoss.
„Eingang ist zu offensichtlich und langsam auch etwas ausgelutscht zum ausweichen.“, erwiderte sie,“Ich würde vorschlagen, wie kämpfen uns auf die andere Seite des Ryokans durch! Die heißen Quellen können wir nicht halten!“
Ein lauter knall hinter unseren Wall, lies uns zusammen zucken. Vorsichtig kamen wir kurz hervor. Das Dauerfeuer hatte aufgehört und am Wall hatte sich ein gewaltiger blauer Fleck abgezeichnet.
„Ach Mist!“, rief Su.
„Sag mal was war das gerade?!“, fluchte Tomoe.
Alle zückten sie kleine Ballons die offensichtlich mit Farbe gefüllt waren.
„Alle anlegen!“, rief Naru und alle holten aus.
„Oh scheiße.......“, hauchte Tomoe und hielt die Luft an.
Ich sah sie Entsetzt an und hob mein Gewehr an.
„Zielen!“
„Wir werden jetzt gleich los laufen.....und bloß nicht stehen bleiben......“.
„Feuer frei!“
Ein Hagel aus Farbbomben regnete auf uns nieder. Rasch, als die ersten vor unseren Füßen zerplatzten, sprangen wir auf und rannten los. Tomoe kassierte einen Treffer an der Wade und stöhnte laut auf. Ich legte den Arm um sie, verlor aber mein Gewehr. Wir humpelten um die Ecke, eine Kugel streifte mich an der Hüfte.
„Autsch!“, zischte ich,“Ihr Menschen habt echt beknackte Hobbys!“
„Weniger reden, mehr laufen! Wir werden einfach unter das Ryokan durchkriechen und auf der anderen Seite rauskommen! Das erwarten die nie!“
„Na hoffentlich!“, entgegnete ich,“Wo ist eigentlich Isshina?!“
„Keine Ahnung. Ich glaube ein paar von den anderen haben sie entdeckt und sind ihr hinterher!“
Wir stoppten an der Mitte der Hauswand und ließen uns dagegen fallen.
„Das ist doch alles Wahnsinn!“, rief ich.
„Das kannst du deiner Mutter sagen, wenn wir hier lebend rauskommen. Jetzt aber schnell sonst sind wir.......“
Ein Querschläger, traf sie mit Wucht am Helm, sie knickte ein und kurz darauf, wurde sie noch von einer Farbbombe am Kopf erwischt und sie ging stöhnend zu Boden.
„Tomoe!“, schrie ich und versuchte sie Wach zu rütteln.
Doch sie gab nur undefinierbare Laute von sich. Ich musste etwas tun. Mein Herz raste wie verrückt, der Schweiß rann mir von der Stirn. Also suchte ich nach einer Lücke um sie unter das Gebäude zu kriegen, wurde dann aber selbst mehrfach von Kugeln am Helm erwischt, sodass dieser runter fiel. Hastig, wollte ich ihn wieder aufheben und aufsetzen, doch die nächsten Kugeln schlugen schon ein und trafen mich an der rechten Schläfe. Alles verschwamm und ich kippte zur Seite, landete direkt neben Tomoe. Rote Farbe lief mir die Stirn runter und von weitem hörte ich gedämpfte Stimmen.
„Ich hab sie erwischt, Leute! Beide auf einen Streich!“
Ich konnte nicht genau heraushören wer es war. Die Stimme kam näher und blieb über mir stehen.
„Oh, verdammt. Ich glaub das war unfair von mir. Rayo? Hey, geht’s dir gut? Tut mir furchtbar leid, ich wollte dir nicht weh tun.“
Meine Hand, klammerte sich um den Griff meines Gewehrs, ich richtete mich benommen auf und sah nur einen Schatten vor mir.
„Auslöschen....“, murmelte ich und richtete das Gewehr auf den Schützen.
„Ähm.......Rayo? Alles klar bei dir?“
Alles was ich noch vernahm, war ein roter Vorhang der Wut. Vielleicht war es auch nur die rote Farbe die mir nach einiger Zeit über mein Auge lief. Ich schaffte es, einen nach den anderen zu isolieren. Zu erst, erwischte ich Muzumi und Naru. Die gerade von einer kleinen Verschnaufpause wieder kamen. Als nächstes, liefen mir Motoko und Kitsune über den Weg. Auch sie hatten keine Gnade von mir zu erwarten. Und Schlussendlich, fielen mir Kanako und Keitaro zum Opfer. Wo die letzten beiden waren, konnte ich nicht herausfinden. Und als ich mich auf die Suche begab, versammelten sich alle anderen auf der Veranda um sich zu beraten.
„Ich glaube, wir haben ein gewaltiges Problem.“, sagte Naru leicht angespannt.
„Sehe ich auch so.“, kam es von Kitsune.
„Rayo nimmt das ganze ein wenig zu ernst. Findet ihr nicht auch?“, fragte Motoko und schniefte grüne Farbe in ein Taschentuch.
„Wer hat die beiden eigentlich erwischt?“, fragte Kanako.
„Ich war das.“, kam es von Keitaro, “Erst hab ich Tomoe getroffen und dann Rayo. Leider hab ich ihm versehentlich den Helm vom Kopf geschossen und dann hab ich die Kontrolle über mein Gewehr verloren. Eine Kugel traf ihm dann direkt am Kopf.“
Vom anderen Ende der Verande hörten sie ein lautes Knacken und erstarrten dann augenblicklich.
„Wir sollten nicht zu lange hier rum hocken.“, sagte Kitsune nervös.
„Hat denn irgendeiner von euch, Rayo noch mal treffen können? Um ihn auszubremsen meine ich?“
„Fehlanzeige.“, sagte Kanako,“Su und Shinobu sind auch irgendwie spurlos verschwunden.“
„Hoffentlich hat Rayo sie nicht schon erwischt.“, sagte Naru.
Jetzt ergriff ich meine Chance und sprang hinter einer Ecke hervor. Brüllend und fauchend, stürmte ich auf sie zu. Laut schreiend suchten sie das Weite. Naru zückte ein Walky-Talkie.
„Shinobu, Su! Hört ihr mich?!“
„Ja, aber nur ganz schwach.“, sagte Shinobu,“Was ist da bei euch los? Warum schreit ihr alle so?“
„Es ist......oh Gott! Bleib weg von mir!“
„Naru?!“, sagte Shinobu verängstigt.
„Wenn ihr nach draußen geht, sucht euch ein sicheres Versteck. Geht auf keinen Fall direkt in den Garten. Wir sind....“
Der Kontakt brach ab.
„Naru?!“, riefen beide,“Naru!“