Ich erwidere Caesars Lächeln und sonne mich einen Moment lang in seiner ungeteilten Aufmerksamkeit, bevor meine Augen wieder zu Ptolemaios wandern. Um seine Kline haben sich inzwischen auch einige der Freunde des Königs versammelt und alle unterhalten sich angeregt mit meinen Hofdamen, während Arsinoe offenbar schmollt. „Was denkst du, warum mein Bruder Khered-Anch sprechen wollte?“, frage ich leise.
„Nach der Sache in der Bibliothek heute morgen, ist ihm ja alles zuzutrauen. Aber ich vermute, die Gründe sind viel naheliegender.“
„Du meinst…?“
„Natürlich. Khered-Anch ist ein hübsches, nettes Mädchen von hoher Geburt und Ptolemaios ist auf der Suche nach einer Nebenfrau. Nachdem er dich und Arsinoe nicht haben kann, wäre die Tochter des Hohepriesters doch eine gute Partie. Und sie ist außerdem mit dem Königshaus verwandt, oder nicht?“
„Ja, entfernt. Sie ist die Urenkelin einer ptolemäischen Prinzessin und über meine ägyptische Verwandtschaft, meine Großcousine. Aber mit so einer Wahl würde Ptolemaios die adeligen Familien Alexandrias vor den Kopf stoßen. Psen-Ptah und die Priesterschaft von Memphis stehen auf meiner Seite!“
„Hm, vielleicht genau deshalb. Strategisch gar keine dumme Idee. Ich frage mich nur, ob dein Bruder selbst darauf gekommen ist, oder Potheinos?“
Beklommen bemühe ich mich, Ptolemaios‘ Gesichtsausdruck zu deuten. Wenn Caesar tatsächlich Recht haben sollte, ist das überhaupt keine gute Entwicklung. „Was sollen wir tun, wenn das wirklich seine Absicht ist?“
„Erstmal abwarten“, antwortet Caesar gelassen, „und im Zweifelsfall intervenieren.“
„Khered-Anch ist drei Jahre älter als Ptolemaios“, meine ich zweifelnd. „Würde er sich nicht eher eine jüngere Gemahlin aussuchen?“
„Du meinst eine, die ihm nicht wiederspricht, wie seine älteren Schwestern, die zudem auch noch wortgewandter und intelligenter sind als er?“, erwidert er schmunzelnd.
„Denkst du, er ist deshalb so schwierig?“
„Nein, ich bin auch mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen und das hat mir sogar gutgetan. Was Ptolemaios fehlt, ist einfach eine konsequente Erziehung. Und eine Tracht Prügel ab und an hätte sicher auch nicht geschadet.“
„Wie war das denn bei dir? Bist du als Kind geschlagen worden?“ Ich weiß selbst nicht, was mich dazu bringt, dem mächtigsten Mann der Welt so eine Frage zu stellen. Und auch Caesar schaut mich einen Moment ungläubig an, bevor sich ein ironisches Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet. „Mein Vater hat mir durchaus die eine oder andere Tracht Prügel verabreicht. Als Junge fand ich das überhaupt nicht lustig. Heute denke ich, er hat sehr früh meinen Übermut erkannt und wollte ihn ein wenig bremsen.“
„Hat offenbar nicht geholfen!“, ich schaue ihn verschmitzt an.
„Nein“, er grinst zurück, wird dann aber wieder ernst. „Genau wie du musste ich sehr früh Verantwortung tragen. Mein Vater starb, als ich 16 Jahre alt war. Damit war ich das Familienoberhaupt der Julier. Und mein Übermut führte dazu, dass ich mich mit Sulla anlegte, der damals Dictator war. Ziemlich lebensmüde aus heutiger Sicht und ohne die Intervention meiner Mutter und einer Tante, die Vestalin war und sich für mich einsetzte, hätte ich das auch nicht überlebt.“
„Worum ging es dabei?“
„Um eine Frau natürlich. Sulla hat verlangt, dass ich mich von Cornelia scheiden lasse und ich habe mich geweigert.“
„Du musst sie sehr geliebt haben“, sage ich leise. Für einen Moment ist Caesars Blick in die Ferne gerichtet, aber als er mich wieder anschaut, tut er dies mit Wärme und einem Lächeln in den Augen.
„Damals war Cornelia kaum mehr als ein Mädchen. Sie wohnte im Haus meiner Familie, aber die Ehe war noch nicht einmal vollzogen, ich habe sie eher wie eine kleine Schwester behandelt. Es stimmt, ich habe sie geliebt und wollte sie beschützen. Aber vor allem wollte ich mir von Sulla nichts vorschreiben lassen. Später wurde Cornelia dann wirklich meine Geliebte. Sie war 18 Jahre alt, als sie unsere Tochter zur Welt brachte. Cornelia wollte mir so gerne einen Sohn schenken, aber Julias Geburt hatte sie geschwächt und danach hatte sie nur noch Fehlgeburten. Bei der letzten ist sie dann gestorben.“ Wieder gleitet Caesars Blick in die Ferne, bevor er weiterspricht. „Das ist nun 21 Jahre her. Damals glaubte ich, mein Leben sei zu Ende. Und das private endete vielleicht auch, das politische hatte aber gerade erst begonnen.“
„Vor 21 Jahren wurde ich geboren“, sage ich beklommen.
„Ja, manchmal nehmen die Götter dir alles und schenken dir dafür etwas anderes. Meistens dann, wenn man es am wenigsten erwartet.“ Er lehnt sich ein wenig zu mir und fügt dann leise hinzu: „Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe, kleine Göttin. Du bist ein seltenes Geschenk. Ein Geschenk der Aphrodite.“
Er blickt mir direkt in die Augen und plötzlich treten alle anderen Geräusche in den Hintergrund, als wären wir allein im Raum. Ein warmer Schauder fließt mir den Rücken herunter und wie auf ein Zeichen hin, setzt genau in diesem Moment die Musik im Hintergrund wieder ein. Die süßen Klänge von Lyren und Flöten dringen zu mir durch und erzeugen zusammen mit dem erdigen Schlag der Trommeln einem dunklen, sinnlichen Rhythmus, der sich mit dem schnellen Schlag meines Herzens vermischt.
Ich blinzele und blicke zur Mitte des Saales, wo die Tänzer und Tänzerinnen von neuem ihre Plätze eingenommen haben. Wie auf alten Vasenbildern sind sie diesmal nur mit durchsichtigen Tüchern oder Hirschkalbfellen bekleidet und ihre eingeölten Leiber glänzen golden im Licht der Feuerschalen. Einige tragen mit Weinlaub umwundene Thyrsosstäbe und formieren sich in der Mitte zu einem Reigen, während die anderen sich zu Paaren anordnen und einen wilden, bacchantischen Tanz beginnen. Der Chor singt dazu ein Lied zu Ehren des Gottes Dionysos:
„…Ist sein doch das Amt, dahinzuschwärmen im Tanze,
zum Klang der Flöten zu lachen und weit zu verbannen die Sorgen,
wenn der erquickende Saft der Trauben beim Göttermahl fließt…“[2]
„Wie passend“, meint auch Caesar leise. „Von wem ist das Lied?“
„Euripides, glaube ich“, erwidere ich automatisch, konzentriere mich allerdings weniger auf den Text, als auf Caesars Hand auf meinem Rücken. Unsichtbar für die Gäste hat er angefangen, sanft über den dünnen Stoff meines Kleides zu streicheln. Cornelia, seine erste Frau und große Liebe. Ob er noch oft an sie denkt? ,Manchmal nehmen die Götter dir alles und schenken dir dafür etwas anderes.‘ Erinnere ich ihn etwa an sie? Caesars Blick ist indessen auf die tanzenden Paare gerichtet, die sich im Einklang mit den lockenden Tönen des Liedes bewegen.
„…Nach Kypros möchte ich ziehen, der Insel der Aphrodite,
wo die Eroten wohnen, die der Menschen Herz bezaubern,
und nach Paphos, das der Strom des Barbarenflusses mit hundert Armen befruchtet,
von keinem Regen gespeist…“
„Wenn wir die Verträge aufsetzten, werde ich festlegen, dass Zyperns Streitkräfte deiner Oberhoheit unterstellt sind, genauso wie Arsinoes Lehrer und Ratgeber. Traust du dir zu, deine Schwester soweit im Zaum zu halten, dass sie keinen Unsinn anstellt, Kleopatra?“, fragt Caesar scheinbar beiläufig und wechselt wieder ins Politische.
„Ich denke schon“, erwidere ich leise und versuche, mich, auf seine Worte zu konzentrieren, statt auf die kleinen Kreise, die er auf meinen Rücken zeichnet und die wohligen Schauer, die er damit in mir auslöst. Unmerklich rücke ich noch ein wenig näher an ihn heran und greife nach meinem Weinkelch.
„…Unser Gott, der Sprößling des Zeus,
freut sich heiterer Feste,
er liebt die Göttin Eirene, die Segen
uns schenkt und die Jugend nährt.
Dem Reichen genau wie dem Armen
vergönnt er des Weines Genuß,
der die Sorgen verjagt…“[3]
Die Tänzerinnen lassen ihre Hüften zum Klang der Zimbeln sinnlich kreisen und werden von den männlichen Tänzern mit ihren ölglänzenden freien Oberkörpern immer wieder ergriffen, hochgehoben und im Kreis herumgewirbelt. Und auch die Stimmung im Saal wird immer ausgelassener. Ich sehe die eindeutigen Blicke der römischen Wachen und Offiziere, die auf die Darbietung gerichtet sind. Hirtius mit distanziertem Interesse, Tiberius mit offenkundiger Gier. Sextus wirkt eher amüsiert. Er hat eine Hand um die schöne Musikerin gelegt, die inzwischen neben ihm auf der Kline sitzt und ihn mit Weintrauben füttert. Diodorus ist mit Serapion und Dioskorides in ein weintrunkenes Gespräch vertieft, während Apollodorus und Rufio etwas abseits stehen und ihre wachsamen Blicke über die Reihen der feiernden Gäste streifen lassen. Diener und Dienerinnen sind unentwegt damit beschäftigt, die Weinpokale aufzufüllen.
„Ich glaube, ich fange an zu verstehen, was du mir vorhin sagen wolltest“, bekenne ich.
„Du meinst die römische Sichtweise auf Tanz und Vergnügen? Gönn den Männern die Entspannung“, meint Caesar neben mir. „Nach Monaten der Entbehrungen und Kämpfe brauchen sie das Gefühl, sich wieder lebendig zu fühlen.“
„Und wie ist das bei dir, als ihrem Feldherrn?“
„Muss ich dir das wirklich erklären?“, erklingt Caesars dunkle Stimme nah an meinem Ohr, „ich dachte, das weißt du inzwischen aus praktischer Erfahrung.“ Und mit diesen Worten lässt er seine Hand noch ein Stück tiefer wandern.
„…Bei der Freude, die des Dionysos
traubenreicher Weinstock schenkt:
Auch du wirst den lärmenden Gott noch verehren!“[4]
„Aber dann verstehe ich nicht, warum man in Rom diese Dinge verachtet. Warum sind die Bacchantischen Feste innerhalb der Stadtgrenzen Roms verboten, genau wie die Feiern zu Ehren der Isis? Warum singen und musizieren die Menschen in Rom nicht, wie hier in Alexandria?“ Die offenen Worte kommen mir nach allem, was wir besprochen haben, leicht von der Zunge. Denn offenbar gefällt Caesar und allen Anwesenden die alexandrinische Lebensart ja mehr als gut.
„Das liegt an den puritanischen Einstellungen mancher Leute und der Angst vor allem Fremden. Du weißt, wie Politiker vom Schlag eines Cato über Freude und Sinnlichkeit denken. Unsere Tempelrituale und Spiele sind so blutig wie unsere Kriege. Singen tun in Rom nur die Schausteller und Betrunkenen.“
„Ein trauriges Volk und eine traurige Einstellung. Das habe ich bereits als Mädchen so empfunden, als ich mit meinem Vater in Rom war.“
„Vieles in Rom hat sich seitdem verändert. Manches zum Besserem“, meint er beschwichtigend.
„Was denn zum Beispiel?“, frage ich und greife erneut nach meinem Weinkelch, um einen tiefen Schluck von dem fruchtigen Mareotiswein zu trinken.
Caesars Blick ruht einen Moment lang auf meiner Hand mit dem Kelch, bevor er antwortet. „Nimm einmal den Wein. Weißt du, warum römische Frauen ihre Verwandten mit einem Kuss auf die Wange begrüßen?“
„Geht das nicht bis in die Zeiten der Gründung Roms zurück?“
„Ja, nachdem mein Vorfahre Aeneas Etrurien erreicht hatte, verbrannten die Frauen die Schiffe, um ihre Männer, Brüder und Väter zum Bleiben zu bewegen. Und mit Küssen und Zärtlichkeiten versuchten sie anschließend, die Männer wieder zu beschwichtigen – das ist eine der Geschichten, die man sich erzählt.[5] Aber der Brauch hatte auch den ganz praktischen Effekt, dass die männlichen Verwandten auf diese Weise riechen konnten, ob eine Frau Wein getrunken hatte. Römerinnen war das früher bei Todesstrafe untersagt.“
„Bei Todesstrafe?“, frage ich entsetzt.
„Ja. Eine Frau, die dabei erwischt wurde, wurde von ihrem pater familias in einem Zimmer ohne Nahrung eingesperrt, bis sie verhungert war.
„Das ist ja furchtbar! Warum hat man so etwas getan?“
„Weil meine Vorfahren glaubten, dass eine Frau ohnehin wenig Disziplin besitzt und diese Hemmungen durch Alkohol vollends verliert. Darin sah man die Vorstufe zum Ehebruch, der selbstverständlich auch mit dem Tode bestraft wurde.“
„Von ihrem Ehemann?“
„Oder von ihrem Vater, je nachdem wer das Familienoberhaupt war.“
„Dann warst du deiner Frau Pompeia gegenüber gnädig“, erwidere ich beklommen, „wenn sie dich wirklich beim Bona-Dea Fest betrogen hat.“
„Nein, denn solche Sitten gehören glücklicherweise der Vergangenheit an. Heutzutage macht kaum jemand mehr von diesem Todesrecht Gebrauch. Eine Ehefrau zu verstoßen ist schlimm genug für die Betroffene. Aber genau das sind die alten Gesetze der Republik, zu denen Männer wie Cato zurückwollen. Doch so einen Rückschritt werde ich nicht zulassen!“
„Höre ich da einen Anflug von Idealismus unter all deinem Sarkasmus?“
„Idealismus, ausgerechnet ich? Nein, da musst du dich irren.“ Doch das Lächeln, das dabei über seine Züge huscht, beweist mir das Gegenteil. Und für einen Augenblick kann ich erahnen, wie Julius Caesar als junger Mann gewesen sein muss. Ein Träumer und Abenteurer, der Gedichte schrieb und sich mit Piraten und Diktatoren wie Sulla anlegte, bevor er auszog, ein Weltreich zu erobern.
„Hier in Ägypten ist man auch überzeugt, dass Frauen eine wilde Seite besitzen. Du erinnerst dich an die Geschichte von der Katze und der Löwin? Aber hier kam man zu dem Schluss, dass Frauen gerade deshalb Alkohol brauchen, um sich zu entspannen. Die Göttin Hathor hätte fast einmal die Welt vernichtet, wäre sie nicht durch Alkohol besänftigt worden.“
„Und wieviel muss man trinken, damit der Alkohol diese Wirkung zeigt?“, fragt er pointiert und deutet in Richtung von Arsinoes Kline. Ihre Hofdamen haben sich nach wie vor um sie versammelt und Ganymedes ist offenbar dabei, ihr gut zuzureden, während Nephoris ihr reichlich Wein nachschenkt.
„Vielleicht sollte sie sich tatsächlich einen Liebhaber suchen. Ich glaube, Sextus hätte nichts dagegen“, höre ich mich sagen.
Caesar betrachtet mich spöttisch. „Damit sie sich mal entspannt?“
Ich versuche mein Lachen zu unterdrücken. „Vielleicht wäre das ja hilfreich?!“
„Tztz, wer hat nur so einen schlechten Einfluss auf dich?“, zieht er mich auf. „Eine Königin von Ägypten, die solch böse Gedanken über ihre kleine Schwester äußert!“
„Du bist ein arroganter, selbstgerechter…“
„Ja? Überleg dir, was du sagst, denn du wirst es heute Nacht ausbaden müssen.“
„…humorvoller und verständnisvoller Mann“, lächele ich frech.
Er lacht. „Geduldig hast du vergessen! Weil ich mir von kleinen, verwöhnten Prinzessinnen so auf der Nase herumtanzen lasse!“
„Der Schlagabtausch gefällt dir doch im Grunde.“
„Bei dir schon. Aber wenn deine Schwester so weiter macht, schicke ich Sextus vielleicht wirklich für ein paar Monate mit ihr nach Zypern.“ Caesars Augen blitzen durchtrieben. „Ich wollte ihm ohnehin bald seine erste Provinz übertragen. Auf Zypern könnte er schon mal üben und nebenbei dieser kleinen Wildkatze ihre Grenzen zeigen. Die sind ja auf einer Insel recht übersichtlich.“
„Meinst du, die beiden würden das überleben?“, frage ich skeptisch.
„Da bin mir leider auch nicht sicher. Entweder sie würden zusammen im Bett landen oder sich vorher gegenseitig umbringen. Vielleicht doch keine gute Idee.“ Er grinst und wirkt in diesem Moment wieder viel jünger und völlig übermütig und unbeschwert. Federleicht streicheln seine Finger über meinen Rücken, während er sich noch ein bisschen näher zu mir neigt. „Aber etwas anderes halte ich für eine sehr gute Idee, Kleopatra! Du solltest mich besuchen, sobald ich wieder in Rom bin.“
„Du möchtest, dass ich nach Rom komme?“, frage ich mit angehaltenem Atem.
„Nun, ich kann nicht ewig hier in Ägypten bleiben. Aber ich möchte Zeit mit dir verbringen. Wie bereits gesagt: Ich möchte dich an meiner Seite. Außerdem würde es Rom guttun, wenn mit dir ein wenig hellenistische Kultur in der Stadt Einzug hielte.“
„Und was wäre ich in Rom?“, höre ich mich fragen.
„Mein geschätzter Gast, eine legendäre Königin, eine Freundin und Bundesgenossin Roms – und natürlich meine göttliche Geliebte.“
„Was ist mit deiner Frau?“, frage ich skeptisch.
„Calpurnia? Wir haben uns in den letzten zehn Jahren kaum gesehen, sie lebt ihr Leben und ich das meine. Sie wird keinen Ärger machen. Ich könnte dir eine meiner Villen außerhalb der Stadt zur Verfügung stellen. Dort ist es ohnehin viel schöner – und ungestörter,“ Caesar lächelt bei dem Gedanken. „Bist du bereit für einen kleinen Skandal, meine schöne Göttin?“
„Ein Skandal in einer Stadt, in der man Frauen zum Tode verurteilt, nur weil sie Wein trinken?“
„Das ist doch ewig her! Prüde sind sie natürlich immer noch und die selbsternannten Sittenwächter im Senat würden sich die Mäuler zerreißen. Vorgeblich natürlich wegen der allgemeinen Moral, in Wirklichkeit aus reiner Eifersucht. Aber eifersüchtig waren sie ja schon immer.“ Caesars sinnlicher Blick wandert über mein Gesicht und meinen Körper. „Wenn ich es mir recht überlege, allein schon wegen Ciceros Gesichtsausdruck, würde ich dich bitten, zu kommen.“
„Du magst diesen Cicero wohl nicht besonders?“
„Ach, das kann man so nicht sagen, er ist wenigstens ein intelligenter Gesprächspartner. Leider ein wenig humorlos, außer was seine eigenen Scherze angeht und die gehen meist auf meine Kosten. Zudem hat er die nervige Eigenschaft, ständig auf Seiten meiner Gegner gegen mich zu hetzen. Aber davon abgesehen kommen wir gut miteinander aus, so in der Art wie du dich mit Arsinoe verstehst.“
Ich lache. „Ich liebe deinen zynischen Humor.“
„Du bist ja auch eine der wenigen, die ihn teilt. Während die meisten anderen ihn nicht einmal verstehen.“ Caesar schenkt mir ein warmes Lächeln, während der Druck seiner Finger auf meinem Rücken sich verstärkt. „Also, wirst du kommen?“
„Als mein Patron, könntest du es mir einfach befehlen“, gebe ich zu bedenken.
„Könnte ich. Werde ich aber nicht. Nicht bei so einer Entscheidung.“ Sein Lächeln ist warm und seine Augen blicken mir direkt in die Seele. „Ich möchte dich in meiner Nähe haben, Kleopatra. Wie ist es bei dir? Möchtest du Zeit mit mir verbringen?“
„Natürlich. Mein Platz ist an deiner Seite, Geliebter.“ Wenn er mich so fragt, weiß ich, dass ich ihm überall hin folgen würde. Selbst bis ans Ende der Welt.
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[2] Euripides, die Bacchantinnen, 2. Chorlied, http://12koerbe.de/mosaiken/bakchai2.htm#zweites%20Chorlied
[3] Euripides, die Bacchantinnen, 2. Chorlied, http://12koerbe.de/mosaiken/bakchai2.htm#zweites%20Chorlied
[4] Euripides, die Bacchantinnen, 2. Chorlied, http://12koerbe.de/mosaiken/bakchai2.htm#zweites%20Chorlied
[5] Die Schiffe des Aeneas sollen in Etrurien, dem Siedlungsgebiet der Etrusker in Mittelitalien gelandet sein. Plutarch, Romulus.