Die Nacht:
Das Straßenschild war ihnen schon lange aufgefallen. Immerhin bildete es den einzigen Fixpunkt in dieser leeren Welt. Kassandra trat neugierig an das Schild heran, als sie es endlich erreicht hatten.
„Schlafplatz“, las sie vor.
Dann sah sie zum Himmel, dessen Farbe sich nicht geändert hatte. Als letztes starrte sie Ifrit an.
„Wie gesagt, wir hatten nicht viel Zeit, um diese Welten aufzubauen“, erklärte Ifrit. „Glaubt mir, wir hätten das gerne etwas prunkvoller gehabt.“
Asmodai knurrte gereizt. „Ist doch egal. Wir schlafen hier, morgen geht es weiter.“
Kassandra sah sich um. Es war nichts zu erkennen, was sie gerne als Schlafplatz genutzt hätte, nicht einmal ein Hügel oder eine Senke. Langsam zerrte dieses Land an ihren Nerven, die Eintönigkeit zermürbte sie.
Mortimer ließ sich ins Gras fallen. „Gemütlich. Kassie, holst du uns mal was aus dem Kühlschrank?“
„Lass den Quatsch“, brummte sie und setzte sich vorsichtig neben Mo. Sie stellte fest, dass jeder Grashalm gleich aussah und auch die braune Erde keine Abwechslung bot.
„Willst du dich etwa jetzt schon unterkriegen lassen?“, fragte Mortimer mit leiser Stimme. Dann sagte er laut zu Ifrit: „Ich glaube, eure Zimmer sind da drüben.“
Mit wedelnden Handbewegungen, als wollte er einen üblen Geruch verjagen, scheute er Ifrit, Max und Asmodai fort. Die Dämonen warfen ihnen spöttische Blicke herüber, während sie sich einen Platz auf der anderen Straßenseite suchten.
„Karo könnt ihr bei uns lassen!“, rief er ihnen hinterher.
Kassie verfolgte besorgt, wie Karo Asmodai mit einem unterwürfigen Blick um Erlaubnis bat. Als dieser gnädig nickte, eilte Karo zu ihnen. Blaze schob seinen Rollstuhl zwischen sie und die Bösen, die sich auf der anderen Seite der Straße niederließen.
So vor Blicken abgeschirmt bildeten sie einen Kreis.
„Wie geht es dir?“, fragte Kassie Karo als erstes.
Die sah auf ihre Hände. „Es ist die Hölle. Ich … ich hoffe wirklich, dass ihr mich befreien könnt.“
„Kannst du uns irgendwas sagen? Über die Tour?“, fragte Mortimer.
Karo zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, das nächste Hotel ist wieder der Park. Mehr weiß ich auch nicht.“
Kassie legte ihr eine Hand auf den Arm und erschrak darüber, wie kalt Karo war. „Wir finden einen Weg, dich zu retten“, versprach sie.
Karo sah sie dankbar an, sagte aber nichts.
Mortimer streckte sich leicht. „Gut. Ist Karo zu retten Punkt eins oder Punkt zwei?“
„Was?“, fragte Kassie verwirrt.
„Naja, wollen wir zuerst versuchen, Karo zu retten, oder erst deine Waffen wieder haben? Und wie steht es eigentlich mit dem Punkt „Ifrit und Asmodai töten“? Ich finde, wir sollten das klären.“
„Ein Plan!“, grinste Blaze.
Mortimer nickte. „Ja, ein Plan.“
Das war allerdings etwas, das Kassandra konnte. Sie zog ein neues Notizbuch aus der Tasche ihrer Hose und schlug es auf.
„Okay, unsere Aufgaben: Karo retten, Waffen besorgen, Ifrit töten, Asmodai töten. Ich mache daraus mal zwei Punkte.“
„Und herausfinden, was mit Max ist“, schlug Mortimer vor. „Vielleicht ist er nicht komplett böse oder so.“
„Hmm“, machte Kassie, während sie schrieb.
Karo beobachtete das Team zuerst entgeistert, dann allerdings lächelte sie plötzlich. Kassie zwinkerte ihr zu. „Du bist jetzt übrigens offiziell unsere Spionin, Karo. Wenn Asmodai oder Ifrit irgendwelche Hinweise fallen lassen, sag uns Bescheid, ja?“
Karo nickte begeistert. „Habt ihr auch eine Schlachtruf oder so?“
„Auf sie mit Gebrüll?“, fragte Blaze.
„Ja, wieso nicht“, sagte Mortimer sofort. „Auf sie mit Gebrüll!“