Highway to Hell-Hopping:
Ifrit und Asmodai schienen sie im Moment nicht angreifen zu wollen. Kassie nutzte die Gelegenheit, um sich an dem neuen Ort umzusehen.
Sie befanden sich auf einer weiten, flachen Ebene. Recht kurzes Gras erstreckte sich bis zum Horizont, nur durchbrochen von einer geraden, grauen Linie, einem breiten Streifen Asphalt.
„Ist das eine Straße?“, wunderte sie sich.
„Sozusagen eine Autobahn“, meinte Ifrit mit einem spitzen Lächeln und Kassie nickte. „Sam hat uns vor sowas gewarnt.“
„Was meinst du?“, fragte Ifrit, die sich seelenruhig eine Zigarette anzündete.
„Liedtexte“, erwiderte Kassie.
„Wir mussten eben improvisieren. Irgendjemand hat sämtliche unserer Hotels zerstört.“
Kassie stellte fest, dass diese Welt sehr viel absurder war, als sie es erwartet hätte. Es war verrückt, an der Seite der Dämonen zu wandern und zu plaudern. Obwohl Ifrit und Asmodai völlig entspannt waren, lag eine unterschwellige Drohung in ihrer Haltung. Kassie rieb sich die Arme und wünschte, sie hätte ihre Waffen noch. Wie dumm, sich ihre einzige Sicherheit einfach so abnehmen zu lassen!
Sie machten eine kleine Pause in ihrer Wanderung. Bisher hatte sich die eintönige Welt um sie her kein Stück verändert. Kassie beschlich sogar das Gefühl, dass die immer gleichen Wolken über den grauen Himmel zogen. Wie in einem unfertigen Computerspiel, dem alle Details fehlten.
Nachdem Ifrit fertig geraucht hatte, warf sie die Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Absatz eines hohen Schuhs aus. Sie trug ein eng anliegendes, rotes Kostüm, in dem sich Kassie niemals hätte bewegen können. Ifrit hatte damit kein Problem. Außerdem waren ihre Haare blutig rot geworden, sie trug sie als kunstvolle Frisur hochgesteckt.
Auch Asmodai war überraschend förmlich gekleidet, mit einem dunklen Anzug und die längeren, schwarzen Haare nach hinten gekämmt. Seine Haut war dunkel, beinahe mitternachtsschwarz, die Haare von roten Strähnen durchbrochen. Beide Dämonen hatten glitzernde, gelbe Augen mit einem fiebrigen Ausdruck darin.
Sie sahen nicht mehr wie Menschen aus.
Sie spazierten weiter, die Autobahn entlang, ohne dass sich ihre Umgebung irgendwie veränderte. Kassie hielt sich dicht bei Mo und Blaze, nur für den Fall, dass es überraschend zu einem Kampf kam. Aber es geschah rein gar nichts.
„Ich glaube, das hier ist eher eine Hölle, in der man stundenlang auf den zuständigen Teufel wartet, um zu hören, dass man noch Passagierschein A38 braucht“, flüsterte sie Mo zu.
Der grinste. „Du meinst Crowleys Hölle?“
„Wer ist das denn schon wieder?“, fragte Kassie, während Blaze sich im Rollstuhl umdrehte und Mo fixierte. „Du kennst Supernatural?“
„Japp“, sagte Mo.
„Cool!“, rief Blaze.
Kassie drängte sich zwischen die beiden, bevor die mit einem Gespräch begannen, in dem sie vielleicht jedes zweite Wort verstehen würde.
„Was ist Supernatural?“, fragte sie.
„Eine Serie“, meinte Mo. „Es geht um zwei Brüder, die Monster jagen.“
„Die Folge mit den Wendigos war echt episch, oder?“, fragte Blaze aufgeregt. „In der Mine dachte ich, dass ich irgendwie in der Folge gelandet sein muss!“
„Wendigowak“, korrigierte Kassie geistesabwesend. Dann fragte sie: „Glaubt ihr, dass wir sowas auch jetzt wieder zu erwarten haben?“
Blaze und Mo wurden still. „Hoffentlich nicht. Ifrit meinte doch, dass die Hotels zerstört sind.“
„Bis auf diesen schrecklichen Park“, murmelte Amy düster.
„Wir sollten vielleicht Karo fragen“, schlug Mo vor. „Wir müssen überhaupt mal herausfinden, wie wir sie retten können.“
Sie sahen alle gleichzeitig auf, als Ifrit sich vorne umdrehte. „Was tuschelt ihr drei da hinten denn?“
Kassie schluckte.
Blaze ließ den Rollstuhl schneller fahren: „Kennt ihr Supernatural? Wir reden über die Serie.“
„Natürlich kenne ich Supernatural“, Ifrit schnaubte. „Das ist das Spezialgebiet eurer bescheuerten Meister. Ständig kommen die mit Salz und Exorzismen an!“
Kassie hob eine Augenbraue. War das vielleicht eine Möglichkeit, die Geschwister zu besiegen?