Knoblauch:
„Wir müssen ab jetzt doppelt vorsichtig sein“, erklärte Samstag erneut in gedämpftem Ton. Luca hing die Sache schon langsam zum Hals heraus, denn er hatte auf dem Weg hierher kaum etwas anderes gehört. Amy schien das Gleiche schon von Mira gehört zu haben. Samira wusste jetzt, dass sie da waren, die Mitarbeiter waren aufmerksam, die Monster würden vermutlich doppelt so wachsam sein.
Sie hockten im Hintergarten. Alle vier zuckten zusammen, als sie Schritte hörten, die in dem beständigen Prasseln des Regens beinahe untergegangen wären.
Eilig huschten sie in die Hecken hinein, die ihnen guten Schutz vor zufälligen Blicken boten. Der Garten des Hotels war verwildert, und obwohl viele Pflanzen ihre Blätter längst abgeworfen hatten, gab es noch genug Verstecke.
Luca krampfte sich zusammen, als er die Gestalt erkannte, die auf dem Weg vorbei ging.
„Maya!“, zischte er. Er hatte nicht reden wollen, aber plötzlich war die Wut wieder da. Wenn Maya sie damals nicht aufgehalten hätte …
Maya blieb stehen und sah sich aufmerksam um. Sie entdeckte ihn.
„Luca? Amy? Hier steckt ihr!“
Zu ihrer Überraschung ging sie in die Hocke, statt alle Vampire und Mitarbeiter auf sie aufmerksam zu machen. Ihr Haar und ihre Kleidung waren tropfnass. Sie nickte auch Sam und Mira zu, die beide nach ihren Messern gegriffen hatten.
„Ich bin froh, dass ich euch gefunden habe. Ich möchte euch helfen“, sagte Maya im Flüsterton.
Luca war wie vor den Kopf gestoßen. „Was?“
„Warum?“, fragte Samstag misstrauisch.
Maya schenkte ihnen ein schiefes Lächeln. „Wisst ihr, wie viele Jahre ich jetzt schon in der Tour bin? Sie haben meine Familie entführt, um mich gefügig zu machen. Und in all der Zeit ist niemand entkommen – außer euch. Plötzlich werden alte Muster aufgerissen. Samira lässt sich von ihrer Rache leiten. Und wir … wir Angestellten, wir schöpfen Hoffnung.“
„Netter Vortrag“, brummte Mira. „Leider glauben wir dir nicht.“
Maya griff in eine Tasche, die sie über der Schulter trug.
„Keine Bewegung!“, zischte Samstag.
„Beruhigt euch“, sagte Maya und öffnete die Tasche, um ihnen den Inhalt zu zeigen.
Auch Luca sah auf die Knollen und das Holz darin.
„Knoblauch?“, fragte Mira.
„Und selbstgemachte Pflöcke“, erklärte Maya. „Ich warte seit Jahren darauf, dass sich eine Chance zur Flucht ergibt. Lasst mich euch helfen!“
Sie griff in ein anderes Fach der Tasche und holte mehrere Gegenstände in Plastikbeuteln hervor.
„Das … das sind Handys?“, erkannte Amy nach einem Moment.
„Eure Handys. Ich habe sie aufbewahrt“, meinte Maya und warf ihnen die Tasche herüber. „Sie haben keinen Empfang und können die Außenwelt nicht kontaktieren, aber vielleicht helfen sie euch trotzdem.“
Luca fing die Tasche auf und öffnete sie. Da war nicht nur sein eigenes Handy und das von Amy drin.
„Das hier gehörte Liam!“, erstaunt zog er das alte Nokia hervor.
Amy rückte neben ihn und bald entdeckten sie Eves versilbertes Smartphone und Milos übergroßes Samsung. Ein Großteil der anderen Handys waren Billigmarken. Bis auf das Nokia war bei allen der Akku leer.
„Die gehörten uns“, meinte Samstag zu den Billigprodukten. „War Teil der Tarnung als normale Jugendliche. Wir brauchen sie nicht.“ Er behielt Maya immer noch im Auge, die ein wenig wie ein geprügelter Hund aussah.
Als letztes fand Amy ein schweres, klobiges Telefon mit unzähligen Macken.
„Das … das muss dann von Dimitri sein, oder?“, fragte sie. Dass sich ein Handy von Samira in dem Beutel befinden könnte, jagte Luca einen Schauer über den Rücken. Ob vor Angst oder Aufregung, konnte er nicht sagen.
„Na dann … willkommen im Team“, sagte Samstag zu Maya und reichte ihr linkisch die Hand.