Minen:
„Nein!“, rief Tobias aus, als Sarah ihn auf den Aufzug zu rollte. Er lehnte sich aus seinem Rolli heraus und griff nach allem, woran er sich festhalten konnte.
„Nein, ich gehe da nicht runter!“
„Tobi, du musst!“, sagte Sarah mit gepresster Stimme. Hinter ihnen drängten sich diejenigen zusammen, die von der Show noch übrig waren. Zwei weitere von ihnen waren spurlos verschwunden, diesmal Mona und Lea.
„Ich geh da nicht runter!“, wiederholte Tobias störrisch und klammerte sich an das Metallgitter. „Ich hasse Aufzüge!“
Bereits dreimal war er in einem festgesteckt, einmal vollkommen alleine, weil neben seinem Rollstuhl kein Platz mehr für seine Eltern gewesen war. Überhaupt musste er viel zu oft Fahrstühle benutzen, und jedes Mal wurde die Angst schlimmer. Dieser Aufzug sah nicht einmal sicher aus.
„Wir müssen da runter“, erklärte Sarah ungeduldig. „Wir können die Nacht nicht hier oben verbringen!“
„Ich will hier überhaupt keine Nacht mehr verbringen!“, schrie Tobias. „Ich will nach Hause, ich will nicht mehr!“
Er wollte nicht auch noch verschwinden.
Sarah beugte sich über ihn. Ihr Gesicht drückte mühsam verborgene Verzweiflung aus: „Wir dürfen nicht an der Oberfläche bleiben, Tobi. Ich verspreche dir, hoch und heilig, dass dir nicht geschehen wird. Weder im Aufzug noch unten. Heute kannst du nicht mehr abbrechen, also bitte, bitte lass das Gitter los!“
Tobias sah in ihre Augen. Lag etwa Angst darin? Wovor fürchtete Sarah sich? Er war so erstaunt, dass er das Gitter tatsächlich los ließ.
Sarah schob ihn in den Aufzug, den ein verschlossener, bierbäuchiger Mann in die Tiefe fahren ließ. Die ganze Fahrt über hielt Sarah Tobias' Hand. Als sie in den unterirdischen Gang rollten, fühlte Tobias sich etwas sicherer.
„Ihr braucht keine Angst zu haben. Vor ein paar Jahren hat man alle einsturzgefährdeten Tunnel abgesperrt. Solange ihr auf den Wegen bleibt, seid ihr in Sicherheit“, erklärte der Mann und fuhr nach oben, um auch den Rest ihrer Gruppe zu holen.
Tobias fühlte sich erschöpft und müde. Sarah brauchte ihn zu einem kleinen Raum, der wohl mal ein Büro gewesen war. Hier rollten alle ihre Schlafsäcke aus und nahmen ein karges Abendessen ein, das aus den Resten der Süßigkeiten bestand, die die Mutter von Salim eingepackt hatte.
Es war vielleicht nicht das beste Essen, aber nach dem Verschwinden von Mona und Lea hatten sie nichts mehr bekommen. Wenig später rollten sie sich bereits zusammen, um zu schlafen.