My Path:
Max kniete im Wald neben den tiefen Spuren, die die Flüchtenden hinterlassen hatten. Er stand auf, als er hörte, wie hinter ihm Zweige krachend unter schweren Schritten zerbrachen.
Als er sich umdrehte, standen die beiden riesigen Tiere nur ein paar Schritte hinter ihm. Obwohl er wusste, dass ihm keine Gefahr drohte, erschrak Max zu Tode. Äußerlich regte er sich keinen Zentimeter, doch sein Herz setzte einen Schlag aus und raste dann umso schneller weiter.
Aus zwei Paar gelber Augen wurde er gemustert.
„Sie … sie haben die falsche Mira enttarnt“, sagte Max und bemühte sich um eine ruhige Stimme.
„Das war zu erwarten“, sagte Brandon und warf Samira einen Blick zu, den sie giftig erwiderte. „Nach deiner Undercover-Aktion werden sie wachsamer sein.“
„Es hat eine Weile gedauert“, sagte Max. „Samstag hat es gemerkt.“
Samira leckte sich über die Raubtierlippen. Ein unwillkürlicher Schauer lief Max über den Rücken.
„Samstag … dass ihn das Gift immer noch nicht getötet hat!“
„Vielleicht hat er ein paar Tricks von dieser Elaine gelernt“, schlug Brandon vor. Er bewegte das Wolfsmaul zum Sprechen, was irgendwie unwirklich aussah. „Du hattest doch erzählt, dass sie nahezu immun ist.“
Samira knurrte dumpf. „Elaine ist von Natur aus immun. Sie ist kein Mensch. Sam ist offenbar widerstandsfähiger, als ich dachte.“
„Oder du hast nicht vernünftig zugebissen“, stichelte Brandon.
Samira zeigte ihm die eindrucksvollen Zähne. „Ich habe sehr gut zugebissen, Bruderherz. Er wird sterben, nur eben nicht ganz so schnell, wie ich erwartet hatte. Das verschafft uns mehr Spaß.“
Endlich richteten die beiden gewaltigen Raubtiere ihre Blicke wieder auf Max. Der musste allen Mut aufwenden, um nicht doch in den Wald zu fliehen. Die gelben Augen glitzerten voller Mordlust.
„Also, Max: Sind sie in die richtige Richtung unterwegs?“, fragte Samira.
Max nickte. „Sie laufen direkt auf unsere Falle zu.“
Brandon kauerte sich dicht an den Boden. „Dann steig auf, Maximilian. Wir sind schneller, wenn wir nicht die ganze Zeit auf dich warten müssen.“
„A-aufsteigen?“, quiekte Max entsetzt. Die Haare standen ihm plötzlich zu Berge.
Der schwarze Wolf nickte und verengte die gelben Augen spöttisch. „Es sei denn, du kannst dir Flügel wachsen lassen.“
Max schüttelte den Kopf. Mit weichen Knien ging er auf den Wolf zu, der aufgerichtet bestimmt vier, fünf Meter groß war. Vorsichtig berührte Max das dicke Fell. Dann stellte er einen Fuß auf die breite Pfote und begann, zu klettern.
Mit einem mulmigen Gefühl kam er zwischen den Schulterblättern an und sah nach unten. Mit einem Mal hatte er Höhenangst.
„Ich hoffe, dir ist klar, was für ein Privileg das ist“, meinte Samira. „Normalerweise würde er dich im Maul transportieren.“
Max schlucke. „In … in einem Stück?“
Die beiden riesigen Raubtiere lachten grollend. „Das hängt immer davon ab, wie nützlich du uns bist.“
Mit einem Sprung setzte sich der Wolf in Bewegung und Max klammerte sich an seinem Fell fest, das so lang war wie seine Unterarme. Leichtfüßig folgte Samira dem großen, schwarzen Wolf.
Sie hielten direkt auf dem Baum zu, von dem aus die Tourgäste ihnen das letzte Mal entkommen waren.