Die Falle schnappt zu:
Karo ging mit leerem Blick an ihm vorbei. Max hatte für die junge Frau nicht mehr als ein abschätziges Lächeln übrig. Sie hatten beide die Wahl gehabt. Er war das beste Beispiel dafür, dass man auch anders aus diesem angeblichen Alptraum hervor gehen konnte: Gestärkt, mächtig, nicht als Marionette eines anderen. Karo hatte ihre Chance vertan.
Max dagegen hatte Samira und Brandon bewiesen, wie wertvoll er sein konnte. Und würde es wieder beweisen.
„Karo!“, rief Amy in diesem Moment. Ihre Stimme klang einsam und verloren. Max musste grinsen. Es war Amys Ziel gewesen, ihn und Karo zu „retten“. Was musste es jetzt schmerzen, zu sehen, dass sie auf ganzer Linie versagt hatte?
Brandon in seiner Wolfsform trat auf die kleine Gruppe zu. Amy und Luca wurden blass.
„Scheiße! Lauf, Amy!“, rief Luca. Er trug Samstag auf den Armen, und Amy trug Tobias. Jetzt stolperten die beiden vorwärts und Brandon folgte ihnen in einem lockeren Trott, hechelnd vor Vorfreude.
Luca und Amy flüchteten aus dem Wald heraus. Der gesplitterte Baum war von einer Lichtung umgeben. Gestürzte Baumstämme und Baumstümpfe bildeten einen trügerische Hindernisparcours, die letzten Spuren von der Wut, die Samira und Brandon nach der letzten Tour empfunden hatten.
Samira hielt sich immer noch im Hintergrund, aber Max wusste, dass sie auf ihren Moment lauerte. Er folgte Brandon in einigem Abstand, lautlos und unsichtbar für die Gäste dieser Tour.
Luca stolperte voraus und bahnte sich irgendwie seinen Weg. Amy entdeckte einen schweren Ast, den sie Tobias in die Hände drückte. Max verfolgte die verzweifelten Bemühungen amüsiert. Dass die vier immer noch nicht aufgaben! Dabei musste ihnen klar sein, dass sie nicht entkommen konnten. Nicht ohne Mira und mit einem bewusstlosen Samstag, denn jetzt war niemand geblieben, der ein Tor öffnen könnte. Amy, Luca und Tobias saßen in dieser Welt fest, Sam war sogar so gut wie tot. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die dämonischen Geschwister auch den Rest getötet hätten.
Luca war jetzt nah an der Stelle. Max lauerte und wurde belohnt. Ein metallisches Schnappen ertönte, dann brüllte Luca vor Schmerz und fiel auf den Boden. Er war in Max' Bärenfalle getreten.
Samstag flog bewusstlos gegen den Baumstamm, Amy ließ Tobias vor lauter Schreck fallen und rannte zu Luca. Max beobachtete, wie sie sich neben den schreienden Jungen kniete.
Mit zitternden Fingern bekam Amy es doch tatsächlich fertig, die Falle zu öffnen. Luca schrie noch lauter. Max wusste, dass Luca jetzt in kurzer Zeit viel Blut verlieren würde. Er hörte, wie Brandon und Samira vor Gier knurrten. Brandon sprang auf den gesplitterten Baum zu, um sich Luca zu holen.
Amy war tapferer, als sie gedacht hätten. Sie packte die Bärenfalle wie eine Waffe und richtete sie gegen Brandon. Der schwarze Wolf zögerte und wich zurück, ohne die Augen von Amy zu lassen.
„Max“, knurrte der Wolf.
Max nickte und machte ein paar Schritte nach vorne, dann streckte er die linke Hand aus, auf die ihm Samira einen Drudenfuß gezeichnet hatte.
Die Falle in Amys Hand machte einen Sprung und schnappte nach dem Mädchen. Amy sprang zurück, doch die Falle erwischte sie trotzdem. Max konnte sehen, wie das Metall ihr einen Finger abtrennte, bevor Amy mit einem Schrei auf den Boden fiel und ihre blutige Hand hielt.
Brandon ging langsam zurück. Er wartete auf Samira, um den Todesstoß zu landen.
Max hielt den Atem an.