Hoffnungslos:
Mitten im Laufen brach Sam zusammen. Der Größere stolperte gegen Luca und fiel auf den Boden wie ein nasser Sack. Luca geriet aus dem Gleichgewicht und stürzte ebenfalls.
„Luca! Sam!“, rief Amy entsetzt. Ihr Schrei ließ auch Mira und Karo anhalten, die sich umdrehten.
Luca beugte sich über seinen Meister und rüttelte an dessen Kragen: „Sam! Samstag!“
Mira war mit zwei Schritten bei ihm und stieß ihn grob zur Seite. Luca landete auf dem Hosenboden und starrte, überrascht von ihrer Kraft, zu Mira auf. Einen Moment herrschte Stille, als diese Sams Puls maß.
„Er lebt noch.“
Mira stand auf, als Sams Hand sich schneller bewegte als eine zubeißende Schlange. Lucas Meister schlug die Augen auf und hielt Mira fest.
„Nicht … Mira!“, keuchte Sam erschöpft.
Luca sah verwirrt von seinem fiebrigen Meister zu der blonden Frau. Die sah auf Sam hinab.
Aber Luca bemerkte etwas anderes: An einer Seite hing ihre Kleidung in Fetzen, und darunter … darunter war eine tiefe Wunde, das Fleisch bis auf den Knochen herausgerissen. Die blutbedeckte Kleidung verbarg einen Großteil der Wunde, doch es war klar, dass die Hälfte von Miras Brustkorb einfach fehlte.
Luca stolperte zurück.
„Er hat Recht! Du bist nicht Mira!“
Die falsche Mira sah auf. Dann trat sie Sam so heftig in die Seite, dass der mit einem Stöhnen zusammen sackte.
„Man hätte hoffen können, dass er genauso dumm ist wie schon bei der letzten Tour“, sagte sie. Jetzt, aus der Nähe, konnte Luca erkennen, dass ihre Augenhöhlen leer waren, dass ihr Fleisch zerrissen und brüchig geworden war. Ihre Kleidung war geschwärzt.
Entsetzt taumelte die Gruppe zurück.
„Ich bin nicht Mira! Nicht mehr!“, sagte die wandelnde Leiche und breitete die Arme aus. „Ich bin tot!“
Amy ließ Tobias fallen, packte einen Stock und warf ihn mit solcher Kraft gegen Miras Kopf, dass deren Schläfe aufplatzte. Nur wenig Blut drang aus der Wunde.
„Dann lass meine Meisterin in Ruhe!“, schrie Amy wütend und bückte sich nach einem Stein. Die Zombie-Mira machte ein paar Schritte auf sie zu, aber Amy stürzte sich mit einem Aufschrei auf sie.
Einen Moment sah Luca wie vom Donner gerührt zu, wie Amy auf den Kopf ihrer ehemaligen Meisterin einschlug. Dann sprang er ihr zu Hilfe und hielt die dürren, leichenkalten Arme von Mira fest.
Irgendwann rührte sich Miras Körper nicht mehr. Keuchend stand Amy auf und starrte auf die blutige Masse, die einmal Miras Kopf gewesen war. Luca bekämpfte seine Übelkeit, doch schließlich hielt er es nicht mehr auf. Zitternd übergab er sich ins Gebüsch.
„Weiter“, keuchte Amy mit schwacher Stimme. „Luc, kannst du gehen?“
Er nickte und schloss die Augen, um einen Moment durchzuatmen. Dann stand er auf und lud sich Sams schlaffen Körper auf die Schultern. Obwohl Samstag dünn und drahtig war, wog er erstaunlich viel.
Amy hob einen Ast als Waffe auf und sah sich um. Immerhin waren Samira und Brandon noch in der Nähe.
Nur noch zu fünft zogen sie weiter.