Eingesperrt:
Seufzend sah Tobias aus dem Fenster. Regen lief über die Scheibe. Sarah hatte ihn in den kleinen Aufenthaltsraum geschoben, wo offenbar zwei der fünfzehn Zimmer auf dem Gang zusammengefasst worden waren. So blieben immer noch dreizehn Räume für die Gäste, und Sarah bewohnte den unteren Stock mit den anderen Angestellten.
Tobias war eine Weile durch das kleine Zimmer gerollt. Mit der Zeit waren auch die anderen Gäste aufgetaucht. Die dunkelhaarige Mona klagte über das Wetter, ihre Freundin Lea hatte Strickzeug herausgeholt und nickte nur abwesend. Kevin, Salim und die Brüder Patrick und James spielten in einer Ecke Mensch-ärger-dich-nicht, ein Spiel, das bereits im Raum gewesen war und offenbar viel Gefluche, wüste Beschimpfungen und lautes Lachen verlangte. Tobias seufzte und sah traurig aus dem Fenster. Niemand sprach mit ihm, aber er war ja auch der Außenseiter. In der Scheibe spiegelte sich sein Gesicht vor dem grauen Regenvorhang. Er fühlte sich plötzlich einsam. Die Show war nicht halb so spannend, wie er es sich erhofft hatte. Abgesehen von dem seltsamen Verhalten der Mitarbeiter, die irgendwas zu verbergen schienen. Aber Tobias konnte schlecht los rollen und Nachforschungen anstellen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und die dünne, rosaliebende Manuela erschien. Aus ihrem strengen Dutt hatten sich ein paar blonde Strähnen gelöst.
„Habt ihr Elena gesehen?“, fragte sie in die Runde.
„Elena?“, wiederholte Tobias.
„Ja, meine Freundin! Die Bulgarin!“
Tobias erinnerte sich. Ein dickliches, schweigsames Mädchen, das sich eigentlich nur im Hintergrund hielt. Er schüttelte den Kopf. „Hier war sie nicht, und ich bin seit dem Abendessen hier.“
Manuela fuhr sich durch die Haare. Sie wirkte verstört. „Die Tür zum Flur ist abgeschlossen. Wir kommen nicht raus. Und sie ist nicht in ihrem Zimmer und auch nicht auf dem Balkon. Kann … kann ich eure Räume vielleicht durchsuchen?“
Patrick stand auf. „Wie, wir sind eingesperrt?“
„Ja, die Tür ist abgeschlossen“, berichtete Manuela. Auch Tobias drehte seinen Rollstuhl. Es wurde also doch noch spannend? Aber wie eine typische Gruselshow wirkte das dann doch nicht. Warum sollte man sie einschließen?
Auf dem Gang trafen sie die restlichen Gäste, Ronja, Hannah, Jakob und Matthias. Jakob, ein Junge mit dunkelbraunen Locken, bot sofort an, Tobias' Rolli zu schieben. Da ihm die Hände schon wehtaten, nahm Tobias das Angebot gerne an.
Manuela fühlte sich dadurch getröstet, dass sich alle mit auf die Suche begaben.
Aber Elena blieb unauffindbar.