Aufgeregt springt das Grama auf und auf und seine zwei Beine bringen es dazu, mehrere Meter über der Erdoberfläche die
höchste Höhe zu erreichen. Lachend blickt der Persa auf seinen Freund herab. Im Gegensatz zu dem Grama hat er nur ein Bein und bewege sich springend fort. Allerdings ist er durch seine kräftige Statur in seiner Höhe eingeschränkt und kann deshalb nur zusehen, wie das junge Grama immer wieder kurz aus seiner Reichweite verschwindet.
"Jetzt beruhig dich doch Mal."
Schmollend verschränkt das Grama die Arme hinter dem Rücken und bleibt nun mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen.
"Bloß, weil du schon so oft gereist bist, brauchst du dich nicht darüber lustig zu machen, dass ich mich freue."
"Ich mache mich nicht über dich lustig!", versucht der Persa sich zu verteidigen und seine Haut wechselt von seinem gewöhnlichen grün in ein leichtes blau, welches sich von seinen Händen aus, über seinen restlichen Körper ausbreitet. Das passiert immer, wenn er nervös ist. Sein blau ist ein bisschen greller, als das seiner Artgenossen, aber das stört ihn selbst nicht, auch wenn er dafür häufig aufgezogen wird.
"Aber das Reisen ist gefährlich und ich muss auf dich achten."
Das Grama löst seine Hände und hat vergessen, dass dessen rechte Hand noch an der linken klebt, als es nach dem Persa schlägt.
"Mir kann viel weniger passieren als dir!", proklamiert das Grama laut und macht auf die offensichtlichen Unterschiede zwischen ihnen aufmerksam. "Keiner interessiert sich für Meinesgleichen. Es hat einfach keinen Reiz, uns etwas antun zu wollen."
Nachdenklich legt der Persa die Stirn in Falten, die wieder ein gesundes grün angenommen hat und seine linker Arm zieht sich verräterisch in seinen Körper zurück.
"Du weißt nicht, woran Wesen ihren Reiz finden."
Nun legt das Grama, dessen Hand wieder ihren zugehören Platz gefunden hat, die Hand auf den Arm des Freundes, der sich nicht zurückgezogen hat.
"Du passt doch auf mich auf. Und außerdem weißt du, dass das mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Willst du nicht mit dieser Version meiner selbst, auch gemeinsame Erinnerungen teilen?"
Langsam schüttet der Persa seine Ohren und das Grama sieht dies als Bestätigung an, um dessen Hand wieder von dem Arm des Freundes zu nehmen. Gramas haben für gewöhnlich keine Geschlechtsmerkmale. Sie pflanzen sich dadurch fort, indem sie sich selbst duplizieren. Allerdings gehen dabei ihre Erinnerungen verloren und sie sind zu Beginn ihrer Wiedergeburt vollkommen schutzlos. Die meisten Gramas brauchten um die fünfzehn Weltdrehungen, bis die Duplikation abgeschlossen ist und sie am normalen Leben teilnehmen können. Leider wird eine Version eines Gramas selten älter als vierzig Weltdrehungen und dieses Grama weiß, dass es kaum noch zwanzig Weltdrehungen vor sich hat. Es will die Zeit genießen und möglichst viel sehen, bevor es sich wieder selbst duplizieren muss und so die Erinnerungen verliert. Es heißt, dass Gramas bevor sie entgültig sterben, eine Version ihrer selbst duplizieren, die alle Erinnerungen der vorhergegangenen enthalten. Aber bisher hatte weder diese Version, noch die bisherigen, einen Artgenossen getroffen, der dies bestätigen konnte. Es weiß lediglich, dass der Persa, sein Freund, bereits sehr viele Versionen seinerseits kennengelernt hatte. Ohne einen Partner, der es beschützt, haben Gramas keine Möglichkeit zu überleben und es ist seinem Freund dankbar, dass es die ersten fünfzehn Weltdrehungen auf es aufgepasst hatte. Immer wenn es den Persa fragt, wie lange sie schon zusammen sind, erhält es keine genaue Antwort. Aber es muss schon sehr lange sein, denn der Persa ist bereits weit über drei Weltendrehungenzykel alt. Allerdings kann das Grama auch nicht wissen, wie lange sein Freund bereits für es sorgt.
"Wollen wir endlich?", fragt der Persa nach und greift nach den Händen seines Gramas. "Sonst verschmilzt du dein Gehirn noch ausversehen mit deiner Membran und dann bin ich derjenige, der tagelang abwarten muss, bis es sich selbstständig zurückgebildet hat."
Das Grama lächelt den Partner an und drückt die Hände des Anderen. Es weiß, dass es mit dem Partner schon durch viele Welten gereist ist und der Persa nur verweilt, wenn sich das Grama dupliziert. Dies ist die erste Reise des Gramas in dieser Version. Es fragt sich oft, warum der Persa auf es wartet und nicht ohne es durch die Welten reist. Die Antwort ist in jeder Version des Gramas dieselbe: Es will nicht ohne seinen Partner leben.
Beide Geschöpfe atmen tief ein und das Grama vertraut dem Persa ohne Einschränkungen, als es sich von der Welt abstößt und in die nächste geleitet wird.