"Willst du mich eigentlich verarschen?"
Meine Stimme überschlug sich fast.
Verwirrt blickte Malin auf. Er blinzelte gegen das helle Licht und legte sein Buch zur Seite.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Schatz", gab er ironisch von sich und warf mir einen Luftkuss zu.
Meine Wangen brannten vor Hitze und ich kniff herausfordernd die Augen zusammen.
"Steck dir dein Schatz sonst wohin!", rief ich und feuerte meine Tasche in eine Ecke.
Malin nahm sich sein Buch wieder, aber bevor er auch nur einen Satz lesen konnte, baute ich mich bedrohlich vor ihm auf.
"Du legst jetzt dieses Buch sofort weg."
Inzwischen klang meine Stimme bedrohlich leise, was wohl auch mein Freund zu bemerken schien.
Fast beschwichtigend kam er meiner Aufforderung nach und legte das Buch neben ihn auf das Sofa.
"Jetzt beruhig dich doch erstmal. Ist ja nicht auszuhalten."
In diesem Moment wurde es mir zu viel. Meine Stimme schoss in eine Höhe, die weder gesund für meine Stimmbänder, noch für mein Trommelfell sein konnte.
"Ich arbeite mir Tag für Tag den Arsch ab, um uns diese Wohnung zu finanzieren. Und dann komme ich nach Hause und nichts. Du hast nichts gemacht. Als wäre es selbstverständlich, dass ich nach einer zwölf Stunden Schicht noch den Haushalt schmeiße."
Zum Ende hin bin ich heißer. Nun richtet sich aber auch Malin bedrohlich auf.
"Was denkst du denn, was ich den ganzen Tag hier mache? Schlafen? Ich studiere!"
Ich gebe ein herablassendes Schnauben von mir.
"Ach, der Herr studiert. Und da bleibt keine Zeit, Mal eben zu saugen oder die Wäsche zu machen. Das kannst du mir nicht erzählen."
Inzwischen war meine Stimmlage wieder auf ein erträgliches Maß zurückgegangen. Nun blickte Malin mich jedoch wütend an.
"Ich habe es heute nicht einmal geschafft zu Mittag zu essen! Ich studiere Mathe, nicht irgendwas mit Medien!"
"Du kannst mir trotzdem nicht erzählen, dass du da keine Zeit zwischen hast!"
Malin sieht mich scharf an.
"Du hast ja auch nie studiert."
Das war zu viel.
"Weißt du was?"
Meine Stimme zittert.
"Übe du dich ruhig weiter in Müßiggang. Ich komme zurück, wenn die Flaschen weggebracht sind, die Spülmaschine ausgeräumt, das Haus geputzt wurde und die Wäsche fertig ist. Sonst verrecke in deinem eigenen Dreck. Wobei, nein. Wenn ich die Miete nicht zahle, kommen spätestens nächsten Monat die Bullen und holen dich hier raus. Also fahr zur Hölle!"
Ich schnappe mir meine Tasche und verlasse die Wohnung mit einem lauten Knall der Tür. Dabei entgeht mir, dass Buch elementare Geometrie heißt und das Bett ordentlich neu bezogen ist.