"Ich habe dir doch gesagt, dass es eine schlechte Idee ist, um die Insel herum zu wandern", nörgelte Nathan und deutete auf den Himmel, an dem sich eine große dunkle Wolke, die den ganzen Himmel bis zum Horizont einnahm, bedrohlich näherte.
"Jetzt bin ich derjenige, der Schuld hat? Wer wollte denn unbedingt weiter, obwohl es keinen Weg mehr gab", beschwerte sich John nun bei seinem Freund und schüttelte mit dem Kopf.
"Natürlich wollte ich weiter. Schließlich sind wir schon fast um die Kurve drumherum. Es hätte viel länger gedauert, zurück zu gehen."
Nathan deutete hinter sich und fluchte im nächsten Moment, als er mit seinem Schuh abrutschte und sich eine kleine, aber schmerzhafte Wunde an seiner Wade zuzog.
"Ich gehe nie wieder mit dir Wandern", proklamierte John und ging ein paar Schritte weiter.
"Warte auf mich!", rief Nathan ihm nach und beeilte sich, seinen Freund aufzuholen, ohne erneut abzurutschen. Inzwischen hörte man schon das Donnern und sah einige Blitze gar nicht mehr so weit entfernt auf das dunkle Wasser niedergehen.
John drehte sich um und wartete auf Nathan, bis dieser endlich zu ihm aufgeholt hatte.
"Schieb Mal keine Panik, ich lasse dich schon nicht zurück."
Nathan verzog das Gesicht und murmelte leise etwas vor sich hin. John sah ihn scharf an.
"Wie war das?"
"Wäre ja nicht das erste Mal!", spie John aus, dessen Laune rapide sank, als ihn die ersten Regentropfen trafen. Es war zwar warm, das machte die Steine jedoch nicht weniger rutschig.
Nun blieb John stehen und baute sich vor seinem Freund auf.
"Jetzt gib nicht mir die Schuld daran. Du wolltest dableiben. Ich habe dir gesagt, dass es keine gute Idee sei. Aber wie immer hast du ja nicht auf mich gehört."
Nathan schob seinen Freund zur Seite und ging weiter. Allerdings erstreckte sich im nächsten Moment ein tiefer Erdriss zwischen ihnen. Skeptisch blickte Nathan den Berg hinauf, der jedoch von einer steilen glatten Wand verborgen war. Langsam drehte er sich zu John um.
"Vielleicht sollten wir doch zurück gehen."
Jetzt verdrehte John die Augen.
"Was du nicht sagst."
Nathan verzichtete auf eine Antwort.
Einige Zeit liefen sie schweigend nebeneinander her. Der Regen wurde stärker und die Steine immer rutschiger. Der Donner folgte in immer geringeren Abstand auf die Blitze und schließlich blieb John stehen.
"Scheiße, wir können so nicht weiter. Das ist viel zu gefährlich."
Nathan war sich nicht sicher, ob er Panik in Johns Stimme erkannte.
Skeptisch nahm Nathan sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf Maps.
"Wir könnten hier hoch gehen. Etwa zweihundert Meter oberhalb von uns, müsste eine Straße verlaufen."
John bekam große Augen, nickte aber schließlich.
"Schlimmer kann es ohnehin nicht mehr werden."
Nathan musste leicht schmunzeln.
Aber er beschloss, seinen Freund nicht auf das Offensichtliche dieser Aussage hinzuweisen.
"Wir können den Löwenmäulchen folgen. Dann haben wir immerhin nicht noch zusätzlich Schlamm. Aber pass mit den Felsen auf."
Diesmal war Nathan derjenige, der große Augen bekam.
"Löwen?"
Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch.
"Doch nicht solche Löwen."
Nathan konnte geradezu hören, wie John die Augen verdrehte.
Erleichtert atmete Nathan auf. Im nächsten Moment ertönte ein Donnern. Es hätte ebensogut ein Brüllen sein können.
"Sicher?", fragte Nathan nach und blickte sich zu allen Seiten um.
Ein Blitz erhellte den Tag. Wieder ertönte ein Brüllen. Diesmal ganz nah.
"John?", fragte Nathan nach und drehte sich zu seinem Freund um.
Aber dort war niemand mehr.