"Und du bist sicher, dass du das noch schaffst?"
Skeptisch sah Jan zu seinem Kumpel, der schon mehr als grün im Gesicht war.
"Ach was", begann dieser zu nuscheln und leerte seinen Absinth in einem Zug. "Timo schafft das noch."
Jan wusste nicht genau, warum Timo immer anfing, von sich in der dritten Person zu reden, wenn er betrunken war, aber es verwirrte Jan jedes Mal aufs Neue.
"Ich glaube das reicht für heute, wir sollten gehen."
Timo streckte Jan die Zunge heraus und drehte sich demonstrativ von ihm weg.
"Du kannst ja gehen. Timo bleibt."
Frustriert fuhr sich Jan über die Augen. Er wusste wieder, warum er seinen Kumpel so ungerne begleitete. Es war anstrengend und am Ende war immer er derjenige, der Timo davon abhalten musste, ins Taxi zu kotzen.
"Komm schon. Du musst morgen früh raus und Lilly ist bestimmt auch nicht begeistert, wenn du die ganze Nacht durchmachst."
Um genau zu sein, waren sie wegen Lilly hier. Timo und seine Freundin hatten sich wieder einmal gestritten. Das letzte mal war Timo alleine weggegangen. Die Nacht hatte damit geendet, dass Jans Kumpel in einem Graben aufgewacht war. Der BH über seinen Augen zeugte von einer wilden Nacht. Timo hatte drei Wochen gebraucht, um Lilly zu überzeugen, ihn nicht rauszuschmeißen. Und vier weitere, bis sie ihm wirklich verzieh. Als Timo Jan also fragte, ob dieser ihn begleiten würde, hatte er ja gesagt. Auch wenn er es mehr als alles andere hasste. Aber was tat man nicht für Freunde. Schließlich wollte sich Jan nicht eines Tages einzeln mit Timo und Lilly treffen wollen.
Lilly machte Timo glücklich. Andersherum war es nicht anders. Dennoch gab es ständig Streit. Lilly wollte schon immer Kinder haben. Timo konnte keine bekommen. Und letztendlich war immer Jan derjenige, der mit Timo in einer Bar endete, ihn gegen halb eins nach Hause schleppte und die restliche Nacht Lilly in den Armen hielt.