Entschlossen griff ich nach seinem Shirt und zog ihn an mich. Ich wollte Spaß haben. Warum sollte ich mich auch weiter gegen etwas wehren, wonach sich jede Faser meines Körpers sehnte? Mein Ruf war sowieso dahin. Demnach konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Ich spürte, wie sich Chris Lippen zu einem Grinsen verzogen. Seine Hand tastete über meinen Oberkörper bis hoch zur Knopfleiste, die er ungeduldig löste und so die Träger über die Schultern streifen konnte, damit der schlichte Stoff-BH hervorkam. Ein kurzer Moment der Unsicherheit überkam mich. Hätte ich etwas anderes anziehen sollen? Welche Unterwäsche gefiel Jungs überhaupt? Etwas mit Spitze? Chris Zunge an meiner schob den Gedanken beiseite. Ich spürte, wie seine Finger den BH nach unten zerrten und meine Brust umfasste, die sensibelste Stelle darauf rieb bis der kleine Knopf in die Höhe sprang. Eine prickelnde Welle nach der anderen packte mich. Meine Fingernägel krallten sich in die Decke. Sollte ich auch etwas machen? Wohin mit meinen Händen? Ich wusste es nicht, so weit bin ich bisher mit keinem gegangen. Seine Lippen verschwanden von meinem Mund, tauchten auf meiner Brust wieder auf. Die Zungenspitze umspielte den Knopf, der seine Aufregung durch kribbelnde Stromstöße in jede Zelle trieb. Unter meinem Kleidrock pulsierte es. Ohne es bemerkt zu haben, hatte ich ein Bein aufgestellt. Mein Körper war wohl ein weitaus größeres Flittchen als mein Kopf. Nein, nicht daran denken, einfach das Schamgefühl abschalten. Es ist ok, du willst das doch.
Ein neckischer Biss in die Brust brachte meinen Verstand zum Schweigen. Schon lag Chris Mund wieder auf meinem, so stürmisch und drängend, dass mir schwindlig wurde. Das Pulsieren wurde stärker, beinahe unangenehm. Ich zuckte kurz zusammen, als sich Chris Hand unter meinen Rock schob. Es geschah nicht spielerisch und zaghaft wie zuvor auf dem Feld. Er hatte einfach hingegriffen, als würde das, was da unten auf ihn wartete, längst ihm gehören. Die Zeit der Spiele war vorbei.
Ein aufkommender Schauer ließ meinen Unterkiefer erzittern, seine Finger rieben am dünnen Stoff. Ich war mir sicher, dass mein Körper vor Anspannung gleich platzen würde. Wieder lösten sich seine Lippen von mir, mit leuchteten Augen sah er zu mir herunter, vielleicht um zu sehen, ob es mir gefiel. Er lächelte verschmitzt, strich mit dem Daumen über meine bebende Unterlippe. Dann schob er meinen Slip beiseite.
Ich biss die Zähne zusammen, um keinen Laut zu geben, aber mein heftiger Atem drang trotzdem heraus, während seine Fingerspitzen in meinem Schritt spielten. Wie oft hatte ich mir das in den Nächten ausgemalt? Und doch war es anders als in meiner Vorstellung, intensiv, unberechenbar und stürmisch. Es sich selbst zu machen war geradezu lächerlich dagegen.
Er öffnete mir die Lippen. Sein Kopf neigte sich wieder zu mir herunter. Ein tiefer Kuss, und einer seiner Finger wanderte hinab, während sein Daumen Zentimeter darüber über meiner sensibelsten Stelle kreiste. Ich hörte mich aufstöhnen, verfluchte mich innerlich dafür. Melissa Mahler, das Mädchen, das wie eine Kuh an der Melkmaschine klingt. Kopf aus, Kopf aus! Ich griff in Chris Haar, drückte ihn noch näher an mich, damit mein Mund verschlossen blieb. Seine Bewegungen wurden schneller. Sich auf das Küssen zu konzentrieren schien damit unmöglich. Jeder noch so kleine Muskel war bis zum Zerbersten angespannt, mein Atem versuchte dem Herzschlag davonzujagen. Ein leichter Stoß. Ich warf den Kopf in den Nacken. Ein Weiterer.
Die enorme Welle brach von unten bis oben über den Körper herein, riss alles mit sich. Aufregung, Anspannung, Sorgen, alles verschwand mit einem Mal. Mein Rücken, der sich unbemerkt nach oben gekrümmt hatte, sank zurück auf die Decke. Kleine Punkte tanzten vor meinen Augen, als ich sie wieder öffnete.
Über mir grinste mich Chris breit an und zog die Hand aus dem Slip.
„Gehst ja ganz schön ab“, sagte er, stand auf, und als wäre nichts gewesen, schlenderte er zum Ende der Halle, um sich ein neues Bier zu besorgen.
Wie ein Fausthieb holte mich die Scham auf den Boden der Tatsachen zurück. Der Vorsatz, zu tun, was mir beliebte, war mit einem Mal verebbt. Ich schlug die Hände vors Gesicht, das zum zweiten Mal an diesem Tag unangenehm heiß wurde. Eilig richtete ich BH und Träger, knöpften zittrig das Kleid wieder zu, während sich meine Schenkel zusammenpressten, als könnten sie den Vorfall damit ungeschehen machen. Mein Gott, was war ich doch für eine dämliche Kuh! Habe mich in meinem Frust zu etwas hinreißen lassen, das nur Schlampen taten. Mit einem saudummen Kommentar als Krönung der Peinlichkeit. Ich fühlte mich erniedrigt und mies wie lange nicht mehr.
Tief einatmend richtete ich mich auf und strich den Rock glatt, bevor ich komplett auf die Beine kam. Chris lehnte lässig an der Wand, nahm ein oder zwei Züge aus seiner Flasche und beobachtete mich dabei, wie ich zu meiner Jacke am Fenstersims schritt. Bestimmt war er jetzt außerordentlich stolz auf sich. Schließlich hatte er die kleine Blondine doch noch herum bekommen. Und die hatte sich ganz schön vor ihm blamiert.
Hektisch griff ich nach meinem Handy, das zuvor beim Abstreifen der Jacke wohl herausgefallen war. Ich musste nur noch hier raus. Das Display leuchtete auf und zeigte einen verpassten Anruf unseres Haustelefons. Mama war bereits Zuhause? Ein Blick auf die Uhr reichte, damit ich vollends ins Straucheln geriet. Kurz vor Neun! Mist, Mist, Mist!
Ich sah zu Chris auf, der mich noch immer musterte. Was sollte ich sagen? Vielleicht überhaupt nichts, es wäre das Beste einfach zu gehen.
„Wir sollten's mal treiben“, sagte er plötzlich.