Gerold wanderte nun schon seit Stunden einsam und alleine vom Haus seiner Mutter in Waldhaide, einem kleinen Dorf in die ferne Stadt. Morgen sollte dort der wöchentliche Markt stattfinden, wo er einiges erstehen wollte.
Der Durst quälte den einsamen Wanderer, weit und breit war kein schattiges Plätzchen zu finden, nur weite Felder mit Korn, welches ebenfalls in der Hitze die Ähren hängen ließ. Selbst die umgebenden, sonst grünen Wiesen, dorrten von sich hin, dass die normalerweise dort grasenden Kühe auch keine Freude mehr daran hatten - so gänzlich ohne Wasser.
Immer mehr ärgerte sich Gerold, nicht den vom Nachbarn angebotenen Karren mit den beiden strammen Ochsen genommen zu haben. Vor allem dachte er daran, erschöpft wie er war, der Heimweg würde kaum einfacher, mit der Last der gekauften Dinge.
Vor sich hin schimpfend wanderte Gerold weiter. Der Schweiß rann ihm in Bächen das Gesicht hinab und brannte in seinen Augen. Bald würde die Sonne untergehen. Er hoffte, die Nacht würde ein wenig Abkühlung bringen. In dieser Gegend kannte er sich aus, da er hier schon oft auf Raubzügen unterwegs war. Dieses Mal war allerdings alles anders als sonst: Gerold war alleine unterwegs. Seine Raubkumpane hatten ihn davongejagt, nachdem er sich mit dem Anführer geprügelt und verloren hatte. In Schimpf und Schande hatten sie ihn einfach weggejagt. Er konnte froh sein, sein Leben nicht verloren zu haben.
Seitdem wanderte er allein durch die Gegend, stahl mal hier, mal da was. Es reichte gerade so zum Überleben aus. Diesen Marktbesuch tat er vor allem seiner Mutter zuliebe, die ihn beauftragt hatte, für sie Besorgungen zu machen. Früher, als sie noch jünger war, ging sie den Weg zum Markt mindestens einmal im Monat. Jetzt jedoch war sie alt und kränklich und konnte den langen Fußmarsch nicht mehr bewältigen.
Gerold selbst streunte, wenn er nicht gerade bei seiner Mutter Unterschlupf fand, in den letzten Wochen oft durch die Gegend, um einen reichen Fang zu machen, wie er es sagte. Ihn plagte des Öfteren der Hunger, seine Kleidung war schmutzig und ungewaschen. Er selber stank schon zum Himmel, so lange hatte er sich nicht gewaschen. Die kurzen Bäder, die er im Fluss genommen hatte, reichten gerade mal so aus, sich ein wenig zu erfrischen.
Als der Abend nahte, kam er endlich zu einem Wald, in dem er sich sonst immer nachts verkroch, um wenigstens ab und an mal eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Er kannte da eine kleine Höhle, in der er sicher vor anderen Räubern und Wegelagerern war. Dieses Versteck wollte er aufsuchen.
Als er gerade zum Wald gehen wollte, kam ihm eine junge Frau aus eben diesem entgegen. Sie trug einen Korb Beeren mit sich. Gerold lief das Wasser im Munde zusammen, nicht nur wegen des Duftes der frischen Beeren, sondern auch ob des Anblicks der jungen Maid.
„Wohin des Weges, holde Maid“, grüßte Gerold so freundlich wie es ihm möglich war und zog den Hut vor ihr. Er ging sogar noch so weit, eine Verbeugung anzudeuten. Dabei sah er das Mädchen lüstern an. Eine Frau habe ich schon lange nicht mehr gehabt, ging ihm dabei durch den Kopf, während ihm das Blut in die unteren Regionen schoss und sich das Ding, das er fast nur noch zum Entwässern gebrauchte, aufrichtete. Jedoch wusste sich Gerold zu benehmen und er unterdrückte den Wunsch, grob um die Frau zu buhlen. Doch der Auftrag seiner Mutter war mit einem Male vergessen. Nun galt es für Gerold, nur noch zu bekommen, was er wollte.
Das Mädchen bemerkte Gerolds begehrlichen Blick sehr wohl, doch ließ sie sich davon nicht beeindrucken.
„Warum willst du wissen, wohin ich gehen will“, fuhr das Mädchen den Mann etwas forsch an.
Der schrak ein wenig zurück. Doch auch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Nun, holde Maid“, scharwenzelte er weiter um sie herum. „Mein Magen knurrt ganz schlimm und ihr habt einen vollen Korb leckerer Beeren dabei. Wollt ihr mir nicht ein paar davon geben, damit ich mich sättigen kann?“
„Ihr seht nicht so aus, als würdet ihr euch nicht alleine behelfen können“, konterte die Maid. Sorgsam achtete sie darauf, dass der Wanderbursche seine Finger nicht in den Korb stecken und Beeren entwenden konnte, die sie mühsam gesammelt hatte. Der Koch würde sie züchtigen, wenn sie ohne vollen Korb zurückkäme. Mit Vorliebe natürlich auf ihren entblößten Hintern. Es bereitete ihm Spaß, sich an den Qualen der Malträtierten zu ergötzen oder sich am Anblick ihrer intimen Stellen aufzugeilen. Was er nach der Züchtigung tat, daran mochte Marianna lieber nicht denken.
Gaffen wollte Gerold allerdings auch. Bei Marianna, der schönen Maid vom Burghof. Sein Gemächt machte ihm Sorgen. Es pulsierte in seinen Beinkleidern, sprengte diese sogar fast aus allen Nähten.
„Ach, seid doch nicht so garstig zu mir“, begann Gerold fast zu weinen. Er sann nach, wie er das Mädchen ohne Zwang dazu bringen könnte, ihm die Beeren zu geben und noch besser, ihm vielleicht sogar zu Willen zu sein. Für letzteres würde er sogar auf essen verzichten.
„Wisst ihr was“, begann das Mädchen. „Kommt mit zur Burg, mein Herr hat bestimmt Arbeit für euch. Heute Abend ist ein Fest, da braucht der Koch noch jemanden, der in der Küche hilft.“
Gerold sann nach. Wenn er mit zur Burg ginge, bekäme er vielleicht Speis und Trank, das Mädchen und ein Dach über den Kopf dazu. Burg bedeutete für ihn auch, Reichtum, an dem er teilhaben könnte. Natürlich ohne, dass der Burgherr davon erführe. Zeit genug, auszuspionieren, wo die Schatzkammer ist, hätte er bestimmt.
„Gut, so sei es denn“, erwiderte Gerold. „Wenn euer Burgherr mir Arbeit geben kann, komme ich gerne mit euch. Ich tue alles, was mir aufgetragen wird. Mein Magen ist leer, genauso mein Geldbeutel.“ Wieder schaute er auf den ausladenden Busen des Mädchens, der sich im Rhythmus ihres Atems hob und senkte. Die beiden Wonnehügel ragten prall und straff aus dem Ausschnitt heraus. Es fehlte nun nur noch Gerolds Schwanz, der sich dazwischendrängen konnte. Heiße Gedanken schwirrten nur so durch sein Hirn, dass ihm nicht bewusst wurde, wie er das Mädchen lüstern anstarrte.
Marianna erkannte diesen begehrlichen Blick, tat allerdings so, als bemerke sie ihn nicht. Dennoch flirtete sie heftig mit Gerold, denn der junge Mann gefiel ihr. Zwar nicht gerade als Ehegespons, nein, nur zur Freude zwischendurch war er gut genug. Frisch gewaschen und gebadet könnte man bestimmt mit ihm viel Spaß haben, fuhr es Marianna durchs Hirn.
So kam es, dass Gerold mit der Maid zur Burg ging und den Auftrag seiner Mutter völlig vergaß. Auf dem Weg dorthin unterhielten sich die beiden angeregt.
„Ach ja, mein Name ist Gerold“, sagte er auf einmal, als ihm einfiel, dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte.
„Ich bin die Marianna“, nannte nun auch das Mädchen seinen Namen.
„Marianna, Marianna, die schöne Marianna“, sang Gerold wie zum Scherz. Was ihm von seiner Begleitung eine Kopfnuss einbrachte. „Marianna, Marianna, liebste Marianna, willst du nicht mal mit mir was Schönes tun … ich hätt so Lust dazu.“
Doch Marianna lachte nur darüber. So schnell ließ sie keinen Mann an sich heran, und schon gar nicht einen so Dahergelaufenen wie Gerold einer war.
In der Burg angekommen, wurde Gerold von der jungen Frau erst einmal ins Badehaus geschickt. So wie er stank, konnte er keinesfalls dem Burgherrn, geschweige denn, dem Koch unter die Augen treten. Wir sind hier alle sehr reinlich, erklärte ihm das Mädchen.
Nach dem Bad schlenderte Gerold mit sauberer Kleidung, die er von Marianna erhalten hatte, über den Burghof in Richtung Küche, in der er sie vermutete. Dabei bemerkte er, dass sich schon viele Gäste eingefunden hatten. Gaukler boten ihre Künste an, Minnesänger klimperten auf ihren Musikinstrumenten und sangen dabei von Liebe und Leiden.
„Wer bist du, was willst du hier?“, herrschte ihn der Koch an, als Gerold durch die Tür hindurch ins Innere des Kochhauses trat. Überall brodelte es, riesige Töpfe standen auf den großen Öfen. Es duftete herrlich nach erlesenen Speisen, die der Koch und seine Gehilfen für das abendliche Fest vorbereitet hatten. Gerold lief das Wasser im Mund zusammen, sein Magen machte sich wieder bemerkbar.
„Die Marianna sagte mir, ihr bräuchtet für das Fest heute Abend noch eine Hilfe in der Küche. Ich bin bereit“, erwiderte Gerold, gewillt, hier in der Hitze der Küche sein Brot zu verdienen. Inzwischen würde er, nur um seinen Magen zu füllen, alles tun.
„Dann geh dort in die Ecke, da sind noch Zwiebeln zu schälen. Den ganzen Sack da“, erklärte der Koch und gab Gerold ein Messer. „Ach ja, bist du sauber?“, fragte er noch, ehe er Gerold an die Arbeit schicken wollte.
„Aber natürlich, Marianna klärte mich schon auf. Ich war eben im Badehaus, saubere Wäsche bekam ich auch“, sagte Gerold darauf.
„Dann an die Arbeit“, scheuchte ihn der Koch davon und Gerold trollte sich immer noch hungrig in die ihm gezeigte Ecke, wo ein riesiger Sack voller Zwiebeln stand. Voller Elan machte er sich an die Arbeit, die wohl niemand tun wollte. Als Neuling in der Küche musste nun er die ungeliebte Arbeit tun. Schon bald tränten ihm die Augen, doch tapfer kämpfte er sich durch den riesigen Berg Zwiebeln. Ab und an schaute der Koch bei ihm vorbei und lobte ihn für die Schnelligkeit, die er an den Tag legte.
Nachdem Gerold es geschafft hatte, die Zwiebeln zu schälen, fragte er nach weiterer Arbeit, die er erledigen könnte. Der Koch hatte jedoch ein wenig Erbarmen mit ihm und schickte ihn zur Magd, damit diese ihm etwas zu essen gäbe. Gerolds Magen knurrte wirklich schon ganz fürchterlich, dass er vor lauter Frust sogar die rohen Zwiebeln gegessen hätte, nur um etwas in seinen Bauch zu kriegen. Gut, dass er es nicht getan hatte, denn was ihm die Magd vorlegte, hatte er sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Es gab Bratenreste vom Vortag, Rübengemüse und Haferbrei in Massen. Gerold füllte sich damit den Bauch bis er nicht mehr konnte.
Nachdem Gerold satt war, fragte er dann doch noch nach weiterer Arbeit. Der Koch meinte, aus dem Lagerraum müssten noch Stühle in den Festsaal gebracht werden. So ging Gerold los, um sich um die Stühle zu kümmern. Auf dem Weg in den Keller schaute er sich nach der Schatzkammer um, die er irgendwo hier vermutete. Doch nichts dergleichen fand sich dort. Dafür fand er den Kerker, in dem eine ihm bekannt scheinende Person saß. Als er genauer schaute, erkannte er Simon, einen seiner ehemaligen Raubkumpane.
„Was machst du denn hier?“, fragte Gerold erstaunt.
„Gerold!“, rief Simon aus, nachdem er seinen unerwarteten Besucher erkannt hatte. „Wie siehst du denn aus? Was tust du hier?“, wie ein Wasserfall sprudelten ihm die Fragen aus dem Mund.
„Immer der Reihe nach. Erst du!“, wurde Simon von Gerold gebremst, „Also! Wie kommst du hierher?“
Man merkte Simon an, dass ihm die Antwort peinlich war.
„Nun gut“, begann er dann aber doch, „ich war ein wenig unvorsichtig, als ich das Burgfräulein überfallen habe. Dass ihr unerkannt Wächter folgten, erkannte ich erst, als es zu spät war.“
„Blödheit muss halt bestraft werden“, kam nur als Kommentar von Gerold. „Was willst du nun tun?“, fragte er weiter.
„Ich weiß es nicht“, bekannte Simon geknickt. „Mir soll der Prozess gemacht werden. Blöd ist nur, dass ich mit heruntergelassenen Hosen geschnappt wurde und das Burgfräulein mit zerrissenen Kleidern und gespreizten Schenkeln rücklings auf dem Boden lag.“
„Du wirst sie doch nicht …“, Gerold wagte es gar nicht, den gedachten Satz weiter auszusprechen.
„Ja, ich wollte sie unsittlich berühren und mich an ihr verlustieren“, gab Simon zu.
„Ich glaube, du spinnst. Darauf steht die Todesstrafe“, knurrte Gerold. „Ich lasse mir was einfallen. Nun muss ich aber weiter, sonst wird der Koch noch knurrig und lässt mich seine Peitsche spüren“, sagte Gerold, ehe er sich umdrehte und den Kerkerraum verließ. So ein Blödmann, dachte er noch im Hinausgehen. Seinem ehemaligen Kumpan zu helfen, vergaß er schnell wieder. Hatte der ihn doch auch einfach im Stich gelassen, als er davongejagt wurde.