Engelin hatte nun Nägel mit Köpfen gemacht. Sie konnte es einfach nicht mehr mit ansehen, wie sich Gerold und Marianna umkreisten als wären sie hungrige Geier, die Aas erspäht hatten. Schon längst hatte sie erkannt, dass die beiden zusammen gehörten. Mit ihrer kleinen Hilfe war Gerold nun endlich soweit, Marianna um ihre Hand zu bitten.
Bevor Gerold zu Taten schreiten konnte, ging Engelin zu Marianna und erzählte ihr über das Gespräch mit Gerold. Die Intrige, die sie mit der Freundin gesponnen hatte, war aufgegangen und Gerold war den beiden Frauen ins Netz gegangen. Marianna war hoch erfreut über die Mitteilung und wäre am liebsten laut singend umhergesprungen wie ein Rehkitz. Doch durfte sie sich nichts anmerken lassen, um keinen Verdacht zu erregen.
Am Abend saßen die Drei wieder draußen vor Engelins Hütte. Gerold rutschte unruhig auf der Bank hin und her als säße er auf einem Ameisenhaufen. Noch hatte er es nicht gewagt, Marianna zu fragen. Dabei hatte er es Engelin hoch und heilig versprochen, es am heutigen Abend zu tun.
Die Kräuterfrau wollte Marianna und Gerold erst alleine lassen, doch Gerold hielt sie davon ab. Ihm war es lieber, jemanden dabei zu haben. Sie blickte den Mann gespannt an, am liebsten hätte sie ihn angestupst und zu seinem Glück gezwungen. Jedoch hielt sie sich lieber zurück, damit die Überraschung für Marianna auch gelang. Gut, Überraschung konnte man dazu eigentlich nicht sagen. Immerhin hatte sie auch mit Marianna über die Angelegenheit gesprochen. Natürlich ohne, dass Gerold davon wusste.
Gerold nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er räusperte sich, um den widerwärtigen Klumpen loszuwerden, der sich in seinem Hals festgesetzt hatte. Nach Hilfe heischend blickte er zu Engelin, die nickt ihm aber nur aufmunternd zu.
Marianna, die die wortlose Verständigung bemerkte, schaute die beiden fragend an.
„Habt ihr was?“, wollte sie wissen, worauf Engelin mit dem Kopf schüttelte und auf Gerold zeigte.
„Ich nicht. Aber er“, meinte sie breit grinsend. Sie war schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie Gerold jetzt die Kurve bekam. „Komm schon, trau dich“, redete sie auf ihn ein.
Gerold sah nun keine Möglichkeit mehr, heil aus der Sache herauszukommen. Die Schlinge um seinen Hals zog sich immer fester zu. Ob er wollte oder nicht, er musste heraus mit der Sprache.
„Marianna, Liebste“, krächzte er. Er fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und sein Hals immer mehr zugeschnürt wurde. Warum musste man es auch immer so schwer haben, seiner Liebsten einen Antrag zu machen. Dabei war alles so einfach, wenn man sich liebt.
„Ist dir nicht gut?“, fragte Marianna besorgt.
„Es ist etwas anderes“, antwortete Gerold und nahm nun seinen restlichen Mut zusammen. „Marianna, willst du meine Frau werden?“, brach es wie ein Wasserfall aus ihm heraus. Nun waren die Worte ausgesprochen und nicht mehr zurückzunehmen.
Marianna wurde blass, dann rot, wieder blass. Ihr Herz klopfte vor Freude. Endlich hatte Gerold es gewagt, um ihre Hand anzuhalten.
„Du meinst… so richtig?“, stotterte sie, nun doch von ihren Gefühlen überwältigt.
„So ganz richtig“, erwiderte Gerold und wartete gespannt auf Mariannas Antwort.
„Ja, ich will“, antwortete Marianna leise, dass es Gerold kaum vernehmen konnte. Sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. Sie klammerte sich an ihn und küsste ihn vor Freude.
„Na endlich“, hörten die beiden Liebenden Engelin hinter sich sagen. „Das wurde aber auch Zeit. Ich frag mich, was daran nun so schwer war. Ihr beiden seid füreinander bestimmt und gehabt euch wie unreife Jünglinge und Maiden.“
In ihrer Freude hatten Marianna und Gerold gar nicht an die Kräuterfrau gedacht. Erschrocken fuhren sie herum und blickten in deren vor Freude lachendes Gesicht. „Du hast gut reden“, kam es wie aus einem Mund von ihnen.
„Ach ihr Zwei, ich freue mich doch nur für euch. Endlich habt ihr richtig zueinander gefunden“, sagte Engelin und drückte sie an ihren ausladenden Busen. „Ihr seid mir wie Kinder, wisst ihr. Und eine Mutter freut sich immer, wenn ihre Kinder glücklich sind. Wann soll es soweit sein…?“, fragte sie ohne Punkt und Komma. Nun war sie Diejenige, die aufgeregt war wie eine Jungfrau in der Hochzeitsnacht. „Kommt, setzen wir uns und besprechen alles“, forderte sie die Liebenden auf und zog sie zurück auf die Bank.
Der Abend wurde noch lang. Es wurde gelacht und geredet. Ein paar Tränen des Glücks, aber auch der Trauer um die Freunde, sie die beiden auf der Burg zurücklassen mussten, flossen. Zu guter Letzt war alles besprochen, was besprochen werden musste.
Die Zeit bis zur Hochzeit von Marianna und Gerold verstrich wie im Fluge. Engelin, die den beiden mit helfender Hand beiseite stand, freute sich mit ihnen. Eine kleine Überraschung hatte sie noch für die Zwei. Sie hatte es geschafft, alle Freunde von der Burg zu der kleinen Zeremonie in der Kirche und zur abendlichen Feier einzuladen. Heimlich konnte sie die Überraschung planen, ohne dass Gerold und Marianna es bemerkten. Auf deren Gesichter war sie schon gespannt.
Der Tag der Trauung war gekommen. Marianna bekam von Engelin Blumen ins Haar geflochten. Sie zog ihr bestes Kleid an. Für ein Neues war leider kein Geld da. Aber Gerold würde sie auch ohne neues Kleid nehmen, wie er einmal lachend gestand und seine Marianna danach liebevoll in seine Arme zog, um sie zu küssen.
Am Nachmittag drängte Marianna zur Eile. Sie wollte den Pfarrer nicht warten lassen. Engelin meinte darauf nur, dass sie es wohl nicht erwarten konnte, eine verheiratete Frau zu sein. Gemeinsam zogen sie los in die kleine Dorfkirche, wo sie schon sehnsüchtig vom Geistlichen erwartet wurden. Zur Feier des Tages ließ er sich nicht lumpen und hatte sogar ein paar Chorknaben angeheuert, die ein Lied für das Paar trällerten.
Gerold erwartete seine Braut am Altar. Marianna wurde in Ermangelung eines Vaters, von Engelin dem Bräutigam zugeführt. Der ergriff die Hand seiner Liebsten und küsste sie.
Ein Hüsteln des Priesters ließ sie zusammenfahren. Erschrocken blickten sie in sein lächelndes Gesicht und harrten der Dinge, die nun kommen sollten.
Die Zeremonie der Trauung ging schnell über die Bühne. Der Pfaffe dachte wohl schon an das Hochzeitsmahl, das es danach geben sollte, denn ab und an hörten sie dessen Magen knurren, als hätte es heute noch nichts für ihn gegeben. Marianna hatte den Mann gebeten, am Essen teilzunehmen, sozusagen als Lohn für seine Mühen, denn mit Geld bezahlen konnten sie ihn nicht.
Als er sie zu Mann und Frau erklärte und sie sich küssen durften, freute sich aber nicht nur Engelin und er sich für das junge Paar, sondern auch die anwesenden Freunde, die vor der Kirche warteten. Diese Überraschung stand für das junge Paar noch aus.
Als Marianna und Gerold nun als verheiratetes Paar vor das Kirchenportal traten, schallten ihnen Hochrufe entgegen. Alle hatten sich versammelt, die ihnen auf der Burg zu lieben Freunden geworden waren und am Nachmittag und Abend dort abkömmlich waren.
Da waren Hannes, der Töpfer in Begleitung von Wanda, die inzwischen Sigurds Zofe geworden war. Auch Angelika war gekommen und noch einige andere liebe Freunde. Alle gratulierten und freuten sich mit ihnen.
„Woher wusstet ihr davon?“, fragte Marianna staunend in die Runde.
Wanda zeigte nur auf Engelin, die sie grinsend anschaute. Die Überraschung schien gelungen zu sein.
„Wenn ich euch schon kein großes Geschenk machen kann, dachte ich mir, es würde euch freuen, eure Freunde wiederzusehen“, versuchte sie, sich zu entschuldigen. „Ich habe euch so oft von euren Freunden erzählen gehört, dass ich mir dachte, es wäre für euch eine Freude, sie dabei zu haben.“
„Aber Engelin“, rief Marianna aus und zog die liebgewonnene Freundin an sich. „Das ist das schönste Geschenk, das du uns machen konntest.“ Eine kleine Träne verirrte sich und lief ihre Wange hinunter.
„Deswegen musst du doch nicht weinen“, sagte die Kräuterfrau, als sie die Träne entdeckte. Sie wischte sie mit dem Finger weg. „Das Gesicht einer glücklichen Braut sollte ein fröhliches Lachen zieren.“
Nun war es um Marianna geschehen. Als wäre ein Damm gebrochen, strömten ihr die Tränen aus den Augen. Schluchzend klammerte sie sich an Engelin, die sie festhielt und herzte.
„Na, na, nicht doch“, versuchte sie die Braut zu trösten. „So traurig?“
„Nein, so glücklich“, kam es schluchzend von Marianna. „So glücklich, solch liebe Freunde zu haben und nun auch einen Ehemann, der mich…“
„… der dich über alles liebt“, unterbrach Gerold einfach, der nun zu seiner frisch angetrauten Gattin getreten war, sie den Armen Engelins entriss und an seine breite Brust drückte. Er beugte sich zu ihr herunter, blickte ihr liebevoll in die tränenverschleierten Augen und küsste sie voll Zärtlichkeit auf die Lippen.
Lachend und plaudernd zog die kleine Gruppe nach der Gratulation zu Engelins Hütte. Die Hausherrin, die bereits vorausgegangen war, um das Feuer in der Kochstelle zu schüren, erwartete sie schon. Die Hütte war festlich geschmückt, überall waren kleine Wiesenblumensträuße aufgehängt. Vor dem Haus stand bereits eine lange Tafel, an der alle Platz fanden.
„Wie hast du das denn fertig gebracht?“, fragte Marianna erstaunt, als sie die Pracht sah.
Engelin lächelte nur. „Ich hatte fleißige Helferlein“, erwiderte sie und zeigte auf die Freunde von der Burg, die sich nun zu ihnen gesellten und durcheinander redeten wie die Enten in ihrem Stall.
„Wir warteten nur darauf, dass ihr ins Dorf gingt. Dann kamen wir schnell zur Sache und haben alles bereitgestellt“, löste Wanda das Rätsel auf.
„Ihr habt wohl drauf gewartet, dass wir hier verschwinden“, meinte Gerold lachend und drohte mit der Faust.
„Genau, das haben wir. Die Scheune war zwar ein schönes, heimeliges Versteck für uns, doch leider konnten wir die Zeit nicht für andere Dinge nutzen…“, rief Hannes dazwischen und machte eine anzügliche Bewegung mit den Hüften.
„Du bist fürchterlich“, entrüstete sich Wanda gekünstelt und gab ihm eine Kopfnuss. „Dass du immer nur an das Eine denken musst!“
„Wer konnte denn nicht die Finger bei sich behalten…?“, regte sich Hannes auf und zog eine beleidigte Schnute. „Da muss ein Mann ja an gewisse schöne Dinge denken, die er mit einer Frau machen kann!“ So ging das lustige Gezeter weiter, bis Engelin sie rief und zu Tisch bat. Inzwischen war auch der Herr Pfarrer angekommen, da verbot es sich, bei Tisch anzüglich zu sprechen. So warfen die jungen Männer nur wissende Blicke auf die Frauen, die den Hitzköpfen gewaltig gegenhielten.
Die lustige Runde verbrachte den ganzen Nachmittag bis weit in den Abend hinein vor Engelins Hütte. Als es dunkel wurde, wurde eine Laterne angezündet, die aber nur wenig Licht spendete. Das war Gerold und Marianna nur recht, die sich ein wenig abseits gesetzt hatten. Die beiden turtelten wie verrückt und konnten die Finger nicht voneinander lassen. Das war wohl das Zeichen für die Freunde, zum Aufbruch zu blasen.
„Ich glaube, wir sollten uns nun verabschieden. Das junge Paar will allein sein“, sagte Hannes laut in die Runde. Dabei blickte er zu Gerold hinüber, der eben Marianna erneut an sich zog, um sie zu küssen.
„Besser ist es wohl“, war nun auch von Engelin zu vernehmen, der Gerolds und Mariannas Stimmung nicht entgangen war. „Räumen wir schnell die Reste ins Haus“, bestimmte sie und begann, das Gesagte in die Tat umzusetzen. In Kürze war alles erledigt.
„Wir gehen dann mal“, kündigte Hannes an und verabschiedete sich mit den anderen von den Turteltäubchen.
„Wie, was…?“, Marianna blinzelte ihn erschrocken an. Sie war zu sehr in Gerolds Kuss versunken, dass sie die Aufbruchsstimmung gar nicht bemerkt hatte.
„Wir gehen dann mal…“, wiederholte Engelin Hannes Ankündigung. „Eine schöne Hochzeitsnacht euch beiden.“
„Wieso gehst du?“, fragte Gerold erstaunt.
„Weil ich euch die Nacht allein lasse und bei einer Freundin im Dorf unterkomme. Das gehört sich ja wohl so“, erklärte Engelin kurz und verschwand ebenfalls in der Dunkelheit.
„Und was machen wir mit dem angebrochenen Abend?“, fragte Gerold mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
„Keine Ahnung“, erwiderte Marianna breit grinsend. Sie wollte schon etwas sagen, aber ließ dann doch Gerold den Vortritt, den Weitergang des Abends zu verkünden.
„Ich wüsste da was“, sagte er und stand auf. Er nahm seine Frau in seine Arme und trug sie in die Hütte, um sie dort auf das Bett zu legen. „Etwas ganz Schönes sogar“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. Dabei begann er, an den Bändern von Mariannas Kleid zu zupfen.
So stellte sich die junge Frau den weiteren Ablauf des Abends ebenfalls vor. Sie ließ sich ausziehen und griff auch bei Gerold beherzt zu, ihn von seiner Kleidung zu befreien. Bald lagen sie nackt nebeneinander auf dem Bett. Obwohl es im Raum beinahe dunkel war, konnte Marianna Gerolds vor Glück leuchtende Augen sehen.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie ihm zu und schmiegte sich eng an ihn.
„Ich liebe dich auch. Und jetzt, wo du endlich meine Frau bist, noch mehr als vorher“, bekannte Gerold. „Ich will mindestens ein Dutzend Kinder mit dir.“ Letzteres meinte er eher im Scherz.
„Dann lass uns damit anfangen, damit wir auch so viele haben können“, erwiderte Marianna und griff nach Gerolds Gemächt, das sich sogleich wie von Geisterhand gezogen, aufstellte. „Das passende Gerät zum kleine Gerolds zeugen hast du ja“, meinte sie lachend, als sie den harten Stab in ihrer Hand spürte. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in ihr aus, als Gerold sich der Länge nach auf ihren Leib legte, ihre Schenkel auseinander drückte und sein Liebesgerät in ihr versenkte.
Den Rest der Nacht kamen die beiden Liebenden nicht zum Schlafen. Immer wieder kosteten sie aus, was ihnen nun auch vor Gott erlaubt war. Das taten sie, bis irgendwann der Morgen graute und sie endlich zufrieden und glücklich in einen erholsamen Schlaf fielen.