Kaum war Gerold mit Sieglinde, der Schwester der Burgherrin Brunhild, allein, erhob er sich von seinem Sitzplatz. Die Frau sah ihm ein wenig ängstlich entgegen. In ihrem Inneren wütete ein Feuer. Einerseits wäre sie am liebsten weggelaufen, andererseits freute sie sich darauf, endlich von den Fesseln dieses grausamen Keuschheitsgürtels befreit zu werden. Alles Weitere, ihre sonstigen Gelüste, verdrängte sie erst einmal. Sie sehnte sich lediglich danach, endlich wieder frei atmen zu können, der ständigen Pein dieses Martergerätes entrinnen zu können. Vor allem, wenn sie ihre Notdurft verrichten musste, quälte sie sich damit herum. Sie war eine sehr saubere Frau, die sich nach jedem Gang in die Latrine penibel reinigte.
„Herrin, wenn ihr mir folgen würdet. In meiner Stube ist es bequemer und nicht so heiß wie hier. Die Schmiede ist auch nicht unbedingt ein Ort, an dem sich eine Dame aufhalten sollte“, redete Gerold mit sanfter Stimme auf seinen verunsicherten Gast ein. Er griff nach Sieglindes Hand und geleitete die Frau in den Nebenraum, der als seine Unterkunft diente. „Wenn ihr bitte eintreten wollt“, sagte er weiter und hielt Sieglinde die Tür auf.
Die Frau trat ein und sah sich erstaunt um. Der Raum war viel gemütlicher, als sie es sich vorgestellt hatte. Auch Gerold, den sie sich als grobschlächtigen Kerl vorgestellt hatte, entsprach keineswegs ihrem Vorurteil. Im Gegenteil, er gefiel ihr ungemein. Deutlich erkannte sie seine starken Arme und breiten Schultern unter seinem einfachen Hemd. Sie stellte sich vor, wie seine Muskeln spielten, wenn er in der Schmiede tätig war. Die Vorstellung, mit diesem Mann einmal das Lager zu teilen, ließen gleich unzüchtige Gedanken durch ihren Kopf schwirren.
Gerold indes überlegte, wie er vorgehen könnte, um seine Besucherin von ihren Qualen zu befreien.
„Bitte, nehmt doch Platz“, sagte er zu Sieglinde, die unschlüssig mitten im Raum stand und rückte ihr einen Stuhl am Tisch zurecht. „Überlegen wir erst einmal, wie wir vorgehen können, um euch zu helfen.“ Der junge Mann hatte die Unsicherheit der Frau bemerkt und wollte sie erst einmal beruhigen, ehe er zur Tat schreiten würde. Er mochte es zwar, wenn Frauen in seiner Gegenwart vor Aufregung kaum etwas sagen konnten, aber in dieser Situation war dies nicht hilfreich. Er brauchte Informationen, die ihm nur Sieglinde geben konnte.
Sieglinde setzte sich und schaute Gerold erwartungsvoll an.
„Wie gedenkst du vorzugehen?“, fragte sie. Die Schamesröte ließ ihr Gesicht leuchten wie eine Laterne. Sich dessen bewusst, holte sie ihr Taschentuch heraus und schnäuzte sich leise.
„Nun ja“, begann Gerold, „als erstes müsste ich die Bauart dieses Keuschheitsgürtels kennen. Wie stabil ist er, ist er geschmiedet oder vernietet? Welcher Art ist das Schloss, und noch vieles mehr. Es wäre gut, wenn ihr mir genauer Auskunft geben könntet.“
„Hm, ja, ein Schloss ist dran, hier“, räusperte sich Sieglinde und deutete auf ihren Bauch, „mein Gemahl trägt den Schlüssel bei sich. Wie genau der Gürtel aufgebaut ist, kann ich nicht richtig beschreiben. Ich bin schon froh, dass ich meine Notdurft ohne Hilfe erledigen kann mit diesem grausamen Ding.“
„Dann wäre es wohl besser, ich schaue mir die Sache selbst mal an, um mir besser ein Bild darüber machen zu können“, sprach Gerold auf die Frau ein. „Ich kann danach bestimmt sagen, wie ich euch davon befreien kann.“
„Aber“, begann Sieglinde zu stottern, „da müsste ich mich doch entblößen.“ Ihr Gesicht nahm noch mehr die Farbe einer rot leuchtenden Laterne an, als ihr das bewusst wurde.
„Daran wird wohl kein Weg vorbei führen“, entgegnete Gerold, darauf achtend, seine Gefühle, die ihn dabei übermannten, nicht zu offensichtlich zu zeigen. Der Gedanke, Sieglinde bald nackt sehen zu können, ließen sein Gemächt ein Eigenleben entwickeln wie schon lange nicht mehr. Jetzt, da er mit der Frau alleine war, war dies noch mehr zu spüren als vorhin, als die Burgherrin anwesend war. Jetzt war er froh, dass sein Bett, zwar einfach, aber sauber bezogen war. Erst gestern hatte er das Stroh in dem Sack gewechselt. Er hasste es, auf altem, halb verfaultem Stroh zu liegen.
Sieglinde stand von ihrem Platz auf, legte sich ohne ein Wort auf das Bett und sah den Schmied fragend an.
„Wenn ihr euren Rock heben würdet, damit ich schauen kann“, bat Gerold. „Vertraut mir.“
Scham trieb Sieglinde erneut die Röte ins Gesicht. Ihr wurde heiß und kalt. Ein eigenartiges Kribbeln breitete sich in ihr aus, das sie sich nicht erklären konnte. Gerold war doch eigentlich ein ihr unbekannter Mann. Warum sie auf ihn so reagierte, konnte sie sich nur damit erklären, dass sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft ständig Lust hatte, sich mit einem Mann zu vereinigen. Dass es diesmal nicht ihr eigener Gemahl sein würde, mit dem sie der Liebe frönen würde, machte für sie erst einmal keinen Unterschied.
„Ein wenig müsst ihr mir schon entgegenkommen, damit ich euch helfen kann“, versuchte Gerold sein Tun zu erklären.
Das war für Sieglinde einleuchtend. Sie hob ihre Röcke. Erst kamen schmale, grazile Fesseln zum Vorschein, dann lange, schlanke und makellose Beine. Je höher die Röcke gezogen wurden, desto mulmiger wurde es Gerold. Es wurde ihm klar, auf was er sich eingelassen hatte und welche Überwindung es ihn kosten würde, nicht gleich über die mutmaßlich hilflose Frau herzufallen. Er schluckte schwer und trat an das Bett heran. Endlich konnte er auch den Keuschheitsgürtel sehen. Er hatte zwar schon von solchen Folterinstrumenten gehört, aber noch nie eines in Natura gesehen.
„Unglaublich, was manche Männer ihren Frauen antun“, sagte er kopfschüttelnd. Er trat noch näher heran und ging in die Hocke.
„Darf ich?“, fragte er um Erlaubnis, Sieglinde berühren zu dürfen.
Die nickte nur mit dem Kopf und starrte zur Decke.
Eng schmiegte sich der Keuschheitsgürtel um die Hüften der jungen Frau. Eine Platte aus massivem Eisen, mit Leder gepolstert, presste sich straff auf ihren Unterleib. Einzig zwischen ihren Schenkeln waren kleine Öffnungen ausgespart.
„Wenn ihr euch bitte mal zur Seite drehen würdet“, kommandierte Gerold einfach. Sieglinde gehorchte. Hinten setzte sich die eiserne Platte als schmaler Streifen fort, der starr zwischen ihren Backen lag und mit kräftigen Nieten am Gürtel befestigt war.
Nun wandte sich Gerold dem Schloss zu. Vorne war der Gürtel und auch das Eisen um den Unterleib mit kräftigen Ösen versehen, verbunden durch einen hindurchgesteckten eisernen Stab. Oberhalb des Gürtels endete dieser in einem Vorhängeschloss. Der Stab ließ sich zwar bewegen, aber nicht herausziehen.
„Unglaublich“, brummte Gerold immer wieder und schaute sich die Konstruktion genau an. Die einzelnen Teile waren durch massive Nieten verbunden. Sieglindes Bauch, der sich durch ihre Schwangerschaft bereits leicht wölbte, rieb sich trotz Polsterung schmerzhaft an den scharfen Kanten. Es waren erste Schürfwunden zu sehen.
„Kannst du mir helfen?“, fragte Sieglinde mit zittriger Stimme.
„Ich glaube ja“, antwortete Gerold und zeigte auf den Gürtel. „Das Schloss scheint nicht besonders stabil zu sein. Wenn ich den Bügel durchtrenne, müsste sich der Gürtel öffnen lassen. Ich könnte auch den Stab durchsägen, aber das wird mir nicht viel weiter helfen, da er oben mit dem Schloss verbunden ist.“ Gerold stand auf und wollte zur Tür gehen, die in die Schmiede führte.
„Wo willst du hin?“, rief ihm Sieglinde hinterher.
„Werkzeug holen“, meinte Gerold und verschwand durch die Tür. Aus der Schmiede waren kurz darauf Geräusche zu hören. Da wurden Kisten geschoben, Metallgeklapper klang herüber. Dann Stille.
Sieglinde schaute ängstlich zur Tür hinüber und traute sich nicht, sich zu rühren. Endlich erschien Gerold, ein grausam aussehendes Werkzeug in der Hand.
„Was ist das?“, fragte Sieglinde argwöhnisch.
„Eine Zange. Damit will ich den Bügel des Schlosses knacken“, erklärte Gerold und kam näher. „Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein“, beruhigte er die Frau, die ihn immer noch angsterfüllt anschaute.
Gerold machte sich ans Werk. Die Zange, die er sonst zum Festhalten des zu schmiedenden Eisens nutzte, musste er mit aller Gewalt packen und zusammendrücken. Das Schloss knirschte verdächtig. Doch noch gab es nicht nach. Es verbog sich nur ein wenig. Allerdings nicht genug, dass es auseinanderbrach.
„Geht es?“, fragte Sieglinde.
„Ich muss mehr Kraft aufwenden, oder versuchen, die einzelnen Ösen, durch die der Stab geht, zu beseitigen. Das Schloss hat es in sich.“
Wieder drückte Gerold kraftvoll mit der Zange auf den Schlossbügel. Es knirschte noch einmal. Dann endlich brach der Stahl auseinander.
„Ich habe es durch“, sagte Gerold erfreut. „Nun muss ich den Bügel noch verbiegen, damit ich ihn aus der Öse ziehen kann.“ Er machte sich ans Werk. Er fasste nochmals mit der Zange zu. Erneut musste er seine ganze Kraft dazu aufwenden. Endlich war es geschafft. Vorsichtig zog Gerold den Stab aus den Ösen und öffnete somit den Gürtel. Erst jetzt waren die Ausmaße der Abschürfungen sichtbar. Breite Striemen zierten Sieglindes Hüften, ihr Schambein war wund und sogar zwischen ihren Schenkeln waren blutige Stellen zu sehen. ´
Erleichtert atmete Sieglinde auf, als Gerold sie vorsichtig von ihrem Marterinstrument befreite. Nichts engte mehr ein, nichts rieb an ihrer zarten Haut oder ihren Schenkeln. Sie wollte aufstehen, doch Gerold hielt sie zurück.
„Die Wunden sehen schlimm aus“, sagte er zu Sieglinde. „Aber ich habe eine Salbe, die wird euch helfen. Ich hole sie mal. Bleibt bitte solange liegen“, bat er die junge Frau. „Ich hoffe, es entzündet sich nichts.“
Gerold ging zu dem Schränkchen, in dem er allerlei Zeugs aufbewahrte. Darunter war auch der Balsam, den seine Mutter aus Kräutern und Vaseline herstellte. Er half bei beinahe allen Wunden. Gerold hoffte, dass Sieglinde dadurch Linderung erfahren konnte. Mit dem Tiegel kehrte Gerold zurück zum Bett. Er hockte sich davor nieder und stellte das kleine Gefäß neben die junge Frau.
Die schaute ihn nur an, ließ ihn aber ohne Widerworte tun. Sanft strich Gerold die Salbe auf die wunden Stellen. Dabei kam er Sieglindes Scham sehr nahe. Kleine, krause Härchen verdeckten den Spalt, der den Weg in die Grotte der Lust ebnete, aus der ein verführerischer, fraulicher Duft zu seiner Nase emporstieg.