„Mila?“ Sie sah auf, als sie die Stimme ihres besten Freundes hörte. „Hallo Jack. Komm doch rein.“ Sie saß auf einem braunen Sofa im Wohnbereich. In der Hand hielt sie ein Foto. „Was ist das?“, fragte er und deutete auf das Foto. Sie drehte es so um, dass er es sehen konnte. Darauf waren zwei kleine Babys abgebildet. Eines davon strahlte bis zu beiden Ohren, während das andere kurz davor war, zu weinen. „Das sind Alic und Selena“, stellte er fest und setzte sich neben sie. Mila nickte. „Es war so ein seltsames aber auch ein überwältigendes Gefühl, auf einmal Mutter zu sein. Mutter von so kleinen Menschen. Ich dachte, ich würde das alles nicht schaffen.“ „Du bist eine großartige Mutter.“ „Eine Mutter, die ihre Kinder seit Jahren im Dunkeln gelassen hat.“ Sie seufzte. „Du und Coilin, ihr habt eure Kinder so erzogen, dass sie immer füreinander da sind. Egal was kommt. Außerdem sind sie deine Kinder.“ Jack legte tröstend eine Hand auf ihren Unterarm. „Was ist, wenn ihnen etwas passiert?“ „Ihnen wird nichts passieren.“ „Aber ich habe ein sehr schlimmes Gefühl, Jack. Irgendetwas ist passiert!“ Sie sah ihrem besten Freund fest in die Augen. „Du steigerst dich da zu sehr rein. Mach dir keine Sorgen. Und vergiss nicht, meine Tochter ist auch mit ihnen.“ „Du hast ja recht. Wie geht es Flanna?“ „Sie macht sich ebenfalls Sorgen aber bei ihr überwiegt die Wut. Im Moment zumindest“, seufzte er und verdrehte die Augen. Mila lachte kurz auf. Sie sah sich wieder das Foto an und strich mit dem Daumen erst über Alic, dann über Selena. Die Glocken ließen sie aufschauen. „Freyja ist angekommen.“ Sie stand auf und lief los. Auf halbem Weg kam Coilin ihr entgegen. „Wollte Freyja nicht morgen erst ankommen?“, fragte sie ihren Ehemann. „Irgendetwas ist passiert“, erwiderte Coilin und alle drei liefen den Flur entlang, Richtung Haupteingang. Sie kamen im selben Moment wie Freyja an der Tür an. „Wir müssen die Leute evakuieren“, war das Erste, was Freyja sagte. „Was ist passiert?“, wollte Coilin wissen. „Die Dämonen haben angegriffen. Wo ist Amon?“ „Komm erst einmal rein“, sagte Mila und trat zur Seite. Freyja nickte und trat ein. Coilin wandte sich einem Wachen zu. „Ruf König Amon in den großen Saal.“ „Jawohl Mylord.“ Der Wache lief mit großen Schritten los. „Kommt.“ Mila lief voraus. „Wo sind die Kinder?“, fragte Freyja. „Sie haben beschlossen, einen Ausflug zu machen“, sagte Coilin zähneknirschend. „Und ihr habt es zugelassen?“, fragte Freyja entgeistert. „Sie haben uns nichts gesagt“, klärte Mila sie auf. „Aber Alic würde niemals, dem zustimmen. Ich meine er würde doch die Mädchen nicht in Gefahr bringen, wenn Dämonen ihr Unwesen da draußen treiben.“ Alle anderen schwiegen. Freyja sah jeden einzeln an, dann weiteten sich ihre Augen. „Ihr habt es ihnen verschwiegen?“ „Das war ein Fehler“, sagte Coilin. Freyja rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenflügel. „Oh großer Gott. Warum denn nur?“, fragte sie. „Wir dachten, so könnten wir sie besser beschützen“, murmelte Mila und setzte sich auf einen Stuhl. Coilin legte eine Hand auf ihre Schulter. „Na da habt ihr aber das Gegenteil erreicht.“ Die Tür ging auf und Flanna trat mit Amon und Jack ein. Jack hatte wohl seiner Frau bescheid gegeben. „Hallo Freyja.“ „Hallo. Ich habe gehört, was passiert ist.“ Flanna nickte bloß. „Freyja, wir haben dich nicht vor morgen erwartet. Ist etwas geschehen?“, fragte Amon. „Es gab dutzende von Dämonenangriffen. Wir müssen eine Schutzmauer errichten.“ Sie sah jeden ernst an. „Eine Schutzmauer?“, fragte Mila. „Ja. Sie wird das Böse draußen halten und die Guten Eintritt gewähren.“ „Also gut. Was müssen wir tun?“, fragte Coilin. „Gebt euch die Hände, Beschützer der Steine.“ Die vier taten das, was Freyja verlangte. „Terra“, sagte Freyja. „Ignis Lapis“, diesmal war es Mila. „Aquariel.“ „Caeli“, sagte auch Amon. Freyja sprach weiter: „Im Namen des Guten und vier Elemente, errichtet eine Schutzmauer, beschützt das Gute, besiegt das Böse.“ Alle vier spürten eine enorme Energie in sich. Aber der Moment dauerte nicht lange. Sobald die letzte Silbe Freyjas Mund verlassen hatte, öffnete Mila die Augen. „Das war seltsam“, murmelte sie und setzte sich hin. Es fühlte sich an, als hätte man ihr die ganze Kraft entzogen. Die anderen drei taten es ihr nach. „Wir sind jetzt vielleicht sicher, aber was ist mit unseren Kindern?“, fragte Flanna. „Ich hoffe, sie kommen klar.“ Coilin hatte eine Truppe losgeschickt, um Flannas Zwillinge abzuholen, ebenso auch Amons Frau. „Freyja, weißt du, wer dahinter stecken könnte?“, fragte Mila. Sie schüttelte bloß den Kopf.