„Noch ein Schritt und du bist tot“, rief Selena und richtete ihr Bogen auf die Gestalt. Plötzlich wurden es zwei. Das zweite war aber um einiges kleiner. „Nimm deinen Bogen runter, Selena.“ „Sirius?“, rief Alic überrascht, als er die Stimme erkannte. Als Sirius nun aus dem Schatten trat, erkannten ihn auch die anderen. Alic steckte sein Rapier zurück in die Scheide und ging auf seinen Freund zu. „Du bist Sirius?“, fragte Selena überrascht. Sie hatte ihn zuletzt gesehen, da war sie fünf gewesen. Als sechsjähriger war er klein und hager gewesen. Früher trug er auch eine Brille aber nun sah er ganz anders aus. Er war gewachsen, sehr sogar. Er war sogar größer als Alic. Seine Aschblonden Haare waren nun dunkelblond. Er kam ganz nach seinem Vater. Sein Blick sah aber nicht besonders freundlich aus. „Was habt ihr euch dabei gedacht?“, rief er aufgebracht. „Moment mal, woher wusstest du, dass wir nicht mehr im Schloss sind?“, fragte Alic. „Euer Vater hat mich gebeten, euch zu finden und heil nachhause zu bringen. Also kommt jetzt eng zusammen, ich teleportiere uns.“ Selenas Augen weiteten sich. „Was? Nein! Wir können jetzt nicht zurück.“ „Selena, ich habe einen Befehl und den muss ich befolgen.“ „Aber das was wir vorhaben ist zu wichtig!“, versuchte Selena es erneut. „Alic, ich kann nicht glauben, dass du die Mädchen in solche Gefahr bringst.“ „Sirius, da gibt es Sachen, von denen du nichts weißt.“ „Wir gehen zurück. Jetzt.“ „Das ist keine gute Idee.“ Alle Blicke wanderten zu der kleinen Gestalt hinter Sirius. Es war das Mädchen, die sie am ersten Tag getroffen hatten. „Du?“, rief Damian. „Wer bist du?“, fragte nun Sirius an Damian gewandt und Chaos brach aus. Jeder rief durcheinander. „Hallo?“ Niemand hörte Siara. „Hey, hört doch zu!“ Immer noch nichts. „Ewigflammendes Licht!“, schrie sie und es wurde so hell, als wäre es Tag. Die Dämonen die sich angeschlichen hatten, wurden zu Staub. Jeder sah Siara an. „Das ist keine gute Gegend um zu diskutieren.“ Sie deutete auf die Reste der Dämonen. „Wann haben die sich angeschlichen?“, fragte Thea. „Während ihr gestritten habt, ach und da hinten sind noch mehr. Mein Licht hält nicht ewig, also solltet ihr euch beeilen.“ Sie setzte sich hin, nahm ihr Block und Stift und schrieb etwas. „Da seht ihr! Es ist zu gefährlich!“, rief Sirius. „Wir suchen den Mondstein“, sagte Selena frustriert. „Den Mondstein?“, fragte Sirius. „Ja.“ „Der existiert nur in den Legenden“, rief Sirius. „Oh, das stimmt nicht. Den Mondstein gibt es wirklich“, sagte Siara und sah die anderen an. „Siehst du!“ „Es gibt nur vier Steine. Und die werden von euren Eltern und Verwandten beschütz.“ „Ich unterbreche ungern euer Streit aber die Videns hat recht.“ Die anderen sahen Damian an. „Na gut wir reden wo anders. Geht eng zusammen“, murmelte Sirius. „Thelepathia“ Und im nächsten Moment lösten sie sich in Luft auf.
Nachdem Sirius eine Schutzbarriere errichtet hatte, trat er wieder zu den anderen zurück. „Jetzt erzähl mir, wie du auf den Mondstein kommst“, verlangte Sirius und sah dabei Selena an. „Ich habe es geträumt, okay? Danach habe ich recherchiert und…“ „Und dann dachtest du dir, dass es wirklich wahr ist?!“ „JA! Denn es ist wahr“, rief sie. Die Sonne ging allmählich auf und keiner von ihnen hatte geschlafen. „Du solltest ihr glauben.“ Sirius fuhr zu Siara herum. „Auf wessen Seite bist du eigentlich? Außerdem bist du nicht ganz dicht! Lebst hier alleine, da ist es normal, dass man sich Sachen einbildet.“ Selena holte scharf Luft. Auch die anderen sahen Sirius entsetzt an, aber Siara zuckte nicht einmal mit der Wimper. Stattdessen lief sie an ihm vorbei und blieb vor Selena stehen. „Hör mir gut zu. Es fiel vom Himmel, teilte sich in vier. Das Eine nahm wärme, das Zweite den Sturm. Das Dritte kam mit Wasser und das Letzte mit Natur. Doch kaum einer weiß, dass das Originale noch steht. Der Mond ist der Erschaffer, doch die Beschützerin ereilte der Tod.“ Siara nahm Selenas Hände. „Wird der fünfte Stein aktiviert, dessen Macht alles überragt. So erwartet man ein neues Schicksal, in den Händen, loyal. Diese Macht, gehalten nur von Eins, kann niemals sein wie einst. Kaum zu wissen, wer es ist, wir euch begegnen bald, gewiss.“ Dabei sah sie jeden Einzelnen an, bis auf Sirius. „Was bedeutet das?“, fragte Selena. „Mehr kann ich nicht sagen, tut mir Leid.“ Sie ließ Selena los. „Ich wünsche euch eine gute Reise. Haltet immer zusammen, dann geschieht euch nichts.“ Siara lächelte noch einmal, nahm ihr Block und Stift und lief an Sirius vorbei. „Warte, da draußen bist du nicht sicher…“ Sie blieb stehen und sah Sirius ins Gesicht. „Ich lebe lange genug alleine, um zu wissen, wem ich aus dem Weg gehen muss. Außerdem greift doch niemand, jemanden an, der nicht mehr ganz dicht ist, oder?“ Daraufhin ließ sie ihn stehen und verließ die Schutzbarriere. „Sirius, geh ihr nach!“, schrie Selena ihn an. „Sie ist freiwillig gegangen.“ „Weil du sie als geisteskranke bezeichnet hast! Außerdem hast du sie hergebracht!“ Sirius machte keine Anstalten, etwas zu unternehmen. Damian stieß einen Fluch aus und lief los. „Warte, wo gehst du hin?“, fragte Selena und hielt Damian am Ärmel fest. „Das Mädchen hat mir gesagt, dass du sterben würdest. Sie hat dein Leben gerettet.“ Damian sah Selena ernst in die Augen. „Wegen ihr, bin ich hier.“ „Großer Gott“, stöhnte Tiara. „Du solltest dich schämen, Sirius. Ich wusste nicht, dass du so geworden bist“, sagte Thea und schüttelte dabei ihr Kopf. „Ich befolge nur meine Befehle.“ „Und dabei ist es egal, dass ein unschuldiges Mädchen von Dämonen getötet wird“, warf Selena ein und trat zu ihm. „Du hörst also nur auf Befehle? Gut, dann befehle ich dir, uns nicht zu folgen.“ Tiara klappte der Mund auf. Jeder sah geschockt zu. Selbst Alic riss die Augen auf. Jeder wusste, dass Selena niemals Befehle gab. Sie wollte nie Jemanden ihren Willen aufzwingen. Das war das erste Mal, dass Tiara überhaupt einen Befehl aus Selenas Mund hörte. Damian beugte sich stirnrunzelnd zu Tiara. „Was ist los?“ „Selena hat noch nie in ihrem Leben ein Befehl gegeben“, flüsterte sie und Damian sah Selena an. „Ich höre nur auf die Befehle des Königs…“ „Und ich bin seine Tochter. Prinzessin Selena vom ehemaligen Arthane. Wenn du auf Befehle hörst, musst du auch auf meine Hören, denn…“, das was sie jetzt sagen würde, fiel ihr besonders schwer, „…ich stehe über dir.“ Vier Wörter und etwas zerbrach in ihr. Alic schloss die Augen. Als er sie öffnete, sah er, wie Sirius sich vor ihr verbeugte. „Also gut, aber lasst mich dann wenigstens mitkommen.“ „Erst suchst du nach Siara.“ „In Ordnung, Mylady.“ Sirius drehte um und lief in die Richtung, in die Siara verschwunden war. Selena machte kehrt und ließ die anderen zurück. An einem Baum ließ sie sich auf den Boden gleiten. Sie zog die Knie an und legte ihre Stirn darauf. Sie hörte Schritte, aber sie hatte keine Kraft aufzuschauen. Anschließend spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. „Hey.“ Als sie die warme Stimme erkannte, hob sie ihren Blick und sah in die atemberaubendsten graugrünen Augen, die sie jemals gesehen hatte. Damian erwiderte ihren Blick. „Das klang alles gar nicht nach dir“, sagte er nach einer Weile. „Das war grausam“, murmelte sie und eine Träne rollte ihre Wange herunter. „Falls es dich tröstet, ich hätte dir das niemals abgenommen. Du bist nicht der Typ, der Befehle gibt.“ „Das habe ich gerade und das auch noch zu einem guten Freund. Ich bin grässlich!“ „Bist du nicht. Ich meine, wenn du es selbst merkst, kannst du doch gar nicht grässlich sein, oder?“ Selena schwieg. „Du hast zwei Optionen. Entweder du möchtest alleine sein, oder du kommst mit zu den anderen.“ Nun grinste sie. „Okay.“ Damian stand auf und reichte ihr die Hand. Sie ergriff sie und ließ sich aufhelfen. „Pass auf!“, schrie sie und warf sich auf Damian. Zusammen fielen sie in eine Hecke. Aus dem Baumstamm ragte ein Dolch. Damian stand auf und zog Selena hinter sich mit. „Wo gehen wir hin.“ „Wir bringen uns in Sicherheit.“ „Wer war das?“ „Keine Ahnung. Los klettere da hoch.“ Damian machte eine Räuberleiter. „Okay, ich vertraue dir.“ Selena stützte sich mit den Händen an Damians Schultern und kletterte an dem Baum hoch. Kurz darauf folgte Damian ihr. Sie sah, wie ihre Verfolger an ihnen vorbei rannten. „Sie sind weg. Du…“, Selena bemerkte, dass Damian sie anstarrte. „Wieso siehst du mich so an?“, fragte sie ihn. „Du hast mir vertraut.“ „Ja, habe ich.“ Sie sah nun verwirrt aus. „Sollte ich dir nicht vertrauen?“ „Nein, das ist es nicht.“ „Was denn dann?“ „Es ist lange her, dass jemand das zu mir gesagt…“ Auf einmal wurde Damian Körper steif wie ein Brett und Farbe wich aus seinem Gesicht. Er drückte mit einem Arm Selena so fest gegen seine Brust, dass sie kaum noch Luft bekam. „Da oben war niemand. Los weiter“, hörte sie eine Männerstimme sagen. Anscheinend hatten sie sie nicht bemerkt. Selena befreite sich aus Damians Griff. „Du hättest auch nur sagen können, dass…“ Ihre Augen weiteten sich, als sie den Pfeil bemerkte, welches aus seiner Schulter ragte. Er hatte sich selbst als Schild benutzt, um sicher zu gehen, dass nicht sie getroffen wurde.