Jan wachte mit schmerzendem Rücken auf dem Sofa auf. Er hatte 12 Stunden geschlafen und dachte mit einigem Unbehagen an den gestrigen Tag. Der Abend war völlig aus dem Ruder gelaufen.
Er griff nach seinem Handy. Isabelle hatte am Abend noch angerufen, schade. Er schickte ihr aber direkt einen Guten-Morgen-Gruß. Vielleicht konnten sie sich ja sehen, hoffte er.
Jule hatte ebenfalls angerufen und per Sprachnachricht um Rückruf gebeten. Er scrollte weiter Auch Alex musste er dingend anrufen. Seufzend wählte er die erste Nummer. Jule wollte nur wissen, ob es ihm wieder besser ging, sie sei außerdem heute Abend wieder am Theater. Er fertigte sie schmallippig ab. Dabei verstand er durchaus, dass sie es nur gut meinte. Aber trotzdem. Ihm war ihre Sorge gerade zu viel.
Danach rief er Alex an. "Sander", meldete dieser sich.
"Hi. Ich sollte mich melden." Am anderen Ende brummte Alex zustimmend. "Was war da gestern bei der Probe los?" Jan seufzte. Das war ja klar gewesen.
"Ich war etwas spät dran und Cornelius hat mich danach angemacht." Er wartete auf Alex` Antwort.
"Und dann später während der Vorstellung?", kam stattdessen als nächste Frage.
"Mir ging es nicht gut, Josh hat den zweiten Akt übernommen." Jan saß noch immer auf dem Sofa. Sein Magen knurrte vernehmlich. Die Sache war ihm mehr als unangenehm. Zur Probe war er reichlich zu spät gekommen. Nicht, weil Isabelle den Wecker falsch gestellt hatte, sondern weil er einfach nicht in der Lage gewesen war aufzustehen. Cornelius, der strenge Regisseur, hatte ihm vor dem versammelten Cast eine Standpauke gehalten. Am Nachmittag hatte Jan dann Kopfschmerzen bekommen. Eine Kollegin hatte ihm mit einer starken Tablette ausgeholfen, die er mehr oder weniger auf nüchternen Magen geschluckt hatte. Schon am Ende des ersten Aktes hatte er dann mit seinem Kreislauf gekämpft. Josh, den er aus einem anderen Engagement gut kannte, war dann spontan eingesprungen und Cornelius hatte ihn nach Hause geschickt. Nicht ohne ihm mit auf den Weg zu geben, dass er sich das alles nicht mehr lange ansehen würde. Vor allem wollte er David in der nächsten Zeit nicht hinter der Bühne oder in der Garderobe sehen.
"Okay. Cornelius hat mich heute morgen angerufen und mich gebeten die tickende Zeitbombe zu entschärfen. Ich zitiere ihn jetzt einfach mal. Er hat keine Lust, dass sein unberechenbarer Hauptact ihm seinen Ruf ruiniert." Alex klang jetzt doch etwas sauer. "Er hat dich angezählt Jan, gar nicht gut. Cornelius kann dir dermaßen das Leben schwermachen, ich glaube das kapierst du einfach nicht." Es wurde jetzt richtig laut am anderen Ende. "Reiß` dich bitte zusammen, Jan. Du hast offene Bewerbungen. Da ruft der eine Regisseur den anderen an, weil er sich unsicher ist, wen er besetzen soll. Meine Güte, du machst den Job ja nicht gerade seit gestern." Er klang fast resignierend.
"Hast Du Dr. Jäger angerufen?", wollte er dann plötzlich wissen. Er hatte Jan deren Visitenkarte nach dem Gespräch mit dem Anwalt in die Hand gedrückt.
"Nein", antwortete Jan bockig. "Wozu?"
Er hörte wie im Hintergrund eine Tür zuknallte.
"Verdammt, Jan! Warum? Schau in den Spiegel, erinnere dich an den Zusammenbruch vor 14 Tagen, an die Geschichte gestern und frage das dann nochmal. Und wenn du dabei ist, dann frage dich bitte auch gleich, welche Reaktion uns blüht, falls der Vaterschaftstest negativ ist oder das Gericht David vorläufig bei Diana lässt." Beide schwiegen. Dann räusperte sich Alex.
"Sorry Mann.", sagte er dann in ruhigerem Ton. Jan legte einfach auf und warf das Handy wütend in die andere Sofaecke. Die Sache begann ihm über den Kopf zu wachsen.
In das kurze Telefonat mit Isabelle vor der abendlichen Vorstellung hatte Jan viel Hoffnung gesetzt. Er hatte so darauf gebaut, dass er sie morgen nach dem Gerichtstermin würde sehen können. Zudem wollte er nicht alles am Telefon erklären. Schon gar nicht die Sache mit der Nichtvaterschaft, die er weiträumig umschifft hatte. Auch der derbe Wortwechsel mit Diana lag ihm im Magen und seine widersprüchlichen Gefühle. Streit mit Alex, das kannte er nichtmal aus Kindertagen. Obwohl er dann verstehen konnte, dass es Isabelle einfach zu spät wurde, stieg sein Frustlevel. Jan liebte seinen Beruf. Aber gerade im sozialen Bereich führte der immer wieder in Sackgassen. Wenn Isabelle zur Arbeit musste, schlief er in der Regel noch. Machte sie Feierabend, musste er zum Theater. Und wenn er schlussendlich mitten in der Nacht nach Hause kam, lag sie bereits im Bett. So war es auch bei Diana gewesen. Inwieweit ihnen auch dies im Weg gestanden hatte? Jan wusste darauf keine Antwort. Das Gedankenkarussel hatte ihn dann auch den restlichen Abend fest im Griff. Jule musterte ihn in der Maskenzeit in paar Mal kritisch und riet ihm eindringlich, den Regisseur nicht weiter zu verärgern. Jan war heilfroh, als er am späten Abend das Theater verlassen konnte. Keine Glanzleistung, aber zumindest auch keine Katastrophe. Jule begleitete ihn zum Wagen. Während er seinen Rucksack auf die Rückbank warf, berührte sie ihn am Arm.
"Versuch ein bisschen zu schlafen, Jan. Egal was morgen passiert, David ist auch dein Sohn. Alex und ich sind bei dir. Du musst da nicht alleine durch." Sie lächelte ihn aufbauend an und zog ihn sanft in ihre Arme.
"Danke.", murmelte er. Doch gegen das schwere Herz in seiner Brust war er machtlos.
Aufgeregt saß Jan neben Dr. Frey. Eine Dame hatte David direkt mit in einen anderen Raum genommen, so dass Jan seinen Sohn nicht begrüßen konnte. Es tat ihm aber in der Seele weh, denn er hatte sofort gesehen, dass der Kleine großen Kummer hatte. Diana saß neben ihrem Anwalt und sah stur geradeaus.
Die Richterin stellte klar, dass heute nur das vorläufige Aufenthaltsbestimmungsrecht zur Diskussion stand, damit das Kind zur Ruhe kam.
"Idealerweise lösen sie das als Eltern auch nach einer Trennung gemeinsam." Sie sah beide kurz an.
Sie fasste dann die Fakten zusammen.
"Sie, Frau Meister, haben die gemeinsame Wohnung also verlassen und den Jungen bei ihren Eltern unterbracht, ehe Sie, Herr Lehmann, es von dort wieder weggeholt haben?" Beide nickten.
"Sie waren in der Zeit im Ausland?" Diana bestätigte dies.
"Und warum haben Sie ihren Sohn nicht einfach in der vertrauten Umgebung gelassen?", fragte die Richterin nach.
"Nun, mein Ex-Partner hat ja nicht gerade die kinderfreundlichsten Arbeitszeiten; zudem ahnte ich, dass er unsere Trennung nicht gut aufnehmen würde und wollte ihm die Chance geben, sich erst einmal auf sich zu konzentrieren. Meine Eltern haben David schon vor einiger Zeit ein Zimmer eingerichtet, er ist oft dort und fühlt sich wohl."
Am liebsten hätte Jan direkt geantwortet, doch Dr. Frey hielt ihn bestimmt zurück.
Die Richterin machte sich Notizen.
"Außerdem,", ergänzte Diana. "Wollte ich dann ja nach meiner Rückkehr mit ihm über die Betreuung von David sprechen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja nicht, wie er es aufnehmen würde, dass er unter Umständen nicht der leibliche Vater ist." Die Richterin sah hoch.
"Ach, dass war neu?", wollte sie wissen. Etwas beschämt sah Diana auf ihre Hände. "Ja, ich hatte es ihm bis dato nicht gesagt."
Jan sah kurz zu ihr. Ja, alles war eine Lüge gewesen.
Dann war er dran.
"Warum haben Sie dem Wusch ihrer Ex-Freundin nicht entsprochen?"
Er sah wieder zu Diana.
"Weil ein Kind zu seinen Eltern gehört. Sie war ja noch nie so lange weg gewesen und ich wollte, dass David dann wenigstens mich in seiner Nähe hat." Die nächste Frage folgte prompt.
"Und wie haben Sie das geregelt, Sie arbeiten ja überwiegend am Abend?".
Dr. Frey nickte ihm aufmunternd zu.
"Ich habe eine Babysitterin organisiert, die David schon aus der Kita gut kennt. Sie kann drei Abende unter der Woche bei ihm bleiben. Eine enge Freundin hat sich auch gekümmert, zwei Abende habe ich jetzt frei." Sie notierte sich wieder etwas.
"Sie haben den Jungen auch mit ins Theater genommen?", fragte sie dann. "Ja, aber das kam auch vor, als Diana noch bei uns wohnte. Wenn sie ausgehen wollte oder Überstunden machte.", ergänzte er.
"David ist jetzt 3,5 Jahre alt?"
Beide nickten.
Die Richterin gab dem Saaldiener ein Zeichen.
"In der Regel können Kinder in diesem Alter befragt werden; ich möchte mir aber zunächst einen ersten Eindruck machen."
David wurde hereingebracht und er sah sich schüchtern um. Als er Jan sah, ließ er die Hand der Gerichtsdienerin los und lief zu ihm.
Jan stand auf und ging vor seinem Sohn in die Knie und nahm ihn in den Arm.
Wie gut das tat.
David schlang seine kleinen Hände um seinen Hals und drückte sein Gesicht an sein Hemd. Er nahm den Kleinen auf den Schoß und setzte sich wieder.
Die Richterin hatte die Szene beobachtet und wandte sich dann an den Jungen; fragte ihn ein paar Dinge, die er leicht beantworten konnte.
Er erzählte ihr dann auch von seinem Kinderzimmer zu Hause als auch von dem bei seinen Großeltern.
Ganz klar war, dass David noch nicht in der Lage war eine Präferenz abzugeben.
Nach einigen Minuten rutschte er von Jans Schoß und lief zu Diana.
Das Gericht beriet sich nur kurz.
Vorläufig sollte Davis bei Diana bleiben.
Jan sank in seinem Sitz zusammen.
Die Richterin sah Diana streng an.
"Das heißt jetzt aber nicht, dass Herr Lehmann das Kind nicht sehen darf oder sie es ihm vorenthalten dürfen. Wir erwarten hier einen fairen Umgang." Sie nickte den beiden Anwälten zu. "Wir werden hier schnellstens in die Prüfung der Unterlagen gehen. Ziel von uns wird es immer sein, dass wir eine gemeinsame Lösung zum Wohle des Kindes finden." Sie blätterte in ihrem Kalender. "Drei Wochen sollten reichen." Sie erhob sich.
Dr. Frey hatte sich mit Dianas Anwalt ausgetauscht und sah die Richterin an, als diese auf den Gang trat. Sie nickte ihm freundlich zu.
"Überzeugen sie mich Herr Kollege. Sie haben gute Argumente." Dann ließ sie ihn stehen.
Jule hatte mit Jan ein Stück entfern gewartet, Diana stand mit David einen Stock tiefer im Foyer und wartete dort ebenfalls auf ihren Anwalt. Suchend sah sich Jule um.
"Dieser Karsten ist ja gar nicht da.", stellte sie fest. Jan schüttelte den Kopf. Andereseits war ja auch Isabelle nicht hier.
Dr. Frey kam zu ihnen.
"Damit war fast zu rechnen. Frau Meister hat Fakten geschaffen und die Gerichte entscheiden hier oft zugunsten der Mütter. Unser Fokus liegt auf der Grundsatzentscheidung.", erläuterte er. Zusammen gingen sie die Treppe hinunter. "Wann kann Jan den Kleinen sehen?", fragte Jule.
"Der Kollege und ich telefonieren gleich. Haben Sie schon ihren Spielplan für kommende Woche?", fragte er Jan. Der hatte jedoch nur Augen für seinen Sohn. Diana verabschiedete sich gerade von ihrem Anwalt und David stand verloren neben ihr, er hatte den Daumen im Mund und hielt sich an Dianas Hose fest. Das Daumenlutschen hatte Jan ihm vor einem halben Jahr abgewöhnt, es war ein hartes Stück Arbeit gewesen.
"Papi!", rief er dann und rannte zu Jan. Der hob ihn hoch und drückte ihn an sich. Verärgert sah Diana herüber, gab ihrem Anwalt die Hand und kam dann zu der Gruppe. Unsicher, weil er vermutlich die Spannungen spürte, sah David zwischen seinen Eltern hin und her. Er bettelte dann Jan an, mit ihm in den Park zu gehen und weinte wieder, als Jan ihm zu erklären versuchte, dass dies nun nicht ging.
David wehrte sich auf seinem Arm und weinte noch mehr, als Jan ihn Diana reichte. "Komm David, sei ein großer braver Junge und geh` mit der Mama.", versuchte Jan ihn zu überzeugen. Ungeduldig setze Diana den Jungen ab und nahm in an die Hand.
"Genug Theater, wir gehen jetzt." Bekümmert sah Jan ihnen nach. Die Richterin stand oben an der Treppe und warf ebenfalls einen Blick hinterher.
Nervös hatte Jan am nächsten Morgen das Frühstück gerichtet, war extra noch kurz einkaufen gewesen, damit ja alles da war, was Isabelle mögen könnte. Denn so genau wusste er das ja noch nicht. Er freute sich auf sie. Der gestrige Tag und Davids Weinen steckten ihm noch in den Knochen. Mit Josh und Cornelius hatte er einen neuen Spielplan abgestimmt, der ihm etwas mehr Luft verschaffte. Dass er Sonntag bis Dienstag frei hatte, teilte er Dr. Frey und auch Alex direkt mit. Letzterem versprach er zudem, dass er die Zeit zur Regeneration nutzen würde. Pünktlich klingelte es und Isabelle stand endlich vor ihm. Erleichtert schloss er sie in seine Arme und genoss ihre Nähe. Fast hatte er ein wenig Angst gehabt, sie würde nicht kommen. Schlussendlich war ihr letzter gemeinsamer Abend nicht rundum gelungen gewesen und ihm war auch klar, dass er Isabelle in das Ausmaß seines Chaos` einweihen musste.
Sie kuschelten sich nach dem Frühstück auf das Sofa und Jan schilderte endlich, wie es zwischen Diana und ihm auseinandergegangen war. Er erzählte von dem Brief, seinem Blackout und der großen Angst, dass er David verlieren oder dass dieser gar nicht seinen leiblichen Sohn sein könnte. Dabei hielt er Isabelle im Arm und sie hörte ihm aufmerksam zu.
Als er geendet hatte, schwiegen sie beide einen Moment. Jan fühlte sich unendlich erleichtert, dass er sich alles von der Seele hatte reden können. Er spürte ihren Kopf an seiner Brust und war fast ein bisschen überrascht, dass sie so entspannt bei ihm liegen blieb.
"Das tut mir unfassbar leid, Jan", durchbrach sie die Stille schließlich. "In einer Beziehung finde ich Vertrauen am Wichtigsten. Neben Respekt. Beides hat Diana vermissen lassen." Sie dachte kurz nach. "Danke, dass du wiederum mich in dein Vertrauen gezogen hast.", ergänzte sie dann.
Sie griff nach seiner Hand. "Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Nachdem ich letztens die Nacht hier verbracht habe, habe ich mir schon Sorgen um dich gemacht. Mir war klar, dass dich irgendetwas umtreibt." Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. "Dass es aber so existenziell ist, das habe ich nicht erwartet. Und mir fehlen die Worte."
Jan gab ihr einen Kuss auf den Haarschopf und streichelte mit seiner freien Hand über ihr Gesicht. "Es war sehr verletzend, ja. Niemals hätte ich gedacht, dass sie mich hintergeht.", gab er zu. Nachdenklich hob sie den Kopf und sah ihn an.
"Ich könnte es verstehen, wenn dein Bedarf an Frauen erst einmal gedeckt ist oder dir das Thema Vertrauen jetzt schwerfallen würde", meinte sie mit trauriger Stimme. Vermutlich doch der falsche Zeitpunkt, dachte sie bei sich. Doch er setze sich auf, zog sie an sich und gab ihr einen langen Kuss.
"Wie du gesagt hast Isabelle, lass uns schauen wohin es uns führt. Sofern du noch magst und dich meine ganzen Probleme nicht abschrecken. Was wiederum ich verstehen könnte."
Sie lachte.
"Ich mag Herausforderungen!" Neckisch wuschelte sie ihm durch die Haare. Er hielt ihre Hände fest und drückte sie in das Sofakissen, seine Augen wanderte von ihren über den ganzen Körper. Ihr wurde davon ganz anders und herausfordernd suchte sie seinen Blick. Er beugte sich über sie und küsste sie erneut, diesmal nicht zögerlich. Sie ließ sich darin fallen und nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich atemlos voneinander. Sanft lächelte sie ihn an. Und in diesem Moment fühlte sich Jan zum ersten Mal seit langer Zeit einfach nur glücklich.
"Ich muss nur leider gleich los.", stellte er fest. Dann hatte er eine Idee. "Was machst du heute Abend? Ich könnte dir eine Karte für die Vorstellung organisieren.", schlug er vor. Isabelle lachte. "Ja, gerne. Ich wollte schon fragen, ob ich mal zuschauen kommen darf." Glücklich umarmte er sie wieder. Während Isabelle dann Nach Hause fuhr um sich für den Abend schick zu machen, brachte Jan die Nachmittagsvorstellung gut gelaunt hinter sich. Sein Herz hüpfte vor Freude, als er in der Pause Isabelle am Bühneneingang abholte. Sie war tatsächlich gekommen und es bedeute ihm mehr, als er sagen konnte. Diana hatte er selbst zu Premieren kaum überredet bekommen. Er führte Isabelle durch die Gänge und zu seiner Garderobe. Dort stellt er ihr Sanne vor, seine eigentliche Maskenbildnerin. Als es Zeit wurde, dass er seine Stimme wieder aufwärmte, begleitete er Isabelle zur Tür, die den Backstagebereich vom Foyer trennte. Er drückte ihr eine Karte in die Hand und lächelte sie etwas schüchtern an.
"Wartest du hinterher an der Bühnentür?", fragte er. Sie lachte und gab ihm einen vorsichtigen Kuss. Sie wollte ungern die Maske ruinieren.
"Ich denke, das lässt sich einrichten.", flachste sie gut gelaunt.
Sie genoss die Vorstellung von ganzem Herzen. Jan so zu sehen machte ihr große Freude. Seine Stimme hatte eine ganz andere Färbung wenn er sang. Viel Wärmer. Und beinahe noch sanfter.
Eine knappe Stunde nach Ende der Vorstellung kam er aus dem Theater und sah sich suchend um. Als er sie entdeckte, breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus. Geduldig gab er ein paar Autogramme und kam dann mit großen Schritten auf sie zu. Ihr Herz schlug tatsächlich schneller, als er sie in den Arm nahm.
"Und?", wollte er dann gespannt wissen, während er ihr die Autotür aufhielt. "Wahnsinn. Hat richtig Spaß gemacht", sie strahlte ihn an.
Langsam fuhren sie vom Parkplatz. Jan steuerte den Wagen Richtung Wohnung.
Dort angekommen verschwand er kurz im Bad, während Isabelle im Wohnzimmer nach Kerzen suchte und anzündete. Im CD-Player war noch immer die Oldfield-CD, die sie freudig anstellte.
"Hast du noch Wein?", rief sie ihm durch die Wohnung zu. Er steckte kurz den Kopf aus dem Badezimmer.
"Ja, schau mal in der Küche, unten im Servierwagen", antwortete er. Sie fand, was sie suchte und öffnete die Flasche. Während sie aus dem Schrank zwei Gläser holte, spürte sie seine Hände an ihrer Taille. Auf leisen Sohlen hatte er sich an sie herangeschlichen und küsste sie nun sanft in den Nacken. Sie musste kichern, denn es kitzelte sie auch ein wenig.
"Schön, dass du da bist.", flüsterte er ihr ins Ohr. Isabelle füllte die Gläser und drehte sich dann zu ihm. Er stand in Jogginghose und Shirt vor ihr und nahm ihr eines der Gläser ab.
"Sehr gerne doch.", meinte sie und folgte ihm ins Wohnzimmer.
"Komm her!", forderte er sie auf und sie kuschelte sich auf dem Sofa an ihn. Im Hintergrund lief die Musik und beide lauschten ihr entspannt, erzählten sich dabei immer wieder kleine Anekdoten. Zärtlich sah Jan sie an, als Isabelle ihm gerade von ihren beiden Katzen erzählte.
"Was ist?", fragte sie ihn. "Ich mag deine Art zu erzählen. Du bist wunderschön dabei." Sanft gab er ihr einen langen Kuss. Isabelle spürte es überall kribbeln und erwiderte den Kuss etwas stürmischer. Dabei ließ sie eine Hand unter sein T-Shirt gleiten und streichelte seine Brust. Er seufzte leicht und schob sie neben sich. Während sie sich weiter küssten, fuhr seine Hand an ihrem Rücken entlang, bis auch er unter ihrer Bluse angekommen war. Er zögerte nicht und öffnete mit einer fließenden Bewegung ihren BH. Sie spürte eine Gänsehaut, als er ihr die Bluse und den BH auszog. Mit einem verführerischen Blick sah er sie an. Ihre Brustwarzen richteten sich gespannt auf und er berührte sie leicht. Sie kommentierte die Berührung mit einem zufriedenen Seufzen.
Schließlich küsste er ihre Brüste und sie zog die Luft scharf ein. Ihr Körper war zum Zerreißen gespannt und seine Hände wanderten wieder ihren Rücken entlang. Als er ihren Hintern erreichte und sie an sich schob, spürte sie durch die Hose seine Erregung. Verwegen rieb sie sich ein wenig an ihm. Er ließ von ihren Brüsten ab und sah ihr in die Augen.
"Möchtest Du...?", fragte er vorsichtig. Sie nickte nur. Er stand auf, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Dann setzte er sie auf dem Bett ab, half ihr die restlichen Kleider auszuziehen und bedeckte liebevoll ihren ganzen Körper mit Küssen. Mit seinen Händen fuhr er an ihrer Taille und ihrer Hüfte entlang. Schließlich berührte er ihre Oberschenkel und streichelte diese an der Innenseite, bis sie leise aufstöhnte. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf und beugte sich wieder über sie. Sie griff nach seinen starken Oberarmen und zog ihn zu sich herunter. Mutig tastete sich ihre Hand an seinem Hosenbund vorwärts. Sie schob die Jogginghose etwas herunter und drängte mit ihrer Hand in seinen Slip. Während seine Zunge in ihrem Mund heftig kreiste, tastete sie nach seinem Po und schob sich näher an ihn heran. Auch er stöhnte leise auf und löste sich von ihrem Mund. Er entledigte sich der Hose und dem Slip.
Haut an Haut lagen sie nun nebeneinander und sahen sich den jeweils anderen mit einer Mischung aus Neugier und Entzückung an. Seine Hand ging wieder auf Reisen und berührte sie wie zufällig zwischen den Oberschenkeln. Sie drückte sich seiner Hand entgegen. Sie wollte ihn. Genau jetzt. Er verstand und legte sich behutsam auf sie.
Auffordernd sah sie ihn an und öffnete ihre Beine ein wenig.
Schließlich drang er vorsichtig in sie ein und seufzte dabei laut auf. Er hielt schwer atmend inne und sah sie prüfend an. Aufmunternd nickte sie, zog ihn zu einem intensiven Kuss zu sich heran. Langsam begann er sich zu bewegen und Isabelle stöhnte leise auf. Sie kam ihm in der Bewegung entgegen und krallte sich in seinen Rücken. Fast etwas ungeduldig hob sie die Hüfte etwas an, übernahm unbewusst die Führung und beschleunigte das Tempo.
"Langsam", keuchte Jan. Er war so überwältigt von seinen Gefühlen und seiner Erregung, dass er fürchtete, nicht lange durchzuhalten. Sie lächelte und schüttelte energisch den Kopf. Ehe er sich versah, hatte sie die Stellung gewechselt und saß auf ihm. "Entspann` dich", sagte sie mit rauer Stimme und bewegte sich auf ihm. Mit geschlossenen Augen gab sie sich dem Gefühl vollkommen hin. Sie nahm ihn sehr intensiv wahr, jede seiner Bewegungen unter ihr steigerte ihre Lust und ihr Stöhnen wurden unregelmäßiger. Er hielt sie jetzt an den Hüften und hatte die Augen ebenfalls geschlossen. Während sie spürte, dass sie jeden Moment den Höhepunkt erreichen würde, nahm sie ein kurzes Zögern seinerseits war, wie er kurz in der Bewegung stoppte. Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn wieder lange.
"Lass los, Jan", flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie führte seine Hände hinter seinen Kopf und hielt sie dort fest. Dann bewegte sie sich wieder schneller, forderte ihn beinahe heraus. Zitternd erreichte sie ihr Ziel und sank über ihm zusammen, spürte, wie auch er kam und sich dabei an ihr festhielt. Er stöhnte ihren Namen und blieb dann heftig atmend liegen, zog sie fest an sich. Innerlich lachte Isabelle und langsam wurde sie wieder ruhiger. Sie glitt von ihm herunter und schmiegte sich in seinen Arm. Mit den Fingerspitzen kreiste sie über seinen Oberkörper.
"Das war wunderschön.", sagte sie liebevoll.
"Hm.", antwortete Jan ungewohnt still. Isabelle sah zu ihm hoch, ihre Augen leuchteten noch. Aus Jans Augenwinkel sah sie eine Träne laufen. Behutsam wischte sie ihm diese mit einem Finger weg.
Er drehte den Kopf in ihre Richtung. Sie legte ihm einen Finger auf den Mund. "Alles gut, genieße einfach den Moment."