Auf dem Heimweg telefonierte Jan kurz mit Isabelle. Sie würden sich heute nicht sehen und er verspürte überraschenderweise direkt etwas Sehnsucht. Vor seiner Wohnung angekommen, fand er einen Parkplatz direkt hinter Jules Wagen. Nun merkte er erst, wie müde er von dem Probentag war. Eine Dusche und sein Bett, danach sehnte er sich jetzt. Doch noch ehe er die Wohnung betrat, war ihm klar, dass daraus vermutlich erst einmal nichts werden würde. Schon vor der Tür hörte er David schreien. Arme Jule, dachte er. Eilig ging er hinein und lief direkt zum Kinderzimmer. David saß im Bett und weinte. Jule saß neben ihm und redete auf den Kleinen ein. Erschöpft sah sie Jan an.
"Ach, Gott sei Dank", seufzte sie. "Er war die ganze Zeit am quengeln, aber seit dem er schlafen soll, ist er nur noch am schreien."
Langsam kam Jan zum Bett und hob seinen Sohn auf den Arm. Sofort versteckte David sein Gesicht an der Schulter und schluchzte weiter.
"Hey, mein Schatz. Alles ist gut", versuchte Jan ihn zu beruhigen.
Jule erhob sich und reichte Jan eines der Stofftiere. David ließ sich aber nicht beeindrucken. Träne um Träne vergoss der Kleine.
"Das kann dauern", meinte Jan resignierend. "Hat er gegessen?", wollte er wissen. Jule nickte.
"Ja, auch ganz gut an sich. Aber er hat fast vom ersten Moment an geschmollt. Isa hat ihm erklärt, dass ich mit ihm nach Hause gehen und du später nachkommen würdest. Allerdings wurde er dann immer bockiger."
Jan verließ mit David im Arm das Kinderzimmer und lief mit ihm Richtung Wohnzimmer und wieder zurück.
"Ich wusste echt nicht, was ich noch machen sollte." Entschuldigend sah Jule ihn an. "Wir haben gelesen, nochmal gespielt, gekuschelt, wieder gelesen. Keine Ahnung. Wie soll das nur auf der Tour werden?"
Darüber wollte Jan gar nicht nachdenken. Nicht auszumalen wenn David die Hotels dermaßen zusammen schreien würde. Dann hätte auch er keine ruhige Minute auf der Bühne.
"Im Notfall muss er an der Location bleiben, bis ich fertig bin", murmelte Jan leise.
"Die eine Nachbarin war schon hier und wollte wissen was ich mit dem Kind mache." Ratlos stand Jule neben ihm. Davids Weinen war leiser geworden, aber nicht weniger. Jans Pulli war schon richtig nass. Verzweifelt sah er seinen Sohn an. Leise sprach er dann mit ihm und ging weiter den Flur auf und ab. Derweil packte Jule ihre Sachen zusammen.
"Ich lasse euch dann mal alleine. Holst du mich am Freitag morgen ab?"
Er nickte nur und gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Vorsichtig zog Jule die Tür hinter sich zu.
Es dauerte noch über eine halbe Stunde bis sich David beruhigte. Müde hing er noch immer auf Jans Arm und wollte sich einen Daumen in den Mund stecken.
"Nein, soweit waren wir doch schon, Süßer."
Behutsam griff Jan nach der Hand seines Sohnes. Sie waren wieder im Kinderzimmer angekommen. Jan setzte sich mit dem Kleinen aufs Bett und David kuschelte sich an ihn. Die Augen waren vollkommen verweint und die Nase lief. Jan griff ein Taschentuch aus der Box auf dem Nachttisch und putzte seinem Junior die Nase. Der wehrte sich ausnahmsweise nicht dagegen, beobachtete seinen Vater aber ganz genau.
"Was war denn los, Schatz?", fragte Jan, ohne große Hoffnung auf eine nachvollziehbare Antwort.
"Nicht alleine lassen, Papa.", schluchzte David und seine Lippen zitterten wieder verdächtig. Jan strich durch das Haar des Kleinen und sah ihn an. "Nicht weinen, jetzt ist Papa ja da und geht nicht weg." Vorsichtig wischte er ihm eine Träne aus dem Gesicht.
"Nie mehr?", fragte David nach.
Nun ließ Jan einen schweren Seufzer entweichen.
"Du und ich, David, wir gehören zusammen. Versprochen", antwortete er. Er schob sich auf das kleine Kinderbett und streckte sich vorsichtig aus. Seinen Sohn bettete er rechts neben sich.
"Karsten ist doof", ließ der dann verlauten. Ja, dachte Jan, das stimmt.
"Warum denn?", fragte er aber.
"Der ist immer böse" Jan drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Wieso?"
David dachte offenbar nach.
"Schimpft mit Mama. Und Mama schimpft mit mir", sagte er dann zögerlich. Das konnte Jan sich nun lebhaft vorstellen. Der Junge, der laut spielte und Karsten, der schnell gestresst war. Dazwischen Diana, die es Karsten recht machen wollte, aber mit ihrem Kind wie so oft überfordert war. Wie das aber einem knapp 4-jährigen erklären? Doch der Kleine hatte schon wieder andere Sorgen.
"Papa, wann fahren wir zum Opi?" Liebevoll lächelte Jan ihn an.
"Ganz bald, Schatz. Zu Weihnachten sind wir dort." Nun fielen David endlich die Augen zu.
"Gut", seufzte der Kleine leise. Leise sang Jan ihm etwas vor und nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Davids Atem ruhig und regelmäßig. Dennoch blieb Jan noch eine Weile mit ihm liegen.
Der Alltag, würden sie den irgendwann schaffen?
Was, wenn David keine andere Bezugsperson akzeptierte?
Und wie sollte es mit Diana und ihrer Beziehung zu David weitergehen?
Jedes Mal zwei Tage Drama nach Besuchen des Kleinen bei ihr?
München.
Wie sollte er das nur in München regeln?
Erst spät ließ er seinen Sohn alleine.
Das Denken aber, das ließ sich in dieser Nacht nicht abschalten.
Schon in der Nacht war Jan klar, dass David am Tag darauf nicht in den Kindergarten gehen konnte. Ihn plagte das schlechte Gewissen, als er den Kleinen nachts in sein Bett holte. Er hätte ihn doch selbst von der Kita nach Hause bringen sollen. Offenbar stecke die Angst, dass sein Papa ihn verlassen könnte, zu tief in dem kleinen Kerl.
Erst im Morgengrauen gönnte David seinem Vater zwei Stunden ununterbrochenen Schlaf.
Müde saßen sie dann zusammen bei einem späten Frühstück. Gelangweilt rührte David mit seinem Löffel im Joghurt. Das klein geschnittene Brot, ausnahmsweise mit Nutella, hatte er aufgegessen und die Schokoladencreme war im ganzen Gesicht verteilt.
"David, magst du das jetzt essen oder nicht?", fragte Jan und stand dabei vom Tisch auf. An der Spüle befeuchtete er einen Waschlappen und beobachtete dabei seinen Sohn, der den Joghurt auf den Teller löffelte. Seufzend stellte Jan den Wasserhahn ab und ging wieder hinüber.
"Komm, dann leg den Löffel weg. Zum Spielen ist das nicht gedacht." Vorsichtig wischte er dem Kleinen das Gesicht ab und versuchte auch an die verschmierten Finger zu kommen. Doch David wollte zum einen den Löffel nicht hergeben und zum anderen war er nach wie vor weinerlich. Schon wieder standen ihm Tränen in den Augen. Dabei war Jan nun wirklich nicht laut geworden. Jan setzte sich neben ihn. "Hey, da gibt es jetzt aber keinen Grund zum Weinen. Gib mir jetzt den Löffel und dann kannst du spielen gehen."
Auffordernd sah Jan ihn an. David stieß den Löffel mit Wucht in den Joghurtbecher, der daraufhin umfiel.
"Ach, David", entfuhr es Jan. Ungeduldig stellte er den Becher außer Reichweite. Aus den Kinderaugen kullerten jetzt erste Tränen.
"Nicht schimpfen", bat er scheu. "Immer lieb, nicht wegschicken."
Mitten in der Bewegung hielt Jan inne. Was war das denn nun? Ängstlich sah David ihn an.
"Langsam, niemand schickt dich weg." Er nahm den Kleinen auf seinen Schoß.
"Wer sagt denn so was?", wollte er dann doch wissen. Wieder beobachtete er, wie der Daumen Richtung Mund wanderte. Fast beiläufig hielt Jan die kleine Kinderhand fest. Aus David war aber nichts mehr herauszubekommen.
Nachdenklich räumte Jan die Küche auf, während der Kleine anschließend in seinem Zimmer spielte. Am liebsten würde er Diana anrufen und fragen, welche Flausen sie dem Kleinen in den Kopf setzte. Kein Wunder, dass der Kurze so durcheinander war. Mit den Unterlagen zu den beiden Wohnungen in München setzte sich Jan dann an den Küchentisch. Immer wieder lauschte er mit einem Ohr und nahm beruhigt das leise Geplapper wahr. Auf dem Tablet sah er sich die Lage der potentiellen Wohnungen an. Nach einer Weile entschied er sich für die etwas größere, dort konnte David ein eigenes kleines Schlafzimmer haben. Natürlich kein Vergleich zu ihrer Wohnung hier, die Jan auch nicht aufgeben wollte. Alex hatte schon die Fühler nach möglichen Engagements in Stuttgart ab Herbst ausgestreckt.
Er beschäftigte sich noch eine halbe Stunden mit den Wohnungen, möglichen Betreuungsangeboten und sah dabei immer wieder nach dem Jungen. Schließlich legte er das Tablet beiseite und schob die Papiere zusammen. Dann füllte er Davids Trinkflasche mit frischem Tee und ging ins Kinderzimmer. Inmitten seiner Stofftiere saß sein Sohn, mit dem Rücken zu ihm. Offenbar hatte er Jan noch nicht bemerkt. Stirnrunzelnd sah Jan dem Kleinen bei seinem Spiel zu. Mit jedem Stofftier sprach er leise und sortierte es in zwei Häuser aus Lego ein. Vorsichtig machte er sich bemerkbar und setze sich im Schneidersitz zu David auf den Boden.
Eifrig legte David den Teddy in das Haus, in dem bisher nur der neue Eisbär lag.
"Der Teddy ist immer lieb", meinte er dabei.
Okay, dachte Jan, das Thema war also noch aktuell. Nun hielt David einen Stoffhasen in der Hand, den hatte er als Baby von Dianas Eltern bekommen. Früher war er ohne ihn nicht eingeschlafen. Dann murmelte er etwas, was Jan nicht verstehen konnte. Überrascht sah Jan zu, wie der Hase in dem anderen Haus landete.
"Warum kommt der Hase in das Haus?", fragte er und reichte ihm die Trinkflasche.
David betrachtete sein Werk, kein Stofftier war mehr übrig. Hastig trank er einen Schluck.
"Komm mal zu mir, mein Schatz.", forderte Jan ihn auf. Zögerlich rutschte David über den Boden.
"Ich habe dich sehr lieb, David. Verstehst du das?"
Der Kleine nickte energisch.
"Gut. Und weil ich dich so lieb habe, werde ich weder weggehen oder dich weggeben. Verstehst du das auch?"
David kaute auf seiner Unterlippe. Dabei sah er in mit großen Augen an. Jan zog den Kleinen zu sich und gab ihm einen Kuss. Dann seufzte er.
"Hat die Mama gesagt, wenn du nicht lieb bist, dann gebe ich dich weg?", fragte er dann leise. Er gab ihm keine Antwort.
"Sollen wir die Enten füttern gehen?", schlug Jan irgendwann vor.
Gut eingepackt spazierten sie durch den Park. David hatte sich über den Besuch bei den Enten sehr gefreut und wirkte langsam wieder fröhlicher. Jan hoffte, an der frischen Luft wacher zu werden. Unterwegs erklärte er seinem Sohn dann, dass er ihn für zwei Stunden zu Jule bringen würde. Seinen Termin bei Dr. Jäger wollte er nicht verschieben. Erstaunlicherweise ließ sich David problemlos darauf ein. Selbst als Jan anschließend Jules Wohnung verließ, blieb er friedlich. Und er war es noch, als Jan ihn pünktlich wieder abholen wollte. Auch Jule war mehr als erleichtert.
"Wie ausgewechselt", stellte sie fest. "Wir haben ein bisschen gebastelt."
Sie zeigte auf die Kastanienmännchen auf dem Tisch. Jan lachte.
"Das hat meine Mutter immer mit uns gemacht." Jule packte die Männchen in eine kleine Tüte.
"Hat ihm gut gefallen", stellte sie fest.
Jan hatte sich auf das Küchensofa gesetzt und sah seinem Sohn dabei zu, wie er mit seinem Kinderpuzzle spielte. Jule brachte Tee an den Tisch und setzte sich zu ihm.
"Müde?", fragte sie. Erschöpft nickte er.
"Nachher möchte Isabelle vorbeikommen, und mir fallen jetzt schon die Augen zu."
Während er zwei Puzzleteile zusammensetzte, sah David einen Vater an.
"Papa, hast du Isi lieb?", fragte er dann.
Jule musste schmunzeln. Langsam nickte Jan.
"Ja, habe ich", antwortete er dann.
"Und die Mama?", wollte David dann wissen. Immer wieder hatte Jan versucht es ihm zu erklären. Er spürte Jules Hand auf seinem Arm. Ruhig sah er David an, der das Puzzle beendet hatte.
"Mama und Papa haben sich nicht mehr so lieb, deswegen wohnt die Mama jetzt bei Karsten. Aber wir beide haben dich sehr, sehr lieb."
David legte den Kopf beiseite.
"Hat Mama den Karsten lieb?"
Wieder nickte Jan.
"Karsten ist doof", wiederholte David seine Worte vom Abend davor. Wieder schmunzelte Jule und nippte am Tee. Für Kinder war manches einfacher, dachte sie. Doch der Kleine war noch nicht fertig.
"Ist Isi jetzt meine Mama?"
Nun verschluckte sich Jule am Tee und begann laut zu husten.
"Isi schläft bei uns und hat dich lieb", erklärte David gerade seinem Vater mit ernstem Blick. "Ich hab Isi auch lieb. Aber dich hab ich am liebsten, Papa."
Lachend stand Jule vom Tisch auf und wuschelte David im Vorbeigehen durch die Haare. Jan stützte seinen Kopf in seine Hände und vergrub ihn kurz darin.
Isabelle musste lachen, als ihr Jan von Davids Gedankengängen erzählte. Zusammen standen sie in Jans Küche und bereiteten das Abendbrot vor. Den Kleinen hatte Jan zum Aufräumen in sein Zimmer geschickt.
"Und wie bist du aus der Nummer wieder rausgekommen?", fragte sie, während die die Tomaten wusch und würfelte.
Jan stellte gerade die Teller auf den Tisch.
"Mehr schlecht als recht. Vor allem, weil er über Diana nicht reden wollte. Dabei fällt mir ein, die schafft es diese Woche natürlich nicht mehr, ihn zu nehmen. Hat mir vorhin geschrieben. Nach dem Theater die letzten beiden Tage ist das für mich aber auch okay."
Er stellte sich hinter Isabelle und gab ihr einen Kuss auf den Nacken. Sie füllte die Tomaten in eine kleine Schüssel und drehte sich dann zu ihm um.
"Vielleicht ist das besser so. Schließlich ist es aufregend genug, dass er Freitag mit dir nach Düsseldorf fliegt."
Schnell schob sie ihm eine Tomate in den Mund und grinste ihn dabei an.
"So wird er wenigstens nicht völlig aus seiner Routine gerissen. Er kommt doch morgen und Donnerstag in die Kita?"
Isabelle wandte sich wieder der Arbeitsplatte zu und schnitt eine Gurke klein. Jan nickte und ging zum Kühlschrank.
"Unbedingt, ich kann morgen nochmal mit Klavier proben und Donnerstag nochmal zur Jäger."
Mit den Wurst- und Käsepackungen ging er zum Tisch und lud dort alles ab.
"Magst du was trinken, Wein?", fragte er dann. Sie wusste, dass er aufgrund der Tabletten nichts trinken würde, und lehnte daher ab.
"Ich habe schon Tee gekocht." Mit dem Messer zeigte sie zur Teekanne, in der zwei Beutel Hagebuttentee zogen.
"Gut." Jan stand in der Küchentür und rief David zum Essen. Wiederwillig kam der angelaufen. Komplett übermüdet, dachte Jan und setzte sich mit ihm an den Tisch.
Später, sie hatten gegessen, David war frisch gebadet und lief schon im Schlafanzug durch die Wohnung, räumte Jan das Kinderzimmer auf. Unglaublich, wie viel Unordnung ein so kleines Kind stiften konnte. Isabelle kam mit dem Kurzen dazu und gab ihm schon ihre Gutenachtwünsche auf den Weg. Kritisch beäugte der Kleinen seinen Vater.
"Was ist los? Auf, Abmarsch ins Bett. Ich kann sehen wie müde du bist."
Doch David kam statt dessen schüchtern zu ihm und klammerte sich an Jans Bein. Der ging in die Hocke und sah seinem Junior prüfend ins Gesicht.
"Magst du mir sagen was los ist?"
Wild schüttelte David den Kopf. Innerlich stöhnte Jan auf. Nicht noch eine Nacht wie die letzte, bat er.
"Okay."
Er hob den Kleinen hoch und ging zum Bett. Dort setzte er ihn wieder ab. Mit einer Hand löschte er das Deckenlicht, mit der anderen schob er das Kissen zurecht. Nur die Leselampe brannte jetzt noch. Auf der Tischchen neben dem Bett lagen das Nachtlicht, das Vorlesebuch und das Babyphone. Gedanklich notiere Jan die Gegenstände für die Packliste. Dann setzte er sich zu seinem Sohn und schlug das Buch auf. David schaute sich zwar die Bilder mit an, schien aber mit seinen Gedanken nicht bei der Sache zu sein. Wo er sonst sofort korrigierte, wenn Jan falsch vorlas oder etwas ausließ, da blieb er heute still. Schließlich schlug Jan das Buch zu. Den Kleinen bedrückte etwas, so viel war klar. Und vermutlich würde er nicht zur Ruhe kommen, ehe das gelöst war. Doch wie sollte Jan etwas lösen, von dem er nicht wusste, worum es sich handelte?
Schweigend nahm er seinen Sohn in den Arm und streichelte ihn. Leise sang er ihm etwas vor, was den Kleinen zumindest entspannte.
"Papa?", fragte er schließlich.
"Hm", machte Jan leise.
"Kannst du gucken? Unterm Bett warten bestimmt Monster."
Fast etwas erleichtert atmetet Jan aus. Das Thema "Monster unterm Bett" war nicht neu und in der Vergangenheit unkompliziert zu lösen gewesen. Daher löste er sich von seinem Sohn und kniete sich vor das Bett.
"Alles gut, David, die sind alle weg. Die haben gesehen, dass ich aufpasse und auch der Teddy bei dir ist."
Er erhob sich wieder und setzte sich wieder auf das Bett. David sah ihm mit schief gelegtem Kopf an.
"Ganz bestimmt weg? Die holen Kinder, die nicht lieb sind."
Ängstlich sah David ihn an.
"Na, dann haben sie doch keinen Grund dich zu holen. Deswegen sind sie auch schon wieder weg.", erklärte Jan. Nun kaute David wieder auf der Unterlippe.
"Ich hab Mama böse gemacht", berichtete er dann.
Mit einem leisen Stöhnen wischte Jan eine kleine Träne aus Davids Augenwinkel. Der erzählte ihm dann eine etwas verworrene Geschichte. Auf jeden Fall musste Diana laut geworden sein und sich mit Karsten gestritten haben. Ob nun Diana oder Karsten die Drohung mit den Monstern, die nachts kleine Kinder holten, weil sie nicht brav waren, von sich gegeben hatte, erfuhr Jan nicht. Nochmal erklärte Jan ihm ausführlich, dass es zum einen keine Monster unter dem Bett gab und David zum anderen ein liebes Kind war. Zusammen sahen sie dann unter dem Bett nach und erst dann war der Kleine überzeugt.
Als David endlich schlief, kam Jan müde zu Isabelle ins Wohnzimmer.
"Der ist völlig durch den Wind", fasste er dann das kleine Drama zusammen. Er legte den Kopf in den Schoß seiner Freundin und atmete ihren Duft ein. Sie streichelte ihm die Haare aus dem Gesicht.
"Du bist ja selbst fix und fertig. Soll ich nach Hause fahren?"
Er rollte sich zur Seite, mit dem Gesicht in ihre Richtung und umschlang ihre Taille mit einem Arm.
"Bitte bleib", bat er sie leise.