Genervt warf Jan einen Blick in den Zuschauerraum. In der dritten Reihe saß Alex, neben ihm Gina und Felix. Seit einigen Minuten schon mühte er sich durch diesen Soundcheck und kam einfach nicht vorwärts. Unten runzelte Alex die Stirn und brachte mit einer Handbewegung die Band zum Verstummen. Auch Jan brach den Ton ab, den er gerade mühsam aufgebaut hatte.
München.
Die vier Konzerte in Hamburg, Bremen, Hannover und Berlin waren nur so vorbeigeflogen. So lange Jan auf der Bühne stand, hielt er durch. Ansonsten quälte er sich durch die Tage, an denen jetzt der tägliche Reisestress Einzug gehalten hatte. Für David schien alles ein großes Abenteuer zu sein. Mit Max erkundete er die diversen Theaterflure und tobte mit seinem neuen Freund durch die Zugabteile. Gestern waren sie aus Berlin nach München geflogen und mit staunenden Augen hatte der Junge diesmal interessiert aus dem kleinen Fenster gesehen und allerlei Fragen gehabt. Die hatte Alex geduldig beantwortet und überhaupt fand David Jans besten Freund in diesen Tagen unheimlich spannend. Zu Jule, seiner Patentante, hatte er sowieso ein großes Zutrauen, aber er vermisste Isabelle. Mehr als einmal hatte er Jan gebeten, dass sie doch mit seiner Isi telefonieren könnten.
Und da lag nun Jans größtes Problem.
Wenn man von dem gerade nicht sehr erfolgreich laufenden Soundcheck ab sah. Und den mittlerweile fast dauerhaften Bauchschmerzen, die seit dem Nachmittag eine völlig neue Intensität angenommen hatten.
Isabelle hatte sich zurückgezogen. Er hatte sie nach dem Desaster an Davids Geburtstag nicht mehr gesehen und nur einmal kurz gesprochen.
Jeden Tag verteufelte er sich aufs Neue für sein Verhalten an jenem Abend. Nicht nur, dass er sie hätte vor Diana beschützen müssen, er hätte ihr sofort all das sagen sollen, was ihm jetzt durch den Kopf ging.
Dass er sie liebte.
Dass es nur noch sie in seinem Leben gab.
Wie sehr er sich eine Zukunft mit ihr wünschte.
Dass Diana keine Chance mehr bei ihm hatte.
Denn Isabelle war ein so viel besserer Mensch. So viel liebevoller, aufrichtiger, ehrlicher und schöner. Jan vermisste sie beinahe körperlich. Es setzte ihm zu, dass er sie verletzt hatte. Dass er womöglich zerstört hatte, was insbesondere sie sorgsam und voller Geduld begonnen hatte aufzubauen. Der aufgekommene Liebeskummer und die Wut auf sich selbst ließ sein Herz ganz schwer werden und den Nebel wieder trüber.
Alex verlor zudem langsam die Geduld.
Jeden Abend das gleiche Spiel.
Der Kampf durch den Soundcheck.
Das Bangen, ob Jan überhaupt auf die Bühne ging.
Die Weigerung, sich anschließend den Fans zu zeigen.
Seit Beginn der zweiten Tourneehälfte schoben sie einen Infekt vor, der Jan von der Autogrammstunde entband. Meist schlich er sich heimlich über einen Seitenausgang aus den Theatern.
Sie hatten die Setlist umgebaut, ganze Blöcke ausgetauscht, damit Jan hinter der Bühne nicht so lange auf seinen ersten Einsatz warten musste. Weniger ans Denken oder Grübeln geriet.
Er blieb für sich, kapselte sich täglich mehr ab.
Und ehrlichweise sehnte er nur noch das Ende herbei. Während sich seine Kollegen immer besser einspielten und aufeinander einstellten, zählte er die Tage. Morgen früh sollte es per Zug nach Wien gehen. Dort standen zwei Konzerte auf dem Plan und danach stand nach einem freien Tag nur noch Zürich auf der Liste. Von dort aus würde er mit Jule, Alex und seinem Sohn nach Hause fliegen. Und dann wollte er endlich die Angelegenheit mit Isabelle klären und mit ihr in die Weihnachtsferien fahren. Der Gedanke, dass sie gar nicht mehr mitkommen wollte, fraß sich täglich mehr in seine Seele. Seine Eltern freuten sich darauf, sie kennen zu lernen. David freute sich auf sie und er selbst hielt die Ungewissheit kaum noch aus.
Jule hatte ihm geraten, geduldig zu sein. Sie selbst war in Kontakt mit Isabelle. Bat ihn, das Gute zu sehen. Immerhin hatte Isabelle gesagt, dass sie nachdenken wollte. Nicht, dass sie die ganze Sache beenden wollte. Ansonsten ließ sich seine Freundin wenig entlocken. Jan macht das zunehmend mürbe.
"Verdammt, Jan!", rief Alex. Schuldbewusst fuhr Jan zusammen. Er hatte überhaupt nicht zugehört.
"Hör auf zu träumen und konzentriere dich bitte", mahnte Alex mit ernster Miene. Nervös zupfte Jan am Kleber des Mikros herum. Er konnte Felix tuscheln hören. Gina lächelte ihm aufmunternd zu. Er biss die Zähne zusammen, wieder durchfuhr ihn eine Schmerzwelle. Seufzend sah er zur Pianistin, die ihm nochmal einen Ton vorgab und endlich war dann auch Alex zufrieden.
Mit großen Schritten verließ Jan die Bühne, drückte einem Techniker das Mikro in die Hand und schlug den Weg zur Garderobe ein. Auf dem Gang rannte er beinahe in Florian, der mit Jule zusammenstand. Seit zwei Tagen verhielten sich die beiden seltsam. Seine beste Freundin senkte den Kopf, als er vorbeiging. Kopfschüttelnd zog sich Jan in die geräumige Geraderobe zurück, die er sich mit Felix und Florian teilte. Er ließ sich auf das Sofa fallen und atmete tief durch. Dann wühlte er in seinem Rucksack und kramte seine Medikamententasche hervor. Mit den Tabletten von Dr. Jäger war er bisher gut durch die Abende gekommen.
Ja, meistens hatte eine nicht gereicht. Und zum Schlafen hatte er auch mehr nehmen müssen, als ihm eigentlich lieb war. Außerdem kam er nicht ohne Schmerztabletten über den Tag und durch die Nacht. Auch jetzt schluckte er zusätzlich zwei Ibuprofen und leerte die kleine Wasserflasche in einem Zug. Irgendetwas musste er sich einfallen lassen. Die Packung seiner Therapeutin war beinahe leer. Er schloss die Tasche, schob sie sorgfältig in den Rucksack zurück und streckte sich aus. Draußen auf dem Gang hörte er David und Max, dazwischen immer wieder Jule oder Gina. Er musste dann ein wenig weggedämmert sein, denn als nächstes hörte er Florian, der ihn ansprach.
"Fertig machen, Schlafmütze. Wenn du noch was essen möchtest, wird es knapp", meinte der Kollege.
Jan kam in den Sitz und strich sich mit einer Hand durch die Haare. Florian schlüpfte gerade in die Anzughose und musterte über den Spiegel seinen Kollegen.
"Alles ok?", fragte er. "Hör mal, Jan, du weißt, dass dir niemand böse ist, solltest du dich gegen eine Fortführung der Konzerte entscheiden?"
Mit einem Satz hatte Jan das Sofa verlassen und er griff wütend nach dem Kleidersack.
"Du solltest es doch am Besten wissen, dass manchmal der einzige Ort der Welt, an dem man sich aufgehoben fühlt, die Bühne ist", maulte er den Kollegen an. Erschrocken wandte sich Florian um. Dabei knöpfte er ruhig das Hemd zu.
"Sorry, so war das nicht gemeint. Niemand will dir das nehmen", sagte er beschwichtigend. Schweigend fuhr auch Jan in die Anzughose. Achtlos warf er sein Shirt auf den Schminktisch.
"Dann lass das einfach meine Sorge sein." Noch während er den Satz zu Ende brachte, muss er die Luft kurz anhalten. Wieder diese Krämpfe. Kopfschüttelnd sah Florian ihm zu, wie er sich in das Hemd quälte, mit zitternden Finger die Knöpfe malträtierte.
"Du kannst von Glück sagen, dass du Alex und Jule an deiner Seite hast", murmelte der Blonde vor sich hin. Jan hielt inne, nur noch der oberste Knopf war offen.
"Wie meinst du das?", fragte er nach. Nein, der Knopf musste warten, ebenso die Krawatte. Im Moment wusste er nicht, ob er die Enge am Hals aushalten würde.
Florian richtete seinen Kragen und drehte sich langsam zu Tür.
"Lass dich einfach überraschen", brummte er und ließ den verdutzen Jan alleine zurück.
Eine halbe Stunde später begriff Jan, was Florian gemeint hatte. Ungläubig blickte er während des Duetts mit Gina immer wieder auf den Platz in der dritten Reihe. Hatte er Halluzinationen?
Gina lächelte und zwinkerte ihm zu.
Wieder traute er seinen Augen kaum. Er verpasste den nächsten Einsatz und ließ seine Zeile aus. Saß dort nun wirklich Isabelle?
Nun reiß dich am Riemen, rief er sich selbst zur Ordnung und konzentrierte sich auf seine Einsätze. Kaum traute er sich, wieder in das Publikum zu linsen.
Was, wenn er wirklich phantasierte? Gleichzeitig schossen ihm zahlreiche andere Fragen in den Sinn.
Wieso war sie hier?
Wie war sie hierhergekommen?
Wie lange war sie schon hier und wie lange würde sie bleiben?
Warum hatte er nichts davon erfahren?
Wer hatte das eingefädelt?
Er sah Ginas Augen leuchten, während sie ihn ansang.
Natürlich. Das passte. Daher auch das Getuschel in den letzten Tagen.
Er verzog den Mund ein wenig und sah sie kurz an.
„Miststück“, flüsterte er leise in ihr Ohr, ehe er ihr hinter sie trat.
„Bitteschön“, murmelte sie zurück und strahlte ihn dann an.
Hinter der Bühne funkelte er seine Kollegin an.
„Das hättest du mir sagen müssen!“, sagte er lauter, als beabsichtigt.
„Wir dachten, du freust dich!“, antwortete Gina. Sie klang fast etwas enttäuscht.
„Wir, das heißt Flo, Jule und ich dachten, eine Aufmunterung könntest du gut gebrauchen und es bedeutet ja auch was, dass sie tatsächlich gekommen ist.“ Sie verstand die Welt nicht mehr. Warum regte sich Jan so auf? Hilfesuchend wandte sie sich an Alex, der die Bühne im Auge behielt. „Ne, lass mich da raus. Mir habt ihr es auch erst gesagt, als alles schon geplant war“, wehrte er sie ab. Jan fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Vorsichtig berührte Gina seinen Arm.
„Hey, du hast sie vermisst. Nun ist sie hier und hat eine Überraschung für dich, von der wir alle dachten, dass sie dich wirklich freuen würde“, versuchte sie es ruhig. Noch mehr Überraschungen? Er atmete durch. Langsam nickte er Gina zu.
„Ja, natürlich. Ich finde es schön, dass die hier ist. Ich wäre nur gerne vorbereitet gewesen“, meinte er dann leise. Erleichtert lachte Gina auf.
„Ach Jan, man kann sich doch nicht auf alles vorbereiten. Genieße es einfach. Geh da raus und sei einfach du selbst. Und nachher nimmst sie mal richtig in den Arm. Das wird euch beiden guttun.“ Schon winkte Alex ihn wieder zu sich.
„Auf, du musst.“ Sein Solo stand an.
Mit den ersten Takten betrat Jan wieder die Bühne und sein erster Blick galt Isabelle.
Sie sah wunderschön aus, wie sie dort saß. Er schluckte und begann mit geschlossenen Augen mit dem Intro.
Er öffnete die Augen und sah in ihr lächelndes Gesicht.
Fast sanft begann er mit der ersten Strophe.
Unvorbereitet sah er Diana vor seinem geistigen Auge.
Wie er sie kennen lernte, wie David auf die Welt kam, wie sie ihn letzte Woche behandelt hatte.
Jan zwinkerte nervös und machte einen Schritt nach vorne.
Scheu suchte er Isabelle Blick.
Weitere Bilder schoben sich in sein Bewusstsein.
David, der sich dagegen wehrte, mit seiner Mutter zu gehen.
Diana, die ihm diese Ohrfeige verpasste.
Kurz musste er die Augen schließen.
Vorsichtig legte er mehr Kraft in seine Stimme.
Beinahe hörte er Dianas höhnisches Lachen.
Dann sah er Isabelle wie sie ihm sagte, dass sie gehen würde.
Er spürte, wie sein Herz einen Satz machte.
Sein Ton wurde deutlich aggressiver.
Atemlos sah er wieder Isabelle an.
Er wollte sie unbedingt.
Beinahe schmerzte es ihn, dass er sie jetzt nicht einfach berühren konnte.
Es wurde ihm flau, aber wie von selbst sang er weiter.
Er erschrak über sein eigens Herzklopfen.
Als er die Augen schloss, sah er wieder Isabelle vor sich.
Ihr erster Kuss, den er abgebrochen hatte.
Die erste Nacht, in welcher sie geblieben war, in der es ihm noch so schlecht gegangen war.
Nach dem langen Ton blieb ihm keine Zeit durchzuatmen.
Die Bilder rasten in der gleichen Geschwindigkeit durch seinen Kopf.
Verzweifelt versuchte er sie zu verscheuchen.
Doch sie ließen ihn nicht los.
Er sah Anna vor sich, wie sie ihm aus großer Ferne zuwinkte.
Achtsam hatte sie einen Finger erhoben.
Ihr letzter Blick an ihn, ließ ihn erschaudern.
Wieder schloss er die Augen und versuchte sich zu beruhigen.
Unsicher sah er zu Isabelle.
Alles ihn ihm drehte sich.
Wann genau hatte er sich eigentlich in seinem eigenen Leben verfahren?
Mit leichter Wut in der Stimme sang er weiter, es ging wie von alleine.
Die Gesichter liefen im Kreis durch seinen Kopf.
Diana, mit wutverzerrtem Blick.
David der sich vertrauensvoll an ihn schmiegte.
Isabelle, die ihn küsste und in seinem Arm lag.
Ich Narr, dachte er.
Du hast dich nicht verfahren.
Du hattest das Ziel die ganze Zeit vor Augen.
Du hast es nur nicht erkannt.
Mit festem Blick lächelte er vorsichtig in Isabelles Richtung.
Am liebsten wäre er jetzt von der Bühne gesprungen.
Er wolle sie umarmen, sie halten und küssen.
Und wie wieder loslassen.
Mit geschlossenen Augen strebte er den Schluss an.
Jan ließ all seine Gefühle in die Zeilen fließen.
Eine Mischung aus Wut und Liebe, die er kaum kontrollieren konnte.
Warum nur, hatte er das alles nicht mehr im Griff?
Als er atemlos endete und die Augen aufschlug, sah er Isabelle mit Tränen in den Augen auf ihrem Platz sitzen.
Verlegen biss er sich auf die Lippe und zwinkerte ihr dann zu. Tonlos hauchte sie ihm ein „Ich liebe Dich“ zu.
Nun war er es, der die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
So schnell wie es ohne zu rennen ging, verließ er die Bühne.
Als Isabelle zaghaft an den Türrahmen klopfte, sprang er auf. Die Pause hatte gerade begonnen und er hatte Alex angefleht, dass er Isabelle hinter die Bühne holte. Dass sie gekommen war, das ordnete Jan sofort ein, bedeutete mit Sicherheit, dass sie noch eine Chance hatten. Oder nicht?
Verwundert registrierte sie seinen unruhigen Blick, dann war er schon bei ihr und nahm sie in den Arm.
„Gott sei Dank!“, seufzte er und hielt sie fest an sich gedrückt. Sie hatte ihre Arme ebenfalls um ihn geschlungen und strich ihm beruhigend über den Rücken. So standen sie eine ganze Weile, ehe sie sich lösten. Jan schloss die Tür, nahm sie an die Hand und führte sie zum Sofa. Überwältigt von seinen Gefühlen bekam er kaum ein Wort heraus. Als sie saßen, griff er nach ihren Händen.
„Es ist so schön, dass du hier bist. Isabelle, ich habe dich vermisst. Mehr als ich beschreiben kann. Mir ist klar geworden, dass ich dich keinesfalls verlieren will.“ Sie nickte und sah ihm in die Augen.
„Wir sollten in Ruhe über alles reden“, schlug sie vor.
„Ja“, meinte er und sah ihr in die Augen. Dann hob er ihr Kinn an und beugte sich zu ihr. Als seine Lippen die ihren berührten, durchzuckte es ihn. Vorsichtig erkundete er mit seiner Zunge, ob er willkommen war. Seufzend nahm sie ihn auf und erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich. Immer fordernder neckte er sie und löste sich dann keuchend. Wenn er jetzt weitermachte, dann wusste er nicht, ob er sich würde zügeln können. Zärtlich sah er sie an. Sie war so unglaublich schön. Das dunkelblaue Kleid betonte ihre Figur und ihre Augen strahlten voller Wärme. Sie spielte mit den Fingern seiner linken Hand, die noch immer neben ihr ruhte. Dabei sah sie ihn gespannt an. Jans Gefühle waren im Aufruhr. Alles strömte gleichzeitig auf ihn ein.
„Ich liebe dich“, flüsterte er leise. Ihr Blick flackerte kurz. Nun zog sie ihn an sich heran und sie verloren sich in einem weiteren leidenschaftlichen Kuss. Dabei spielten ihre Hände ungeduldig mit seinen Hemdknöpfen. Als sie eine Hand auf seinen Brustkorb schob, glaube er zu explodieren. Eine Gänsehaut überlief ihn und er hielt ihre Hand fest. Beim Beenden des Kusses saugte sie kurz an seiner Zunge, was ihn wieder aufkeuchen ließ.
„Ich liebe dich auch“, hörte er sie sagen und vor Glück hätte er Luftsprünge machen können. Jetzt, er spürte es, würde alles gut werden. Sein Verlangen nach ihr war nun noch größer. Mit dunklen Augen sah er sie an und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Er schluckte schwer. Ihr war nicht verborgen geblieben, was ihn ihm vorging.
„Nicht hier“, flüsterte sie und gab ihm einen kurzen Kuss. Voller Zärtlichkeit knöpfte sie ihm das Hemd wieder zu, dann lehnte sie ihren Kopf an seine Brust. Dass diese drei Worte eine solche Magie besaßen, hatte sie fast vergessen. Sie lauschte eine Weile seinem sich wieder beruhigenden Herzschlag.
„Wo schläfst du?“, fragte Jan leise.
„Bei dir“, antwortete sie ruhig. "Mein Gepäck hat Jule zwischenzeitlich in dein Zimmer gebracht."
Seufzend gab er Isabelle einen langen Kuss.
„Dann müssen wir die Nacht ausnutzen. Wir fahren morgen am späten Vormittag nach Wien weiter.“ Wieder lächelte Isabelle und strich ihm durchs Haar.
„Wir haben Zeit, Jan. Ich komme mit nach Wien und Zürich.“ Erstaunt schob er sie von sich und blickte in ihre Augen.
„Ist das dein Ernst?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte und strich ihm über die Wange.
„Du musst langsam zur Bühne. Wir sehen uns gleich beim Empfang und später können wir reden.“ Schelmisch grinste sie ihn an. „Oder so.“ Jan musste lachen. Nochmal drückte er sie an sich.
Ja, jetzt war alles gut. Und erstmals seit Tagen war da kein Druck auf der Brust, keine Angst in ihm, selbst die Schmerzen und die Übelkeit waren verflogen.