18 – Gefährlicher Ausblick
Langsam zog sich Erik das Shirt über den Kopf und setzte dazu an, es in den Rucksack zu stopfen. Dabei fiel ihm das Buch auf, das er am Vortag gelesen hatte. Erik überlegte, es herauszuholen und zu Ende zu lesen, aber wirklich Lust hatte er nicht. Außerdem hätte er sich dafür auf den Bauch legen müssen. Da sein Rücken gestern genug Sonne abbekommen hatte, wollte Erik sich das nicht erneut antun.
Seufzend zog er die Sonnencreme aus dem Rucksack und schmierte sich zumindest Brust und Bauch ein. Prompt schickte sein irrer Geist die Bilder von deutlich schmaleren Fingern, die über seine erhitzte Haut wanderten. Eriks Puls beschleunigte sich, ließ sich nur schwer unter Kontrolle bringen. Mit glasigem Blick starrte er auf seinen eigenen Bauch, sah die schlanken Finger, die darüber glitten – ohne dabei Sonnencreme zu verteilen.
Einfach nur weil ihr Besitzer es wollte – konnte. Und ja, es wäre gelogen, wenn Erik sagen würde, dass diese Finger nicht willkommen sein würden. Er schloss die Augen und versuchte seinen Herzschlag, genau wie die Atmung, zu einem ruhigeren Rhythmus zu zwingen. Berger war keine zwei Meter entfernt. Ganz sicher wollte Erik hier nicht mit einem Steifen von dem Kerl erwischt werden. Oder gar von Hanna und ihrer Freundin.
‚Berger hat schon mit deutlich Schlimmerem bei dir gerechnet.‘
Der Gedanke an ihr Gespräch in den Gassen ließ Eriks Puls weiter in die Höhe schnellen. Allerdings half er ebenso gegen das verflucht unreife Kribbeln, das weiterhin an der Unterseite seines halbsteifen Schwanzes entlang wanderte.
Hastig schmierte Erik sich fertig mit der Sonnencreme ein und ließ sich zurück auf den Rücken fallen. Das Druckgefühl vom noch nicht ganz verheilten Sonnenbrand war unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Vielleich würde es als Ablenkung reichen, damit diese hirnrissigen Gedanken verschwanden. Erik zog das T-Shirt übers Gesicht und hoffte, so seinen verrückten Kopf zur Ruhe zu zwingen.
Wie so oft, war er dabei allerdings nicht sehr erfolgreich. Mit einem genervten Grummeln zog Erik die Knie an, sodass seine Füße jetzt im Sand standen. Um sich irgendwie doch noch abzulenken versuchte er sich die Matheaufgaben aus der Abiprüfung ins Gedächtnis zu rufen.
„Schlafen Sie nicht wieder ein“, murmelte Berger einige Sekunden später. „Die Vorderseite creme ich Ihnen heute Abend nicht auch noch ein.“
Erik unterdrückte ein Stöhnen. Dabei hatte er es gerade einigermaßen geschafft gehabt, diese beschissenen Bilder aus dem Kopf zu bekommen!
Bevor er etwas erwidern konnte, fiel ein Schatten auf Erik und er erstarrte. „Wir wollten noch einmal in die Stadt. Sehen ob wir, was zu Essen finden. Kommen Sie mit?“, hörte er Hannas zögerliche Stimme.
„Erik?“, fragte Berger stattdessen in seine Richtung gewandt.
„Kein Hunger“, antwortete er bockig. Wenn Berger unbedingt mitgehen wollte, sollte er das halt machen. In dem Fall wäre es wenigstens der blöde Lehrer, der diese bescheuerte Regel brach und nicht Erik.
„Tut mir leid“, meinte Berger jedoch mit dem üblichen Lächeln in der Stimme. „Sie wissen ja, niemand darf alleine unterwegs sein. Wie Sie sehen, bin ich also ... gebunden.“
Wie Erik es schaffte, bei den Worten nicht zusammenzuzucken oder direkt zum nächsten Kopfkino überzugehen, war ihm ein Rätsel. Aber der Gedanke, dass er den Blödmann von Lehrer hier am Strand in der Gluthitze mit dem beschissenen Hemd festhalten konnte, ließ das Flattern in Eriks Bauch in ungeahnte Höhen wandernd. Der Gedanke von einem Berger ohne das verdammte Hemd, dafür ‚gebunden‘, ließ derweil etwas anderes in die Höhe wandern.
„Scha...de“, hörte Erik Hanna murmeln.
Kurz darauf waren da Schritte im Sand, als sich die beiden Mädchen hoffentlich endlich verzogen. Erst als sie weg waren, ging Erik auf, dass er jetzt schon wieder mit dem Blödmann alleine – und auch noch selbst daran schuld war.
‚Manchmal bist du echt ein Idiot ...‘
Um der beschissenen Hitze wenigstens einigermaßen zu entgehen, richtete Erik sich mit einer fließenden Bewegung auf und zog sich das T-Shirt vom Gesicht. Das Erste was er sah, war ein fettes Grinsen und amüsiert dreinblickende grüne Augen. Beides war jedoch innerhalb von ein oder zwei Sekunden wieder dem gleichen undeutbaren Gesichtsausdruck gewichen, den Erik nur zu gut kannte.
‚Na warte ...‘
Wenn der Blödmann glaubte, dass er hier so schnell wegkommen würde, hatte Berger sich geschnitten. Trotzdem hatte Erik keinen Bock sich dafür extra zu quälen. Also nahm er den Rucksack, das Handtuch und das T-Shirt. Anschließend stapfte er in Richtung des Schattens, den die Bäume auf der Promenade zum Strand runterwarfen. Falls er sich diesmal nicht ganz so dämlich anstellte und einschlief, sollte Erik es hinbekommen, nicht demnächst gleich wieder in der Sonne zu sitzen.
Kaum hatte er das eigene Handtuch ausgebreitet, landete nicht ganz zwei Meter von Eriks entfernt, ebenfalls im Schatten, ein anderes und Berger setzte sich dazu. Als Erik diesen daraufhin verwundert anstarrte, wusste er nicht, was er sagen sollte.
„Es wären mehr als zehn Meter“, behauptete Berger mit einem kurzen Grinsen und ließ sich mit unter dem Kopf verschränkten Händen auf den Rücken fallen.
‚Gar nicht!‘, keifte es in Eriks Geist. Er brachte allerdings genug Verstand auf, die Worte nicht wie ein unreifes Kind hinaus zu plärren.
Stattdessen war Erik zunehmend unsicher, ob er hier dabei war, sich gerade sein eigenes Grab zu schaufeln. Wahlweise, den letzten Funken klaren Verstandes im Meer zu versenken. Denn als er den mit geschlossenen Augen daliegenden Berger betrachtete, war Erik tatsächlich versucht, die Hand auszustrecken. Oder sich hinüber zu lehnen und etwas zu tun, das er garantiert zwei Sekunden später bereuen würde. Spätestens dann, wenn Berger ihm eine reinhaute.
‚Reiß dich zusammen!‘, ermahnte Erik sich selbst.
Im Kampf darum, die Kontrolle über seine Gedanken – und den Rest seines Körpers zu behalten – drehte er sich schnaubend zur Seite.
„Haben Sie ein Problem damit, wenn ich hier liege? Falls ja, kann ich auch noch ein Stück weiter dort rüber“, meinte Berger, als Erik nicht antwortete.
„Sind Sie sicher, dass es Ihnen im Schatten nicht zu kalt wird?“, keifte Erik stattdessen zurück, während er erneut herumfuhr und zu Berger blickte. „Offensichtlich sind Sie ja eher zart besaitet, wenn sie selbst bei den Temperaturen noch in langen Klamotten rumlaufen.“
Diesmal war es Erik, der zunächst keine Antwort bekam. Berger hatte lediglich ein Auge geöffnet und starrte ihn aus dem mit einem Blick an, dass Erik schon wieder ganz anders werden wollte. Er war kurz davor, um Verzeihung zu bitten – ohne zu wissen wofür, denn Erik hatte schließlich nur das gesagt, was vermutlich achtzig Prozent seines Kurses dachten. Die übrigen zwanzig hatten lediglich nicht darüber nachgedacht, weil ihnen Berger am Arsch vorbeiging.
‚Nimm dir endlich an denen ein Beispiel‘, ermahnte eine Stimme in Eriks Kopf ihn prompt.
Irgendwann zuckten Bergers Mundwinkel minimal und er richtete sich halb auf. Mit den Armen nach hinten gestützt sah er Erik offen an, als er schließlich antwortete: „Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen das zumuten kann.“
„Hä?“
Berger richtete sich noch weiter auf und verringerte damit Eriks Entfernung zu diesen so beschissen verführerisch grinsenden Lippen erneut. „Wenn in Ihrem Kopf auch nur ansatzweise das gleiche Wirrwarr herrscht, was Ihre Aufsätze andeuten, möchte ich nicht unnötig für mehr Chaos sorgen.“
Erik war versucht zurückzuzucken, aber etwas hielt ihn davon ab. Was merkwürdig genug war, denn die normale menschliche Reaktion auf diesen Blödmann sollte wohl sein, dass Erik seine Sachen schnappte und abhaute. Oder ihm eine scheuerte. Scheiß auf irgendwelche Regeln. Stattdessen beschleunigte sich sein Puls, und das Kribbeln im Schritt nahm ebenfalls wieder zu.
Erik versuchte, zu antworten, dass da überhaupt kein Chaos war. Aber das wäre nur zu offensichtlich gelogen. Zumal sich das beschissene Durcheinander dummerweise ja nicht nur auf seinen Kopf, sondern allmählich genauso auf den Rest des Körpers bezog.
Offenbar nahm Berger Eriks Schweigen zum Anlass, weiter zu sprechen. Mit schief gelegtem Kopf und einem nachdenklichen Stirnrunzeln fuhr er fort: „Für ADS ist es nicht schlimm genug, aber ablenken lassen Sie sich schon recht leicht, nicht wahr?“
„Wer lenkt denn hier ab?“, blaffte Erik wenig erwachsen zurück, woraufhin ihm prompt das Blut in den Kopf schoss. Wenigstens war es diesmal nur der auf seinen Schultern, trotzdem ebenso peinlich.
Berger lächelte und zog die Augenbrauen hoch. „Richtig. Entschuldigung. Ja, ich bin sicher.“
Verwirrt blinzelte Erik und versuchte erneut, sich zu konzentrieren. „Sicher?“, murmelte er verwundert. Garantiert würde Erik dem Blödmann nicht auch noch Grund geben, sich im Recht zu fühlen. Er hatte keine Aufmerksamkeitsstörung – seine Mutter das dafür aber schriftlich.
„Das war doch Ihre Frage.“
‚Welche Frage?‘, zuckte es Erik durch den Kopf nur um prompt mit einem weiteren: ‚Reiß dich zusammen, du Vollidiot!‘, zu kollidieren.
Ein kurzes schnaubendes Lachen und ein sanftes Kopfschütteln später antwortete Berger: „Ich bin mir sicher, dass es mir im Schatten nicht zu kalt werden wird.“
‚Mistkerl!‘
Jetzt hatte Erik schon wieder keine Ahnung, was er sagen sollte. Um genau zu sein, wusste er nicht einmal mehr, wie dieses zunehmend merkwürdiger erscheinende Gespräch überhaupt begonnen hatte. Eriks Blick zuckte über Bergers weiterhin leicht lächelndes Gesicht. Der schief gelegte Kopf, den er dabei auf den angezogenen Knien abstützte, ließ den Kerl so verdammt jung aussehen.
‚Ein Wolf im Schafsfell‘, meinte eine warnende Stimme in Eriks Kopf. Aber er ignorierte sie. Der schon wieder schneller werde Herzschlag in Eriks Brust war Beweis genug, dass er nichts dagegen hatte, wenn der Wolf hungrig wäre.
Erschrocken über die Gedanken zuckte Erik innerlich zusammen. Dadurch schaffte er es aber endlich, sich von Bergers Blick zu lösen. Etwas ungelenk und sicherlich nicht gerade in geschmeidigen, fließenden Bewegungen, legte Erik sich auf sein Handtuch. Rücken zu Berger. Sollte der doch machen, was er wollte. Irgendwie würde er diesem irren Hirn schon beibringen, dass der Blödmann ihm am Arsch vorbeiging.
‚Dem streckst du ihm ja auch gerade demonstrativ entgegen.‘
Hastig drehte Erik sich auf den Bauch, nur um festzustellen, dass er in der Position am Vortag schon schlechte Erfahrungen gesammelt hatte. Also doch lieber auf den Rücken. Da war neben ihm bereits ein leises Lachen zu hören.
‚Blödmann!‘
Um dem Mistkerl nicht auch noch nachzugeben, kniff Erik weiterhin die Augen zusammen und versuchte, sich auf irgendwas anderes zu konzentrieren. Jedenfalls nicht darauf, dass Berger neben ihm saß.
Ein paar Minuten später konzentrierte Erik sich definitiv nicht auf das verfluchte Rascheln, das er hörte und nicht zuordnen konnte. Oder gar auf das leise Seufzen, während Berger sich offenbar doch wieder auf das Handtuch fallen ließ. Zumindest, insofern Eriks erneut durchdrehendes Hirn dieses Geräusch korrekt einordnete.
Still zu liegen war aber schlicht unmöglich, wie Erik nach einigen weiteren Minuten zugeben musste. Außerdem war es stinklangweilig. Bei dem Gedanken den lächerlichen Fantasyroman, den er im Rucksack hatte auszupacken, um sich abzulenken, rumorte es jedoch gewaltig in Eriks Magen. Für heute hatte er Berger genug Gelegenheit gegeben, sich über ihn lustig zu machen. Noch mehr musste wirklich nicht sein.
Als Erik irgendwann, gefühlte Stunden später, zögerlich seine Augen öffnete, versuchte er zu dem Mann neben ihm zu schielen. Für eine Sekunde war er sich sicher, dass sein Herzschlag aussetzte, bevor dieser mit doppelter Geschwindigkeit weiter raste.
Eriks Blick lag nicht auf dem grauen Hemd, das er heute schon den ganzen Tag vor Augen gehabt hatte. Stattdessen war da schwarzes, garantiert mit reichlich Elastan versetztes, Polyester, das sich wie eine zweite Haut über Bergers Oberkörper zog. Das beschissene Wimmern, das ihm entkommen wollte, blieb Erik in der staubtrockenen Kehle stecken. Glücklicherweise.
‚Fuck! Fuck! Fuck!‘, hämmerte es in seinem Schädel. Und erhielt von unterhalb der Gürtellinie ein verfluchtes: ‚Ja, verdammt! Dann mach’s halt endlich!‘
Wie hypnotisiert hing Eriks Blick an dem sich hebenden und senkenden Brustkorb – keine zwei verfickten Meter entfernt. Die Frage, ob sich da Brustmuskeln abzeichnen würden, war definitiv geklärt. Auch wenn Erik sie aus seiner eigenen liegenden Position quasi nur im Profil sehen konnte. Immerhin hatte Berger die Arme wieder hinter dem Kopf verschränkt, sodass Eriks gieriger Blick von nichts außer diesem hautengen Shirt gebremst wurde.
Oh, ja, da war ein verflucht sichtbarer ‚pectoralis major‘. Sogar deutlicher als gedacht. Ganz davon abgesehen, dass Erik sich zumindest einbildete die kleine Wölbung eines Nippels dort erkennen zu können. Woher sein Verstand das Blut nahm, um sich neben den eher vulgär angehauchten auch an die Begrifflichkeiten des Biologieunterrichts zu erinnern, würde allerdings ewig ein Geheimnis bleiben.
Eriks Blick wanderte weiter, zu dem darunter liegende Rippenbogen, der sich als leichte Wölbungen gegen den so verflucht eng anliegenden Stoff drückte. Von dort fiel der Bogen über den Bauch merklich ab, in Richtung Hosenbund.
‚Scheiße!‘
Nur zu gern würde Erik die Hand ausstrecken. Lediglich die Fingernägel, die sich in seine Handflächen bohrten, hielten ihn bei genug Verstand, um nicht genau das zu tun. Im gleichen Rhythmus wie sein Herz hämmerte es in Eriks Hirn, dass Berger sein beschissener Lehrer war und man über einen eben solchen nicht derartige Gedanken haben sollte.
Als sein Blick wieder zurück nach oben wanderten, stellte Erik erleichtert fest, dass Berger ihn diesmal scheinbar nicht erwischt hatte. Zumindest waren dessen Augen geschlossen und das Gesicht sah ausgesprochen entspannt aus.
‚Vielleicht ist er eingeschlafen‘, schlug eine Stimme in Eriks Kopf vor.
Aber er verwarf den Gedanken sofort. So dämlich wäre Berger ganz sicher nicht. Und erst recht nicht, nach dem, was Erik am Vortag passiert war. Dank des Badeshirt wurde der Kerl aber zumindest deutlich besser vor der Sonne geschützt sein.
An dem glitten Eriks Blicke schon wieder entlang, erneut in die entgegengesetzte Richtung. Zurück zu dem Hosenbund, der lockere zwei Finger breit von dem Badeshirt und somit auch der Bauchdecke abstand. Erik biss sich auf die Unterlippe, während der Quälgeist in seinem Kopf mal wieder einen auf Arschloch machte und zur Bildbearbeitung ansetzte, um den Anblick zu verändern.
Mit glasigen Augen starrte Erik auf die Stelle, die garantiert genug Platz bot, dass sich ihm dort eine rosa Eichel nach Aufmerksamkeit lechzend entgegenstrecken könnte.
Nur zu gern würde Erik deren Verlangen nachgeben und sich vorbeugen. Seine Zunge darüber, anstatt über die eigenen viel zu trockenen Lippen gleiten lassen. Verdammt, er wollte den Knopf an dieser beschissenen Hose öffnen und herausfinden, wie laut der Blödmann schreien konnte, wenn er kam. Denn dass Berger genau das tun würde, sobald Erik diesem verdammten Verlangen nachgab, stand völlig außer Frage. Dafür würde er schon sorgen.
‚Du bist dermaßen am Arsch ...‘, wimmerte etwas in ihm.
Irgendwie schaffte Erik es, die Augen zu schließen, ohne dabei zu keuchen oder sonst irgendwelche Geräusche, von sich zu geben. Zumindest hoffte er, dass dem so war. In seinen Ohren rauschte schon wieder das Blut lauter als das Meer.
Erik schluckte und setzte sich auf. Er kämpfte darum, seinen Atem ruhig zu halten, damit Berger nicht doch noch auf die Idee kam, die Augen zu öffnen. Das wäre nun wirklich der beschissenste Moment überhaupt dafür. Nicht, dass es irgendwelche ‚guten‘ Augenblicke geben könnte, in denen Berger Erik erwischte, wie er weniger als zwei Meter von dem Blödmann entfernt mit einem Ständer sondersgleichen saß. Erik traute sich nicht einmal, die Hände dagegen zu pressen, aus Angst, dass das bisschen Reibung schon reichen würde, dass er direkt in der Unterhose kam.
Verzweifelt zuckte Eriks Blick zum Meer. Allmählich wurde es unangenehm. Wenn sich seine Eier noch fester zusammenzogen, würden sie implodieren. Hastig kramte er in seinem Rucksack und zog die Badehose heraus. Erst als Erik das dämliche Ding in der Hand hielt, wurde ihm klar, dass er die ja auch noch anziehen musste. Üblicherweise zog man dafür aber zunächst die anderen Klamotten aus.
‚Scheiße ...‘, jammerte Erik stumm. ‚Du bist so was von tot!‘
Warum hatte er das Mistding nicht bereits am Morgen angezogen?
‚Weil deine Mutter dir beigebracht hat, jeden Tag frische Unterwäsche anzuziehen. Anstatt sieben Tage in der gleichen versifften Badehose rumzulaufen.‘
Leider half Erik eine saubere Unterhose nicht viel, wenn er kurz davor stand, sie bei einer unüberlegten Bewegung direkt einzusauen. Mit leichten, flachen Atemzügen versuchte Erik sich zu beruhigen. Es half zwar nur bedingt, aber nach ein paar weiteren Minuten hatte er zumindest nicht mehr das Gefühl, er würde jede Sekunde kommen. Viel fehlte trotzdem nicht.
Er drehte sich ein Stück weiter von Berger weg und zog sich das eigene Badehandtuch über die Hüften. Mit zittrigen Fingern fummelte Erik den Knopf an der Short auf. Das Gefühl, endlich nicht mehr eingezwängt zu sein, ließ ihn weiter durchatmend. Da Berger hinter ihm scheinbar weiterhin ruhig lag, schob Erik nun auch die Unterhose vorsichtig bis zu den Knien herunter. Beinahe wäre dabei das Handtuch verrutscht, aber in letzter Sekunde konnte Erik es greifen und wieder über seinen Schritt ziehen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Berger plötzlich hinter ihm. Erschrocken fuhr Erik zusammen.
Diesmal konnte er das Wimmern nicht unterdrücken, als er vor Schreck das Badehandtuch in den Schritt drückte. Das verfluchte Ding rieb dabei natürlich genau über die Stellen, wo es absolut nicht hilfreich war. Verdammt! Erik wollte so gern einfach unter das beschissene Handtuch greifen. Nicht einmal, um sich endlich einen runterzuholen. Nicht wirklich.
Okay, vielleicht doch.
‚Du hast keine Ahnung, was du willst!‘
Nein, auch das war nicht richtig, denn Erik war nur zu klar, wonach es ihm verflucht noch einmal geradezu sehnte. Nämlich dass es nicht seine eigenen Finger waren, die da unter das Handtuch glitten und ihm zur Hand gingen. Noch besser, es wären überhaupt keine Finger, sondern etwas ganz anderes. Vorzugsweise die vorlaute Klappe eines gewissen Jemandes.
„Erik?“
So schnell er konnte, griff ebendieser zur Badehose und schaffte es irgendwie, die unter dem Handtuch anzuziehen. Hastig sah er nach rechts und links den Strand hinunter, aber da war niemand außer ihnen. Erik biss sich auf die Unterlippe. Sein Schwanz zuckte, verlangte nach etwas anderem. Noch einmal atmete Erik tief durch und ließ den Bund der Badehose schnippend los, sodass der feste Gummi seine Erektion gegen den Bauch drückte.
Der kurze Blitz, der daraufhin durch Erik schoss, half entgegen seiner Planung wenig dabei, die Situation zu verbessern. Wenn überhaupt, verschlimmerte er sie weiter. So war das nicht gedacht gewesen.
„Erik!“, rief Berger erneut, diesmal mit mehr Nachdruck.
„Ich geh ins Wasser“, krächzte er heraus und schaffte es, mit der Hand vorm Schritt aufzuspringen, um in Richtung Meer zu laufen.