54 – Einsame Erinnerung
Wie Berger angekündigt hatte, dauerte es gute siebzehn Minuten, bis sie endlich die Türme der Kirche erblickten. Das weiße Gemäuer sah nicht einmal ansatzweise aus wie die Stadtkirche bei ihnen zu Hause – im Grunde hätte es in Eriks Bild auch als Schloss oder Museum durchgehen können. Erst als sie quasi einmal um das Gebäude herumgegangen waren und die von Berger angekündigte Aussichtsplattform betraten, wurde Erik klar, wie riesig das Gemäuer in Wirklichkeit war.
Da ihn die Kirche – oder was auch immer es tatsächlich war – nicht interessierte, schlenderte Erik zunächst in Richtung der halbhohen Brüstung, hinter der sich Lyon unter ihnen erstreckte. Mit klopfendem Herzen ließ er seinen Blick über die Häuser gleiten. Selbst wenn er nicht der Typ für Stadtbesichtigungen, Führungen oder gar Kirchen war, die Aussicht war in der Tat als spektakulär zu bezeichnen.
Grinsend drehte Erik sich um, damit er Berger genau das sagen konnte – und stellte fest, dass der nicht da war. Es dauerte einen Moment, bis Erik den inzwischen so vertraut gewordenen schwarzen Haarschopf zwischen den übrigen Touristen fand.
Als er auf ihn zulief, stockte Erik jedoch plötzlich. Da war schon wieder ein Gefühl von Déjà-vu. Erst als er auf Berger starrte, fiel es ihm endlich wie Schuppen von den Augen. Erik hatte den Mann schon einmal vor einer Kirche gesehen. Allerdings war es damals mitten in der Nacht gewesen.
‚Weihnachten‘, zuckte es Erik durch den Kopf.
Zu der Zeit hatte er nicht wirklich darüber nachgedacht. Aber während Erik jetzt erneut vor einer Kirche stand und auf Bergers Rücken starrte, fragte er sich zum ersten Mal ernsthaft, was der an so einem Abend dort gemacht hatte.
Eriks eigene Mutter war zum Dienst gewesen, weshalb er ebenfalls zu Alex ins Rush-Inn gegangen war, um dort zu arbeiten. Aber Berger war Lehrer, der hatte am Vierundzwanzigsten frei. Verbrachte man so einen Feiertag nicht normalerweise im Kreise seiner Familie? Oder wenigstens von Freunden? Irgendjemand?
Mit versteinerter Miene beobachtete Erik, wie Alina Hanna in Richtung des Gebäudes zog. Aufgeregt rief sie, dass die beiden sich das näher ansehen würden. Tatsächlich sah zumindest Hanna nicht wirklich aus, als ob sie dort reingehen wollte. Aber diesmal konnte sie Alina nicht widersprechen, ohne dass es deutlich aufgefallen wäre.
Eriks Blick wanderte ein Stück zurück nach links. Dort stand Berger. Etwa fünf Meter von ihm entfernt, starrte der Mann einen der Türme hinauf. Der Anblick zerrte an etwas in Eriks Innerem.
‚Es wirkt einsam – genau wie an Weihnachten.‘
Da war wieder das schwer definierbare Gefühl in seiner Brust. Dieses beschissene Loch, in dem sich alles zu verlieren schien. Kein Stechen oder Brennen und trotzdem ein Schmerz, der sich wie ein Eisenband um Eriks Brust legte. Sein Kiefer verspannte sich, während er sich zwang, ruhig weiter zu atmen. Am liebsten wäre er vorgetreten, an Berger heran.
‚Um was zu tun?‘
Erik schloss die Augen. Es war lächerlich. Eine Antwort, über die er nicht einmal nachdenken sollte. Nicht hier, nicht jetzt und schon gleich gar nicht, solange Hanna und Alina womöglich noch in Sichtweite waren.
‚Beruhige dich!‘, forderte Erik sich selbst auf.
Dieses Bild, das sich vor seinen Augen abspielte, war nicht einmal die Realität – jedenfalls nicht die von heute. Es war Berger, den er sah. Aber nicht vor dieser dämlichen Basilika hier in Lyon, sondern vor der Stadtkirche zu Hause. Schnee, Dunkelheit. Durch die spärliche Beleuchtung des Marktplatzes war Berger kaum zu sehen gewesen. Trotzdem hatte Erik in dieser Weihnachtsnacht sofort gewusst, wer dort stand.
„Frohe Weihnachten.“
Das verfluchte Loch wurde größer, zog noch kräftiger an Eriks Eingeweiden, als wollte es ihn von innen heraus verschlingen. Damals war er so verdammt sicher gewesen, dass Berger ein Arschloch war, das Erik mit diesem Gruß eine reinwürgen wollte. Dass der Kerl irgendwoher gewusst hatte, dass es Erik beschissen ging. Ein Tritt in die Eier für jemanden, der ohnehin am Boden lag.
Also hatte er sich umgedreht und war wortlos verschwunden. Aber wenn Erik jetzt an dieses Bild zurückdachte, wirkte es anders. Berger sah nicht aus wie das Arschloch, für das Erik ihn gehalten hatte. Die Weihnachtswünsche hatten nichts Bösartiges. Stattdessen hatte Berger schon damals einsam ausgesehen.
Erik schluckte. ‚Lass den Scheiß!‘, wies er sich gleichzeitig zurecht. ‚Hör auf, dir irgendwelchen Blödsinn einzureden.‘
Statt des verfluchten Lochs war da mit einem Mal etwas verdammt Großes in seiner Brust. Und es hämmerte wie wild gegen die Rippen. Da war dieser Drang, das Verlangen, vorzutreten, um etwas total Dämliches zu tun. So bescheuert, dass Erik nicht einmal hätte sagen können, woher dieses Bedürfnis überhaupt kam. Spielte letztendlich aber auch keine Rolle.
Erik konnte es trotzdem vor sich sehen. Er spürte förmlich, wie er diese drei, vier Schritte nach vorn machte, die Arme hob und sie um Bergers Schultern legte. Weil ein Teil von Erik ihn hörte – diesen Schrei danach, dass er nicht weiterhin rumstand, oder sich sogar ein weiteres Mal abwandte.
‚Hör auf!‘ Hastig riss Erik die Augen auf. Noch immer schlug ihm das Herz bis zum Hals. ‚Es ist nicht real‘, sagte er sich selbst.
Dennoch spürte er das Zittern durch seinen Körper wandern. Schmerz durchzuckte Eriks Hand, riss ihn dadurch allerdings wenigstens ein Stück weit zurück in die Realität. Mit einem Keuchen senkte er den Kopf. Als Erik seinen Blick wieder hob, sah er erneut zu Berger.
Der Nacken war allerdings verschwunden. Stattdessen starrte er zunächst auf den Ausschnitt eines Hemdes, bei dem mindestens ein Knopf zu viel geschlossen war. Erik hob den Kopf und sah sich nun wieder einmal einem undeutbaren und dennoch oft so stechend wirkenden Blick gegenüber.
‚Keine so schlechte Art zu sterben‘, sagte Erik sich selbst mit dem Ansatz eines Lächelns auf den Lippen. Das verging Erik aber schnell, als ihm klar wurde, dass der Blick, der ihm entgegenstrahlte, zunehmend fragender wurde.
„Alles in Ordnung, Erik?“
Seine Mundwinkel zuckten erneut – wollten zu einem weiteren Lächeln werden, schafften es aber nicht ganz. Erik schluckte und versuchte, seine Gedanken aus dem Chaos zurück in die Gegenwart zu ziehen. Wenn er sich nicht konzentrierte, würde er Berger nie davon überzeugen, dass er kein unreifes Kind mehr war.
„Sind Sie eigentlich gläubig?“, platzte es mit einem Mal aus Erik heraus. Zeitgleich verzog er den Mund. Das war jetzt nicht unbedingt das beste Gesprächsthema, das ihm hatte einfallen können.
Verwundert runzelte Berger die Stirn, als er antwortete: „Wie kommen Sie darauf?“
„Sie ... Sie stehen da und starren auf die Kirche, genau wie ... Als ob ...“
Okay, die Frage war wohl doch ziemlich dämlich gewesen. Und unangemessen direkt. Jedenfalls wenn man danach ging, welche Fragen man üblicherweise seinem Lehrer so stellen würde. Andererseits hatte Erik sich ja schließlich vorgenommen, mehr über diesen Mann herauszufinden. Und das würde er sicherlich nicht, wenn er keine Fragen stellte. Erik ignorierte also das Hämmern in seiner Brust und atmete einmal kurz durch, bevor er mit einem etwas erzwungenen Lächeln erneut zu Berger sah.
„Sie sehen nicht aus, als wäre alles in Ordnung“, meinte der stirnrunzelnd. Das klang beinahe besorgt – zumindest versuchte der Quälgeist in Eriks Kopf, ihm das einzureden.
„Ist es aber“, versicherte er hastig. „Warum auch nicht?“
„Hm“, brummte Berger. „Ich hätte angenommen, dass Sie endlich wieder etwas ruhiger und entspannter sind, wenn Hanna nicht da ist.“
Das kam überraschend und entsprechend verwirrt sah Erik zu Berger zurück. Der sah ihn noch immer mit forschendem Blick an – was definitiv nicht zur eigenen Entspannung beitrug. Wenn überhaupt, verkrampfte sich Erik dadurch nur umso mehr. Aber die Worte erinnerten ihn dennoch daran, dass er gestern Abend auf genau solche Zeit alleine mit Berger gehofft hatte.
Und jetzt stand Erik hier rum und verschwendete die vermutlich nicht nur endliche, sondern vor allem kostbare Zeit ohne Hanna und Alina. Dummerweise fiel ihm auf die Schnelle leider nichts ein, was man als sonderlich geistreich hätte auslegen können. Und das mentale Arschloch in Eriks Kopf hielt sich, jetzt wo er tatsächlich einmal nützlich gewesen wäre, ebenfalls dezent zurück.
Ihm blieb also nichts anderes als ein reichlich lahmes „Ach ja?“, mit dem er Berger schließlich antwortete.
Das Grinsen, das daraufhin auf dessen Lippen erschien, machte das Denken auf Eriks Seite nicht gerade leichter. Und während Berger zusätzlich einen Schritt auf ihn zutrat, war da für einen Sekundenbruchteil der Fluchtinstinkt beinahe größer als der Wunsch, endlich mehr über Berger zu erfahren.
Mit einer Mischung aus Unsicherheit und Vorfreude registrierte Erik, dass sie gerade einmal einen Meter voneinander entfernt standen. Vermutlich eher weniger. Das wäre definitiv eine Art von ‚Näherkommen‘, dem Erik einiges abgewinnen konnte.
„Wie steht es denn um Ihre Liebe zu Gott?“, fragte Berger stattdessen.
Wie konnte man eigentlich eine solche Frage stellen, während man ein derartig hinterhältiges Grinsen auf den Lippen trug, das den Teufel selbst in die Hölle zurückschicken würde? Ganz davon abgesehen, wie verflucht anziehend Berger dabei schon wieder aussah. Der Badboylook war wie gemacht für diesen Kerl. Genau wie die passgenauen Jeans – und das so beschissen enge Badeshirt.
Berger seufzte und riss Erik damit glücklicherweise aus seinen viel zu sehr abdriftenden Gedanken. „Wo sind Sie schon wieder?“, fragte er auch noch passend dazu.
„Stehe direkt vor Ihnen“, brachte Erik heiser heraus. „Und ich hab zuerst gefragt.“
Das Grinsen verschwand, was blieb, war nurmehr ein Schmunzeln, das wirkte aber aufrichtig. „Ich bin zumindest ein Bewunderer der kirchlichen Baukunst“, sagte er mit einem Schulterzucken.
Erik konnte das Schnauben gerade noch unterdrücken. Der Kerl war schon wieder dabei, ihm auszuweichen. Wie sonst auch. Keine richtigen Antworten. Dafür türmten sich die Fragen bezüglich dieses Sturkopfes seit Beginn der Fahrt stetig höher.
‚Stimmt nicht ganz‘, musste Erik sich kurz darauf eingestehen.
Obwohl er es nicht in klare Fakten gießen konnte, war er sich sicher, dass er inzwischen deutlich mehr über Berger wusste, als noch vor einer Woche. Zumindest war klar geworden, dass der Mann, dem Erik im Klassenzimmer mental die Klamotten vom Leib gezerrt hatte, nicht der Mensch war, der da tatsächlich hinter all den Fassaden und Schutzschilden steckte.
Ebendieser Mann hatte mit dem stets korrekten Lehrer in den gebügelten Hemden nicht sehr viel gemein. Davon, Berger wirklich zu kennen, war Erik trotzdem weit entfernt. Aber daran ließ sich ja schließlich arbeiten.
„Wollen Sie reingehen?“, fragte Erik vorsichtig nach.
Berger lächelte schon wieder. Oder war das ein Schmunzeln? Grinsen? Allmählich fing die Sache an, verwirrend zu werden. So verdammt viele Gesichtsausdrücke, mit denen Erik nichts anzufangen wusste. Und das, wo er selbst stets geglaubt hatte, er könnte anderen Menschen so etwas ohnehin nicht ansehen.
Aber was auch immer es war, was Bergers Lippen ihm entgegenwarfen, das Funkeln in dessen Augen war schon wieder dabei, Erik ein Kribbeln den Rücken entlangzujagen. Wieso schaffte dieses verdammte Grün es ständig, ihn aus dem Konzept zu bringen?
Grummelnd stopfte Erik die Hände in die Hosentaschen und sah erneut zurück zur Kirche. „Was ist jetzt? Wollen Sie rein oder nicht?“
„Verzichte“, antwortete Berger mit einem leisen Lachen. „Wenn irgendein Gott etwas von mir will, wird er sich schon melden.“
„Ich dachte immer, die Leute gehen in die Kirche, weil sie einen Gefallen von Gott wollen, nicht umgekehrt.“
Ein leises, verhaltenes Lachen war zu hören. Vor ein paar Tagen hatte Erik das nicht einmal gekannt. Inzwischen fühlte er immer häufiger den Drang, irgendetwas zu sagen, nur damit er es hören konnte. Mit klopfendem Herzen schielte er zu Berger, der jedoch wieder in Richtung der Kirche sah und nicht mehr zu ihm. Hieß das, dass der Kerl allmählich anfing aufzutauen?
„Wollen Sie denn reingehen, Erik?“
Hastig schüttelte er den Kopf und hob abwehrend die Hände. Am Ende würde er dort noch Hanna und Alina über den Weg laufen. War ja nicht so, dass er sich sonderlich nach deren Gesellschaft sehnen würde.
„Eigentlich würde ich gern mit Ihnen von hier abhauen. Gibt sicherlich weniger bevölkerte Orte, an denen man zu zweit die Zeit bis zur Rückfahrt verbringen kann.“
Berger schnaubte und schüttelte leise lachend den Kopf. „Man könnte meinen, dass Ihnen der Wein auch nach bald zwei Tagen weiterhin die Gedanken vernebelt.“
„Oh, keine Sorge. Ich bin ausgesprochen klar“, schoss Erik sofort zurück. „Deshalb wäre ich ja lieber, mit Ihnen allein als Hanna und Alina mitzuschleifen.“ Kaum waren die Worte raus, bereute er sie bereits, denn Bergers Lächeln verschwand umgehend.
„Es ist wohl ... angemessener, wenn wir alle vier gehen.“ Erik stöhnte und fuhr sich durch die Haare. „Enttäuscht?“, hakte Berger daraufhin mit einem weiteren Grinsen auf den Lippen nach.
„Natürlich. Und Sie sind vermutlich der einzige Mensch, der das für angemessen hält“, antwortete Erik. Als Berger ihn diesmal verwundert ansah, musste er lachen. „Also ehrlich“, fuhr Erik kopfschüttelnd fort. „Eigentlich sollte ich beleidigt sein.“
„Ach ja?“
Irgendetwas sagte ihm, dass das genau der richtige Augenblick war, um endlich die Klappe zu halten. Dass Erik dabei war, sich sein eigenes Grab zu schaufeln, wenn er so weitermachte. Aber Erik wollte nicht darauf hören. In den letzten beiden Tagen war er mit weniger zurückhaltenden Worten schließlich deutlich besser gefahren.
Also schoss Erik jede Vorsicht in den Wind und fuhr fort: „Da biete ich Ihnen einen Nachmittag nur mit mir an ... und Sie finden es angemessener, ihren irren Stalker mitzuschleifen.“
Diesmal lachte Berger wirklich – obwohl er versuchte, es hinter dem Handrücken zu verstecken. Irgendwie war das ‚interessant‘. Erik wandte den Blick ab, um nicht weiter über das Wort nachzudenken, das ihm eigentlich gerade in den Sinn gekommen war. Denn ganz sicher dachte er nicht in Begriffen wie ‚niedlich‘ von einem anderen Mann!
„Dann sollte ich vielleicht mit Alina alleine weitergehen. Damit wäre ich Ihnen beiden gerecht geworden.“
Der Versuch, Berger beleidigt und wütend anzufunkeln, scheiterte dummerweise daran, dass Erik sich ein eigenes Lachen nicht verkneifen konnte.
„Was ist denn so lustig?“
Als Erik sich nach rechts wandte, kamen dort Alina und Hanna angelaufen. Letztere sah nicht gerade glücklich aus. Etwas an der Art, wie ihre Stimme bei der Frage zitterte, gefiel Erik ebenfalls nicht. Aber er schob den Gedanken beiseite. Wenn er Hanna und Berger beim gemeinsamen Lachen erwischt hätte, wäre er vermutlich ebenso sauer geworden.
„Herr Hoffmann scheint unsere kleine Tour durch Lyon beenden zu wollen.“
Erik schnaubte entrüstet. Gerade wollte er entgegnen, dass Berger ihn gefälligst nicht als Ausrede vorschieben sollte, da fiel ihm auf, dass der tatsächlich müde aussah. Sofort zog sich Eriks Magen zusammen, weil ihm das bisher entgangen war.
Nach dem Sturz vom Vortag hatte Berger womöglich weiterhin Schmerzen. Dabei hatte er sich bisher nichts anmerken lassen. Eriks Augen wanderten tiefer, bis er auf der weißen Bandage an Bergers rechter Hand hängen blieb. Wäre das Ding nicht dort, würde nichts an ihren Unfall erinnern.
„Wir sollten zum Bus zurückgehen“, sagte Erik und hob den Blick erneut zu Bergers Gesicht herauf.
„Schon? Es ist doch noch ausreichend Zeit“, warf Hanna sofort ein. „Aber wenn du keine Lust mehr hast, kannst du ja gern zurückgehen.“
Wem wollte die Frau eigentlich noch weiterhin vormachen, dass sie sich am Fuß verletzt hatte? So munter, wie die hier durch die Gegend sprang, nahm ihr das doch kein vernunftbegabter Mensch mehr ab.
‚Mitleid und Aufmerksamkeit erregen – sonst nichts.‘
Schon konnte Erik fühlen, wie das wütende Brodeln in ihm aufstieg. Bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, kam Berger ihm allerdings bereits zuvor: „Das wird nicht möglich sein.“ Hannas Lächeln war schlagartig verschwunden, sie sagte jedoch nichts. „Genau wie Sie sollte auch Erik, zu seiner eigenen Sicherheit, nicht alleine in der Stadt herumlaufen.“
Bildete er sich diesen zufriedenen Ton in Bergers Stimme eigentlich nur ein oder war das wirklich da? Erik konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Und schon gleich gar nicht hätte er erklären können, wie er das fand.
Zwar setzte Hanna zu einer Erwiderung an, verkniff sie sich aber am Ende doch. Stattdessen war es Alina, die mit leichter Unsicherheit in der Stimme fragte: „Was ... machen wir jetzt?“
Berger setzte sofort ein eigenes Lächeln auf, während er antwortete: „Nun ... Falls Sie sich weiter in der Stadt umsehen möchten, können Sie ... drei ... das gern tun. Ich für meinen Teil würde den Weg da drüben ein Stück in den Park folgen. Soweit ich mich erinnere, gibt es dort ein Café.“
„Das klingt gut“, gab Erik mit einem breiten Lächeln zurück. Sollte Hanna sehen, wo sie blieb. Wobei seine eigene Hoffnung darauf, dass die Frau sich endlich verpissen würde, ausgesprochen gering ausfiel.