38 – Folgenreiche Entscheidungen
Irgendwo am Rand der Gruppe standen Sandro, Ines, die Lehrerinnen und mindestens drei weitere Schüler und diskutierten schon wieder heftig.
„Die Wege sehen beide völlig gleich aus und sie führen in dieselbe Richtung“, argumentierte Ines gerade.
„Dann wird es wohl ziemlich egal sein, welchen wir nehmen“, giftete Sandro zurück.
„Könntet ihr euer Liebesdrama abspulen, ohne uns alle da mit reinzuziehen?“, kam es hingegen genervt aus den Reihen des übrigen Kurses.
„Halt die Klappe, Damian!“, fauchte Sandro nun stattdessen einen der Jungen an. „Du und deine Weibertruppe von der Planung habt uns doch diese scheiß Wanderung eingebrockt. Also? Was sagst du denn, welchen Weg wir nehmen sollten?“
Erik konnte sich, obwohl die Situation überhaupt nicht zum Lachen erschien, ein Grinsen nicht verkneifen. Dass Berger nicht zuckte, als er sich auch noch zu dem hinüberlehnte, verbuchte Erik insgeheim sogar als Erfolg. Genauso wie das zaghafte Lächeln, das er für seinen eigenen, geflüsterten, dummen Kommentar erntete.
„Schuldiger Nummer eins. Wer noch?“
Bevor der Streit, den Sandro offenbar vom Zaun brechen wollte, weitergehen konnte, öffnete sich zwei Häuser weiter die Tür, und eine ältere Frau trat heraus. Sie sah kurz verwundert zu ihnen herüber. Konnte man ihr nicht verübeln. Wahrscheinlich kamen selten Leute in dieses Nest – und wenn, hoffentlich kein Haufen lärmender deutscher Jugendlicher.
Sofort schielte Erik zu Berger hinüber. Der wirkte angespannt, fast so, als würde er darum kämpfen, sich zurückhalten zu müssen. Ehrlicherweise hätte Erik erwartet, dass Berger zu der Frau rüberging und rausfand, wo sie langgehen mussten.
Es sei denn ... „Wissen Sie, welchen Weg wir nehmen müssen?“, fragte Erik flüsternd und sah aus dem Augenwinkel nach rechts zu seinem Lehrer.
Der schüttelte den Kopf. „Irgendjemand könnte die Dame da vorn fragen, welcher Weg der richtige ist“, sagte er deutlich lauter, als notwendig um Eriks Nachfrage zu beantworten.
Prompt wurde die Aufforderung weitergegeben, was Berger ein kurzes, zufriedenes Lächeln abringen konnte. Warum er nicht einfach selbst jemanden aufgefordert hatte, erschloss sich Erik weiterhin nicht. Die ungute Vorahnung blieb folglich.
Es hatten sich schnell zwei Freiwillige gefunden, die zu der Frau hinüberliefen. Verstehen konnte man von hier nicht, was sie besprachen, da Erik vermutete, dass es nicht auf Deutsch passierte, machte das für ihn aber ohnehin wenig Unterschied. Dass bei dem Gespräch ein nicht zu übersehender Anteil an Gestik mit im Spiel war, verstärkte hingegen Eriks Sorge. Und als er zu Berger blickte, sah der ebenfalls nicht sonderlich glücklich aus. Irgendwann hob die Frau den linken Arm und alle drei nickten einvernehmlich.
Schließlich kamen die Mädchen zurück und deutete auf den ein paar Meter entfernten Weg. „Sie meint, wir müssen den linken Weg nehmen“, erklärte Hanna mit einem zufriedenen Lächeln.
‚War ja klar, dass die als Erste losstürmt, wenn ihr Schwarm Berger was will.‘
Erik biss die Zähne zusammen und versuchte, seinen mentalen Quälgeist zu ignorieren. Wenn der jetzt auch noch anfing zu nerven, würde das eine verflucht lange Stunde Fußmarsch werden.
Wenigstens würde die Wanderung nicht sonderlich beschwerlich zu werden, denn der Weg, den sie einschlugen, war genau das, was die Planung vorgesehen hatte: eine blöde asphaltierte Straße, die vom Arsch der Welt, durch das Nirgendwo irgendwohin führte, wo kein Schwein sein wollte. Links Sträucher, rechts Sträucher und in der Mitte ein Haufen Abiturienten, die sich lautstark dazu äußerten, wie ätzend sie es fanden, hier rumlaufen zu müssen.
Insgeheim konnte Erik den Schreihälsen nur recht geben. Angesichts der Tatsache, dass er hier weiterhin neben Berger am Ende der Truppe lief und sich nicht wie die anderen Idioten aufführen wollte, hielt Erik jedoch die Klappe. Trotzdem war es eine bescheuerte Idee gewesen, ausgerechnet am Tag nach der Weinverkostung eine ‚Wanderung‘ machen zu wollen.
Zumal sie zu einem beschissenen See unterwegs waren, um da den Rest des Tages faul in der Sonne rumzuliegen. Das hätten sie genauso am Meer tun können. Nicht, dass Erik sonderlich viel Wert auf eine weitere Panikattacke legte, aber wenn er sich dem schon aussetzte, dann wenigstens ohne den lästigen Fußmarsch.
Aus dem Augenwinkel sah Erik erneut nach rechts, wo Berger mit leicht gesenktem Kopf und definitiv genauso gelangweilt wie er selbst neben ihm herstapfte. Wobei eine Stunde genug Zeit sein könnte, um hier doch noch einmal ein Gespräch in Gang zu bekommen.
Ohne, dass es ihm bewusst wurde, hatte Erik seine Schritte verlangsamt – oder die Leute vor ihm waren tatsächlich schneller geworden. Natürlich merkte Berger das sofort und sah sich zu ihm um, kaum dass Erik nicht mehr neben, sondern zwei Schritte hinter ihm lief.
„Sind Sie dabei, schon wieder den Anschluss zu verlieren?“
Erik zuckte mit den Schultern und rang sich ein vermutlich reichlich schiefes Grinsen ab, als er antwortete: „Schätze, dafür müsste ich ihn irgendwann erst einmal gefunden haben.“
Berger runzelte die Stirn und genau wie schon mehrmals an diesem Tag hatte Erik ein Gefühl von Déjà-vu. Für eine Sekunde war er sogar versucht, die Hand zu heben und die Falten von Bergers Stirn zu wischen. Er konnte förmlich vor sich sehen, wie sein Daumen über die Furchen glitt und sie verschwanden, spürte ein kurzes Zittern unter der Hand. Verwirrt senkte Erik den Blick und trat auf Berger zu, damit sie besagten Anschluss an den Rest der Truppe in der Tat nicht verlieren würden.
„Es ist Ihre Entscheidung, hier hinten zu laufen“, meinte Berger daraufhin zögerlich. Erik war sich nicht sicher, wie er die Bemerkung verstehen durfte. „Sie hätten sich ansonsten nur während des Schuljahres etwas mehr einbringen müssen, um Teil des Kurses zu sein.“
Diesmal verzog Erik das Gesicht. Er hatte schon früher nie wirklich ein Interesse an seinen Mitschülern gehabt. Und die Tatsache, dass die sogenannten Freunde aus Kindertagen bis auf einen in anderen Kursen gelandet waren, hatte es nicht besser gemacht.
Ganz zu schweigen davon, dass doch eh niemand etwas mit Erik hätte zu tun haben wollen, so lange Sandro ihn auf der Abschussliste gehabt hatte. Jedenfalls hatte nach der Prügelei mit dem Affenkönig in der ersten Schulwoche von den Typen, mit denen er früher abgehangen hatte, keiner mehr auf seine Nachrichten reagiert.
Die Gruppe vor ihnen war inzwischen ein ganzes Stück entfernt. Ein Teil von Erik fände das zugegeben gar nicht so mies, wenn sich der Abstand weiter vergrößerte. Zumindest würde es für etwas Zeit allein mit Berger reichen. Und wie es schien, war der einem Gespräch ja nicht völlig abgeneigt.
Ein heftiges Flattern rumorte in Eriks Bauch, als er vortrat und schließlich direkt vor Berger stand. Ob es in der Tat Mut oder nicht eher Übermut war, der ihn die folgenden Worte aussprechen ließ, konnte Erik hingegen nicht sagen: „Und wenn ich die Gesellschaft hier hinten schlicht deutlich besser finde?“
Anstatt zu antworten, trat Berger einen Schritt zurück. Die Hand, die über das wie immer langärmlige, heute dunkelblaue Hemd vor der Brust seines Lehrers glitt, ließ diesen ungewohnt nervös erscheinen. Allerdings hatte Berger ja schon den ganzen Morgen einen merkwürdig unsicheren Eindruck gemacht.
„Wir sollten langsam los, um aufzuholen“, murmelte Berger stattdessen.
‚Keine Absage‘, vermerkte Eriks Quälgeist prompt und verstärkte damit das durchaus angenehme Flattern.
Der Moment schien trotzdem zunächst unterbrochen, während sie ansetzten, um ein weiteres Mal zum Rest der Gruppe aufzuholen. Schweigend liefen sie nebeneinander her.
Sie kamen recht flott vorwärts. Die leichte Steigung war angenehm zu laufen. Allerdings wurde der Weg zunehmend schmaler. War er am Anfang breit genug gewesen, um zwei Autos Platz zu bieten, konnte hier inzwischen maximal eines fahren.
„Hieß es nicht, das hier wäre eine Straße, die bis zum See führt?“, fragte Erik verwundert an Berger gewandt.
Der blickte etwas überrascht auf und schien erst auf die Nachfrage hin die Umgebung näher anzusehen. Schließlich zuckte er mit den Schultern und sagte: „Ich hab die Planung nicht gemacht.“
Das war nicht die Antwort, die Eriks ich erhofft hatte. Aber Berger schien sich nicht wirklich Sorgen zu machen. Also liefen sie weiter – schweigend, denn so nahe beim Rest der Truppe, traute Erik sich nicht, Berger erneut herauszufordern.
Die nächsten zwanzig Minuten verengte sich die Straße nicht weiter. Auch war ihnen bisher nicht ein einziges Auto begegnet, das sich an ihrer Gruppe hätte vorbeischieben wollen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, erschien Erik das zunehmend merkwürdig. Entsprechend wuchs das ungute Gefühl in seinen Inneren erneut an. Berger neben ihm lief reichlich gelangweilt, mit den Händen in den Hosentaschen weiter. Sorgen schien er sich keine zu machen.
Als die Leute vor ihnen stoppten und es nur stockend vorwärtsging, hatte Erik seinerseits aber doch allmählich verdammt große Bedenken. Die wuchsen weiter an, als er beobachtete, wie ein paar Reihen vor ihnen jemand über eine Schranke kletterte, um dem Rest der Truppe zu folgen.
Dass sie bisher lockere dreißig Minuten unterwegs waren – und dem Hügel kein Stück näher – war ebenfalls nicht sonderlich vertrauenerweckend. Schließlich sollte diese dämliche Wanderung nur eine Stunde dauern. Müssen sie sich da nicht längst den ‚Gipfel‘ dieses Pseudoberges überwunden haben? Stattdessen war sich Erik nicht einmal sicher, ob sie sich dem verdammten Ding überhaupt merklich genähert hatten.
Als Berger die Schranke erreichte, stockte er ebenfalls, sah zwischen der langsam vorwärtstrottenden Schülergruppe vorn und dem Weg hinter ihnen hin und her. Da waren schon wieder Falten auf der Stirn seines Lehrers zu sehen, die für Erik nichts Gutes verhießen.
„Das ist der falsche Weg, oder?“, fragte Erik prompt, während er zu Berger trat und den Weg zurück deutete. „Wir sind noch nicht einmal annähernd an diesem beschissenen Hügel und haben die Hälfte der Zeit bereits rum.“
Berger verzog das Gesicht und sah wieder zu der Schülergruppe vor ihnen. „Die Richtung stimmt. Vielleicht kommen wir ja noch auf den eigentlichen Weg“, bemerkte er vorsichtig – klang für Eriks Geschmack aber nicht wirklich überzeugend. „Ich gehe davon aus, dass die vorne demnächst Pause machen, dann sehen wir weiter.“
Besagte Rast ließ aber noch eine zusätzliche halbe Stunde auf sich warten. Erst als sie die geplante Wanderzeit fast erreicht hatten, der Berg aber weiterhin nicht wirklich näher gekommen war, schien allmählich allen klar zu werden, dass sie den falschen Weg genommen hatten. Entsprechend unleidlich war die Stimmung, nachdem sie sich auf einem Dreckplatz irgendwo versammelten.
Die Diskussion um die Schuldfrage war bereits im vollen Gange, während Erik und Berger als Letzte dort eintrafen. Hanna und Valea, die im Dorf bei der alten Frau nachgefragt hatten, waren schnell als Verursacher der Misere ausgemacht. Die beiden verteidigten sich jedoch vehement und behaupteten, dass die Frau gesagt hätte, sie sollten diesen Weg nehmen.
„Sie hat doch sogar den linken Arm gehoben. Das hat ja wohl jeder gesehen“, rief Hanna wütend.
„Und sie hat ‚gauche‘ gesagt, das ist ‚links‘“, verteidigte sich ebenso Valea. „Richtig?“, fragte sie in Richtung Berger.
„Ja“, meinte der, schien aber eher unwillig, sich in die Diskussion mit reinziehen zu lassen.
„Na also!“, behauptete Hanna und sah deutlich zufriedener aus. „Vielleicht ist Sandro irgendwo falsch abgebogen.“
„Es gab keine Abzweigung. Wir sind einfach dem Weg gefolgt“, bollerte der erwartungsgemäß sofort zurück.
„Jetzt schieb das nicht auf uns, ihr habt wahrscheinlich falsch gefragt“, schloss sich Ines an. Scheinbar hatte die Stunde gereicht, um die Wogen zwischen den beiden einigermaßen zu glätten. Oder sie hatte keine Lust zusammen mit Sandro als die Idioten vom Dienst dazustehen, die auf einer geraden Straße den Weg aus den Augen verlieren konnten.
„Das bringt doch nichts“, sagte Frau Hirvi und stellte sich zwischen Hanna und Ines. „Es ist völlig egal, wie das passieren konnte. Wir sind offensichtlich hier falsch und jetzt müssen wir damit klarkommen und es wieder in Ordnung bringen.“
Das klang ausgesprochen vernünftig, traf aber bei den Umstehenden auf wenig Gegenliebe. Zumal allen klar war, dass es nur eine wirkliche Lösung für das Problem gab.
„Ich hab keinen Bock eine Stunde zurückzulaufen und dann den anderen Weg zu nehmen um noch einmal eine Stunde durch die Gegend zu latschen“, maulte es prompt aus den Reihen derer, die müde am Boden saßen. Der Kater dürfte dazu beitragen, dass sie keine wirkliche Lust hatten, noch einen Schritt zu tun.
„Der Weg muss irgendwo dort drüben sein“, meinte Sandro und deutete über die Bäume hinweg in Richtung Hügelspitze.
Da war in der Tat die asphaltierte Straße zu sehen, die sie vermutlich hätten erreichen sollen. Von hier sah die Entfernung überschaubar aus. Definitiv keine zwei Stunden Fußmarsch. Allerdings hatte Erik noch immer das Gefühl, als hätten sie sich bisher ihrem Ziel kaum genähert. Was diese Annahme deutlich relativierte.
„Dummerweise fehlt uns der Weg dorthin“, giftete entsprechend eines der anderen Mädchen zurück.
„Wir müssen nur ein Stück durch den Wald“, sagte Sandro. Wirklich überzeugt von den eigenen Worten klang er nicht.
Die ersten Blicke wanderten zu Herrn Berger, der sich bisher dezent aus der Diskussion herausgehalten hatte. Als Erik zu dem Mann neben ihm schielte, wirkte der weiterhin nicht, als ob er vorhatte, daran etwas zu ändern. Die flehenden Blicke – insbesondere einiger Schülerinnen – ignorierte Berger genauso wie Eriks und schwieg.
„Dort drüben ist ein Weg“, sagte Frau Farin und deutete auf einen schmalen Pfad, der zumindest weiter in die richtige Richtung zu führen schien. „Dem können wir folgen und treffen wahrscheinlich auf die Straße. Von dort können wir weiter zum See.“
„Und wenn der Weg nicht zur Straße führt?“
Als sich mit einem Mal alle Blicke auf ihn richteten, fühlte Erik sich noch unwohler als sonst. Aber die Naivität, mit der hier einfach planlos in der Pampa herumgetrampelt wurde, ging ihm auf den Zeiger. Wenn Berger nichts dagegen unternahm, musste doch irgendjemand etwas sagen. Dass das ausgerechnet er sein würde, hätte Erik sich freilich nie träumen lassen.
„Was sollten wir denn deiner Meinung nach tun, hä?“, motzte Sandro prompt und trat mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen auf Erik zu.
„Vernünftig wäre ja wohl, zurückzulaufen und von da die richtige Straße zu nehmen“, meinte Erik gelassen. Ganz sicher würde er sich heute nicht von dem Affenkönig provozieren lassen. Erstaunlicherweise fiel das Erik nicht einmal sonderlich schwer.
Aber da war offenbar nicht nur Sandro andrer Meinung, denn nun sprang dem auch Ines wieder zu Hilfe: „Hast du nicht zugehört? Das ist eine Stunde zurück ins Dorf und noch eine weitere bis wir endlich am See sind.“
Erik zuckte mit den Schultern und hielt dem eisigen Blick der beiden stand. Wenn die meinten, in der vereinten Wut auf ihn ihre Beziehung aufrechterhalten zu können, sollten sie halt. Für Erik klang der Versuch, hier ziellos durch den Wald zu stapfen, reichlich bescheuert. Wenigstens war er damit nicht alleine, denn auch Sophie und ihre Freundin Talia standen auf und traten auf ihn zu.
„Aber Erik hat recht. Wir wissen nicht, ob der Weg uns zu der Straße führen wird. Am Ende sind wir so vielleicht noch länger unterwegs, als wenn wir gleich zurücklaufen.“
Sandros Kiefer verspannte sich und er wollte eben auf Erik zutreten, als mit einem Mal Bergers ruhige Stimme ihn unterbrach: „Kein Streit.“
Es war allerdings Frau Hirvi, die tatsächlich zu ihnen kam. Sie bedeutete Sandro und Ines, sich auf ihren ursprünglichen Platz zurückzuziehen. Auch Sophie und Talia folgten der stummen Anweisung, während sie zu den anderen Mädchen gingen, bei denen sie zuvor gestanden hatten.
„Wir trennen die Gruppe nicht. Also stimmen wir ab“, schlug Frau Hirvi vor. Zwar verdrehten einige genervt die Augen, aber niemand widersprach.
„Nur die Schüler, oder auch die Lehrer?“, mischte sich nun doch Berger wieder ein.
„Alle“, sagte Frau Farin entschieden.
‚Neunundzwanzig plus drei‘, bemerkte Eriks Quälgeist prompt. „Wer entscheidet bei Unentschieden?“, fragte er deshalb laut.
Zunächst schwiegen alle. Keiner schien sonderlich viel Interesse zu haben, hier eine Entscheidung zu fällen. Wirklich verübeln konnte er es ihnen nicht. Schließlich ging es im Grunde nur darum, wer am Ende den schwarzen Peter zugeschoben bekommen würde.
„Die Lehrerstimmen“, warf schlussendlich jemand in die Runde und schnell stimmten die übrigen Schüler zu.
„Also gut“, sagte Frau Hirvi und trat einen Schritt nach hinten, damit sie die ganze Gruppe im Blick hatte. „Wer will zurück ins Dorf laufen, um von dort den anderen Weg zu nehmen?“
Diverse Arme schossen in die Höhe. Erik hob ebenfalls die Hand und als er zu Berger sah, melde der sich ebenso. Seine beiden Kollegen allerdings nicht.
„Dreizehn“, sagte Berger, bevor Frau Hirvi überhaupt begonnen hatte zu zählen. Schon begann Erik innerlich zu fluchen, während Sandro zufrieden und überlegen grinste. Da fuhr Berger jedoch fort: „Zum Abgleich die Gegenseite. Wer will lieber weiterlaufen?“
Erik senkte den Arm, während andere Schüler ihren hoben. Auch die beiden Lehrerinnen schlossen sich offen dieser Fraktion an. Schon als die Hände sich nach oben reckten, konnte Erik sehen, dass sich mehrere der Schüler bei keiner der beiden Runden gemeldet hatten.
„Ebenfalls dreizehn“, meinte Berger mit undeutbarer Stimme. „Sechs Enthaltungen. Möchte sich von denen noch jemand entscheiden?“
Niemand sagte etwas. Stattdessen nur abgewandte Blicke. Da wollten einige wohl sichergehen, dass sie so oder so nicht zur Verantwortung gezogen werden konnten.
„Zwei gegen eins bei den Lehrern“, tönte Sandro sofort. „Wir gehen weiter.“