74 – Leise Fragen
„Alles okay, Erik?“
Erschrocken hob er den Kopf. Und sah sich prompt einem Paar grün umrundeter Pupillen gegenüber, die deutlich zu nah vor ihm waren. Selbst in der Dunkelheit dieser Nacht hier am Strand kam es Erik schon wieder so vor, als würde dieses Grün ihn förmlich anblitzen. Sogar die verfluchten braunen Sprenkel, die ihn stets irritiert hatten, konnte Erik trotz der schlechten Lichtverhältnisse ausmachen.
Verschmitzt, gut gelaunt, definitiv keine Spur mehr von der Anspannung, Wut oder Sorge, die Erik auf dem Weg zum Strand geglaubt hatte in Berger zu erkennen.
„Ich mag sie“, murmelte Erik, bevor ihm klar wurde, dass er das laut gesagt hatte.
Berger schmunzelte. „Das sagten Sie bereits.“
Hastig schüttelte Erik den Kopf und versuchte, die chaotischen Gedanken zu ordnen. So ganz gelingen wollte es ihm nicht. Dennoch schaffte er es, endlich die Worte herauszubringen:
„Ich meinte nicht Sie.“
Erik schloss die Augen und verdrängte das Stöhnen, das diesem idiotischen Satz prompt folgte. Wie sehr konnte er sich eigentlich noch zum Narren machen? Erik lachte, obwohl ihm doch so gar nicht danach zu Mute war.
„Sie mag ich auch, allerdings meinte ich eigentlich ...“, sagte Erik, nur um erneut zu stocken. Das hier war in der Tat zunehmend unangenehm. „Ich meinte Ihre Augen.“
Berger sah ihn ungläubig an. „Das ... ist irgendwie kein Satz, den ich von Ihnen erwartet hätte.“
„Wieso nicht?“, fragte Erik grinsend nach. „So peinlich ist das jetzt auch wieder nicht!“ Okay – war es durchaus. Das würde Erik Berger allerdings sicherlich nicht auf die Nase binden.
Der grinste aber ebenfalls. Und zwar schon wieder auf eine Art und Weise, die Erik nur als ‚hinterhältig‘ hätte bezeichnen wollen. Jeder halbwegs normale Mensch wäre beleidigt gewesen.
Erik natürlich nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Tatsächlich fand er das fiese Grinsen sogar weiterhin ausgesprochen anziehend. Um nicht zu sagen erregend. Bevor er sich völlig bewusst wurde, was er tat, hatte Erik bereits die Hand gehoben und legte sie Berger an die Wange.
„Wie oft muss ich es Ihnen noch sagen? Bei Ihnen brauche ich mich nicht zu verstellen. Also vielleicht haben Sie schlichtweg die falschen Erwartungen an mich.“
Da war ein kurzes Zittern unter Eriks Hand, aber er zog sie nicht fort. Stattdessen hielt er den geradezu hypnotisch wirkenden Blick, der Erik schon wieder in ihren Bann zogen.
„Was ... sollte ich denn von Ihnen erwarten?“, fragte Berger zögerlich.
Immerhin stand der Sturkopf weiterhin hier, hatte Eriks Hand nicht weggeschlagen, ihn nicht weggestoßen. Das war doch ein gutes Zeichen, oder nicht?
Zumindest wollte Erik das glauben. Jeder noch so winzige Fortschritt schien aber in den letzten Tagen ein geradezu gewaltiger Kraftakt geworden zu sein. Trotzdem war Erik sich sicher, dass er seine Worte von vorhin jederzeit wiederholen und warten würde – bis Berger eine Entscheidung getroffen hatte.
„Sie sollten erwarten, dass ich ehrlich bin, wenn ich sage, dass ich nicht nur die vorgeschobenen Facetten mag. Sondern auch das, was ich bisher von dem Mann dahinter gesehen habe.“
Erik lächelte, als er der Versuchung nachgab und wenigstens mit dem Daumen über die Lippen strich, die er in Wirklichkeit nur zu gern geküsst hätte. Berger öffnete leicht den Mund. Für einen Augenblick glaubte Erik, er würde jetzt doch die nächste Ausrede hören – oder womöglich diese Zurückweisung, die er immer mehr zu fürchten begann. Aber Berger schwieg. Und so war es lediglich dessen warmer Atem, der über Eriks Daumen strich, der sein Herz erneut zum Rasen brachte.
Diesen Atem hätte er nur zu gern woanders auf seinem Körper gespürt. Ein Schauer wanderte über Eriks Rücken, arbeitete sich die Wirbelsäule entlang. Mit jedem weiteren Wirbel wurde aus dem Frösteln ein Kribbeln. Bis er das Gefühl hatte, als würde die Temperatur schlagartig um ein paar Grad ansteigen.
Da war wieder dieses Zittern unter Eriks Hand. Er blinzelte und trat einen Schritt zurück. Eigentlich widerstrebte es ihm, den Kontakt zu unterbrechen. Vor allem da Berger das bisher nicht selbst getan hatte. Merkwürdigerweise hatte Erik noch immer den Eindruck, als würde seine Hand kribbeln. Er räusperte sich und schloss sie zur Faust, um das komische Gefühl zu verdrängen.
„Ihnen ... ist kalt. Sie sollten sich abtrocknen“, meinte Erik mit heiserer Stimme.
Er machte einen Schritt zur Seite, um Berger durchzulassen. Der zögerte zwar kurz, lief danach aber tatsächlich zurück zu seinen im Sand liegenden Klamotten. Als er dort ankam, hielt Berger schon wieder inne, bevor er schließlich Eriks T-Shirt aufhob und kurz ausschüttelte.
Das sich schlagartig ausbreitende Gefühl, das zur gleichen Zeit durch Eriks Magen tobte, hatte er in den letzten Monaten selten verspürt. Selbst in den Jahren davor hatte er es nur bei wenigen Gelegenheiten genießen können. Ein gutes Gefühl, eines das Erik gerade in Bezug auf Berger gern viel häufiger verspüren wollte.
‚Es heißt Stolz‘, warf eine unerwartet hämische Stimme in seinem Kopf ein.
Vermutlich war das die einzige Bezeichnung, die wirklich darauf zutraf. Auch wenn das reichlich lächerlich erschien. Vor allem im Augenblick. Aber Erik war schließlich nicht stolz darauf, dass Berger sein billiges Shirt als Handtuch missbrauchte. Der Mann hatte ihm vertraut – genug um sich auszuziehen und ins Wasser zu gehen. Und irgendwie gehörte es dazu, dass er Eriks Angebot mit dem T-Shirt nicht ausschlug.
Trotzdem näherte Erik sich Berger nur zögerlich. Der schien ihn aber kaum zu beachten. Als mit einem Mal die nasse Unterhose über den runden Po gezogen wurde, blieb Erik beinahe das Herz stehen. Wie lange hatte er auf den Anblick gewartet? Und jetzt war er da. Einfach so.
„Fuck“, keuchte Erik gepresst.
Prompt zuckte seine Hand vor den Mund. Hoffentlich hatte Berger das nicht gehört. Hastig drehte er sich herum und starrte stattdessen aufs Meer. Warum wusste Erik selbst nicht. Immerhin zog der Kerl völlig freiwillig blank. Und da sollte er den Teufel tun und sich umdrehen. War ja nicht so, als ob Erik es jetzt nicht eh schon gesehen hätte. Der falsche Anstand war demnach ohnehin vollkommen unangebracht.
Also blickte Erik über die Schulter hinweg erneut zu Berger. Der beachtete ihn weiterhin nicht, zog sich stattdessen inzwischen die Jeans wieder an – ohne Unterhose darunter. Das verfluchte Pochen in Eriks Schritt wurde allmählich unangenehm drängend.
Berger war so ein Mistkerl! Das machte der doch mit Absicht. Genau wie die dämliche Pornopoesie, die Rollenbildscheiße und die Werther-Folter! Alles abgekartete Pläne, die nur eines zum Ziel haben konnten: Erik höchstpersönlich in den Wahnsinn zu treiben. Der Anblick in dieser Nacht war kurz davor, ihn endgültig über die Klippe zu drängen.
Und das auch noch mit Berger, der quasi in Armlänge vor ihm stand. Na gut, es waren zwei, drei Meter, aber die waren ja nun wirklich kein Problem. Was Eriks Körper in den nächsten Sekunden prompt unter Beweis stellte, denn mehr als die konnten nicht vergangen sein, bevor er auch schon hinter Berger stand. Diesmal tatsächlich auf Armeslänge.
„Sie sind fies“, brachte Erik mühsam zwischen zusammengepressten Zähnen heraus – darum bemüht, diesen letzten halben Meter nicht auch noch zu überbrücken und sein Versprechen zu brechen.
Keine Antwort. Stattdessen bückte Berger sich nach dem dämlichen Hemd. Und Erik wollte verdammt sein, wenn der Kerl dafür nicht extra die Beine durchdrückte, anstatt in die Knie zu gehen, damit dieses verfluchte Hinterteil sich ihm noch mehr entgegenstreckte.
„Echt, total, unheimlich, be...schissen ... fies!“
Endlich lachte Berger. Leise, verhalten, wenn auch nicht wirklich zurückhaltend. Trotzdem war es kein lautes, schallendes Lachen. Aber das wäre angesichts der fortgeschrittenen Stunde und zunehmenden Dunkelheit vielleicht auch nicht angemessen gewesen. Erik ließ den Blick von Bergers Rücken ein Stück weiter nach rechts wandern. Die Beleuchtung auf der Promenade wirkte deutlich dunkler als zuvor. Es dauerte jedoch zwei, drei Sekunden, bis ihm auffiel, dass nur noch jede zweite der Straßenlaternen brannte.
„Sagten Sie nicht eben, ich brauche mich vor Ihnen nicht zu verstecken?“
Erik räusperte sich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Berger direkt zu. Der setzte sich mit einem übertrieben theatralischen Seufzen in den Sand und ließ sich von dort auf den Rücken fallen. Das noch immer offene Hemd fiel an beiden Seiten locker zu Boden. Die Ärmel waren ungewohnterweise nach oben gekrempelt. Mit der linken Hand auf der nackten Brust schloss Berger die Augen.
‚Hat er sich entschieden?‘
Etwas in Erik begann bereits freudig auf und ab zu hüpfen. Trotzdem versuchte er, sich das nicht anmerken zu lassen. Bisher hatte Berger schließlich nichts dazu gesagt. Und ehrlicherweise erhoffte Erik sich das auch für die heutige Nacht nicht. Stattdessen mahnte er sich selbst zur Geduld und setzte sich im Schneidersitz neben Berger in den Sand.
Eriks Blick hing jedoch noch immer an dem mit einem Mal deutlich friedlicher und entspannter wirkenden Gesicht. Scheinbar hatte die Sache mit dem Wasser tatsächlich geholfen. Ein kurzer Schauer jagte Erik über den Rücken, während er versuchte, sich vorzustellen, wie es sich für Berger anfühlen würde. Nachdem er die ersten kalten Fühler der Panik in sich hinaufkrabbeln fühlte, schüttelte Erik schnell den Kopf und fing an, nach etwas anderem zu suchen, auf das er sich konzentrieren konnte.
Berger schwieg weiterhin, der Atem ruhig und gleichmäßig. Für eine Sekunde fragte Erik sich, ob der Kerl etwa eingeschlafen war. Wirklich wütend konnte er über den Gedanken aber nicht werden. Im Gegenteil. Wenn Erik genauer darüber nachdachte, hatte Berger in den letzten Stunden durchaus müde gewirkt. Hier am Strand zu schlafen wäre zwar vermutlich nicht sonderlich bequem, aber das war schließlich nicht seine Entscheidung.
Langsam wanderte Eriks Blick über den fast nackten Oberkörper vor ihm. Dabei war es allerdings nicht die selbst jetzt noch deutlich sichtbare Narbe, die seinen Blick auf sich zog – jedenfalls nicht sofort. Da waren zwei wesentlich interessantere Stellen, die sich gen Himmel streckten.
„Ihnen ist immer noch kalt“, sagte Erik schließlich – den Blick starr auf Bergers Brust gerichtet. „Sie sollten das Hemd zumachen.“
„So kalt ist es nicht“, murmelte der träge.
„Ja ...“, brachte Erik heiser heraus, während er verstohlen eine Hand in seinen Schoß schob, um wenigstens so zu tun, als würde er dem erneut stärker werdenden Pochen dort unten entgegenwirken zu wollen. „Ist ziemlich heiß für die Uhrzeit.“
„Setzt das Chaos schon wieder ein?“, fragte Berger mit einem Mal vollkommen ernst.
Nachdem Erik sich gezwungen hatte, Berger ins Gesicht zu sehen, bemerkte er, dass dieser inzwischen den Kopf gedreht hatte und mit einem geöffneten Auge zu ihm blickte.
„Nicht wirklich Chaos“, gab Erik mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln zu.
„Entschuldigung.“
Erik blinzelte verwirrt und versuchte zu verstehen, warum Berger sich entschuldigte. War doch nicht dessen Schuld, dass sein dummer, offenbar zu hormongesteuerter Körper ihn weiterhin zu betrügen drohte. Obwohl Erik längst über diesen Zustand pubertärer Dauergeilheit hinaus sein wollte. Bevor er nachfragen konnte, fielen ihm jedoch Bergers Worte vom Vorabend ein. Darüber, dass sowohl Hanna als auch er selbst deutlich weniger Probleme hätten, wenn ein anderer Lehrer sie auf diese Fahrt begleiten würde.
„Es ist nicht Ihre Schuld“, gab Erik verhalten zurück – nicht sicher, ob er damit die eigenen Gedanken oder Bergers Entschuldigung beantwortete.
„Wirklich nicht?“
Irgendwie klang das weniger nach der Frage, die es sein sollte, sondern mehr wie eine Feststellung. Der Stein in Eriks Magen, der ihm in den letzten Tagen, Wochen, Monaten schon so oft Schmerzen bereitet hatte, fing bereits an, sich zu formen. Er schluckte und schüttelte den Kopf.
„Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Sie können nicht für jedes Arschloch, das sich Ihnen gegenüber falsch verhält, die Verantwortung übernehmen.“
Erik senkte den Blick und sah auf die Narbe, die quer über Bergers Brust bis zur Hüfte verlief. Wer auch immer das getan hatte, die beiden mussten sich direkt gegenübergestanden haben. Wie automatisch zuckte Eriks Blick zu Bergers linkem Arm. An der Außenseite des Unterarms war nichts zu sehen, außer ein paar fast verheilten Striemen von ihrer Wanderung durch den französischen ‚Urwald‘.
„Haben Sie sich deshalb nicht gewehrt?“, fragte Erik nachdenklich.
Als nicht sofort eine Antwort kam, richtete er den Blick wieder auf Bergers Gesicht. Der sah scheinbar emotionslos zurück. Trotzdem hätte Erik schwören können, dass da etwas in dem gut aussehenden Köpfchen tobte, das bewusst nicht herausgelassen wurde.
War es Wut? Scham? Oder am Ende doch Angst? Dabei sollte Letzteres zwischen ihnen beiden keine Rolle mehr spielen. Hatte Erik das immer noch nicht deutlich genug gemacht? Oder glaubte Berger ihm nicht?
„Da sind keine Spuren an ihrem Arm. Sie ... haben es einfach zugelassen.“
Berger schwieg.
In Eriks Bauch rumorte es stetig heftiger, während ein anderer Gedanke hinzukam: „Oder konnten Sie sich nicht wehren?“
Viel entscheidender wäre an diesem Punkt wohl gewesen, ob Erik wirklich die Antwort darauf wissen wollte. Letztendlich waren beide Alternativen gleich furchtbar. Entweder das Arschloch hatte Berger irgendwie außer Gefecht gesetzt, um ihm das anzutun, oder der Sturkopf hatte es freiwillig geschehen lassen. Wobei Erik ihm Letzteres sogar zutrauen würde. Was die Sache noch schlimmer machte.
„Eine Illusion von Liebe, die nur in Qualen enden wird.“
Hatte Berger das nicht letzte Nacht gesagt? Genauso, wie er gemeint hatte, dass die Narben an seinem Körper ihn an Menschen erinnern würden, die ihm einst etwas bedeutet hatten.
„Haben Sie dieses ... den Kerl, der das getan hat, geliebt?“, presste Erik heiser heraus, während er mit der Hand vage in Richtung von Bergers Brust deutete.
Ein Schmunzeln wanderte kurzzeitig über dessen Lippen, bevor den Kopf erneut wegdrehte und die Augen schloss. „Nein. Ich denke nicht, dass man es so nennen kann.“
Erik runzelte die Stirn. Wie war das denn zu verstehen? Vielleicht lag es an der späten Stunde, aber er konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen. Also fragte er erneut nach: „Warum haben Sie sich dann nicht gewehrt?“
Berger kniff die ohnehin geschlossenen Augen noch fester zusammen. „Ich war naiv und dachte ... wir würden auf der gleichen Seite stehen“, gab er kaum hörbar irgendwann zurück.
Erik war sich nicht sicher, warum er weiter nachhakte. Immerhin hatte er eine Antwort bekommen – was schon deutlich mehr war, als er beim Stellen der Frage erwartet hätte.
„Lebt er noch?“
Berger schwieg. Die inzwischen fest aufeinandergepressten Lippen gefielen Erik jedoch gar nicht. Verständlicherweise war er hier in ein Themengebiet geraten, das er wohl besser unangetastet gelassen hätte. Letztendlich ging es ihn vermutlich nicht einmal etwas an. Aber Erik wollte mehr wissen. Alles. Verstehen, was Berger zu diesem so faszinierend widersprüchlichen Menschen gemacht hatte.
„Tut mir leid“, murmelte Erik verhalten, woraufhin ihn ein weiterer kritischer Blick traf. „Es ist für Ihren Schüler vermutlich nicht ... angemessen, so etwas zu fragen. Oder?“
Das Lächeln, das er daraufhin erntete, beruhigte Eriks noch immer aufgeregt schlagendes Herz – und machte den Stein in seinem Magen ein paar Kilogramm leichter. Schließlich hatte Berger ihn sicherlich nicht hierher mitgenommen, um sich noch mieser zu fühlen.
Der Gedanke erinnerte Erik daran, dass sie inzwischen schon eine Weile hier waren. Wahrscheinlich keine Stunde bisher, aber trotzdem war es vermutlich besser, sie würden endlich den Rückweg antreten. Schließlich würden sie morgen wieder gen Heimat fahren. Ausgeschlafen musste dafür zwar keiner von ihnen sein. Allerdings wäre es dumm, Frau Farin ausgerechnet am letzten Abend dieser Fahrt noch weiteren Zündstoff für ihre Spekulationen zu liefern.
‚Sie muss hiervon ja nichts erfahren‘, sagte Erik sich selbst. Gleichzeitig war er sich allerdings nur zu bewusst, dass bei seinem Glück jeden Moment irgendjemand aus dem Kurs hier auftauchte und damit die Stimmung endgültig versaute.
„Würde Ihnen die Frage auch leidtun, wenn sie nicht unangemessen wäre?“
Für einen Moment war Erik zu irritiert, um die Worte verarbeiten zu können. Geschweige denn darauf antworten. Er drehte den Kopf, um Berger ins Gesicht sehen zu können, aber dessen Augen waren noch immer geschlossen.
„Wenn es nicht unangemessen wäre, würde ich Ihnen viel mehr stellen. Allerdings zu anderen Themen“, gab Erik mit einem zögerlichen Lächeln zurück.
„Ach ja?“
Bergers Murmeln klang zunehmend schläfriger. Wieder war sich Erik nicht sicher, ob er vorschlagen sollte, dass sie zur Herberge zurückkehren. Vermutlich wäre das besser. Aber dort würde jeder von ihnen in sein eigenes Zimmer gehen, alleine ins Bett fallen. Und wenn Erik Pech hatte, würde Berger am nächsten Morgen diese Nacht ignorieren.
Also schwieg er und starrte stattdessen auf das zunehmend entspannter wirkende Gesicht dieses oft so widersprüchlich erscheinenden Mannes. Eine gemeinsame Nacht mit Berger hätte Erik sich vor ein paar Wochen noch anders ausgemalt.
‚Es ist ein Anfang.‘