45 – Abgekühltes Temperament
Vielleicht hätte Erik Berger folgen sollen. Obwohl das natürlich reichlich dämlich wäre, denn realistisch betrachtet gab es dafür keinen Grund. Zumindest versuchte Erik sich das eine Zeit lang einzureden, während er weiterhin am Picknicktisch saß und dem Mann hinterherstarrte, anstatt neben ihm zu laufen. Eriks Augen folgten dabei automatisch jeder Bewegung. Registrierten, dass die Schritte abgehackt wirkten, nicht flüssig, wie das sonst im Unterricht stets der Fall gewesen war.
‚Ein angeschossener Tiger, keine tödliche Raubkatze‘, gab der Quälgeist als Bildnis zum Besten und entlockte Erik damit zwar ein genervtes Stöhnen, aber ebenso ein Lächeln.
Denn dass Berger durchaus eine gefährliche Seite zu haben schien, drohte schon wieder ein dezentes Pulsieren in Gang zu setzen. Eines, das Erik im Moment nicht brauchen konnte. Um ebenso der zweiten Anweisung zu gehorchen, kaute er nebenbei lustlos auf einem der Brote herum, die er sich am Morgen eingepackt hatte. Dabei ließ er Berger jedoch weiterhin nicht aus den Augen.
Ein Grollen war zu hören und Erik für eine Sekunde nicht sicher, ob das aus seinem rumorenden Bauch oder der eigenen Kehle kam. Nur um kurz darauf festzustellen, dass es scheinbar überhaupt nicht von ihm, sondern von oben kam. Besorgt wanderte Eriks Blick für einen Moment von der den Berg hinaufeilenden Gestalt zum Himmel darüber. Die düsteren Wolken schienen stetig schneller und dunkler aufzuziehen.
„Die sollten sich besser beeilen“, murmelte Erik verhalten und packte den Rest des Essens wieder ein. Der Appetit war ihm vorerst vergangen.
Vom See her waren Rufe zu hören, als Frau Farin den anwesenden Teil des Kurses aufforderte, ihre Sachen anzuziehen und sich einen Unterstand zu suchen. Wie automatisch glitten Eriks Augen suchend über die Reihen seiner Mitschüler. Ein paar Nachzügler trafen eben zügigen Schrittes aus Richtung des Berges ein. Scheinbar hatte sich der größte Teil der Gruppe um Frau Hirvi jetzt doch etwas beeilt. Als Erik klar wurde, dass somit nur noch drei Leute fehlten, zog sich sein Magen zusammen.
„Gehen Sie bitte alle zu den Umkleiden“, rief Frau Farin erneut und sah Erik diesmal direkt an.
Die Aufforderung war unmissverständlich. Trotzdem kam er ihr nur unter Zähneknirschen nach. Hier draußen herumzustehen wäre reichlich dämlich – und unnütz. Denn dummerweise konnte Erik schon wieder gar nichts machen. Ein weiteres Mal stand er lediglich nutzlos herum, ohne etwas tun zu können.
Die übrigen verbliebenen Badegäste fingen ebenfalls hektisch an zu packen. Als wenige Minuten später die ersten Tropfen fielen, war Erik wie angeordnet zusammen mit dem Rest des Kurses unterwegs in Richtung der Umkleiden. Neben dem winzigen – aber bereits völlig überfüllten – Café boten diese den einzigen nennenswerten Schutz vor dem Regen.
Den Punkt der Anweisungen, bei dem sie sich in die jeweils ‚richtige‘ Umkleide hätten verziehen sollen, ignorierten die meisten jedoch geflissentlich. Am Ende verteilten sie sich wohl einigermaßen gleichmäßig auf die beiden Hütten – allerdings definitiv nicht nach Geschlechtern getrennt.
„Oh, Mann. Ich hoffe, der Bus kommt bald“, hörte Erik hinter ihm irgendeines der Mädchen jammern.
Die daraufhin einsetzende Diskussion über die hygienischen Zustände einer unbewachten Herrenumkleide samt Klo an einem Badestrand ignorierte er. Genauso wie den Rest der Gespräche.
Stattdessen stand Erik an der offenen Tür und sah in die Richtung Straße. Von der Umkleide aus war diese allerdings schlecht einsehbar. Zumal die Wolken immer mehr Tageslicht zu schlucken schienen. Blitze zuckten über den Himmel. Nur wenig später ertönte heftiger Donner. Aus dem Inneren der Hütte kam ein kurzer Schrei, gefolgt von hämischem Lachen – und weiteren Diskussionen.
„Kindergarten ...“, murmelte Erik.
Der Wind nahm zu, während mehr Blitze über den Himmel zuckten. Vermutlich bildete er sich das ein, aber Erik hätte schwören können, dass mit jedem dieser zuckenden Lichter, das über den Himmel fuhr, der Abstand zum Donner geringer wurde. Große Regentropfen klatschten auf die Steinplatten, die den Weg zur Umkleide markierten. Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten stand dieser quasi unter Wasser.
Der Regen kam so schnell und heftig, dass der Boden es nicht schaffte, alles aufzunehmen. Mit jedem weiteren Tropfen, der in die Pfützen einschlug, schien sich auch Eriks Herzschlag zu beschleunigen. Es war albern und vermutlich lächerlich, aber seine Sorge wuchs mit jeder verstreichenden Minute. So schnell und heftig wie dieses Gewitter gekommen war, wirkte es wie ein böses Omen.
„Abgewiesene Frauen können verdammt ... gefährlich ... werden.“
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel. Tatsächlich fühlte es sich aber an, als wäre er direkt in Eriks Magen eingeschlagen. Die unheimliche Kulisse der über dem See zuckenden Blitzen, der Regen und dazu Sophies Worte. Nicht zu vergessen, dass Berger weiterhin da draußen war. Und das Einzige, was – hoffentlich – zwischen dem Sturkopf und Hanna stand, war Frau Hirvi. Denn alle anderen aus ihrer Gruppe waren inzwischen angekommen.
Das Reißen an Eriks Eingeweiden wurde stärker.
‚Das ist Unsinn‘, sagte er sich selbst, konnte das stetig unangenehmer werdende Gefühl damit dennoch nicht beruhigen. ‚Was sollte Hanna da oben schon anstellen?‘
So genau wollte Erik darüber lieber nicht nachdenken. Am Ende würden ihm genug Grausamkeiten einfallen, die jemand Berger antun könnte. Schließlich hatte er selbst vor ein paar Monaten das eine oder andere dahingehend bereits skizziert.
‚Hanna ist nicht so krank wie du, egal was Sophie sagt.‘
Das ungute Gefühl wollte allerdings trotzdem nicht verschwinden. War ja nicht so, dass Erik Menschen sonderlich gut einschätzen konnte. Und Frauen sowieso nicht. Er drehte den Kopf und sah in das Innere der Umkleide. Sophie war nicht hier, genauso wenig wie Frau Farin. Wenigstens fehlten Sandro und Ines ebenfalls. Die übrigen Mitschüler saßen am Boden, unterhielten sich leise, einige lachten und scherzten darüber, dass sie nach dieser Fahrt garantiert mehr zu erzählen haben würden als jeder andere Kurs.
Von Zeit zu Zeit waren erschrockene Rufe von einem der Mädchen zu hören, wenn ein Blitz mit besonders lautem Donnerschlag die Luft zerriss. Danach lachten einige der Jungen, andere schienen die günstige Gelegenheit zu nutzen, um sich feixend als Beschützer anzubieten. Nur um von den Mädchen eine kichernde Abfuhr erteilt zu bekommen.
Erik sah wieder nach draußen, versuchte, durch die Wand aus strömendem Regen bis zur Straße zu blicken. Warum waren sie noch nicht da? Berger hatte sicherlich keine fünfzehn Minuten gebraucht, um dort hochzulaufen. Sollten die nicht langsam wieder hier sein?
Aus dem Augenwinkel sah er erneut ins Innere der Umkleide. ‚Keiner macht sich Gedanken darum‘, wurde Erik klar, während sich der Knoten in seinem Bauch noch fester zog.
„Hey, es zieht allmählich, mach doch mal die Tür zu“, jammerte es irgendwann von drinnen.
Er drehte sich weiter um und starrte seine Mitschüler finster an, als er antwortete: „Berger und die anderen beiden fehlen noch.“
„Die können die Tür ja wohl selbst aufmachen“, kam es sofort zurück.
Vermutlich war es tatsächlich albern hier zu stehen. Was sollte Erik schon tun? Selbst wenn Berger mit den beiden Frauen plötzlich vor ihm auftauchen würden – mehr, als zur Seite zu treten und sie reinzulassen, konnte er ohnehin nicht machen.
Schon wieder zog sich der Knoten um Eriks Magen fester. Dieses beschissene Gefühl, nur danebenzustehen, obwohl er mittendrin sein sollte. Wohlgemerkt nicht in dem verdammten Gewusel, dem kindischen Gelächter und der übertriebenen Albernheit, die in der Umkleide herrschte.
Also trat Erik hinaus und schloss die Tür hinter sich. Der Überhang vom Dach reichte aus, damit er nicht völlig durchnässt wurde. Mit glasigen Augen starrte er auf die immer nasser werdenden Turnschuhe, den innerhalb weniger Minuten durchgeweichten Verband.
‚Wieso kannst du nicht einfach mal normal sein?‘
Stimmen waren zu hören, aber er konnte die Worte nicht ausmachen. Trotzdem hob Erik den Kopf und erkannte ein Stück weiter in Richtung See eine Gruppe von Leuten. Ehe er seinen Puls bremsen konnte, schoss der schon wieder in die Höhe. Sie waren zu dritt. Berger und Frau Hirvi, links und rechts an Hannas Seite, jeweils ein Arm über der Schulter, trugen sie diese schon fast. Suchende Blicke wanderten umher, schienen unsicher, wo der Rest ihrer Gruppe abgeblieben war.
„Hier drüben“, rief Erik automatisch, während er bereits die Tür zur Umkleide öffnete.
„Mach endlich die verdammte Tür zu, Erik!“, schallte es umgehend aus dem Inneren zurück.
„Sie sind da“, entgegnete er ruhig, folgte trotzdem der Anweisung.
Anstatt zu ihnen zu kommen, lenkte Berger die Gruppe zur zweiten Umkleide. Schon konnte Erik spüren, wie das verfluchte Brennen in seinen Eingeweiden aufloderte. Als Frau Hirvi und Hanna drinnen waren, nahm Berger jedoch den Rucksack ab und reichte jemanden, den Erik nicht sehen konnte, die Erste-Hilfe-Tasche.
Ein paar Sekunden später stand der Sturkopf endlich vor Erik. Durchgeweicht von oben bis unten. Das verdammte Hemd klebte geradezu an Bergers Oberkörper, zeichnete Muskeln nach, von deren Existenz Erik dank des so verflucht eng sitzenden Badeshirts inzwischen ja bereits genug gesehen hatte. Aber das hier war anders, denn durch das dunkle Blau schimmerte es dank des Regens an einigen Stellen heller hindurch.
Wie automatisch zuckte Eriks Blick über Bergers Rumpf, versuchte, zu erkennen, ob irgendwo etwas anderes hindurchschimmerte. Aber da war nichts – zumindest nichts, das hervorstach. Kein einziger dunkler oder gar farbiger Streifen, der auf ein Tattoo aus Jugendzeiten hindeuten könnte.
„Tut mir leid, Sie zu enttäuschen“, meinte Berger auch schon mit ausgesprochen amüsiert klingender Stimme.
„Tun Sie nicht“, platzte es sofort aus Erik heraus. Ein eigenes Grinsen konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. „Aber wenn Sie das Hemd ausziehen, ist die Begeisterung definitiv größer.“
Berger schnaubte amüsiert und drängelte sich an Erik vorbei in die Umkleide. Im Gegensatz zu den vorherigen Rufen kam diesmal kein Genöle darüber, dass die Tür geöffnet wurde. Stattdessen gut gelaunte Ausrufe, die ihren Lehrer begrüßten und fragten, ob sie den Erzählungen des Tages einen Beinbruch oder ähnlich Spektakuläres hinzufügen könnten.
„Scheinbar nur ein verstauchter Knöchel“, meinte Berger belustigt und trat neben die Tür, damit Erik ihm folgen konnte.
Da es vermutlich reichlich unangemessen rüberkommen würde, wenn er sich neben seinen Lehrer stellte, um den wenigstens mit den Blicken weiter auszuziehen, verzog Erik sich ein Stück in den Raum, in Richtung der Waschbecken. Berger ließ er trotzdem nicht aus den Augen. Der blieb bei der Tür, stellte den Rucksack auf den Boden und kramte kurz darin rum. Anstatt tatsächlich etwas herauszuholen, verzog er jedoch ein Stück weit angewidert das Gesicht und schloss ihn anschließend wieder.
Erst als Berger sich die nassen Haare aus der Stirn wischte, wurde Erik klar, dass der Kerl vermutlich ein Handtuch gesucht hatte. Die Pfütze, die sich unter dem Rucksack sammelte, dürften dafür sprechen, dass man dort nichts Trockenes mehr finden konnte.
Das klingelnde Handy, das Berger aus der Hosentasche der Jeans zog, schien allerdings einigermaßen trocken geblieben zu sein. Zumindest tat es seinen Dienst. Die drei gemurmelten Worte, die der Kerl herauspresste, ließen aber keine Rückschlüsse darauf zu, wer wohl am anderen Ende war.
„Der Bus ist da“, meinte Berger, sobald das Handy wieder verstaut war.
Er öffnete die Tür nach draußen, um sich umzusehen. Als Erik hinter ihn trat, konnte er sehen, dass das Gewitter scheinbar bereits nachließ.
‚Nur ein Sommergewitter ...‘, dachte er bei sich.
Berger drehte sich herum und schreckte kurz zurück, nachdem er vermutlich nicht mehr als Eriks Brustkorb vor sich sah. Das dezente Grinsen konnte Erik sich nicht verkneifen. Monatelang hatte er versucht mit reichlich unangemessenen Aufsätzen eine Reaktion aus dem Kerl zu kitzeln. Und ausgerechnet hier auf dieser beschissenen Wanderung schien er die permanent zu bekommen. Dabei legte er es heute gar nicht darauf an.
„Der Regen lässt nach. Gehen wir“, rief Berger stattdessen um Erik herum in die Umkleide.
Grummeln, Jammern, aber auch zufriedene Rufe, dass sie endlich von hier wegkommen würden, waren die Folge. Hinter Erik raschelte es, als die übrigen Schüler sich aufrappelten und zur Tür kamen. Sein eigener Blick war jedoch schon wieder getrübt. Da waren diese verflixten Tropfen, die aus Bergers Haaren über die Schläfe und die Wange hinab liefen, am Hals entlang in Richtung Brustbein.
Und mit einem Mal war da nur noch dieser Gedanke in seinem Kopf, dass er der Spur folgen wollte. Nicht mit den Augen – oder den Fingern. Das Hämmern in Eriks Brust wurde stärker, während er sich vorstellte, wie seine Lippen über dieses deutlich zu jung aussehende Gesicht glitten. Seine Zunge würde am Hals entlang geführt werden, so weit das verdammt noch einmal zu hoch geschlossene Hemd es zuließ. Ein verheißungsvolles Pulsieren breitete sich in Erik aus, das sich von der Brust aus in jeden verfluchten Winkel seines Körpers vorarbeitete. Scheiß auf Konvention oder Regeln. Berger konnte ihm sonst etwas erzählen, aber sicher nicht, dass er es nicht genauso wollte.
‚Kommt das Zittern von den nassen Klamotten oder ...?‘
Warum konnte der Sturkopf nicht zugeben, dass er auf ihn stand? Diese beschissene Lehrer-Schüler-Sache war doch nur eine Ausrede. Die Prüfungen waren vorbei. Von ‚Abhängigkeitsverhältnis‘ konnte man ja kaum weiterhin sprechen. Oder war das alles nur Einbildung? War das am Ende Eriks krankes Hirn, das ihm vorspielte, Berger wäre lediglich ein sturer Esel? Sein Herzschlag beschleunigte sich weiter, diesmal jedoch weniger durch Erregung, denn von Unsicherheit getrieben.
‚Scheiße!‘, fluchte Erik innerlich erneut. Er wollte sich nicht mehr so fühlen. Diese ständige Sorge darüber, ob das, was er dachte oder tat, ‚richtig‘ – ‚anständig‘ – war. ‚Das soll aufhören!‘
„Hey, Hoffmann, mach mal Platz“, rief jemand hinter ihm.
„Halt’s Maul, Justin“, zischte Erik gereizt zurück und überraschte damit vermutlich nicht nur seinen angesprochenen Mitschüler. Prompt zuckte der eigene Blick nach oben und traf auf ihn verwundert anstarrende Augen. „Da steht noch jemand“, fügte Erik schließlich mit rauer Stimme hinzu.
Etwas in ihm wollte nach vorn drängeln, Berger gegen den beschissenen Türrahmen pressen und sehen, wie der reagierte. Aber kaum war der Gedanke in Erik aufgekommen, zuckte er innerlich zusammen. Die Bilder aus dem Flur in ihrer Hütte kamen wieder hoch. Mit ihnen aber auch die Unsicherheit, ob Erik sauer sein sollte, weil er sich nicht wirklich daran erinnerte, was passiert war. Oder ob es am Ende nicht womöglich besser war, dass er es vergessen hatte.
‚Berger behauptet, du hast nichts getan.‘
Das, woran Erik glaubte, sich zu erinnern, hätte er selbst nicht als ‚nichts‘ eingestuft. Also musste es Einbildung sein. Oder?
„Versuchen Sie einigermaßen geordnet zum Parkplatz zu laufen, dort wartet der Bus.“
Damit trat Berger, dicht gefolgt von Erik, nach draußen. Sie hatten kaum drei Schritte vor die Tür getan, da hörte der Regen endgültig auf. Und als wäre das nicht genug, kam auch noch prompt ein Sonnenstrahl zwischen den Wolken hindurch. Dass dieser Bergers nasse schwarze Haare merkwürdig glitzern ließ, setzte dem Ganzen die Krone auf.
‚Geht’s noch kitschiger?‘
Vermutlich war die Antwort darauf ‚ja‘ – garantiert sogar. Aber irgendwie setzte der beschissene Gedanke schon wieder Eriks Puls in Gang. Denn das verfluchte Hemd klebte weiterhin an Bergers Oberkörper. Leider nur halb so durchsichtig, wie Erik es sich gewünscht hätte. Im Unterricht waren die Hemden nicht selten weiß oder wenigstens hellgrau gewesen.
‚Da hätte man heute vermutlich so einiges hindurch erkennen können.‘
Zumindest, falls Berger tatsächlich etwas unter den verdammten Dingern versteckte.
Die Meute hinter Erik drängte aus der Umkleide. Aus der anderen Hütte strömte der Rest des Kurses, samt der beiden Lehrerinnen, ebenfalls in Richtung Parkplatz. Erik zögerte einen Moment, bevor er den Übrigen folgte. Als er am Bus eintraf, stand Berger neben der Tür. Seine beiden Kolleginnen waren nicht zu sehen – auch nicht als Erik in Richtung der Umkleiden sah. Von dort kam niemand mehr, vermutlich war der Rest bereits im Bus oder in der Schlange davor. Also stellte Erik sich ebenfalls an und rückte Schritt für Schritt näher in Richtung Bus.
Vor ihm waren nur noch fünf Leute, als Erik plötzlich etwas einfiel. Einer spontanen Eingebung folgend zog er hastig den Rucksack vom Rücken und zerrte sein Handtuch heraus. Als er schließlich an der Tür des Busses und somit neben Berger stand, hielt Erik es diesem einfach vor die Nase.
„Bin sicher, die Fahrer sind nicht begeistert, wenn Sie ihre Sitze einsauen.“ Prompt wanderten Bergers Augenbrauen nach oben. ‚Schon wieder eine Reaktion‘, zuckte es Erik durch den Kopf und er konnte nicht anders, als deshalb zu grinsen. „Wobei mir durchaus Wege einfallen würden, wie ...“
„Danke, Herr Hoffmann“, zischte Berger, riss Erik förmlich das Handtuch aus den Fingern und schob ihn in den Bus. „Setzen Sie sich, damit wir losfahren können.“