37 – Langweilige Warterei
Sie verließen die Landstraße und ein paar Kilometer weiter hielt der Bus irgendwann mitten auf der Straße neben einigen halbzerfallen aussehenden Häusern an. Zumindest bestand wenig Gefahr, dass sie hier im Weg standen, denn es sah nicht aus, als ob öfters jemand vorbeikommen würde.
‚Absolut nichts von Interesse hier‘, sagte Erik sich, während er versuchte, ebensolches für die paar Häuser am Straßenrand aufzubringen. ‚Wenigstens bleibt ihr nicht lange.‘
Bevor Erik genauer darüber nachdenken konnte, raschelte es neben ihm. Etwas verwundert sah er nach links, wo Berger sich den Rucksack schnappte und als einer der Ersten aus dem Bus stürmte. Erik atmete einmal tief durch, um nicht laut zu seufzen. Der Felsbrocken in seinem Bauch wurde schon wieder schwerer. Noch deutlicher konnte Berger ja nicht vor ihm weglaufen.
„Alle bleiben in der Nähe des Busses“, rief Frau Farin in diesem Moment lautstark und stieg anschließend ebenfalls aus.
Um nicht schon wieder im Gedrängel festzuhängen, nahm Erik sich den eigenen Rucksack und schob sich aus der Sitzreihe heraus. Kaum aus dem Bus raus, sah er sich suchend nach dem schwarzen Haarschopf um, den er in den letzten Monaten oft genug beobachten konnte. Allerdings war von Berger keine Spur zu entdecken.
‚So viel dazu, dass alle in der Nähe des Busses bleiben sollen‘, dachte Erik bei sich. Zumindest musste man Berger zugutehalten, dass der die Anweisung ja nicht mehr gehört hatte. ‚Ja, weil er es gar nicht abwarten konnte, von dir wegzukommen.‘
Der Felsbrocken in Eriks Magen wurde immer schwerer. Vielleicht sollte er sich von dem Mann besser erst einmal fernhalten.
„Manche Sachen sind es wert, dass man sie nicht aufgibt.“
Erik schluckte und versuchte erneut, Berger unter den herumstehenden Leuten auszumachen. Tatsächlich entdeckte er ihn diesmal, wie er gerade hinten um den Bus herumtrat und sich wie selbstverständlich wieder der Gruppe anschloss.
Aus dem Augenwinkel konnte Erik sehen, dass Frau Farin auf der anderen Seite des Busses mit einem der Fahrer sprach. Ihre Kollegin zählte wieder die Gruppe durch, was ziemlich unsinnig erschien, immerhin waren sie gerade erst ausgestiegen. Andererseits schien die Aussicht, mit dem Bus in die Herberge zurückzukehren und sich dort alleine einen schönen Tag zu machen, zunehmend verlockender. Erik lugte zu Berger.
Der stand mit den Händen in den Hosentaschen weiterhin neben dem hinteren Teil des Busses und schien sich nicht beteiligen zu wollen. Leider würde Berger sich im Moment kaum überreden lassen, mit Erik zusammen in diesen Bus zu steigen und die Wanderung zu schwänzen. Wobei das ja vielleicht wenigstens eine Gelegenheit bieten würde, um sich zu entschuldigen. Für was auch immer Erik letzte Nacht verbockt hatte.
‚Als ob der da mitmachen würden.‘
Ja, das war wohl definitiv der nicht ganz so durchdachte Teil an dieser Idee. Und Eriks Stimmung damit mal wieder im Keller.
Frau Farin verabschiedete sich von den Fahrern, die daraufhin einstiegen und mit dem Bus abfuhren. Sie standen nun also wirklich am Arsch der Welt, ohne Aussicht möglichst schnell von hier wegzukommen. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht langsam losliefen. Die geplante Strecke war glücklicherweise nicht lang.
Die Ersten wollten sich offenbar bereits auf den Weg machen, als Frau Hirvi sie wieder zurückrief: „Bleiben Sie bitte hier, bis wir wissen, wo genau wir lang müssen.“
Erik seufzte und fühlte sich einmal mehr daran erinnert, dass die Frau normalerweise nur die Kunstklassen in der Unterstufe unterrichtete. ‚Den Kurs in der Oberstufe hat die doch nur bekommen, weil Frau Prerowa letztes Jahr unbedingt schwanger werden musste.‘
Als Erik zu Berger zurücksah, stand der weiterhin gelangweilt mit den Händen in den Hosentaschen am Rand der Gruppe. Hanna hielt sich bisher glücklicherweise abseits. Stattdessen hatten sich zwei ihrer Mitschüler zu Berger vorgewagt und redeten leise flüsternd auf ihn ein.
Vermutlich sagten die beiden genau das, was der Rest des Kurses dachte: Warum zum Teufel stand Berger da einfach rum, anstatt dafür zu sorgen, dass sie zu dem blöden See kamen? Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und deutete auf Frau Farin, die mit ihrem Handy am Straßenrand stand und offensichtlich etwas darauf suchte.
‚Wenn die jetzt erst den Weg suchen muss, wird sich das nicht in der geplanten Stunde erledigt haben.‘
Anderen wurde die Warterei ebenfalls zu blöd und sie fingen an, den Umkreis, in dem sie sich verteilten, sukzessive zu vergrößern. Kiesel wurden in der Gegend herumgetreten, das Gequatsche der Mädchen wurde lauter, generell setzte stetig größere Unruhe ein, die bei den beiden Lehrerinnen zu nervösen Blicken in Richtung Berger führte. Die hochgezogenen Augenbrauen bei dem verhießen nichts Gutes, jedenfalls nicht, wenn es darum ging, dass sie hier bald wegkamen.
‚Man könnte meinen, der ist einfach nur bockig ...‘, kommentierte Eriks mentaler Quälgeist, fand das aber gar nicht so uninteressant.
Dummerweise wurde seine eigene Unruhe ebenfalls größer. Je schneller sie diese dämliche Wanderung hinter sich hatten, desto eher fand sich hoffentlich eine Gelegenheit, ein weiteres Mal mit Berger über letzte Nacht zu sprechen. Und dass da Redebedarf da bestand, konnte niemand bestreiten. Nicht einmal der Sturkopf von Lehrer.
Nach gut zehn Minuten stand bis auf Erik und Berger keiner aus der Gruppe mehr am ursprünglichen Platz. Die meisten saßen inzwischen gelangweilt am Straßenrand oder tigerten unruhig auf und ab.
„Wie lange dauert das denn noch?“, hörte Erik eine genervte Stimme von links.
„Lass sie in Ruhe, Sandro“, keifte Ines angepisst zurück. Etwas überrascht ob des harschen Tones, sah Erik zwischen den beiden hin und her.
‚Ärger im Paradies?‘
Erneut stiegen Bilder in ihm auf, von denen Erik hoffte, dass sie aus letzter Nacht stammten. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, dass der Affenkönig bei irgendeiner Gelegenheit mal derartig besoffen von Luca und Oliver gehalten worden war.
Sandro verzog missmutig das Gesicht. Erik musste sich ein hinterhältiges Grinsen verkneifen, denn wie Berger zu Beginn der Fahrt festgestellt hatte, war Schadenfreude kein sonderlich netter Charakterzug. Zumal Erik Sandro dummerweise recht geben musste. Genau wie diverse andere Stimmen, die zunehmend lauter wurden und danach verlangten, dass sie sich endlich in Bewegung setzten.
Mit verkniffenem Gesicht stapfte Sandro an Ines vorbei auf die beiden Frauen zu, die weiterhin auf das Handy starrten. „Was ist denn das Problem?“, fragte er großspurig und sah ebenfalls auf das Display.
„Die ... Karte lädt nicht“, erklärte Frau Hirvi kleinlaut.
Prompt war aus der näheren Umgebung genervtes Stöhnen zu hören. Und auch Erik musste sich zusammenreißen, um keinen dummen Kommentar beizusteuern. Glücklicherweise würde Berger jetzt hoffentlich einschreiten. Der stand jedoch weiterhin gelangweilt am Straßenrand und pfiff nur lediglich von Zeit zu Zeit einige Streuner zurück, die sich zu weit von der Gruppe zu entfernen drohten.
Bei dem Gedanken, dass Sandro allen Ernstes dafür verantwortlich sein könnte, dass sie den richtigen Weg fanden, drehte sich Erik der Magen um. Das sahen andere offenbar genauso, denn prompt stapfte Ines zu der anwachsenden Traube um ihre Lehrerinnen hinüber und fauchte, dass Sandro sich besser zurückhielt. Der spitze Kommentar, dass er ja schon mit der Speisekarte von McDonalds Probleme hätte, ließ schließlich keinerlei Zweifel mehr daran, dass die beiden gerade wieder in einer Krise steckten.
Erneut drehte Erik sich zu Berger um. Inzwischen hatte sich Hanna in dessen Nähe vorgewagt und stand flüsternd neben ihrem Lehrer. Eriks Magensäure kroch prompt die Speiseröhre rauf, als er Bergers zusammengekniffenen Lippen beobachtete. Was auch immer Hanna sagte, es schien nicht auf Gegenliebe zu treffen. Schließlich zwang Berger sich trotzdem ein Lächeln und ein Nicken ab. Ein kurzer und ebenso leise geflüsterter Kommentar, daraufhin verzog Hanna sich glücklicherweise wieder.
‚Die soll sich bloß nicht einfallen lassen da weiterzumachen, wo sie gestern aufgehört hat‘, sagte Erik sich, wusste aber im Grunde nicht einmal selbst, was er damit meinte.
Denn was genau letzte Nacht alles vorgefallen war, entzog sich ja weiterhin seiner Erinnerung. Dass Hanna mehr als unangemessen nah an Berger herangerückt war, war Erik allerdings unangenehm klar, im Gedächtnis geblieben zu sein.
Wobei diese Bilder, wie Erik selbst Berger gegen die Wand in ihrer Hütte presste, nicht gerade als ‚angemessen‘ bezeichnet werden konnten. Aber wenn das wahr wäre, hätte der Kerl heute Morgen wohl kaum behauptet, dass nichts passiert war. Also konnte es nur eine dämliche Fantasie von Eriks mentalem Quälgeist sein.
„Was ist jetzt?“, rief einer der anderen Jungen genervt, nachdem Sandros Bemühungen nicht zu einem Ergebnis führten.
Sie saßen inzwischen schon mindestens fünfzehn Minuten hier fest. Zwar hatten sie keinen sonderlich straffen Zeitplan, da der Bus sie erst irgendwann am späten Nachmittag an diesem blöden See abholen sollte, aber das hieß ja nicht, dass sie deshalb hier rumstehen konnten.
„Das dämliche Handy hat keinen Empfang“, stellte Sandro ‚fachmännisch‘ fest und erntete damit weiteres genervtes Stöhnen. Prompt zogen diverse Schüler ihre Geräte heraus und mussten einer nach dem anderen feststellen, dass sie offenbar im digitalen Nirgendwo gelandet waren.
Erik verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. ‚Ist nicht wahr, oder?‘, seufzte er innerlich. Einundzwanzigstes Jahrhundert und sie bekamen es nicht auf die Reihe, eine bekloppte Straße zu finden, um zu einem noch dämlicheren See zu laufen? Auch auf die Gefahr einer Panikattacke würde Erik im Augenblick lieber am Strand liegen.
‚Vorzugsweise mit einem wenig bekleideten Deutschlehrer neben dir.‘
Noch viel lieber würde Erik es sehen, wenn sie dort alleine wären. Auf die Weise könnte er ein paar klärende Worte mit Berger austauschen. Allen voran die Frage, was zum Henker letzte Nacht passiert war. Gefolgt davon, was genau Erik jetzt zu tun hatte, um zumindest theoretisch eine Chance zu bekommen, Berger besser kennenzulernen. Nicht zu vergessen, das Geständnis, dass Erik durchaus Interesse an dem Mann hatte. Und zwar nicht nur an diesen dämlichen Antworten.
Zögerlich sah Erik zu Berger und traf dabei prompt auf dessen eigenen Blick. Hastig senkte Erik den Kopf. Erst als er auf seine Turnschuhe starrte, wurde ihm bewusst, dass es nicht er war, der beim Starren erwischt worden war, sondern Berger. Also hob Erik den Kopf ein weiteres Mal.
Sein Lehrer sah noch immer herüber. Der Blick undeutbar wie so oft. Erik musste schlucken, um den metallischen Geschmack im Mund loszuwerden, als ihm die Magensäure schon wieder den Hals hinauf stieg.
In den letzten Tagen hatte Erik öfters ein Lächeln und Grinsen bei Berger gesehen. Obwohl dieses Katz-und-Maus-Spiel dämlich war, nahm Erik lieber das in Kauf als diese zurückhaltende Kälte, die ihm im Augenblick entgegenschlug.
Während er darüber nachdachte, wie er es einrichten konnte, allein mit Berger zu reden, wurde im Hintergrund eine zunehmend heftiger werdende Diskussion darüber geführt, wer für die Planung dieser Fahrt zuständig war. Und folglich auch für das Fiasko, dass sie hier am Arsch der Welt ohne Handyempfang gelandet waren und natürlich in den heutigen Zeiten niemand daran gedacht hatte, eine verdammte Karte mitzunehmen. Immer mehr Flüche waren zu hören, unterbrochen von vereinzelten Vermutungen, wo es ja vielleicht langgehen könnte.
„Es müsste doch da vorn über den Hügel sein, oder?“, warf irgendjemand ein.
Erik machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu achten, wer sich hier anschickte, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Einer tatsächlichen Lösung würden sie auf diese Weise ja sowieso nicht näher kommen.
‚Und Berger sieht weiterhin aus, als ob ihm das alles am Arsch vorbeigeht.‘
Dabei war Erik sich sicher, dass der Mann entweder bereits wusste, wo sie langgehen mussten oder zumindest einen Plan gehabt hätte, wie sie es herausfinden könnten. Tatsächlich stand Berger aber weiterhin einfach da am Straßenrand und wartete ab, während die stetig größer werdende Traube versuchte, eine Einigung darüber zu finden, wo sie langgehen müssten.
„Also, es muss ja tatsächlich in der Richtung sein“, entschied Frau Farin irgendwann, als sie offensichtlich anders nicht weiterkamen. „Laufen wir zunächst los und sehen, ob dort ein Wegweiser aufgestellt ist.“
Das entlockte den meisten am Boden sitzenden und vermutlich noch reichlich verkaterten Gestalten zwar nur ein weiteres genervtes Stöhnen, aber immerhin ging es vorwärts. Und vielleicht würde Berger ja eingreifen, wenn sie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hatten. Ansonsten bestand wenig Grund zur Sorge, dass sie sich hier verlaufen würden. Sie wussten die ungefähre Richtung und es konnten nicht allzu viele Straßen aus diesem Kaff führen.
Sandro spielte sich weiter als Fremdenführer auf. Die giftigen Blicke, die er dabei Ines zukommen ließ, sagten alles darüber, was er eigentlich im Sinn hatte. Da Erik keine Lust hatte, sich das Liebestheater länger als nötig anzusehen, hielt er sich vorsorglich von der Spitze der Gruppe fern und blieb zunächst stehen.
„Fallen Sie nicht zu weit zurück. Nicht, dass sie uns wieder verloren gehen“, murrte es prompt kaum hörbar hinter Erik.
Am liebsten wäre er herumgefahren und hätte Berger angeblafft, dass er nicht mit Absicht bei der Stadtführung zurückgefallen war. Aber das wäre reichlich kindisch. Und in Anbetracht von Bergers ohnehin schon mieser Laune ebenso wenig hilfreich. Also trat Erik stattdessen einen Schritt beiseite und hielt kurz inne, sodass Berger mit ihm gleichauf war. Ein Blick nach weiter hinten und Erik stellte fest, dass sie das Schlusslicht ihrer Gruppe darstellten. Wenigstens würde so tatsächlich niemand abhandenkommen.
„Sind Sie sicher, dass wir nicht ohnehin alle auf dem besten Weg sind, hier verloren zu gehen?“, fragte Erik schließlich zurück.
Berger zuckte mit den Schultern und starrte stur geradeaus. „Laut Planung ist es eine asphaltierte Straße. Wird ja wohl hoffentlich nicht so schwer zu finden sein.“
Damit wandte Berger sich ab und setzte an, weiterzulaufen. Doch diesmal schoss Eriks eigene Hand vor und packte den Mann am Oberarm. Als dessen emotionsloser Blick von ebendieser Stelle den Arm entlang bis zu Eriks Gesicht wanderte, fuhr ihm ein Schauer den Rücken hinab.
„Wenn ich doch irgendetwas ... gemacht habe, tut mir das ehrlich leid“, sagte Erik ernst, erntete jedoch keine für ihn deutbare Reaktion. Um sich nicht weiter ins Aus zu schießen, ließ er Berger wieder los.
Der warf einen kurzen Blick zu der sich langsam von ihnen entfernenden Gruppe, bevor er sich erneut zu Erik drehte und antwortete: „Hören Sie auf, sich darüber Gedanken zu machen.“
„Dann sagen Sie mir, was ich getan habe“, forderte er Berger flüsternd auf. Dieses Loch in Eriks Gedächtnis zerrte stetig heftiger an seinen Eingeweiden.
„Nichts“, antwortete Berger.
Für eine Sekunde hätte Erik schwören können, dass dort ein schon fast bedauerndes Lächeln über die Lippen seines Lehrers huschte. „Sie haben gar nichts getan, Erik.“
„Wieso sind Sie dann nicht da vorn und machen das, was sie definitiv besser können, als der Rest von den Schwachm... den Typen da?“
Diesmal brauchte Erik nicht einmal zu überlegen, ob das ein Grinsen auf Bergers Lippen war, denn ebendieses konnte man gar nicht übersehen, während der antwortete: „Im Augenblick erscheint es mir sinnvoller, darauf zu achten, dass Sie uns nicht abhandenkommen, Herr Hoffmann. Scheinbar ist Ihr Kopf ja wieder mit genug anderen Dingen beschäftigt als dem Weg.“
Damit zeigte Berger auf die inzwischen gut zwanzig Meter entfernte Truppe. Erik presste die Lippen aufeinander. Er war weiterhin nicht sicher, was hier los war. Aber die Hoffnung, dass er zur Abwechslung nicht daran schuld war, gefiel ihm. Sogar verdammt gut.
Also nickte Erik und folgte anchließend hastig dem Rest der Gruppe. Da die nicht sonderlich flott unterwegs waren, hatten sie die anderen schnell eingeholt. Sie liefen weiter die Straße entlang in die Richtung einer Hügelkette, hinter der sich irgendwo ein See befinden musste – das Ziel dieser total sinnlosen ‚Wanderung‘.
„Wer ist eigentlich auf diese bekloppte Idee gekommen?“, murmelte Erik.
„Vermutlich das Planungskomitee für die Fahrt“, meinte Berger trocken.
Immerhin antwortete der Mann ihm. Eriks Hoffnung, dass er den Worten von dem Kerl trauen konnte und er tatsächlich nicht der Grund für dessen schlechte Laune war, stieg wieder an. Bei genauerer Überlegung war Bergers Stimmung ja auch erst nach dem Anruf von Frau Fink so tief gesunken. Davor hatte er eher verhalten und erstaunlich schüchtern gewirkt. Etwas, das so gar nicht zu Berger zu passen schien. Weder zu dem, den Erik aus dem letzten Schuljahr kannte, noch zu dem, der in den vergangenen Tagen hinter der geschniegelten Fassade hervorgeblitzt war.
Da Berger aber im Augenblick einigermaßen ansprechbar zu sein schien, versuchte Erik es mit einem erneuten lockeren Spruch: „Solange Sie keine Namen nennen, hilft das nicht weiter in Bezug auf die Schuldzuweisungen.“
In der Tat erntete er dafür ein leise schnaubendes Lachen. Eine Antwort jedoch nicht – was vermutlich daran lag, dass sie inzwischen zur Truppe aufgeholt hatten. Die standen schon wieder dumm in der Gegend rum. Das Stöhnen schien allmählich zum Dauerzustand zu werden.