21 – Zweifelhafte Unterhaltung
Etwa eine Stunde später fragte Erik sich ernsthaft, ob Gott existierte. Falls dem so war, war er ein Arschloch. Nicht die Art von Quälgeist und Mistkerl, der in Eriks eigenen Kopf zu leben schien. Denn der war zwar nervig und peinlich, mitunter allerdings ebenfalls durchaus amüsant. Was Erik hier aber mal wieder gerade angetan wurde, war ganz sicher keines dieser drei Dinge. Es war einfach nur scheiße.
Missmutig starrte Erik auf das grau melierte Tablett und versuchte, die ständig hin und her rutschende Sophie zu seiner Rechten zu ignorieren. Genauso wie deren Freundin, die auf Eriks linker Seite einfach nicht die Klappe halten wollte. Vor allem aber sah er auf das dämliche Tablett, damit er nicht zu dem Blödmann gegenüber blicken musste.
Die verfluchten Bewegungen, die Erik selbst aus dem Augenwinkel heraus beobachten konnte, reichten ihm bereits völlig aus. Jedenfalls, wenn es darum ging, zu wissen, dass der Mistkerl sich eben die nächsten Pommes zwischen die Lippen schob. So beschissen langsam, dass Erik hätte glauben können, sein Leben wäre zur Zeitlupeneinstellung übergegangen.
‚Der Blödmann macht das mit Absicht!‘
Leider hatte Erik nichts mehr übrig, um mit gleicher Münze zu kontern. Sein Tablett war bereits leer, der Magen deshalb zwar nicht wirklich ‚voll‘, aber immerhin war der Hunger einigermaßen gebändigt. Appetit hatte er ohnehin nicht. Trotzdem überlegte Erik, ob er sich nicht noch irgendwas holen sollte – einfach nur um von diesem verdammten Tisch wegzukommen. Bisher hatte sein Geiz gewonnen, aber viel fehlte nicht, dass er aufspringen würde.
‚Die nerven. Alle!‘
Speziell dieser blöde Lehrer, der Erik gegenübersaß und weiterhin nicht fertig war mit Essen. Deshalb krampften sich seine Hände immer heftiger in die Hosenbeine der Shorts. Auf diese Weise hatte Erik wenigstens etwas zum Festhalten, das nicht ganz so auffällig war, wie wenn er sich an den Pappbecher klammerte. Der im Übrigen genauso leer war.
Erik wollte hier weg. Irgendwie dieser angehenden Hölle entkommen. Vorsichtig hob er den Kopf. Allmählich musste Berger doch fertig sein. Zunächst kam eine Reihe von Kartons in den Blick. In einem davon lagen weiterhin ein paar Pommes. Wenigstens sah es so aus, als hätte der Kerl es bald geschafft. Nachdem Erik den Kopf ein weiteres Stück hob, sah er sich jedoch direkt einem zufriedenen Lächeln gegenüber.
Während Berger zum Pappbecher griff, schaltete Eriks Hirn schon wieder auf Zeitlupe um. Der beschissene Strohhalm schaffte schließlich das, was die Zigaretten und die verfluchten Pommes nicht geschafft hatten – eine neue geistige Filmpremiere.
Erik schluckte und versuchte, sich krampfhaft auf das Gelaber von links zu konzentrieren. Schon seit mindestens zwanzig Minuten erzählte die Frau ununterbrochen etwas, das Erik bisher viel zu gut hatte ausblenden können.
Da war irgendwas über die Kirche und das Rathaus. Als er schließlich den Namen Pierre hörte, war Erik kurz davor, die Stirn auf den Tisch zu schlagen.
‚Das ist Folter‘, jammerte er stumm vor sich hin.
Sich für die nächsten Tage in dieser blöden Hütte zu verschanzen, klang zunehmend verlockender. Sollte Berger doch toben und wüten, weil Erik sich nicht an den tollen geplanten Aktivitäten beteiligen wollte. Vermutlich würde man ihn nicht zwingen. Die Frage, ob Berger mit Erik in der Hütte bleiben müsste, wäre durchaus interessant. Vielleicht würde ein Tag zum Nachdenken Eriks krankes Hirn endlich dazu bringen, sich zu entscheiden, ob er den Kerl vögeln oder umbringen wollte.
‚Die Frage stellt sich doch schon lange nicht mehr ...‘, flüsterte der Quälgeist bereits in Eriks Kopf. Sein Blick verfinsterte sich, während Erik weiterhin Berger anstarrte.
Als mit einem Mal von rechts eine beiläufige Hand vorsichtig auf Eriks Oberschenkel landete und Sophie fragte, wie er denn die Stadtführung fand, sprang er ruckartig auf und schnappte sich das Tablett.
„Ich brauch einen Kaffee“, murmelte Erik hastig und verschwand in Richtung des Verkaufstresens.
Immerhin waren sie nicht in einem richtigen Restaurant gelandet, sondern in einem Schnellimbiss. Da war das Bestellen selbst für jemanden, der wie Erik die Sprache mehr als leidlich beherrschte nicht so schwer.
Vor allem fiel es jetzt im Moment nicht allzu sehr auf, dass er sich verzog, um wenigstens einmal durchatmen zu können. Trotzdem konnte Erik im Nacken schon wieder dieses nervige Kribbeln spüren. Das, welches ihm beständig vormachte, Berger würde ihn ununterbrochen im Auge behalten.
Nachdem Erik heute an einem Tag zweimal fast draufgegangen war, konnte man das dem blöden Lehrer wohl nicht verübeln. Wenigstens nicht, wenn man in Betracht zog, was Berger ständig vorschob: Diese dämliche Aufsichtspflicht. Als ob Erik einen Aufpasser bräuchte.
‚Bodyguard und Sanitäter waren heute aber durchaus nötig.‘
Schnaubend schob Erik das Tablett in den Wagen für das dreckige Geschirr und stapfte anschließend zum Tresen, um sich einen Kaffee zu bestellen. Wenn er ohne diesen an den Tisch zurückkehrte, würde das ja sonst erst recht auffallen.
Um sich möglichst viel Zeit zu lassen, wählte Erik die Schlange, in der die meisten weitere Leute vor ihm standen. Die drei Plagen von der Mutter vor ihm waren zwar nervig laut, aber die würden vermutlich ihre Zeit brauchen, bis sie die Bestellung zusammen hatten. Das reichte hoffentlich, um denen am Tisch noch eine Weile zu entkommen.
„Sind Sie sicher, dass Koffein Ihnen guttut?“, raunte es nicht einmal eine Minute später hinter Erik und ließ ihn zusammenfahren.
Eigentlich hatte Erik sich für heute ja schon genug Peinlichkeiten ausgesetzt. Entsprechend hatte er auch keine Ahnung, weshalb er dem Quälgeist in seinem Kopf ein weiteres Mal die Führung überließ.
Anders war zumindest nicht zu erklären, warum er prompt zischte: „Angst, dass ich Sie die Nacht wach halten könnte?“
Als Berger nicht antwortete, drehte Erik sich schließlich doch zu seinem Lehrer um. Dessen Blick war zunächst undeutbar – was ja nicht wirklich etwas Neues war. Je länger Erik den Kerl anstarrte, desto deutlicher glaubte er jedoch, ein herausforderndes Funkeln in dessen Augen zu sehen.
‚Scheiße!‘, fluchte Erik innerlich.
Eben war er noch auf hundertachtzig und hätte den Kerl am liebsten erwürgt. Stattdessen starrte er zwei Sekunden später diesmal auf die zu verführerischen Lippen. Und fragte sich, was passieren würde, wenn er den Mann hier einfach küssen würde. Wäre schließlich kinderleicht. Kopf zwischen beide Hände und Lippen aufeinander. Noch etwas Zunge, um unmissverständlich klarzumachen, dass Erik das nicht als harmlose Spielerei meinte. Was würde wohl passieren?
‚Vermutlich fällt Sophie in Ohnmacht und Berger rammt dir das Knie in die Eier.‘
Trotzdem war Erik sich sicher, dass da etwas war, das dem Kerl förmlich auf der Zunge brennen musste. Okay, vielleicht war es auch nur eine winzig kleine Hoffnung darauf, dass er nicht völlig durchdrehte, während Erik auf den schmalen Streifen Zähne blickte, die sich in Bergers Unterlippe bohrten.
Der antwortete im Übrigen noch immer nicht. War ja schon beinahe normal. Erst kam die Herausforderung und prompt im Anschluss der Rückzug. Das nervte! Vor allem bot es Eriks Fantasie zu viele Möglichkeiten, sich auszutoben.
Von „Dafür brauchen Sie den Kaffee nicht“ bis zu „Machen Sie keine Versprechen, die Sie nicht halten können“, spukten Erik diverse Varianten einer Antwort durch den Kopf.
Berger sprach jedoch keine davon aus, sagte weiterhin gar nichts, sondern starrte Erik lediglich schweigend an. Die Schlange vor ihnen rückte weiter. Erik bewegte sich trotzdem nicht, sah seinerseits stur zu Berger zurück. Er hatte schließlich bisher keine Antwort. Am Ende war es deshalb der blöde Lehrer, der zuerst wegsah und sich an Erik vorbeischob, als die Frau mit den drei Plagen doch erstaunlich schnell mit ihrer Bestellung durch war.
„Sie sollten aufhören irgendwelchen Illusionen nachrennen“, murmelte Berger verhalten, während er an die Theke herantrat und sich anschließend einen Cappuccino bestellte.
Erik schluckte. Er drehte sich ebenfalls um und trat deutlich zu dicht an Berger heran. Jedenfalls, wenn es um ‚angemessenen‘ Abstand zum Lehrkörper ging. „Ach ja?“, raunte er mit gepresster Stimme neben Bergers Ohr. „Welche Illusion sollte das denn sein?“
Wieder antwortete der Blödmann zunächst nicht, ignorierte offenbar aber auch, dass Erik so verflucht nah an ihm dran stand, dass er sogar Bergers Körperwärme zu spüren glaubte.
Erst nachdem Berger seine Bestellung entgegennahm und die Frau dafür bezahlt hatte, drehte er sich herum und sah mit einem bedauernden Lächeln zu ihm hinauf. Eriks Magen krampfte sich bei dem Anblick zusammen.
„Dass Ihr Interesse sich auf mehr als nur die Antworten zu ein paar Fragen bezieht.“
Die Worte rotierten zweimal in Eriks Kopf, bevor ihm klar wurde, worauf der Blödmann abzielte. Kaum war es soweit zog es Erik prompt die Eingeweide zusammen. Berger wartete jedoch keine Antwort ab, sondern drückte mit einer Hand gegen Erik, damit er genug Platz hatte, um vorbeizukommen. Als die Finger schließlich von seiner Brust verschwanden, fühlte es sich an, als würde jeder einzelne einen brennenden Punkt zurücklassen, der sich durch das Shirt und die Haut hindurch fraß. Erik konnte die sich entfernenden Schritte hören, schaffte es aber nicht, sich umzudrehen.
„Scheiße“, flüsterte er leise.
In seiner Brust hämmerte das Herz, im Kopf kreisten Bergers Worte. Ja, Erik war nicht nur aus Prinzip auf diese blöde Abschlussfahrt mitgekommen. Er wollte Antworten auf die Fragen, die ihm keine Ruhe ließen. Berger forderte ihn heraus. Er reizte Erik. Manchmal fühlte es sich fast so an, als würde der Blödmann mit ihm spielen. Nur um ihn sofort wieder von sich zu stoßen. Also ja, ein nicht geringer Teil von Erik hatte beständig das Gefühl, als würden diese Antworten ihm im Gegenzug zustehen.
Aber zum ersten Mal wurde Erik ebenso bewusst, dass er nie ernsthaft selbst darüber nachgedacht hatte, was er mit ebendiesen Antworten am Ende überhaupt anstellen wollte. Denn, obwohl manchmal diese leise, kleine Stimme von irgendwoher flüsterte, dass dieser dumme Aufsatz bezüglich seiner Zukunft in fünf Jahren wahr werden könnte, hatte Berger eben auch in diesem anderen Punkt wohl leider recht.
Erik schielte über die Schulter zurück zum Tisch, an dem sein Lehrer sich inzwischen wieder zu den Mädchen gesetzt hatte. „Eine Beziehung auf Augenhöhe“, hörte er die Worte des Blödmannes vom Vormittag.
„Nur eine Illusion.“
Würde er mit Berger denn überhaupt jemals auf Augenhöhe sein können?
✑
Dieser Gedanke beschäftigte Erik für die nächste halbe Stunde bis Stunde, die er erneut zwischen seinen Mitschülerinnen saß. Zu einer Antwort gelangte er dennoch nicht. Und so hockte Erik weiterhin gelangweilt auf dem Stuhl und versuchte nicht allzu offensichtlich zu Berger zu starren.
Wenigstens hatte der die Güte, sich einigermaßen konstant mit den Damen zu unterhalten. So blieb es Erik erspart, selbst antworten zu müssen. Leider schmeckte der Kaffee, den er sich nach Bergers blödem Spruch natürlich doch noch geholt hatte, absolut grauenhaft. Lenkte auch nicht einmal ansatzweise von dem Gedankenchaos ab, das weiterhin durch Erik tobte.
Verstohlen schielte er zu Berger. Der lächelte verhalten und drehte den eigenen Pappbecher zwischen den Fingern hin und her, während er dem Gerede folgte.
„Hast Du Lust, mitzugehen, Erik?“
„Wie bitte?“ Irritiert sah er zu Sophie, die erwartungsvoll zurückblickte. Scheiße, worum war es gerade gegangen?
„Die Party, nachher?“
‚Welche Party?‘, fragte Erik sich reichlich verwundert. ‚Etwa schon wieder so ein lahmer Scheiß bei den Hütten?‘
Ein weiterer Blick zu Berger verriet Erik leider nichts, außer dass der inzwischen wohl doch abgeschaltet hatte und nicht mehr zuhörte. Jedenfalls wenn man nach den eher glasig erscheinenden Augen ging, die auf dem Pappbecher ruhten. Irgendwie wirkte Berger neben der Spur – zumindest nicht so fröhlich, wie er sollte. Schließlich lächelte der Typ doch sonst auch ununterbrochen, sobald irgendwelche weiblichen Wesen anwesend waren.
Der Anblick da drüben gefiel Erik entsprechend nicht. Leider hatte er keine Ahnung, wie er etwas daran ändern sollte. Und das wiederum zog ihm, wie so oft, eine Schlinge um den Hals, die eine Antwort an Sophie beinahe unmöglich erscheinen ließ.
Hastig senkte Erik den Blick ab, räusperte sich und presste mit einem falschen Lächeln auf den Lippen heraus: „Entschuldige, ich habe nicht zugehört. Was denn für eine Party?“
„Die in der Bar, von der Pierre gesprochen hat.“
Wann hatte ihr schillernder Fremdenführer denn irgendetwas über eine Bar erzählt? Oder eine Party? Die Erinnerung an die Stadtführung am Morgen brachte jedoch auch deren Ende in Eriks Bewusstsein zurück, denn viel mehr hatte er davon ja ehrlicherweise nicht mitbekommen. Kein Thema, über das er reden wollte.
„Party ... Ja“, antwortete Erik stockend. „Weiß nicht.“
„Ach komm schon!“, rief Sophie lachend. Plötzlich war ihre Hand auf Eriks Arm und dessen Nerven kurz davor blank zu liegen.
Ausgehen klang mit einem Mal verflucht gut und wenn Pierre die Party empfohlen hatte, bestand zumindest die theoretische Möglichkeit, dass sich dort ein entsprechendes Publikum aufhalten würde. Nachdem der gestrige Abend in der Herberge reichlich lahm verlaufen war, klang ein Bier und Musik deutlich besser. Erst recht, wenn sich dort auch endlich einmal ein paar halb nackte Franzosen zeigen würden, die darauf warteten, dass man sie näher kennenlernte.
Vielleicht half das ja dabei, Eriks Gedankenchaos bezüglich Berger wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken. Oder wenigstens, um sich den Kerl endlich aus dem Kopf zu schlagen.
Da stand allerdings weiterhin die Anweisung, sich nicht weiter als zehn Meter von einem ihrer Aufpasser zu entfernen. Erik linste zu Berger, der stoisch auf den Pappbecher starrte. Die zusammengepressten Lippen sprachen nicht dafür, dass der Mann sonderlich begeistert sein würde, wenn Erik Sophie und den anderen zusagte.
Würde Berger etwas sagen? Vielleicht. Oder auch nicht. Erik wusste nicht einmal, was ihm lieber wäre. Ganz sicher hatte er keinen Bock darauf, dass Berger ihn weiterhin wie ein Kind behandelte. Wenn Erik ausgehen wollte, konnte er das schließlich auch tun. Machte der Rest dieser Chaoten doch genauso. Andererseits verlangte ein anderer Teil mindestens ebenso sehr danach, dass Berger ihn aufhielt, zurück in die beschissene Herberge schleifte und sie das Gespräch beendeten, das sie am Stand angefangen hatten.
Inzwischen hatte Berger den Kopf gehoben und sah eindringlich zu Erik zurück – sagte allerdings nichts. Scheiße, so war diese Fahrt nicht geplant gewesen. Er hatte Spaß haben wollen und nicht noch mehr Chaos im Kopf und ... anderswo.
„Okay“, antwortete Erik schließlich. Prompt wandte Berger den Blick ab, die Lippen nur mehr ein schmaler Streifen.
‚Garantiert nicht begeistert.‘
Aber es kam kein Widerspruch, Einspruch oder die Ermahnung, dass Erik sich nicht zu weit vom Lehrkörper entfernen sollte. Wobei es ja genug Teil ein Eriks Geist gab, die dem Körper dieses bestimmten Lehrers immer noch näher kommen wollen.
Den Gedanken schob Erik lieber ganz weit weg. Er wartete, aber es blieb dabei, dass Berger keine offensichtliche Reaktion zeigte. Nicht die geringste. Der Kerl saß einfach da, starrte schon wieder auf den blöden Pappbecher und schwieg.
„Echt?“, quietsche Sophie verhalten. „Ähm. Super!“
Verwundert über die heftige Reaktion, sah Erik nun zu ihr. Meinte sie das ernst oder sollte das sarkastisch sein? Er wurde weiterhin nicht schlau aus dieser Frau und was sie von ihm wollte. Das zufriedene Lächeln, das ihm entgegenschlug, rief jedoch erneut Bergers Worte vom Strand und vom Marktplatz in Erinnerung.
‚Nein, das ist Blödsinn‘, ermahnte Erik sich.
Schließlich hatte er Sophie gestern Abend schon deutlich gemacht, dass Sandro zwar ein Vollpfosten war, in dieser einen Sache allerdings recht hatte. Erik stand nun einmal nicht auf Frauen. Klar, es war sicherlich nicht so, dass ihn der Gedanke an eine nackte Frau anwiderte, aber ein Kribbeln kam da trotzdem nicht auf.
Eriks Mitschülerinnen waren umgehend Feuer und Flamme von der Aussicht, heute Abend etwas mehr Spaß verzeichnen zu können als am Tag zuvor. Nicht, dass das sonderlich schwierig sein dürfte. Natürlich wurde Berger nun ebenfalls noch einmal gefragt.
Der zuckte mit den Schultern und lächelte verhalten, bevor er antwortete: „Brauchen Sie dafür einen Aufpasser?“
Die Worte waren wie ein weiterer Schlag ins Gesicht – und Erik sich ziemlich sicher, dass sie allein an ihn gerichtet waren. Dafür sprach jedenfalls der stechende Blick, den Berger in seine Richtung warf. Die Mädchen lachten hingegen amüsiert und nahmen die Worte nicht im geringsten Ernst.
‚Solltest du auch nicht‘, ermahnte Erik sich erfolglos.
Wenn der blöde Lehrer die dämliche Zehn-Meter-Regel durchsetzen wollte, musste er entweder etwas sagen oder mitkommen. Auf jeden Fall würde Erik diesmal nicht nachgeben. Wenn Berger der Meinung war, dass einer seiner Schüler ‚Aufsicht‘ brauchte, sollte er sich ihnen halt anschließen.
Ansonsten würde dieser Abend heute nach Eriks Regeln laufen.