Chris brachte Mila nach ihrem Treffen nachhause. Allerdings nutzte er dies nur als Ausrede, da er vor hatte noch einmal bei Elon vorbei zu schauen. Er musste dringend mit diesem reden.
„Wir treffen uns dann demnächst?", fragte Mila, die schon aufgeregt war, wie es wohl auf dem Bauernhof sein würde.
„Klar. Ich vergess es nicht", versprach Chris und wirkte noch immer ein wenig unruhig.
Mila nickte und trat dann auf Chris zu, um ihn kurz, fast flüchtig zu umarmen. Das gehörte sich immerhin so.
Chris versteifte sich und blieb ungläubig stehen, bis Mila mit einem Winken im Haus verschwand.
Dann kam wieder Leben in ihn. Sie hatte ihn umarmt!
Viel zufriedener mit diesem Tag als erwartet, rannte er förmlich auf Elons Haus zu, um an die Tür zu klopfen.
Es war im Grunde schon ein wildes Hämmern, als würde sein Leben davon abhängen.
„Was zur Hölle ist denn dein Problem", hörte er es bereits von innen Murren, als Elon die Tür vollkommen verschlafen öffnete. Die Haare wirr auf dem Kopf liegend und die blauen Augen zugekniffen von der grellen Abendsonne. „Was ist? Hast du nicht ein Date oder sowas?", fragte er heißer und gähnte herzhaft. Er hatte versucht den Schlaf nachzuholen, der ihm in der Hütte vergönnt gewesen war. Seiner Schulter ging es bereits besser, doch der Riss in seiner Lippe und auf seiner Wange, mit dem blauen Auge waren noch immer sehr existent.
Chris wurde nicht sehr viel ruhiger und trat aufgeregt von einem Bein auf das andere. „Ich brauch deine Hilfe", erklärte er aufgeregt. „Das Date mit Mila war wundervoll und ich habe ihr versprochen mit ihr reiten zu gehen, aber ich habe doch keine Ahnung von Pferden. Du musst mir helfen", erklärte er aufgeregt, aber leise, wenn auch sehr schnell. Dabei schielte er zu dem Haus von Mila, damit er sichergehen konnte, dass diese sie nicht hörte.
Elons Miene blieb eisern und ausdruckslos. „Was für Pferde?", erwiderte er und folgte müde Chris Blick, der kontinuierlich zu Milas Haus schnellte. Mit einem Augenrollen trat Elon zur Seite und genehmigte seinem Freund somit den Einlass.
Dieser schlüpfte sofort hinein.
„Ich habe ihr versprochen mit ihr auf den Bauernhof einer Bekannten zu gehen. Sie meinte sie wollte früher immer reiten und ich möchte ihr diesen Wunsch erfüllen, aber ich weiß nicht wie", versuchte es Chris noch einmal und war so aufgeregt, dass er nicht wusste, dass er für Elon wohl nur zusammenhangsloses Zeug redete.
„Du willst ihr also den Lehrer spielen in etwas was du gar nicht kannst. Klassiker", erklang die tiefe Stimme von Elons Vater, als Elon in die Küche schlürfte und sich dort an den kleinen runden Esstisch setze, wo sein Vater gerade Bacon und Eier als Abendessen servierte. Es gab nicht viel was Eric kochen konnte, doch Bacon und Eier war eines der Sachen. Demnach war es auch keine Seltenheit dieses Gericht hier anzutreffen. Egal ob morgens, mittags, abends oder nachts. Für Bacon und Eier war in diesem Haus immer Platz.
„Das ist kein Klassiker, er ist einfach ein Idiot", grummelte Elon und schien auf seinem Stuhl fast schon wieder einzunicken.
„Nein, ich will nicht den Lehrer spielen", meinte er und dachte nach. „Oder vielleicht doch. Aber eigentlich möchte nur wissen, ob es hier jemanden gibt, bei dem man Reitunterricht nehmen kann", versuchte er sich zu retten, denn er merkte auch, dass es eine dumme Idee war.
Der erwachsene Mann mit dem dunklen Haaren, dem Bartschatten und der Tätowierung am rechten Handgelenk, stellte den beiden Jungs jeweils einen Teller, mit der Spezialität des Hauses auf den Tisch.
„Ich versuche jetzt keinen sexistischen Witz zu machen, weil ich merke, dass es dir wohl ernst ist. Also, wer ist sie?", fragte Elons Vater der Situation entsprechend ernst, was nicht sonderlich viel war. Doch trotz allem, schwenkte er demonstrativ den Pfannenwender, als wäre er bei einer Präsentation.
Chris, der noch immer seltsam unruhig war, hielt bei dieser Frage inne und blickte von Elon zu dessen Vater. „Na Mila", erklärte er, als müsste doch jedem klar sein, von wem er hier sprach.
Der Vater verengte ein wenig die dunkelbraunen Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Mila? Wer ist Mila?", fragte er irritiert und blickte zu seinem Sohn.
„Unsere neue Nachbarin", erklärte Elon und stocherte mit einer Ecke Toast in dem flüssigen Eigelb rum.
Chris nickte und setzte sich zu Elon, da er auch ein Freund dieses Essens war. Langsam begann er zu essen, denn jetzt wo das Date vorbei war, hatte er wieder Hunger.
Das Gesicht seines Vaters klärte sich auf und er ließ sich nachdenklich, noch immer mit Pfannenwender bewaffnet auf einen Holzstuhl.
„Ach der kleine Phönix ... die hat sicher Feuer in sich. Ich sag's dir, ich merke sowas", meinte Eric beinahe schon warnend.
„Ja, das hat sie", meinte Chris und klang schwärmerisch, während er das Ei begann zu essen. Kleiner Phönix war ein wirklich schöner Name für sie.
„Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass Elon sich mit ihr trifft. Der bräuchte dringend mal jemanden der ihn ein wenig aufscheucht", erklärte Eric und stahl sich einen Streifen Bacon von Chris Teller. Dabei ignorierte er den finsteren Blick, den sein Sohn ihm zuwarf. „Also, wo genau liegt das Problem? Brauchst du Flirt-Tipps? Eine Gelegenheit vor ihr den Helden zu spielen? Kondome?"
Elon machte ein offensichtlich angewidertes Geräusch. „Bitte nicht beim Essen!"
„Ich möchte mir ihr reiten gehen", wiederholte er erneut und dachte nicht einmal daran, dass das zweideutig klingen würde. Er musste wissen wo er so einen verdammten Reiterhof oder wenigstens Pferde herbekam. Dazu wären noch die Grundlagen des Reitens praktisch
Elon unterdrückte angestrengt ein Lachen, ebenso wie sein Vater. Obwohl die beiden sowohl äußerlich als auch innerlich so verschieden waren, sah man dort doch die Verwandtschaft. Eric räusperte sich, bemüht nach Fassung, um sich nicht über Chris Problem lustig zu machen. „Also ... reiten!", setzte er an und holte tief Luft, damit er um Konzentration ringen konnte. „Wie lange hast du denn Zeit?"
Chris wirkte irritiert. „Hä? Wieso Zeit? Ich brauche Hilfe bei der Suche nach einem Reiterhof", meinte er und blickte von Eric zu Elon und wieder zurück.
„Kannst du nicht einfach den Reiterhof fragen am Rande der Stadt? Du weißt schon ... der große an dem wir immer vorbeifahren wenn wir die Stadt verlassen und du immer begeistert auf die Pferde zeigst", erklärte Elon als sollte das offensichtlich sein. Wie konnte er den Hof in der eigenen Stadt vergessen? So groß war der Ort hier immerhin nicht.
Chris blickte auf. „Ach ja, den gibt es ja auch. Kann man dort reiten lernen?", fragte er und wirkte dann in Gedanken versunken.
Elon zuckte unbekümmert die Schultern in seiner Ratlosigkeit, während er den knusprigen Bacon aß, ein wenig verbrannt, so wie er ihn mochte.
„Du brauchst keinen Lehrer", warf Eric nun plötzlich ein und erhob sich, um die dreckigen Küchenutensilien in das Spülbecken zu packen. „Ich nehme mir die nächsten Tage frei. Elon und ich werden dir das reiten beibringen", verkündete er nun selbstsicher und schien sich bereits jetzt zum Aufbruch bereit zu machen, während die Teller noch voll waren. Elon hob mit großen, fast ängstlichen Augen den Kopf und folgte mit den dem Blick seinem Vater durch den Raum.
„Wir können beide nicht reiten", wandte dieser ein und schien alles andere als begeistert.
„Ach so schwer kann das nicht sein und außerdem haben wir lange nichts mehr zu dritt gemacht", wank dieser ab und warf sich bereits die mit Fell gefütterte Jacke über. Dieser Mann konnte sich auch nie wie ein verantwortungsbewusstes Elternteil aufführen!
Chris strahlte. Die Vorstellung mit Elon und seinem Vater das Reiten zu erlernen, gefiel ihm gut. So konnte er dieses dann an Mila weitergeben und Zeit mit ihr verbringen.
„Hör auf so breit zu grinsen! Hörst du nicht was der wieder plant?", rief Elon aus und schüttelte Chris alarmiert an der Schulter.
„Was denn? Das ist doch klasse", verkündete Chris, der bei diesem Thema auf der Seite von Eric war.
„Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass seine ganzen Reitkenntnisse aus alten Clint-Eastwood-Streifen stammen, oder?", fragte Elon seufzend und schien bereits aufgegeben zu haben. Wenn Sein Vater einmal Chris auf seine Seite gezogen hatte, gab es keine Chance mehr. „Wir sollten dir lieber einen richtigen Lehrer besorgen."
„Ach Quatsch", wank Chris ab. „Dein Vater weißt schon was er tut", meinte Chris beschwichtigend und war Feuer und Flamme. Das war auch daran zu sehen, dass er nebenbei das Ei und den Speck in sich hineinstopfte.
Elon, der bereits aufgegeben hatte, ließ den Rest seiner Mahlzeit stehen und erhob sich, um sich umzuziehen. Immerhin reitet es sich schlecht im Pyjama.